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Feuerwerk in Bagdad. Teil 3.

 

Kurz

Sebastian Kurz mit äußerst bedenklichem Gerede im Gespräch mit zwei BILD-Redakteuren.

 

Aus Österreich gab es zu dem US-Mordanschlag eine Meinung von Sebastian Kurz, die wir hier nicht vorenthalten wollen. Zuvor wollen wir aber neben den zuvor aufgezählten Beispielen des „Wordings“ einen Blick auf die Reaktion der deutschen Bundesregierung werfen.

Ulrike Demmer, die stellvertretende Sprecherin der Bundeskanzlerin Merkel, hat sich dazu folgendermaßen geäußert:

„Das amerikanische Vorgehen ist eine Reaktion auf eine Reihe von militärischen Provokationen, für die der Iran die Verantwortung trägt.“

https://deutsch.rt.com/inland/96399-bundesregierung-rechtfertigt-ermordung-von-soleimani-durch-usa/

 

Demmer distanzierte sich von dem Mordanschlag nicht, sondern zeigte Verständnis, wobei sie das Opfer zum Täter umformulierte.

Aus dem iranischen Außenministerium wurde umgehend geantwortet:

In a statement on Friday, Seyyed Abbas Mousavi said such remarks show Germany is not aware of realities.

Such comments indicate Berlin is not aware of realities on the ground in the region, and will, intentionally or unintentionally, align this country (Germany) with the United States’ state terrorism,” said the spokesman.

The Islamic Republic of Iran regards the German government’s stances in support of brutal and unilateral US actions which are against international law as complicity in these actions, and Iran reminds the German government of General Soleimani’s key role in fighting the terrorism of ISIS, whose continued existence would have endangered the lives of countless number of people even in Europe,” he said.

https://en.mfa.ir/portal/NewsView/570712

 

Das ist nachvollziehbar. Die Mittäterschaft Deutschlands bei US-Verbrechen ist allerdings nicht neu. Der Regierungssprecher Steffen Seibert ist in seiner Funktion das Lügen und Verdrehen daher gewohnt. Wie auch dieses Mal:

 

 

Kommen wir zu Sebastian Kurz, welcher ausgerechnet dem transatlantischen Hetzblatt „BILD“ ein Interview gegeben hatte, also dort, wo die US-Agenda in jedem Arbeitsvertrag verankert ist. In diesem Interview wurde Kurz auch nach dem US-Mordanschlag gefragt, ohne dass dieser natürlich als solcher bezeichnet wurde. BILD titelte stattdessen entsprechend seines Niveaus mit einer Diffamierung: „Darf man sich über den Tod eines Terroristen freuen?“

Sebastian Kurz:

„Ich würde sagen, dass ist eine Reaktion gewesen auf das iranische Vorgehen und des iranischen Verhalten in der Zeit zuvor; es gab immer wieder Anschläge auf US-Diplomaten, und insofern ist es als das zu bewerten, was es war, nämlich eine Reaktion.“

Kurz schien außerdem immer noch nicht mitbekommen zu haben, dass die USA das Iran-Abkommen gebrochen und die involvierten NATO-Staaten nicht ihren Verpflichtungen nachgekommen waren – im Gegensatz zu dem Iran. Das Abkommen war also tot.

„Jetzt ist trotzdem wichtig, dass die Situation nicht weiter eskaliert, und daher sollte man den Krisenmechanismus nutzen, den das Iran Abkommen auch vorsieht.“

Beschämend auch die folgende Entgleisung:

„Freude ist bei einem Tod immer das falsche Gefühl, aber… natürlich…glaube ich, ist es wichtig zu unterscheiden, ob es Unschuldige trifft oder ob es Personen trifft, die durchaus auch für Anschläge, für Entführungen und anderes verantwortlich war.“

Sebastian Kurz vertrat hier demnach die Auffassung, dass es zu unterscheiden wäre, dass der Mordanschlag auf einer Person, unschuldig oder im Sinne von Washington als „schuldig“ bezeichnet werden würde.

 

 

Und auch hier gab Kurz brav das Pfötchen den Kriegstreibern aus Übersee:

„Der Iran tut alles, um keine positive Rolle in der Region zu spielen…“

https://www.bild.de/video/clip/politik-ausland/oesterreichs-bald-kanzler-bild-trifft-sebastian-kurz-67099130.bild.html

Sebastian Kurz war offensichtlich sehr bemüht, der US-Regierung, den Tätern, nicht ans Bein zu pinkeln. Er offenbarte dabei eine sehr gegensätzliche Wahrnehmung zur Realität, ohne diese freilich zu belegen. Auffallend auch hier, dass er einerseits fast wörtlich den Kommentar der deutschen Regierung wiedergab, andererseits das sichtlich vorgegebene „Wording“ der deutschsprachigen Massenmedien verwendete. Er verkaufte somit nicht nur die verlogene Meinung anderer, sondern äußerte Verständnis für den US-Mordanschlag. Dieses „Verständnis“ des Kurz artikulierten sogar, ob nun aus Kalkül oder nicht, auch die Nachrichtenagenturen APA/Reuters/dpa.

https://www.apa.at/Site/News.de.html?id=6452462690

Um es hier noch einmal ganz deutlich herauszustellen: Sebastian Kurz, der wieder die Rolle als Bundeskanzler Österreichs inne hat, übernimmt die Sichtweise der Aggressoren und hat kein Problem damit, für Massenmord Verständnis zu äußern. Sein Gerede, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen, erweist sich somit als leeres Gewäsch, da er jene, welche eskalieren, unterstützt.

Der Politologe Gerhard Mangott sah in den Äußerungen von Kurz ein Problem:

„Das geht nicht zusammen: Kurz äußert Verständnis für das US-Attentat auf Soleimani und schlägt gleichzeitig Österreich als Vermittler zwischen beiden Seiten vor. Ein potenzieller Vermittler sollte sich öffentlicher Parteinahme enthalten.“

https://www.diepresse.com/5747470/politologe-mangott-wirft-kurz-pr-gag-mit-iran-gipfel-in-wien-vor

 

Es gab in der Vergangenheit nicht viele Momente, in welchen Sebastian Kurz außenpolitisch einzuordnen war, denn zu bemüht war er gewesen, sich nicht zu positionieren und niemandem auf die Füße zu treten. Hier hatten wir die Gelegenheit zu beobachten, dass Kurz, der Kanzler aus Österreich, Berlin und Washington untergeordnet ist. Souveränität schaut anders aus.

 

Freitag
10
Januar 2020
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Feuerwerk in Bagdad. Teil 2.

 

Apropos: in dem vorgenannten KURIER-Artikel und erst recht nicht in dem verhetzenden Kommentar von Schwarz wurde der Anschlag via US-Rakete kein einziges Mal als Mord bezeichnet, obwohl dies – sachlich gesehen – eindeutig der Fall ist. Auch die richtigen Bezeichnungen „Attentat“ und „Terroranschlag“ sucht man vergebens. Stattdessen wurde der Mord ausschließlich und verharmlosend als „Tötung“ bezeichnet. Selbst aus dem Mordauftrag wurde ein „Tötungsbefehl“.

In einem Artikel vom 4. Januar 2020 des KURIER, hier von Ingrid Steiner-Gashi, oder auch vom 5. Januar ist von keinem „Mord“ die Rede.

https://kurier.at/politik/ausland/iran-droht-den-usa-sie-werden-jahrelang-buessen/400717905

https://kurier.at/politik/ausland/us-experte-erwartet-keinen-krieg-iran-will-sich-nicht-mit-trump-anlegen/400718184

Es ist immer nur von einer „Tötung“ die Rede. Das schaut dann – hier als Fragment – folgendermaßen aus:

„Präsident Rohani kündigt Vergeltung für die Tötung von General Soleimani an.“

„den von einer US-Rakete getöteten General Kassem Soleimani…“

„Ihn zu töten hatte man in Washington bisher nicht gewagt…

„… an der Entschlossenheit des Iran, die Tötung Soleimanis mit aller Härte…“

„…nach der gezielten Tötung des Generals…“

„…Vergeltungsangriffe für die Tötung des Generals…“

„… im Irak getöteten einflussreichen General…“

„…gegen die gezielte Tötung des iranischen…“

Ein Blick in die Blätter „STANDARD“ und „PRESSE“ zeigt, dass dieses „Wording“ keine Erfindung der KURIER-Redaktion ist. Hier einige Fragmente aus Zitaten aus der PRESSE vom 5. Januar 2020, wo bereits der Titel das Augenmerk vom Mordanschlag weg auf Reaktionen des Iran zu lenken versuchte: „Das Warten auf die Rache des Iran“:

https://www.diepresse.com/5747188/das-warten-auf-die-rache-des-iran

„Frauen in Bagdad trauerten am Samstag um den getöteten iranischen General Qasem Soleimani.“

„Die Nervosität im Nahen Osten nach der Tötung von General Soleimani steigt.“

„… von einer US-Rakete getöteten iranischen Generals Qasem Soleimani.“

„… der die gezielte Tötung….“

„… werfen dem Getöteten vor….“

Hier die Kostprobe des PRESSE-Artikels „Irakischer Schiiten-Führer will internationalen Widerstand gegen USA“ vom 5. Januar:

„Der Schritt folgt auf die Tötung des iranischen Generals…“

Eine bemerkenswerte „Tötungsdichte“ konnte im PRESSE-Artikel „Trump droht Iran mit Gegenschlägen bei Rache-Angriffen“ vom 5. Januar festgestellt werden.

https://www.diepresse.com/5747374/trump-droht-iran-mit-gegenschlagen-bei-rache-angriffen

Dieser setzte sich weitgehend aus den Agentur-Meldungen zusammen, die allesamt gleich klingen:

„… um gegen die gezielte Tötung…“

„… erwartet nach der Tötung des iranischen Generals…

„…Vergeltungsangriffe für die Tötung des Generals…“

„…erneut die gezielte Tötung…“

„Iran hatte nach der Tötung

„erwartet nach der Tötung…“

„Wenn die Tötung Soleimanis eine Wende…

„Die Tötung passe überhaupt nicht…

„Die Tötung des iranischen Generals…

„… Auswirkungen der Tötung…“

„gezielt getötet…“

„…und über die Tötung des iranischen…“

„… in Bagdad getötet.“

Mit ganzen 13x wurde besonders penetrant aus dem Mord, de facto Massenmord, eine begrifflich ungenaue „Tötung“ geformt. 13x sollte eingehämmert werden, dass der Mord nichts mit Mord zu tun haben würde.

Nicht anders der STANDARD, welcher am 3. Januar 2020 online titelte: „Der Iran droht den USA nach Tötung eines hohen Generals im Irak mit „schwerer Vergeltung““:

https://www.derstandard.at/story/2000112882392/hoher-iranischer-general-bei-us-raketenangriff-im-irak-getoetet

„…iranischen Generäle getötet worden.“

„Die Tötung sei eine „defensive Maßnahme“ gewesen… „

„Zarif verurteilte die Tötung Soleimanis am Freitag…“

„…haben die Tötung Soleimanis bereits verurteilt.“

Ebenso Gudrun Harrer vom STANDARD:

https://www.derstandard.at/story/2000112892701/general-soleimani-war-irans-omnipraesenter-gesandter-im-nahen-osten

„Der nun getötete Kommandant der Quds-Einheit war…“

„…bei einem US-Angriff gezielt getötet wurde…

https://www.derstandard.at/story/2000112897422/irak-us-iranisches-schlachtfeld

„Nach der Tötung von General Soleimani eskaliert die Lage im Irak.“

„Die Tötung Soleimanis gemeinsam…“

„Die Behauptung, die Eliminierung Soleimanis werde…“

„… macht diese Tötung zu seinem Sonderfall…“

Und auch am 5. Januar 2020:

https://www.derstandard.at/story/2000112952981/irakisches-parlament-fordert-abzug-aller-us-truppen

„Nach der Tötung eines iranischen Generals…“

„Die Tötung des hochrangigen…“

„…die Tötung Soleimanis…“

„…dass mit der Tötung Soleimanis…“

https://www.derstandard.at/story/2000112932795/irans-garden-erwaegen-racheangriff-auf-us-schiffe-in-strasse-von

„… sollte Teheran Rache für die Tötung des…“

„… haben wegen der Tötung Soleimanis…“

„… Rache für den getöteten Soleimani…

„… dass mit der Tötung Soleimanis…“

 

In Deutschland übrigens das gleiche Bild, von SÜDDEUTSCHE über FAZ bis zum SPIEGEL. Herrlich, so eine große Anzahl an „freier“ und „unabhängiger“ Presse, so viele unterschiedliche Redakteure – und so viele Gemeinsamkeiten, dass ein einziger Name gereicht hätte.

 

Mittwoch
08
Januar 2020
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Feuerwerk in Bagdad. Teil 1.

 

Die USA haben es auch nach dem Neujahrstag gleich richtig krachen lassen, obwohl jeder auch in Österreich weiß, dass das Abfeuern von Raketen nach Silvester verboten ist.

 

 

 

Allerdings brauchten die USA bislang noch nie Konsequenzen fürchten, wenn sie mit Feuerwerkskörpern hantierten, erst recht nicht in fernen Ländern. Auch waren Opfer immer nur irgendetwas am Rande, bestenfalls eine Zahl in der Statistik, zumeist aber nicht einmal das. Das Leben von „Sandniggern“ (US-Jargon) im Nahen Osten war für US-Regierungen noch nie etwas wert gewesen, genauso wenig wie „Schlitzaugen“ in Asien. (Und noch andere wie „Rothäute“ bis „Russen“). Und wer den US-Interessen im Weg gestanden war, hatte häufig genug ein nicht bestelltes Feuerwerk erhalten.

Der via Drohne ausgeführte US-Raketenangriff auf eine militärische Führungsspitze auf dem Flughafen von Bagdad, bei welchem in der Nacht zum 3. Januar der iranische General Kassem Soleimani, Kommandeur der Al-Quds-Brigaden, Abu Mahdi al-Muhandis, Vize-Kommandant der irakischen Volksmobilisierungseinheiten (PMU) und – nach unterschiedlichen Quellen weitere fünf bis acht Menschen iranischer wie irakischer Staatsbürgerschaft zerrissen worden waren, hatte auch das österreichische Blatt „KURIER“ beschäftigt.

KURIER, Druckausgabe vom 4. Januar 2020:

https://www.pressreader.com/austria/kurier-samstag/textview

 

Kurier - Soleiman

 

Interessanterweise wurde hier das Hauptaugenmerk auf den im Iran äußerst populären General Soleimani gelegt, obwohl sich unter den Opfern auch Iraker befunden haben. Einflüsse oder mögliche Reaktionen des Iran waren Thema, aber nicht die des Irak trotz derer Opfer. Unterschlagen wurde die Tatsache, dass Soleimani in militärische Strukturen des Irak eingebunden gewesen war, welche die Söldnerhaufen des sog. „IS“ im Irak sowie die Al-Kaida-Verbände in Syrien bekämpft hatten. (Welche wiederum durch die USA und ihre Verbündeten ausgehalten wurden und werden).

Der KURIER-Artikel ließ an einigen Stellen so etwas wie Kritik anklingen, wenn die Vorwände für den US-Angriffskrieg gegen den Irak 2003 und die Ausplünderung der irakischen Ressourcen erwähnt werden. Größeres Gewicht bekam allerdings eine negative Darstellung der Iran sowie deren General Soleimani, welcher die Interessen Teherans im Nahen Osten „brutal“ vorangetrieben haben soll. Diese Behauptung allein erscheint in einer Umwelt, in welcher USA, NATO, Israel und die Golf-Diktaturen ihre Interssen brutal durchzusetzen suchen – auch auf Kosten des Irans, zumindest diskussionswürdig.

Die richtige Würze bekam der Artikel mit dem Kommentar von Andreas Schwarz, dem Ressortleiter für die Außenpolitik des KURIER. Dieser Mann behauptet in seiner Meinung, dass der iranische General „kein Guter“ gewesen sei. Nur wer will das beurteilen? Er, Schwarz? Dessen Sichtweise ist nichts wert, denn er selbst ist kein „Guter“, der hier einen Mord, einen zigfachen Mord, zu rechtfertigen versucht.

https://kurier.at/meinung/krieg-und-es-gibt-einen-dem-er-nuetzt/400717152

 

Das sagt schon viel über eine Person wie Schwarz aus, dazu muss man nicht einmal mehr den Dreck aus der Versenkung holen, den er in der Vergangenheit abgesondert hatte. Von seiner mangelhaften Einstellung gegenüber jeglicher Rechtsstaatlichkeit abgesehen, beschuldigte er das „Regime“ des Iran als Unterstützer von Terrorismus, freilich ohne Belege, was allein an Lächerlichkeit kaum zu überbieten ist, weil der iranische General und Menschen um ihn herum einem Attentat, einem hinterhältigen Terroranschlag zum Opfer gefallen waren – ausgeführt durch die USA, welche sich als Täter öffentlich deklariert hatten.

Aber das war für Schwarz kein Thema, womöglich ist dies für ihn kein Terror, vielleicht ist es für ihn ein „guter“ Terror, weil die Opfer keine „Guten“ gewesen sein sollen. Es ist viel zu sehr damit beschäftigt, dem Opfer eine Täterrolle anzukleiden, in dem er weiter behauptet, dass der Iran „Krieg von Syrien bis Saudi-Arabien“ führen würde. Nur führt der Iran keinen Krieg gegen Saudi-Arabien, sondern auf Einladung der syrischen Regierung Krieg gegen Al-Kaida-Truppen und zumeist ausländischen Söldnerverbänden in Syrien (und im Irak), von denen ein Teil von den Saudis bezahlt und ausgerüstet werden. Eine klassische Täter-Opfer-Umkehr. In seiner ihm eigenen und womöglich auch berufsbedingten Verlogenheit faselte Schwarz dann auch von „finsteren Großmachtplänen“, an denen die „Mullahs“ schmieden würden.

Schwarz deklariert sich in seiner Meinung als eine Person, welche Feindbilder für Interessengruppen entwickelt und Krieg und Gewalt verkauft, um sich gleichzeitig „besorgt“ zu zeigen. Widerlich.

 

 

 

Montag
06
Januar 2020
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Musik-Video-Ecke 66

 

An einem Neujahrstag schaut man gerne nach vorne. Oder auch nicht, weil es einem grauen könnte. Zu Silvester wird dagegen gerne zurückgeschaut. 1979 erschien von A CERTAIN RATIO die Nummer „Wildparty“. 

Hier die beste Version aus der Peel-Session:

 

 

Und als LP-Version:

 

 

 

Mittwoch
01
Januar 2020
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Weihnachts-Botschaft 2019 der Staatssender.

 

Guterres 1

Quelle: Screenshot von Spiegel-Online, 24. Dez. 2019. 

 

Dem UNO-Generalsekretär António Guterres war pünktlich zu Heiligabend aufgefallen, dass in Syrien, speziell in der Provinz Idlib, immer noch Krieg geführt wird. Das hatte ihn offensichtlich aus seiner döseligen Weihnachtsstimmung geschreckt. Für ein Jahresgehalt von immerhin 209.691,- Dollar brutto sollte von ihm tatsächlich eine gewisse Aktivität erwartet werden.

Zum Beispiel ein wenig Öffentlichkeitsarbeit, für welche ein extra bezahlter Sprecher, ein gewisser Stephane Dujarric, zur Verfügung steht. Dieser Mann ist dafür da, für seinen Chef dem dümmlichen Straßenpöbel etwas Sinnentleertes vor die Füße zu werfen. Das klingt dann etwa so:

„Der Generalsekretär erinnert alle Parteien an die Pflicht, Zivilisten zu schützen.“

 

Nusra 1

Haben laut Guterres die Pflicht, Zivilisten zu schützen: Al Kaida. Quelle: Screenshot aus einem Al-Kaida-Filmchen. 

 

Doch welche Parteien mag Guterres gemeint haben? „Alle“, sagte er. Das sind natürlich sehr viele in Syrien. Wie viele Al-Kaida-Gruppen waren es eigentlich genau?`Nun ist der UNO-Generalsekretär Guterres kein Mitglied der Monty-Python-Truppe, der meinte es ernst, der appellierte an Terroristen, an ihre angebliche Pflicht, Zivilisten zu schützen, obwohl deren Schutzlosigkeit für Abschlachtungs- und Vergewaltigungsorgien eine Grundlage ihrer Betätigung gebildet hatte.

Was sollen wir nun vom aktuellen UNO-Generalsekretär halten, was von ihm erwarten? Wird er nächstes Jahr Al-Kaida ein besinnliches Weihnachtsfest wünschen?

https://www.spiegel.de/politik/ausland/uno-befuerchtet-erneutes-ansteigen-der-fluechtlingszahlen-a-1302697.html

https://www.sueddeutsche.de/politik/syrien-kaempfe-fluechtlinge-tuerkei-1.4735825

 

Die „heute“-Sendung des ZDF verzichtete am 24. Dezember auf diesen Schwachsinn, den SPIEGEL und SÜDDEUTSCHE als „Nachricht“ verkauften. Dort hieß es stattdessen:

„Nur eine sofortige Waffenruhe könne eine humanitäre Katastrophe und einen Massenexodus in die Türkei verhindern.“

 

Weihnachts-Botschaft 2019-1

Ein Appell zum Krieg vom UNO-Generalsekretär – und nicht gegen. Quelle: Screenshot von „heute“, 24. Dez. 2019. 

 

Das klingt sehr vernünftig, denn der gewöhnliche Mensch mag keine Katastrophen. Doch halt!, mag der aufmerksame Beobachter nun anmerken, an wen wendet sich der Appell zur sofortigen Waffenruhe überhaupt? Der angebliche „Massenexodus“ zeigt es auf: der Appell richtet sich an die Regierung Syriens und den russischen Verbündeten, welche die Terroristenarmeen in Syrien bekämpfen. Der Appell richtet sich nicht an Al-Kaida & Co. Das Ergebnis scheint demnach das selbe.

Der deutsche Staatssender „ZDF“ – ja, Staatssender gibt es nicht nur in Russland, was hiesige Staatssender nicht gerne herausstellen – unterstützte wie gewohnt die Kriegsagenda gegen Syrien und gleichzeitig das dortige als Fußvolk agierende terroristische Söldnerpack. ZDF-Moderator Christian Sievers „informierte“ über die in Weihnachtsthemen eingebetteten Kriegspropaganda bemerkenswert knapp:

„Die Armee von Machthaber Bashar al-Assad bombardiert die Region Idlib mit russischer Unterstützung. Nach Angaben von Menschenrechtlern starben dort heute bei einem Angriff auf eine Schule zehn Menschen, darunter sechs Kinder.“

 

Ab Minute 7:20. Quelle: „heute“, 24. Dez. 2019, 19 Uhr.

 

Diese zwei Sätze beinhalteten alles, was der Durchschnittsbürger zu wissen hatte:

a) Machthaber (Assad)

b) Russische Unterstützung

c) Angriff auf Schule

d) Tote Kinder

Was an tatsächlicher Information unterschlagen wurde, war das Folgende:

a) Assad ist der legitime Staatschef von Syrien.

b) Russland ist legitimer Verbündeter Syriens.

c) Terroristen, ausländische Söldner und ausländische Militärs halten sich illegal in Syrien auf und bekämpfen den Staat Syrien und dessen Bevölkerung im Auftrag ausländischer Mächte mit Mord und Brand.

d) Die angeblichen Informationsquellen von „heute“ speisen sich aus anonymen, geheimdienstlichen und terroristischen Quellen der Kriegstreiber und Kriegsakteure.

 

Es geht immer um die eine verlogene, hetzerische Botschaft in ihrer unendlichen Wiederholung, bis der letzte Dreck in die aufgeweichten Hirne der tumben Konsumenten gedrungen ist. Es wird hineingehämmert, bis der letzte Rest eines selbstständigen Denkvermögens kapituliert. Böser Diktator, böse Russen, Krankenhäuser und Schulen sowie tote Kinder, Assad, Putin, tote Kinder…

Der SPIEGEL, als NATO-Propagandainstrument immer vorne dabei, nannte russische statt syrische Kampfjets und berief sich auf die britische Geheimdienst-Einrichtung „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“, welche sich wiederum auf Al-Kaida-nahe „Aktivisten“ berief, die niemand kennt, deren Angaben – wie der SPIEGEL selbst feststellt – „kaum“ zu überprüfen wären. Also gar nicht.

Diese Nicht-Nachricht, nicht mehr als ein Gerücht einer Kriegspartei, wurde wie üblich in einen weitgehend inhaltsleeren Rahmen eingefügt, in welchem das syrische Militär und die „Russen“ Krieg führen, das ausländisch gestützte Söldnerheer aber keine Erwähnung findet. 

https://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-zehn-zivilisten-bei-luftangriffen-in-idlib-getoetet-a-1302738.html

 

Der deutsche Staatssender „ARD“ bot den gleichen Propagandadreck unter Missachtung sämtlicher journalistischen Standards und deutete Al-Kaida und Terroristen zu „Rebellen“ um. Immerhin wurde nun die westliche gesteuerte Al-Kaida-Propagandatruppe „Weißhelme“ tatsächlich – mit Hilfe einer falschen, täuschenden Begrifflichkeit – der „Opposition“ zugeordnet. Das Bündnis der Türkei mit islamistischen Söldnerhaufen („Rebellen“) auf fremden Staatsgebiet, dem syrischen, scheint für die ARD vollkommen normal zu sein.

https://www.tagesschau.de/ausland/syrien-fluechtlinge-idlib-101.html

 

In Österreich wiederum zeigte sich der Staatssender ORF mit seinem Format „ZIB1″ sichtlich bemüht, mit den deutschen Kollegen und Medienverbrechern gleichzuziehen. Es wurden die gleichen Versatzstücke verwendet, die in einer unbewiesenen Behauptung einer Kriegspartei mündeten.

 

ZIB1 - 1

Quelle: Screenshot ORF/ZIB1, vom 24. Dezember 2019. 

 

Diese Kriegspartei – Al-Kaida-Gruppen und sonstige Terroristen, islamistische Söldner, westliche Spezialkräfte etc. und ihre Hintermänner – wurde erst gar nicht erwähnt, sondern die Bemühungen des syrischen Staates, ein vom Ausland besetztes und mit Terroristen vollgestopftes Staatsgebiet zurückzuerobern, ausschließlich mit der Flucht von Zivilisten in Zusammenhang gebracht. Die „ZIB1″ war sich nicht zu blöd, als visuellen „Beleg“ (ohne Beweiskraft) Aufnahmen der von westlichen Geheimdiensten gesteuerten Al-Kaida-Propagandaabteilung „Weißhelme“ zu verwenden.

 

ZIB1-Weißhelme

Der ORF als Sprachrohr von Al-Kaida. Quelle: Screenshot ORF/ZIB1 vom 24. Dezember 2019.

https://tvthek.orf.at/profile/ZIB-1/1203/ZIB-1/14036071

 

Die Weihnachtsbotschaft der Staatsmedien ist deutlich genug. 

 

Samstag
28
Dezember 2019
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„Vom Leben im ganz Falschen“ – Zum 50. Todestag von Theodor W. Adorno. Teil 2

 

Von „Archimbaldo“. 

 

Die ärgsten Feinde der Freiheit sind die glücklichen Sklaven“

Marie von Ebner Eschenbach

 

Es ist bitter zusehen zu müssen, wie der einstige Sieg über die Unterdrückung durch Humanismus, Aufklärung und Französische Revolution heute wieder über den Umweg der Konsumverblödung im Kapitalismus ausgehebelt wird und diese so neu entsteht. Die ehemals Befreiten fallen heute ihren einstigen Befreiern durch Dummheit und Arroganz ungeniert in den Rücken, in einer Art einfältigem Versuch, dadurch ein richtiges Leben im Falschen zu vollbringen.

Diese neuen (Konsum)-sklaven vergreifen sich jedoch drastisch, verschulden sich zudem an ihren Mitmenschen, am allermeisten dadurch, dass sie ihre Konsumsucht tatsächlich mit persönlicher Freiheit verwechseln und damit gleichzeitig für solidarischen Widerstand ausfallen, sich durch ihre Angepasstheit und ihr erzwungenes Schweigen zu Misständen andere Menschen in ihrem verzweifelten Kampf um eine gerechtere und bessere Welt sabotieren.

Bei allem Verständnis über die komplex inszenierten Zusammenhänge kann man sich immer noch nicht eines gewissen Staunens erwehren, wie dummdreist sich die dieser Art Zugerichteten in ihrer verordneten Freiheit suhlen, und mit welcher Leichtfertigkeit sie unter massenpsychologischer Manipulation den Eindruck gewinnen, sie wären sogar irgendwie privilegiert, am allgemein erzwungenen Rattenrennen teilnehmen zu dürfen. Es ist in der Tat tragisch-komisch, ihnen zusehen zu müssen, mit welcher Begeisterung sie in ihr Verderben rennen, ähnlich wie schon mehrfach am Beginn und Mitte des 20. Jahrhunderts. Ähnlich wie bei Drogensüchtigen erkennen sie dies erst, wenn eine Neuorientierung zu aufwendig und zu schmerzhaft erscheint, wenn es zu spät ist und die Resignation obsiegt. Aus Gewohnheit wird Schicksal.

Wenn es dem System manchmal nicht gelingt, den Blick auf die Metaebenen, auf das „Gesamtbild“, entsprechend zu verschleiern, ist das erklärte Ziel dieses Systems, einen möglicherweise aufkeimenden Widerstand, gleich im Keim zu ersticken.

Dies wird durch drastische Bestrafung und Drohungen aller Art erreicht, die von der Kriminalisierung von Bagatellen bis hin zum sozialen Ausschluss reicht. Unser oft sauer verdiente Geld soll uns weitgehend für den Betrieb eines minimal geregelten Alltags aus der Tasche gezogen werden, damit wir kein Kapital, kein Vermögen anhäufen können, womit wir es eventuell unseren neoliberalen Peinigern gleichtun könnten. Hätte eigenes Kapital das Vermögen, uns unter entsprechendem Einsatz aus der Abhängigkeit und den daraus resultierenden Drangsalierungen befreien zu können. Unter diesem Eindruck entbehrt es nicht einer gewissen Nonchalance, wenn Sebastian Kurz einmal sagte: Die beste Absicherung gegen Altersarmut ist das Anschaffen von Vermögen(!).

Durch ständig mehr Verbote und Verordnungen, wie etwa durch die schrittweise Bewirtschaftung der letzten Freiräume und eine angestrebte flächendeckende Überwachung, die selbst banale Verfehlungen derart drastischen Geldstrafen unterwirft, in einer Höhe, die im Einzelfall oft sogar zu existentieller Bedrohung wird und jeden Raum für die Realisierung von Widerstand nimmt. Wir erinnern uns noch an den Tierschützerskandal am Landgericht von Wiener Neustadt!

Spätestens seit den Wahlergebnissen der letzten Jahre wird nun auch deutlich, dass sich diese „Auslagerung“ der Mechanismen, die so elegant vom Wesentlichen ablenken, auch politisch voll ausgezahlt hat, verwechseln doch die dermaßen Dressierten zunehmend Ursache und Wirkung, verwechseln in ihrer verordneten Orientierungslosigkeit ständig Freund und Feind, verwechseln die Scheinwelt der Reklameindustrie mit der Realität und lassen sich beliebig in Sündenbockszenarien hetzen. Die meisten dieser sich so im Normalen Wähnenden scheinen nicht im Geringsten zu erkennen, dass sie all die Drangsalierungen und Entrechtungen durch ihre gedankenlose Anpassung an die Ersatzkultur mitverursachen, mitfinanzieren und politisch durch ihr Wahlverhalten erst möglich gemacht haben.

Es gibt aber eben doch kein „richtiges“ Leben im Falschen!

 

 

 

Montag
16
Dezember 2019
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Vom Leben im ganz Falschen – Zum 50. Todestag von Theodor W. Adorno. Teil 1

 

Schattenkabinett-v-Plato---

 

Von „Archimbaldo“.

 

Gefährlich wird’s dann, wenn der Unterschied zwischen veröffentlichter Meinung und öffentlicher Meinung zu groß wird, wenn klassische Medien sich mit anderen Themen auseinandersetzen als für die Bevölkerung relevant ist, das ist sicher eine problematische Entwicklung.“

Sebastian Kurz 2019 ( in einem Interview mit ARTE )

 

Im Spätkapitalismus neoliberaler Prägung, wie wir sie gerade in Wiener Neustadt besonders deutlich am eigenen Leib erfahren, wird alles über die Geldschiene gespielt, um die systemische Unterdrückung, Ausgrenzung von Minderheiten und das Vorantreiben einer Zwei-Klassen-Gesellschaft nicht allzu offen darbieten zu müssen. Politische Unterdrückung wird damit „ausgelagert“, wird an die Ökonomie verschoben in der Hoffnung, sie damit weniger erkenntlich zu machen.

Man lässt dabei die offizielle Diktion möglichst neutral erklingen, geht zusehends dazu über, Politik weitgehend zu personifizieren („Komitee für Bgm. Schneeberger“, nicht für die ÖVP, Personenkult um Sebastian Kurz) ), um Inhalte eher zu verbergen und Absichten nicht offen präsentieren zu müssen. Man gibt diese heiklen Bereiche elegant ab, zerstückelt sie zudem in viele kleine Teile, so dass das Gesamtbild nicht mehr deutlich zu erkennen ist.

So wird vermehrt versucht, selbstverständliche Notwendigkeiten und sogar Rechte des einzelnen zu Privilegien umzudeuten, und Güter des täglichen Bedarfs, wie etwa Brot, schrittweise zu Luxusgütern zu stilisieren. Dies wird zumeist mit dem medialen Dauerterror einer völlig entfesselten und schamlos ungezügelten Werbeindustrie erreicht, die uns tagtäglich Probleme einreden, die an sich keine sind, und ein Qualitätsbewusstsein antrainiert, das völlig überzogen, ja dekadent ist, und die verschiedenen Gruppen in der Bevölkerung permanent über Neid gegeneinander ausspielt.

Durch lächerlichen, ja meist infantil anmutenden Markenfetischismus wird zudem immer aggressiver versucht, eine Ersatzkultur zu etablieren, die wirkliche Werte in den Hintergrund stellt, jeden Tand als wertvoll, jeden Blödsinn als edel und es zudem normal erscheinen lässt, das oft letzte Geld dafür auszugeben. Willenloses Tanzen nach der Pfeife der Industrie, ungenierte Huldigung eines primitiven Materialismus, aufgesetztes Glaubensbekenntnis eines vermeintlichen Privilegs als Füllstoff für eine geschickt umgeleitete Leere und Hoffnungslosigkeit.

Dieser „Rausch“ treibt seltsame Blüten, denn solcherart „Konsumisten“ verschulden sich häufig, um Dinge zu kaufen, die sie nicht benötigen, die sie sich nicht leisten können, um in einer Absurdität gerne Menschen zu beeindrucken, welche sie nicht mögen. Ein irrwitziger Kreislauf, der sie immer tiefer in die Abhängigkeit des Systems führt, sie immer angreifbarer und abhängiger macht. Immer dreister werden Spiel-, Konsum-, Sex- und Drogensucht als normal hingestellt und vielfältig öffentlich propagiert und zur Teilnahme daran aufgefordert. Und deren Teilnahme, ähnlich wie in einem System der USA, als freiwillige Wahlmöglichkeit, als Mitbestimmung am eigenen Schicksal, als persönliche Freiheit verkauft wird.

Die Umstände lassen sich nicht nur auf die Gruppe der Angepassten beschränken. Einst wollten sich die Deliquenten aus Trägheit und Mangel an Neugierde in Platons Schattenkabinett den Weg ans Licht ersparen, heute gibt es die sog. „demokratischen Wahlen“, um auf politische Geschicke einen gewissen Einfluss zu nehmen.

Platon hätte womöglich nie daran gedacht, jemals seinen nur durch Schatten beschäftigten und in ihrer Ersatzwelt verharrenden Gefangenen so etwas wie ein Wahlrecht zu verleihen. Im antiken Rom hatte man es nicht anders gesehen. Sklaven waren vom Wahlrecht prinzipiell ausgeschlossen, die politische Wahl nur den Bürgern von Rom vorbehalten gewesen. Durch „Brot und Spiele“ gesellschaftlich abgerichtet und bei Laune gehalten, hatten Sklaven nur ihren persönlichen Vorteil im Sinn. Sie galten daher als ungebildet, ungeeignet und somit als unmündig, eine entsprechende Verantwortung aufzubringen und sich mit einem Mitbestimmungsrecht einzubringen.

Die große historische Errungenschaft des allgemeinen Wahlrechts, lange und opferreich erkämpft, wird in der Neuzeit durch den Einsatz von Kapital und Massenpsychologie auf perfide Art und Weise manipuliert und in ihrer ursprünglichen Absicht unterlaufen.Wieder einmal, nein, unausgesetzt, bahnt sich eine Gruppe Unterdrücker ihren Weg, um ihren elitären Anspruch durchzusetzen und eine Klassengesellschaft aufzubauen. Die untere Klasse ist selbstverständlich jene, welche für die obere arbeitet und produziert, um anschließend ihren Lohn über billigen Konsum zurückzutransferieren.

Wurde früher dieser Anspruch als gottgegeben dargestellt, bedienen sich die Unterdrücker heute perfiderweise der einstigen Instrumente der Befreier, um ihren elitären Anspruch erneut zu legitimieren.

 

 

Freitag
13
Dezember 2019
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Musik-Video-Ecke 65.

 

Es ist an der Zeit: „Break“ von The Cure, 1982:

 

 

 

Freitag
13
Dezember 2019
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Art Visuals & Poetry – Festivalnews

 

Wir möchten an dieser Stelle noch die Gewinner des Poetry-Film-Festivals nennen, unter denen – bei aller Bescheidenheit – auch wir zu finden sind:

 

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(Zum Vergrößern bitte auf die Abbildung klicken). 

 

Herzlichen Glückwunsch!

 

 

Montag
09
Dezember 2019
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Art Visuals & Poetry Film Festival vom 29. NOV. BIS 1. DEZ. 2019

 

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Das absolut empfehlens- wie sehenswerte Art Visuals & Poetry Film Festival startet in seiner 5. Ausgabe am 29. November und läuft bis zum 1. Dezember 2019 im Metro-Kulturhaus-Kino (Johannesgasse 4) in Wien. 

Wie mittlerweile üblich, wurde dieses von Sigrun Höllriegl mit aller Liebe und Leidenschaft organisierte Festival in mehrere Sparten unterteilt. Hier ein Überblick:

29. NOV 17:00  – POETRY FILME DER ANGEWANDTEN HAUPTSAAL

29. NOV 19:00  FOKUS USA – SPECIAL GUESTS ZEBRA FESTIVAL (D) HAUPTSAAL

29. NOV 21:30 WETTBEWERB  I – DOKS/REISEN HAUPTSAAL

30. NOV 17:00 WETTBEWERB II – ÖSTERREICH HAUPTSAAL

30. NOV 19:00 POETRY PERFORMANCE MIT SAXOPHON PLESKOW SAAL

30. NOV 19:30 FOKUS USA – MOTIONPOEMS HAUPTSAAL

30. NOV 20:00 FOKUS USA – THE BEAT GENERATION – DOKU PLESKOW SAAL

30. NOV 21:30 INTERNATIONALER PUBLIKUMSPREIS LIVE VOTING! HAUPTSAAL

1. DEZ 17:00 GEDICHTFILMWETTBEWERB SOPHIE REYER  HAUPTSAAL

1. DEZ 20:00 WETTBEWERB III – DEUTSCHLAND – SIEGEREHRUNG HAUPTSAAL

 

Eine genaue Programmübersicht gibt es hier:

https://www.poetryfilm-vienna.com/de/zeitplan/2019

Alles andere zum Festival dort:

https://www.poetryfilm-vienna.com/

Und speziell zu 2019:

https://www.poetryfilm-vienna.com/de/node/235

 

Wir sind mit dem Film „Desorientiert“ in der „Competition II – Austria“ vertreten (Samstag, 30. Nov., 17 Uhr, Hauptsaal):

https://www.poetryfilm-vienna.com/de/node/237

 

Das Festival endet am Sonntag, den 1. Dezember, mit der „Competition III – Deutschland“ ab 20 Uhr und der nachfolgenden Siegerehrung, bei welcher Gelegenheit die prämierten Filme nochmals ausgestrahlt werden. 

 

Gutes Gelingen für die einen, viel nachdenklicher Spaß für die anderen…

 

 

 

Donnerstag
28
November 2019
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FilTa – Die Filmtage im SUB am 22. und 23. November 2019.

 

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Die Filmtage – FilTa – stehen hier in Wiener Neustadt vor der Tür. Wir freuen uns, dass es gelungen ist, auf einem derart problematischen, anti-kulturpolitischen sowie undankbaren Boden wie Wiener Neustadt ein neues Film-Festival an den Start zu bringen. Und wir danken Euch, den „Machern“, bereits vor dem eigentlichen Beginn dafür!

Unabhängig, ehrenamtlich, ehrlich und aus purer Leidenschaft haben begeisterte ehemalige Mitarbeiter der aufgelösten FRONTALE aufgrund des desaströsen Umfeldes ihre Köpfe nicht hängen lassen, sondern unter dem heilsamen Verzicht städtischer Inkompetenz, Geldgier und vollkommen unbegründeter Arroganz ein eigenes Format auf die Beine gestellt.

 

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Das FilTa-Team: Jan Hestmann, Antonia Bernkopf, Lukas Konlechner, Christian Hofer, Elena Schwarz. Nicht im Bild: Philipp Zoufal

 

Das FilTa-Team hat dafür einen neuen Verein gegründet, weil dies in der ungerechten Förderlandschaft eine Notwendigkeit bedeutet. Das Budget ist nun bescheiden, dafür die Lust und die Freude an der Sache um so größer.

Mit weitaus geringeren Mitteln ist es gelungen, eine bemerkenswert umfangreiche Veranstaltung zu kuratieren. Diese beginnt bereits am Donnerstag, den 20. November, mit einem „FilTa-Warm-up“ im Triebwerk, wo heimischer Horror-Trash serviert wird.

Am Freitag, 22. November, im SUB dann die FilTa ab 17 Uhr mit zwei Kurzfilm-Blöcken. Ab 20.15 Uhr folgt der Langfilm „Inland“, eine aktuelle Dokumentation von Ulli Gladik. Dazu FilTa:

„Darin begleitet die Filmemacherin drei FPÖ-WählerInnen während der Nationalratswahl durch deren Bezirke und Beisl – ein aufschlussreicher und teils auch humorvoller Diskurs auf Augenhöhe! Im Anschluss Gespräch mit Regieassistentin Anna Holl.“

 

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Der Samstag, 23. November, startet um 15 Uhr mit der Reise-Doku „Couch-Connection“, bei der es auch um die Herstellung einer guten Geschichte geht. Ab 16 Uhr geht es weiter mit einem Dokumentar-Kurzfilmblock, dem um 17.15 Uhr der Animations-Filmblock folgt. Die letzten Kurzfilme, nun aus Österreich, werden ab 18.30 Uhr zu sehen sein.

Auch der Samstag hat einen Langfilm zu bieten, der um 20.15 Uhr beginnen wird. Bei „Mid 90s“ handelt es sich um einen Film aus den USA. Es beinhaltet ein Drama in der Skater-Szene von Jonah Hill, und es ist laut Jan Hestmann einer der gefühlvollsten Filme in dieser Kino-Saison. Lassen wir uns überraschen!

 

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Die Abende werden am Freitag wie am Samstag jeweils mit einer Partie abgeschlossen. Am Freitag ab 22 Uhr mit „DJ LINE SUB O RAMA @ SUB CAFE“ und am Samstag ab 23 Uhr mit der „Sweet 90s Party“, passend zu „Mid 90s“. Vielleicht können sich darin auch noch etwas ältere „Säcke“ aus den 80ern wiederfinden…

Der Eintritt ist frei! Hier der Spielplan mit allen weiteren Angaben:

 

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Zum Vergrößern auf das Bild klicken.

 

Wir freuen uns!

 

Montag
18
November 2019
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Film mit Ton. Nächstes Jahr auch in Wiener Neustadt.

 

Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass der ehrenamtliche Teil des ehemaligen FRONTALE-Teams ein eigenes Festival auf die Beine gestellt hat, welches bald im SUB über die Leinwand gehen wird. „FilTa“, so der Name der Veranstaltung, entstand unabhängig von der Stadt, was – soviel ist gewiss – neben dem Charme auch für Qualität bürgen wird. Aber dazu demnächst mehr.

Vor kurzer Zeit hat wiederum die Stadt, nachdem diese die FRONTALE in geballter Inkompetenz gegen die Wand gefahren hatte, ein neues – städtisches – Filmfestival angekündigt. Mit lächelnden Gesichtern wurde per Presseaussendung die nun stärkere Abhängigkeit einer Veranstaltung präsentiert, kalt und glatt, gänzlich ohne Charme, aber dafür mit eine Lawine von Marketing-Phrasen. Allein der konstruierte Veranstaltungsname „Netzhaut Ton Film Festival Wiener Neustadt“ erzeugt eine Wohlfühlkälte wie „Augapfel Audio Visuell Festival“. Warum nicht gleich „Schneeberg-Kino“?

 

Unbenannt

Quelle: Screenshot Presseaussendung der Stadt Wiener Neustadt.

https://www.wiener-neustadt.at/de/stadt/aktuelles-detail/neues-filmfestival-in-buergermeistergarten-und-stadttheater

 

Das Bedürfnis, irgendwie kulturelle Löcher zu stopfen und gleichzeitig das eigene Unverständnis für Kultur mit politischer Agenda zu verknüpfen, ist einmal mehr offensichtlich. Kreative Hochleister sind als Querköpfe ausgeschlossen, somit auch Innovation und Leidenschaft. Zum wiederholtem Male setzen die Verantwortlichen auf von außerhalb zugekauftes Personal, bei dem auch noch versucht wird, eine Verbindung zu Wiener Neustadt zu konstruieren: mit einigen Drehs vor Ort für die schlechte Landesausstellung – wie peinlich.

Das Geschwafel der Werbetexter über Optimierungen, über Potenziale, die – sind wir doch ehrlich – nie genutzt wurden, Bewusstsein, Attraktivität und Positionierungen, das Gerede von Schnittstellen, vermeintlichen speziellen Massen-Bedürfnissen, von angeblicher Komplexität farbenfroh für dumpfe Gemüter zubereitet, alles hübsch eingerahmt in von anderen übernommenen, gekaperten und geklauten Hüllen von vorherigen, abgewürgten Film-Reihen (Rahmenprogramm wie BANALE, Podiumsdiskussionen wie FRONTALE), dafür aber garniert mit „Sundowner“-Cocktails für eine „Lehn‘ Dich nicht auf, lehn‘ Dich zurück“ – Ambiente … alleine die Presseaussendung löste bei uns einen Brechreiz aus.

Zitieren wir hier zum Schluss den Bürgermeister Schneeberger mit seinem Verständnis für die Dinge:

Die Tradition Wiener Neustadts als Film-Metropole wird mit NETZHAUT eindrucksvoll fortgesetzt.“

Nur ein Satz, in dem absolut kein Bestandteil einer Realität entspricht. Leeres, verlogenes Marketing-Gerede.

Daher, liebe Leute, werden wir zu den „Fil-Ta“ ins SUB gehen, das ist gut, das ist echt, das ist ehrlich, das ist leidenschaftlich – und von richtigen Menschen.

 

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Freitag
15
November 2019
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Unwillkommen!

 

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Wir hatten gerade den neuen Kalender von René Triebl vorgestellt und mussten nun etwas verspätet erfahren, dass ein Sgraffito des sehr bekannten Wiener Neustädter Künstlers Florian Jakowitsch aus dem Jahr 1960 einer Fassadenrenovierung zum Opfer gefallen ist. Auch der Denkmalschutzverein war darüber wenig erfreut gewesen.

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So viele Jahre hat gerade dieses Sgraffito allen aus dem Norden in die Stadt Einfahrenden Freude bereitet, hat es doch stets mit einem weithin sichtbaren „Willkommen“ die Gäste der Stadt begrüßt. Hierbei handelt es sich um das Gebäude in der Fischauergasse/Kreuzung Zehnergürtel, welches aktuell eine Wärmedämmung erhalten hat.

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Das Sgraffito von Jakowitsch zeigte in ganz naher Vergangenheit in fein reduzierter Art zwei Wahrzeichen der Stadt, Burg und Dom, zwei absolute kulturelle Höhepunkte, die man heute wohl als „Marken“ der Stadt bezeichnen würde, und die daher auch zurecht im Ausstellungsdesign der LA 2019 in verschiedener Form, bis hin zu den Eintrittskarten prominent in Szene gesetzt sind.

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Ausstellung Vergangenheit, Sgraffito Vergangenheit. Böse Zungen behaupten, dass hier ein Kulturdenkmal vor weiterer Zerstörungswut in dieser Stadt geschützt wurde, es wäre ja nicht vernichtet worden. Also ähnlich wie eine archäologische Stätte. Man kann es auch anders sehen, zum Beispiel als eine skandalöse Kulturschändung in einer im Gentrifizierungswahn befindlichen Stadt, welche seit Jahrzehnten sukzessiv die Reste eine Stadtbildes zu zerstören gedenkt.

Was das Sgraffito von Jakowitsch anbelangt, so können wir ein Kulturdenkmal mehr allein in Literatur betrachten, sollte uns ein „Damals“ interessieren. Der Kalender von René Triebl mit dem Motiv von Jakowitsch war bereits für das Jahr 2019 erschienen, und das hält bekanntlich nicht mehr lange an. Dafür hat es freilich den Erinnerungsfaktor gesteigert.

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Nachtrag:

René Triebl mit seinem Kalender 2019 vor der besprochenen Fassade. 

 

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Montag
11
November 2019
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Neuer Wiener-Neustadt-Kalender 2020

 

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Der neue Kalender – für das Jahr 2020 – von René Triebl widmet sich den Mosaiken und Reliefs an Wiener Neustädter Fassaden, welche zwischen den 50er- und 70er-Jahren geschaffen worden sind. 

Aber lassen wir hier René Triebl selbst zu Wort kommen:

 

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(Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken). 

 

Als Beispiel zeigen wir aus dem Inhalt das Motiv für den Monat Oktober 2020:

 

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Dieser schöne Kalender ist  für 18,- Euro zu erwerben, wobei wir gerne auch den bevorzugten Ort dieser Erwerbung nennen können:

BÜCHER HIKADE. Herzog-Leopold-Straße 23, 2700 Wiener Neustadt

http://www.buecher-hikade.at/

 

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Freitag
08
November 2019
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NÖ-Landesausstellung 2019 : Conclusio: Gedanken zur Metaebene. Teil 2

 

Von Arcimbaldo

 

 

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Manchem Leser mag derartige Betrachtung vielleicht überzogen und konstruiert vorkommen. Vergessen wir indes nicht, dass gerade Massenpsychologie, das Spiel mit Metaebenen, das bei weitem erfolgreichste Herrschaftsinstrument ist, was ja auch die neuesten Wahlergebnisse in unserem Land wieder eindrucksvoll bestätigen. Gewonnen hat erneut derjenige, der die Leute weniger mit Inhalten „belästigte“, sondern der ihnen die Teilnahme an etwas Größerem versprach, ohne auf Details allzu sehr einzugehen.

Der überwiegenden Teil der Bevölkerung sehnt sich nach wie vor nach einer Führerfigur, die ihnen die Arbeit einer eigenen Stellungnahme zur Welt abnimmt, sehnen sich nach Unterwerfung unter eine Struktur, die ihnen verspricht, ihre eigenen Defizite und ihre innere Leere aufzufüllen, sehnen sich nach einem Anrecht auf Schicksal.

Seit langem können wir beobachten dass stets immer derjenige/diejenige gewinnt, der/die auf diese traurigen Defizite eingeht (anstatt sie zu Recht zu kritisieren und zu versuchen, diese durch vermehrte Bildung zu eliminieren), und gleichzeitig verspricht, sie in all ihrer Unmündigkeit und Bequemlichkeit dennoch ernst zu nehmen, ihnen einen Lebensweg vorzeichnet, dem sie dann brav folgen können, auch wenn es sie ihre Freiheit und Selbstbestimmtheit, und wie im Fall der 30er Jahre, sogar ihr Leben kostet.

 

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Das Schattenkabinett von Platon ist dabei die historische Matrix und bereits ja seit der Antike bekannt.

Nach wie vor neigen die Menschen im Verharren einer Scheinwelt, solange sie unterhalten und irgendwie bedient und bauchgepinselt werden ( panem et circenses !). Noch heute können wir mit Unglauben beobachten, wie sich ganze Bevölkerungsteile der Wahrheit verschließen und lieber im Rausch der Konsum- oder anderer Scheinwelten verharren, sich dem Gang zum Licht verweigern, weil dieser zumindest ein Minimum an Eigeninitiative von ihnen fordern würde.

Unterschätzen wir daher dieses Instrument der Massenpsychologie nicht in ihrer durchschlagenden Wirkung, auch wenn die Zusammenhänge nicht auf den ersten Blick ins Auge fallen. Die Selbstverständlichkeit solcher Ereignisse und die meist völlig willfährige Annahme und Rezension derartiger Ereignisse sollte uns jedoch wirklich alarmieren!

Wir stehen alle offenbar in einem Krieg reich gegen arm, der mit subtilen Waffen und großem Aufwand ausgetragen wird, und den die meisten zudem als gar nicht einmal als wirklichen Krieg erkennen. Vergessen wir dabei erneut nicht, dass letztlich alle Kriege aus ökonomischen Gründen geführt wurden und werden. So gesehen ist wirklich der „Krieg der Vater aller Dinge“ und somit auch der Entwicklung von Herrschaftswissen, Unterdrückung und Sklaverei in allen ihren Formen.

 

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Die LA 2019 steht daher als vornehmlich politische Propagandaschau ebenso in dieser großer historischen Tradition. Sie ist zudem eine Veranstaltung, die, um von ihren eigentlichen Absichten abzulenken, von uns nicht nur bezahlten Eintritt fordert, sondern überhaupt für deren Gesamtkosten wir letztlich genötigt sein werden durch die sich ständig steigenden Steuererhöhungen, Abgaben und aggressive Bewirtschaftung der letzten Freiräume. Wir bezahlen letztlich alles selbst, ohne diese Tatsache wirklich wahrzunehmen, im schönen Schein eines „Fortschritts“, der uns immer weiter von uns selbst entfremdet und uns letztlich zu ferngesteuerten Marionetten im Dienste anderer macht.

 

*

Ad Status quo:

Zum einen hat uns die neoliberale Betriebswirtschaft seit Jahrzehnten gelehrt, dem privaten Vorteil nachzujagen, um damit der Gesamtgesellschaft – auf indirektem Wege – Gutes zu tun, andererseits auch, dass wir uns von systemischen Überlegungen gar nicht bekümmern lassen dürfen, ohne das System (und seine Selbstreinigungskraft) grundlegend zu gefährden.

Übertragen auf das Politische hieße das dann etwa: „Mach dir keine Gedanken über das bestmögliche Funktionieren einer Gesellschaft, es könnte ihr bloß – und das nicht nur wirtschaftlich – schaden. Betreibe vielmehr dein persönliches Streben nach Glück, dein ganz privates „pursuit of happiness“. Dessen Durchsetzung darfst du dann von der Gemeinschaft, von den dich dabei behindernden Anderen (mit denen du ja immer im Wettbewerb stehst), politisch einfordern – oder, wenn rechtlich schon geregelt, auch einklagen …“

Hat man derart die Menschen von reflexionsfähigen Selbst- und Fremdbeobachtern (und seien diese noch so einfach!) zu bedürfnisbefriedigenden Regelbefolgern erniedrigt. Um den über die „Sachzwänge“ politisch Entmündigten (und das sind wir letztlich alle) so etwas wie eine persönliche politische Kompetenz vorzugaukeln, werden beispielsweise die Einzelnen dazu ermuntert, in ihren (möglichst freakhaften) privaten Marotten öffentlich aufzutreten, um dabei Wahlen und Rankings in Castingshows und in diversen Internetforen für sich zu entscheiden.

Damit soll offenbar den, gegenüber dem Meinungsbildungsprozess vorrangig erachteten, demokratischen Wahl- und Entscheidungsbedürfnissen Genüge getan werden: Hier werde – so meint man – Öffentlichkeit und Abstimmung, hier werde Demokratie geübt. Sie gewinnt damit einen gänzlich neuen, einen pervers- politischen Charakter: den der pseudopolitischen Idiotie.

Peter Moeschl, In : Der Standard, 12. Juni, 2013

 

Unsere Gesellschaft wird von Verrückten geführt, für verrückte Ziele. Ich glaube, wir werden von Wahnsinnigen gelenkt, zu einem wahnsinnigen Ende, und ich glaube, ich werde als Wahnsinniger eingesperrt, weil ich das sage.“

John Lennon, der von Verrückten ermordet wurde …

 

The modern world will not be punished. It is the punishment.”

Those sins that scandalize the public

are less grave than those it tolerates.“


„Es ist an der Zeit die Kultur in Verruf zu bringen,

damit es sich nicht mehr lohnt,

sie im Dienste der Politik oder der Industrie zu erniedrigen.“

Nicolás Gómez Dávila ( 1913 – 1994 )

Die sogenannten praktischen Menschen

sind nicht unbedingt zu erfolgreichen Aktionen fähige Menschen,

sondern zu theoretischen Überlegungen unfähige Menschen.

Was den praktischen Menschen auszeichnet,

ist in Wirklichkeit die Schwierigkeit sich auszudrücken

und die die Ungeschicklichkeit oder Unreife seiner Erklärungen.

Selbst der gesunde Menschenverstand verbirgt lediglich eine träge Vorstellungskraft,

die sich eines ärmlichen Wortschatzes bedient.

Niemand erinnert sich an die Katastrophen, die der praktische Mensch verursacht,

weil sie von keiner Theorie verteidigt werden.

Die Theorie ist in Wahrheit das Zeugnis gegen den Verdächtigen,

und weil der Mensch ohne Schuld alles Nutzbringende gutheißt,

erlangt die Theorie schließlich dank der Vorteile,

die die Technik bietet, die praktische Bedeutung, die sie mit dem bürgerlichen Argwohn versöhnt.

Idem der Techniker sie aus ihrem Ansehensverlust herausrettet, entfernt er sie aus dem Ort,

wo ständige Kontroversen an ihre ungewisse Herkunft erinnern,

und setzt sie bei Aufgaben aufs Spiel, deren Dringlichkeit sie zu einem Aberglauben versteinern lässt,

der an die Sturheit des Pöbels erinnert.“

Alle Zitate: Nicolás Gómez Dávila ( 1913 – 1994 )

 

 

Mittwoch
06
November 2019
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NÖ-Landesausstellung 2019 : Conclusio – Gedanken zur Metaebene. Teil 1

 

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Von Arcimbaldo

 

Historische Rückschau, deren kritische Aufarbeitung und Darstellung ist an sich stets ein sehr wesentlicher Aspekt jeder Landesausstellung und eine auch sehr wünschenswerte Sache, tritt doch in unserem Bildungssystem die Auseinandersetzung mit Geschichte ohnehin immer weiter in den Hintergrund.

Oberflächlich betrachtet scheint sich auch die LA 2019 in Wiener Neustadt dieser Tradition verpflichtet und uns einen breiten historischen Überblick der Stadt und der Landesgeschichte zu präsentieren.

Sieht man jedoch genauer hin, kann das ganze Brimborium aus Marketing und gehyptem Spektakel nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in dieser Schau wohl eine von vornherein klar kalkulierte Metaebene gibt, eine Art übergeordnete Generalbotschaft, die sich im weiten Bogen über die verschiedenen Schauplätze spannt. Nicht so sehr das Ausgestellte mit all seinen Details und die vielen Objekte stehen hier dabei im Vordergrund, sondern das nicht Sichtbare, das, was dabei wie nebenbei als eine Art „Stille Post“ mitschwingt, was ja bereits im Titel der Ausstellung zum Ausdruck kommt.

Welt in Bewegung“ ist ein nicht zufällig gewählter Titel der dynamisch und zeitgeistig klingt, sondern bringt mit seinem bewusst positiv besetztem Unterton eine politische Botschaft mit sich, eine Botschaft, die den eigentlichen Kern der Ausstellung bildet. Die tatsächliche Schau ist bloß dieser Botschaft untergeordnetes Beiwerk, dazu aufgeboten, diese zu illustrieren, von Widersprüchen abzulenken und positiv zu unterstreichen.

Die Landesausstellung 2019 ist im wesentlichen eine politische Werbeschau, die jedoch viel weiter geht als nur die Machtverhältnisse der Stadt-ÖVP zu zementieren und Bürgermeister Schneeberger in ein dynamisches Licht zur rücken, ihm ein Image als „Macher“ zu verleihen. Der Aspekt ist zwar offensichtlich, greift jedoch für ein Gesamtverständnis zu kurz.

Diese mit 37 Millionen Euro dotierte Veranstaltung ist weit größer gedacht und dazu inszeniert, um unsere gesamte neoliberale Arbeits- und Lebenswelt in eine positives Licht zu rücken. Und um die Tatsache weich zu spülen, dass diese uns immer weiter in einen Hochleistungswettbewerb hineinzwingt, dem wir nicht mehr gewachsen sind und den wir meist auch nicht mehr gewinnen können, der zunehmend die Selbstbestimmtheit unserer Lebensentwürfe verhindert, der immer mehr Verlierer als Sieger produziert.

Es ist der raffinierte Versuch, die derzeitigen überzogenen Verhältnisse zu normalisieren, Probleme und Widersprüche auszublenden oder sie in einem historischen Kontext so einzubauen, dass sie uns als Teil einer „natürlichen“ gesellschaftlichen Entwicklung erscheinen und so unsere Systemmüdigkeit und unsere berechtigten Zweifel zerstreuen soll. An dieser Art „Bewegung“ , die uns in heutiger Zeit zur Anpassung an ein Lebenskorsett zwingt, welches aus nichts anderem besteht, als den brutalen und rücksichtslosen Konsequenzen des globalisierten Kapitals.

Diese Landesausstellung ist daher im Grunde eine ziemlich unverblümte Leistungsschau des Turbokapitalismus, nur mäßig getarnt als Historienschau, erinnert in ihrer Anlage auch an diverse Weltausstellungen, in gewisser Hinsicht sogar an den „Park der Sozialistischen Errungenschaften VDNCh“ in Moskau, dort in den 1930er Jahren aus ähnlichen Erwägungen errichtet, um den „nationalen Zusammenhalt“ zu beschwören und um das dortige System zu legitimieren:

Die WDNCh (Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft der UdSSR, Moskau) war ein Abbild der idealisierten Sowjetunion: In diesem Miniatur-Wunderland gruppierten sich kunstvoll angelegte Pavillons der einzelnen Teilrepubliken mit deren exotischen Erzeugnissen und regionaltypischem Kunsthandwerk einträchtig hinter einem zentralen Palast. Den Besuchern wurde so ein utopisches Modell des idealen Staates präsentiert, wie ihn sich viele erträumten. Sie stand in der Tradition nationaler und internationaler Ausstellungen, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa ein wichtiges Medium der Selbstdarstellung von Nationalstaaten und ein Instrument des“ nation building“ waren.

Die Ausstellungen sollten das Publikum durch Teilhabe an nationalen Symbolen und Institutionen erziehen, bilden und kulturell assimilieren. Ihre Funktionen reichten von der nationalen Identitätskonstruktion über die Austragung von Rivalitäten bis hin zur Volksbildung und zum Laboratorium für Zukunftstechnologien für die „Welt von morgen“.

Textzitat:Monica Rüthers aus dem Internet Blog „Dekoder“

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Diese politische Absicht wurde schon bei der Eröffnungsfeier in nicht zu übersehender Weise deutlich. (Siehe auch: Arcimbaldo : Des Kaisers neue Kleider, Teil II. ). Hier wie dort können wir jedoch auch sehen, dass den jeweils Herrschenden, wo sie sonst um jeden Heller feilschen, nichts zu aufwändig und zu teuer ist, ja Geld auf einmal keine Rolle spielt, wenn es darum geht, das Bewusstsein der allgemeinen Bevölkerung systemkonform zu manipulieren und ideologisch einzufärben.

So soll uns mit dieser Darbietung ein gesellschaftliches System einseitiger Ausbeutung schmackhaft gemacht werden, das kein „genug“ kennt, dessen Anforderungen und Tempo sich immer weiter steigern, dessen Entlohnung jedoch gleichzeitig seit geraumer Zeit stagniert. Sie soll beitragen, ein System zu legitimieren, das die meisten von uns zunehmend in fast unlebbare Situationen bringt, wo nicht der Tüchtige als Sieger hervorgeht, sondern derjenige, der das meiste Kapital besitzt.

Sie ist eine von der Industrie und der ihr angeschlossenen politischen Partei finanzierte Augenauswischerei, eine Art „moderner Propaganda“, welche die Struktur von Landesausstellungen in Geiselhaft nimmt, unsere Stadtgeschichte für ihre Ziele dreist missbraucht und deren Würdigung uns noch dazu als eine Art „lokalpatriotische Pflicht“ angetragen wird. Sie huldigt dabei nicht nur dem technischen Fortschritt, sondern feiert auch völlig distanzlos den derzeitigen „Status Quo“*, also die ja bereits zügellose Dominanz der Ökonomie über alle Lebensbereiche. Ein Umstand, der sich nicht zuletzt besonders an den Firmenpräsentationen zeigt, die uns nicht zufällig gerade im Kirchenschiff von St. Peter an der Sperr (!) als eine Art zur Apsis aufsteigender „Ikonostase“ (!) präsentiert werden, damit ungeniert und in nie dagewesener Direktheit die aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse und deren Bewertung als „sakrosankt“ vor Augen führt!

 

Fortsetung folgt.

 

 

Donnerstag
31
Oktober 2019
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Landesausstellung NÖ 2019: „Welt in Bewegung.“ Teil 6.

 

Zu diesem Zeitpunkt bereits ermüdet und abgeschreckt gingen wir ins Museum, wo zweifellos der bessere Teil der Landesausstellung zu finden ist. Übrigens wird dies in Zukunft auch ohne Landesausstellung so sein.

Der Bereich Mittelalter-Renaissance-Barock bedient im Kontext Wiener Neustadt allgemeine Infos zusammen mit Objekten recht gut, obwohl trotz gewisser massentauglicher Oberflächlichkeit der Raum zu klein, zu gedrängt ist. Ist eine Reisegruppe unterwegs, gelangt man kaum noch vorbei oder vor die gesuchte Vitrine.

 

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„Leben in der Stadt“ beinhaltet hier Kanonenkugeln und Hellebardenspieß.

 

Bei unserem Besuch wurden die den Texten beigefügten eher jugendlich gehaltenen Zeichnungen kontrovers diskutiert. Es ist eine Frage der Zielgruppe.

 

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Hier eines der interessantesten Stücke in der Ausstellung: eine alte Hakenbüchse.

 

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Neben anderem ebenfalls interessant: die Vitrine zum Thema Münzprägung.

 

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Der historisch betrachtet wichtigste Abschnitt der Stadt wird mit einem Text wie aus einem Kinderbuch eingeleitet.

 

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Dem folgt gleich eine zweite Seite wie aus einem Kinderbuch, dessen Autor das damalige Herrschaftsgefüge nicht ganz verstanden zu haben scheint.

 

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Richtig ist, dass jeder Herrscher in seinen Fürstentümern regieren konnte, wie er wollte und dies nicht dem Römischen König oder Kaiser oblag. Falsch ist, eine beabsichtigte Überforderung zu unterstellen, da es Anliegen gab, die alle Fürsten betrafen. Richtig ist, dass der Habsburger Friedrich gewählt wurde, weil er eine relativ geringe Hausmacht besessen hatte, um den Machtinteressen anderer nicht zu sehr ins Gehege zu kommen.

Kaum zu glauben, es folgt noch eine dritte Seite, in welchem es dem Autor offensichtlich wichtig gewesen war, das Ego der Stadtregierung zu befriedigen.

 

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Wiener Neustadt war für Friedrich bereits zuvor seine Wohnresidenz gewesen, als Herzog von Innerösterreich. Richtig ist, dass sich in Neustadt neben der landesfürstlichen ab 1440 auch die königliche (und später kaiserliche) Kanzlei befunden hatte, die dementsprechend aufgesucht worden war. Hier befand sich der Hof, der natürlich auch Händler, Handwerker, Spielleute etc. angezogen hatte. Hieraus aber das Zentrum des Römischen Reiches Deutscher zu Nation zu konstruieren, ist doch reichlich gewagt. Neustadt befand sich schon damals in der Provinz – und blieb es auch. Wirtschaftliche und kulturelle Zentren befanden sich woanders, zum Beispiel in Nürnberg oder in Köln.

Eine andere Texttafel bestach mit inhaltlicher Inkompetenz.

 

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Matthias Corvinus hatte 1462, während in Niederösterreich der Bürgerkrieg zwischen Kaiser Friedrich und seinem Bruder, Herzog Albrecht VI., geherrscht hatte, weder Friedrich III. noch Österreich angegriffen. Von dieser falschen Angabe abgesehen, geht aus dem Text nirgends die wichtige Information hervor, warum es später zu der langjährigen kriegerischen Auseinandersetzung gekommen war.

Natürlich durfte auch Andreas Baumkircher und seine Tat während der Belagerung Neustadts 1452 durch das österreichische Stände-Heer nicht fehlen.

 

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Die Quellen sind allerdings etwas widersprüchlich in ihren Angaben, ob es sich um das innere oder das äußere Tor gehandelt haben könnte. Ungeschützt war es jedenfalls nicht gewesen. Baumkircher, einer der sogenannten „Hofleute“ (militärisches Personal am Hof), gleichzeitig landesfürstlicher Pfleger und Pfandinhaber der Burg Schlaining, hatte laut dem Chronisten Piccolomini das Eindringen feindlicher Kräfte verhindert, als die eigenen Mannschaften wiederum durch das Tor geflohen waren. Die weitere Geschichte des „Helden“ wird übrigens weniger ins Rampenlicht gerückt.

Verlassen wir an dieser Stelle die historische Abteilung und kommen in den neuzeitlichen Bereich, welcher sich wohltuend von dem unterschied, was in den Kasematten zu beobachten gewesen war.

 

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Exemplarisch die Kapitel „Welthandel“ oder „Transport“.

 

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Hier hatte jedes einzelne Kapitel mehr Information als die gesamte den Kasematten angestellte Halle.

 

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Diese Darstellung von der Landesausstellung 2019 in Wiener Neustadt soll hier genügen. Zweifellos kann die von der Landes- und Stadtregierung bereits im Vorfeld geschürte übertriebene Erwartungshaltung keinerlei Bestätigung finden. Die gerne kommunizierte „Trägerrakete“ ist keine und dürfte sich ohnehin nur auf eine erhoffte Wirtschaftlichkeit beziehen, ganz sicher aber nicht auf ein Bemühen, der Bevölkerung Kultur und Bildung näher zu bringen. Vom Museum abgesehen, kann diese Landesausstellung von unserer Seite her nur als katastrophal schlecht bezeichnet werden.

 

Montag
28
Oktober 2019
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Landesausstellung NÖ 2019: „Welt in Bewegung.“ Teil 5.

 

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Die zweite Hälfte der Landesausstellung befindet sich im Stadtmuseum und im Kirchenbau St. Peter an der Sperr, weswegen es nun offiziell Museum St. Peter an der Sperr heißt. In Wirklichkeit handelt es sich nach wie vor um zwei Bereiche. Das umgebaute Museum war und ist ein Museum mit den entsprechenden Inhalten, und St. Peter an der Sperr, die alte Ausstellungs-Kirche, ist derzeit kein Museum.

Der Raum in St. Peter an der Sperr dient bis zum 10. November als – vorsichtig ausgedrückt – Fläche für die aktuelle Landesausstellung.

Die Tafel gleich neben dem Eingang in das Kirchenschiff, die doch etwas unfertig wirkt, leitet diesen Teil wie jene anderen zuvor mit zusammenhanglosen, leeren Schlagwörtern ein. Als Teil eines zur Schau gestellten Stumpfsinns passt es allerdings wieder.

 

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Der Kirchenraum war interessanterweise nirgendwo auch nur ein Stück renoviert worden, dafür hatte man ihn mit einem eingesetzten Holzbau umgestaltet, vielleicht auch entfremdet. War das originell? Über Stege in Form eines Parcours kann man nun hinauf in die Apsis gelangen. Geschmackssache. Unser Geschmack ist es nicht.

 

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Gerade bedrückend wenn nicht erschütternd ist aber das, was hier als Landesausstellung verkauft werden soll. Über den genannten Parcours wird abermals keine Geschichte oder eine Erzählung entdeckt, der Besucher wird mit einer Aneinanderreihung von Firmen-Reklame konfrontiert.

 

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In Neustadt ansässige Firmen erzählen selbst von Innovation und Entwicklung, was von den Veranstaltern ohne eigenes Zutun offensichtlich richtig als eine Art „Bewegung“ erkannt wurde. Mit dem Verkauf von Drohnen und Minensuchgeräten auch ins Ausland, also in die „Welt“ hinaus, ließe sich somit die „Welt in Bewegung“ erschließen.

 

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Da Wiener Neustädter Firmen-Innovationen nicht ausreichen, um einen Raum zu füllen, finden sich auch Kuriositäten bei den Selbstdarstellungen wie der Fisch, der sich gesund ernähren muss, die Umwelt nicht belastet, aber dennoch voller Lebensfreude sei und somit als geplante Nahrung echte Vielfältigkeit verkörpert.

 

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An einer Stelle wird Neustadt als Lebensraum gepriesen, herrlich naiv und oberflächlich von der Schülerin „Constanze“, von der kein Foto existiert.

 

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Dann müssen sich die Veranstalter anscheinend überlegt haben, noch irgendetwas mit „innovativer Kultur“ einbauen zu müssen. Hatte nicht jemand behauptet, dass Wiener Neustadt angeblich eine „Film-Stadt“ sei? Nachdem zuvor politisch alles unternommen worden war, heimische und durchaus erfolgreiche Initiativen zu verunmöglichen und zu vertreiben, scheint nur noch ein weitgehend unbekannter „Filmclub Katzelsdorf“ auffindbar gewesen zu sein. Deren „Innovation“, mit Spaß abseits von Realitäten zu agieren, wird plakativ als Text zur Schau gestellt.

 

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Im Kontrast zu all dem eine Tafel mit einem Zitat von Alexander Mitscherlich als einziges Detail, die auch diese Landesausstellung in Frage stellt. 

 

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Bezüglich der Metaebene dieser in St. Peter an der Sperr präsentierten Dreistigkeiten soll hier auf einen nachfolgenden Text von „Arcimbaldo“ verwiesen werden.

 

Fortsetzung folgt.

 

Freitag
25
Oktober 2019
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Landesausstellung NÖ 2019: „Welt in Bewegung.“ Teil 4.

 

Nach dem Verlassen der Halle ging es zurück in den Bereich der alten Kasematten, wo einem zuerst das Thema „Traditionelle Mobilität“ erwartete. Mobilität nach altem Herkommen, wenn man so will. In der Ausstellung wird dies auch mit „Unterwegs mit Muskelkraft“ umschrieben. Auch hier leere Schlagwörter, welche einem ein erfreuliches Lebensgefühl fühlen lassen sollen. Reisen und rasten, es wird geschwitzt, aber nicht gearbeitet.

 

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Die Beine und Füße als die auch historisch am häufigsten verwendeten Fortbewegungsmittel sind erstaunlicherweise kein Thema, eher das Pferd und vor allem der Wagen. Diese teilen sich einerseits in Lastfahrzeuge, andererseits in Kutschen zur Personenbeförderung auf.

 

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Es ist eine nette Sammlung von Artefakten, bei welcher unterschiedliche Pferdewagen und einige Einzelteile vorgestellt werden, alles ohne den Pferden als Zugmittel. Zwar wird an Texttafeln dieses und jenes erklärt, aber eine Geschichte und historische Kontexte suchten wir vergebens.

 

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Es wird nirgendwo der Frage nachgegangen, wer damals, innerhalb eines riesigen Zeitraumes, „mobil“ gewesen war und wer nicht. Welche Berufsgruppen waren auf Mobilität angewiesen, worin bestand diesbezüglich der Unterschied zwischen Land- und Stadtbevölkerung über die Epochen, wie hoch waren die Kosten für ein Pferd und dessen Unterhalt. Und warum fehlte eine Gattung der wichtigsten Transportmittel: Boote und Schiffe?

Wir gingen reichlich unbefriedigt in den folgenden Bereich, welchen die Veranstalter als „Motorisierte Mobilität“ tituliert haben. Auch hier eine Eröffnung mit leeren Schlagwörtern und kindlichen Fragmenten als Teil des Ausstellungskonzeptes.

 

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Motoren und Turbinen, Bestandteile, einige wenige Informationen und keine Geschichte. Die historische Rolle der Eisenbahn vor 1900 und ihre Bedeutung einschließlich der Konsequenzen wird nicht herausgearbeitet und dargelegt.

 

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Der Raum ist offensichtlich zu klein, um ein großes Thema abzudecken. Aber ein Auto und ein Motorrad gehören natürlich dazu.

 

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An einer Stelle entdeckten wir einen Aspekt, welcher die umfängliche Motorisierung erst in ungeahnte Bahnen geleitet hatte: die Kriegswirtschaft. Diese beschränkt sich auf der Ausstellung nur auf ein Detail mit Wiener-Neustadt-Bezug. Bis 1945 hatte sich hier ein riesiges Werk für die Produktion des Jagdflugzeuges Messerschmidt Bf 109 für die Wehrmacht Nazi-Deutschlands befunden.

 

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Zu sehen ist eine originale Luftschraube, eine alte Werkzeugkiste und auch ein Modell der Me Bf 109. Nebenan befindet sich eine Texttafel, die wir uns auch durchgelesen haben. Die Veranstalter haben den Text mit „Das Brüllen des Luftkrieges“ dramatisch eingeleitet.

 

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Und was bekamen wir zu lesen?

„Nach 1934 diente die Bf 109 der Deutschen Luftwaffe vor allem zum Schutz des Luftraumes vor gegnerischen Flugzeugen und alliierten Bombern.“

Offenbar sollen es damals bei den Angriffskriegen gegen Polen, Frankreich, Russland etc. ganz andere Jagdflugzeuge gewesen sein. Die Bf 109 dagegen, auch aus Wiener Neustadt, hätten „vor allem“ nur „geschützt“.

Keine Frage, das ist richtig peinlich!

Der dritte und letzte Bereich widmet sich einer ganz speziellen Mobilität. „Cloud Mobil“ nennt sich das, wobei der Akteur sich in der Regel selbst nicht mehr bewegen muss.

 

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Innerhalb des leeren Schlagwort-Gebildes wird dementsprechend behauptet: „wer sitzt kommt weiter“. Dies wird dann als „meine Mobilität“ verkauft. Der angepriesenen Schein-Mobilität, denn mehr ist es nicht, folgt eine Drohung, dass es sich dabei um „unsere Zukunft“ handeln würde.

Wir hatten uns gefragt, ob die Gestalter dieses Bereiches mit Ironie gearbeitet haben oder ob sie selbst der um sich grassierenden Geistlosigkeit verfallen waren. Die prophezeite Zukunft scheint in ihrer Vision jedenfalls wenig erhellend zu sein, worauf die Kulisse hinweist.

 

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Die „Cloud Mobil“ ist im privaten Bereich nichts weiter als die Deponierung von Daten bei privaten Dienstleistern. Die können sicher sein, müssen es aber nicht. Es ist eine Frage der Interessen dritter, auf die ein Cloud-Nutzer keinen Einfluss hat.

Nein, das ist nicht mehr Science-Fiction.

 

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Übrigens waren die für Interaktion gedachten Bildschirme am Tag des Besuches ohne Funktion gewesen…

 

Donnerstag
17
Oktober 2019
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Landesausstellung NÖ 2019: „Welt in Bewegung.“ Teil 3.

 

Der folgende Teil zum Thema „Mobilität“ nennt sich „Wiener Neustadt & Regionen“ und ist in dem hässlichen Anbau außerhalb der Kasematten untergebracht. Dieser der alten Architektur vorgesetzte Bau, welcher die südliche Schauseite zerstört, hat von den Veranstaltern oder von der Marketing-Abteilung den Namen „neue Bastei“ erhalten. So unter anderem nachzulesen in dem Werbe-Text „Bewegende Momente“.

 

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Nun hat dieser Anbau aber auch wirklich nichts mit einer Bastei zu tun, weil sie nicht danach ausschaut, weil sie sich nicht an dem Platz einer Bastei befindet und weil sie absolut nichts mit deren ehemaligen Funktionen zu tun hat. Es ist einfach nur ein sinnentleerter Name für irgendetwas, als würde man aus dem Wasserturm einen Bergfried oder aus der Grazer Straße eine Flaniermeile zu konstruieren versuchen. Lächerlich.

Bereits beim Eintreten in die Halle ist man zweifellos überwältigt von der kostspieligen Pracht, die sich vor einem entfaltet. Und vom Kitsch, aber das ist bekanntlich Geschmackssache. Originell schien es durchaus zu sein, Buch-Attrappen als Kulissen zu verwenden, wenn auch die kindische, deplatzierte Auslegware einen unangenehmen Kontrast vermittelte.

 

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„Bücher“ erzeugen grundsätzlich auch heute noch das Gefühl von Bildung. Doch Buch ist nicht gleich Buch. Bei einem Buch handelt es sich erst einmal um eine formale Einheit, in welchem alles stehen kann. Seitens einer visuellen Betrachtung geht es zuerst um eine Wahrnehmung und einem Gefühl dazu.

 

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Eine Schauwand beschäftigt sich ein wenig mit dem früheren Postwesen. Es gibt dazu Video, einen Audio-Beitrag und man kann eine Schublade aufziehen und den Inhalt entdecken.

 

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Ein anderes „Buch“ befasst sich ein wenig mit dem Wiener Neustädter Kanal und den damaligen Lasttransporten. Bilder, Artefakte und ein kleines Modell geben zusammen mit einigen Schlagwörtern in 12 Sekunden umfänglich Kenntnis.

 

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Das Sujet „Missionare entdecken die Welt“ gibt dagegen Rätsel auf. Offenbar soll hier fröhliches Entdeckertum – hach, und so mobil! – verkauft werden, wohinter sich allerdings Machtansprüche sowie die Unterwerfung und Ausbeutung anderer Völker verstecken. Gruselig.

 

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Beängstigend schlecht auch das Schlagwort-Sujet „Grenzen überwinden“, bei denen es nur um jene räumlichen geht. Da ist man unterwegs auf „altertümlichen Handelspfaden“, da wird Wein getrunken, es werden nach Ungarn Freundschaften gepflegt und die Puszta besucht. Das ist lieb, das ist voll mobil – und nichtssagend.

 

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Nur ein klitzekleiner Bereich – aber immerhin – deutet an, dass beim Nachbarn in Ungarn nicht alle mit den lustig-umtriebigen Österreichern einverstanden gewesen waren. Dem werden aber sofort „die edlen Tropfen der Wiener Neustädter“ entgegengehalten. Alkohol schafft offenbar Glückseligkeit.

 

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Auffallend ist die Konzentration von historischer „Mobilität“ im Freizeitbereich einer ganz kleinen Bevölkerungsgruppe. Wer es sich damals leisten konnte, konnte außerhalb der eigenen vier Wände an einer „Abend-Unterhaltung“ teilnehmen.

 

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Die Zeit von Biedermeier und der neuen deutschen Romantik werden in einem weiteren Sujet verkörpert. Es herrscht die pure Wanderslust.

 

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Zur ehemaligen „Sommerfrische“ gehören Schauplätze wie der Semmering, die Rax und der Schneeberg, das alles in selbst definierter „feiner Gesellschaft“. Die anderen bleiben außen vor.

 

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Lässig sind jene, die mit dem Auto statt der Bahn anreisen konnten. Freizeit und Luxus, das ist eine schöne Kombination.

 

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Alternativ dazu ein wenig internationales Flair während der Monarchie, als Österreich noch „groß“ gewesen war. Trieste, welches zum „Tor der Welt“ verklärt wird, ebenfalls als Ort für gut Betuchte. Sehen und gesehen werden. Abseits des großen Marine-Stützpunktes.

 

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Es gibt noch einige kleinere Sujets zu sehen, die, wie ein Modell der Wehrkirche von Krumbach, wie die ehemalige Klinik in Feichtenbach oder wie ein herrschaftlicher Stuhl in Reichenau, nichts mit Mobilität zu tun haben.

Für uns war dieser zweite Ausstellungsbereich ebenfalls eine Enttäuschung. Der Eindruck, dass die Veranstalter untere Schulklassen als Zielgruppe anvisiert haben müssen, konnte nicht widerlegt werden. Die Geschichte von Mobilität im Kontext „Wiener Neustadt & Regionen“ wird nicht erzählt. Es ist nur regional, nur oberflächlich und zudem auf einen Zeitraum von rund 120 Jahren beschränkt. Es fehlt etwas, was gerne als „roter Faden“ bezeichnet wird.

Auffallend die sprachliche Dürftigkeit, die bebilderten Schlagwörter in eher kindlicher Dekoration. Ebenso auffallend die Fokussierung auf „Lifestyle“, auf eine bestimmte Gesellschaftsschicht, ohne – zum Beispiel – einen Zusammenhang zwischen Mobilität und Einkommen auch nur zu erwähnen. Was wir in der Halle vorgefunden haben, war weder Geschichte noch Erzählung, es waren Fragmente einer einseitigen Sicht. „Bücher“ als Kulisse verkamen hier als Symbole zu einer reinen Staffage, zu einer bloßen Dekoration, welcher die Inhalte fehlten.

 

Mittwoch
09
Oktober 2019
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Landesausstellung NÖ 2019: „Welt in Bewegung.“ Teil 2.

 

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Eintrittskarte mit Ermäßigung für Mitglieder des ÖAMTC (Symbolfoto).

 

Wir begannen mit den Kasematten, die das Thema „Mobilität“ beinhalten.

Der erste Bereich, „Mauergeschichten Kasematten“, war überschaubar. Hier Mauerwerk der Kasematte, dort hoch- und spät mittelalterliches Mauerwerk im Inneren des Südwest-Eckturmes. Eine Stimme erzählte dazu jeweils eine Geschichte, die via Projektion mit superteuren Hochleistungs-Beamern doch nur im Comic-Stil bebildert wrd, um der Entwicklungsstufe unterer Schulklassen zu entsprechen. Zumindest entstand dieser Eindruck.

 

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Ein Stück weiter geben in einem Seitengang vier Schautafeln über die Entwicklung der Stadtmauer an der Südwest-Ecke Auskunft.

 

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Aus irgendeinem Grund gibt es aber leider keine Draufsicht für das Jahr 1487/88, einem für die Neustädter Stadtmauer bedeutendem Datum. Statt einem Bauzustand zur Zeit der Belagerung, dem Beschuss und den Angriffen der Soldtruppen aus dem Heer von König Matthias von Ungarn, muss man sich mit einer Darstellung zufriedengeben, die auf das ereignislose Jahr 1530 datiert worden war. Diese war allerdings fast identisch mit der Situation 1487/88, nur der Umfang des Vorwerkes hatte sich etwas vergrößert. (Ganz abgesehen von den Gräben, Wällen und Vorfeld-Hindernissen). 

 

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Ein Laie erfährt hier nichts Grundsätzliches. Weder über städtisches Befestigungswesen allgemein und in ihren Epochen noch über die Anlage und Funktionen von Vorwerken im besonderen, um sich ein geordnetes Bild machen zu können. Die 1487/88 bestehende Stadtbefestigung war damals auf der Höhe ihrer Zeit gewesen. Um der gängigen Belagerungsartillerie etwas entgegensetzen zu können, waren der Stadt an den Ecken und vor den Toranlagen massive und mit Kanonen bestückte Vorwerke und Bollwerke vorgesetzt worden, geschützt durch zusätzliche Gräben. In den umliegenden Städten wie Wien, Sopron und Bratislava lassen sich diese ab etwa 1440 nachweisen. Für Wiener Neustadt fehlen aufgrund der nicht erhalten gebliebenen Kammer-Rechnungen die Quellen, von zwei, drei Erwähnungen nach 1460 an anderer Stelle abgesehen. Aber es wird in Wiener Neustadt nicht anders gewesen sein

Der Interessierte erfährt nichts genaues über den Verlauf der damaligen Belagerung und nichts über die Gründe für das Scheitern der Angriffe, weil die Befestigungsanlage mit ihren einzelnen Bestandteilen selbst nur ungenügend dargestellt wird. Es wird nicht erzählt, dass fast die gesamte Süd- und Westseite systematisch beschossen worden war, und es wird nicht erzählt, dass die Truppen von Matthias Corvinus weder über den doppelten Graben noch an den Vorwerken vorbei gekommen waren. Für die damalige Zerstörung des Vorwerkes, wie fälschlicherweise auf der Texttafel behauptet wird, gibt es nicht den geringsten Beleg. Das Gegenteil ist der Fall. Nach dem Chronisten Bonfini hatte der Bau zwei Wehrebenen besessen, dazu ausreichend Besatzung sowie Kanonen. Die untere Hälfte war nicht viel mehr als eine gemauerte Hülle gewesen, die mit Erde aufgefüllt worden war – und somit weitgehend sicher vor Kanonenbeschuss. 

Das Vorwerk war 1487/88 für damalige Verhältnisse offensichtlich schon sehr groß gewesen. Von Archäologen im Boden nur angeschnittene Mauerstrukturen ließen eine spätere Vergrößerung des Vorwerkes erkennen. Leider konnte der Bereich nicht genauer untersucht werden, weil der Forschungsauftrag gefehlt hatte. Unserer Ansicht nach wurde hier an der falschen Stelle gespart, denn es fehlt somit die genaue Befundung eines entscheidenden Wehrbaues.

Wir empfanden es als sehr ungenügend und schade, dass hier trotz neuer Erkenntnisse ein wichtiger Aspekt zur Stadtgeschichte beim Thema „Mauergeschichten“ derartig kurz und oberflächlich abgehandelt wird.

Wir verließen den Bereich und entdeckten in dem weiteren Gang eine Tafel an der Wand, welche unsere Aufmerksamkeit erregte.

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Diese beinhaltete fragmentierte Phrasen, als hätten verschiedene Leute an einem Tisch irgendetwas für eine Skizze beitragen wollen. Einzelne allgemeine Bestandteile, wie der angebliche „Austausch von Ideen“ oder die Koppelung von Begriffen wie „Bewegung“ und „Austausch“ mit „Beschleunigung“ sowie dem „Entdecken neuer Welten“, was eine „Beschleunigung“ doch eher ausschließt, wären in ihrer Oberflächlichkeit sicherlich diskussionswürdig. Aber darum geht es nicht, weil keinerlei Inhalt vermittelt wird und die Texttafel nichts weiter ist als Staffage.

Beängstigend empfanden wir die Form der angezeigten Sprache, eine Aneinanderreihung von losen Versatzstücken, zusammenhanglos, hohl und semantisch unsinnig. Und doch handelt es sich hierbei um die immer häufiger eingesetzte „Sprache“ der Neuzeit, die keine mehr ist, sondern nur noch ein Gebilde, welches ohne Inhalte nur noch auf symbolhafte Zeichen setzt. 

 

Fortsetzung folgt.

Mittwoch
02
Oktober 2019
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Vom Äußersten

 

Gedanken zur Ausstellung „SIC“ mit Werken von Friedrich Bastl in der Stadtgalerie Wiener Neustadt.

Von René Triebl. 

 

Prof. Gotthard Fellerer ist ja bereits seit geraumer Zeit als unermüdlicher Mahner gegen die Drohungen von Unformität und Deformierungen eines meist kommerziell dominierten Mainstreams sowie als Kämpfer für die Erweiterung von künstlerischen Horizonten bekannt.

Dieser Tradition würdig folgend tritt er nun wieder als Kurator einer Ausstellung in der Stadtgalerie Wiener Neustadt in Erscheinung. Er bringt uns den etwas in Vergessenheit geratenen Wiener Neustädter Künstler Friedrich Bastl, Jahrgang 1944, mit einer sorgfältig kuratierten kleinen Werkschau wieder ins Bewusstsein, welche auch von einem von ihm verfassten Katalog begleitet wird.

 

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Bastl, bereits seit Mitte der 70er Jahre auch schon mit Gotthard Fellerer befreundet und zusammen mit Kurt Ingerl bereits damals in der Künstlergruppe FBI ( Fellerer- Bastl- Ingerl ) tätig, ist Vertreter einer Künstlergeneration die auch besonders mit ihrem experimentellen, offenen Zugang und ihren Aktionen einen wesentlichen Beitrag leistete, Kunst im öffentlichen Bewusstsein zu etablieren und die bleiernen Jahre der Nachkriegszeit aufzulockern. Sein Werk aus Zeichen und Symbolen fesselt sowohl durch seine asketische Strenge wie auch in seiner emotionalen Hingabe und weist ihn als einen der wichtigsten Vertreter des Neo-Expressionismus oder abstrakten Expressionismus in Österreich aus.

Sie leistete einen entscheidenden Beitrag, die Grenzen nationaler Kunst zu erweitern und Anschluss an die sich international immer weiter differenzierenden Kunstszene der Moderne zu finden.

 

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Ohne Rücksicht auf den immer mehr in Richtung Dekorations-Kitsch ausfransenden Massengeschmack, werden hier Werke mit großer Sensibilität und höchstem Anspruch gezeigt, zeitlos in ihrem Ausdruck, der auch im internationalen Vergleich besteht.

 

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Spannend und aufregend der Gegensatz von wunderbar leichten, dynamischen und nervösen Zeichnungen, Montagen und Graphiken, verspielten Masken mit besonders ansprechender Haptik und magischen und fast ikonographisch anmutenden Lehmbildern und Steinskulpturen, die in ihrer asketischen Strenge an archaische Urformen wie etwa an die Moai Stauten auf der Osterinsel oder die Funde aus der antiken Cucuteni-Tripolje-Kultur im Südosten Europas ( 5000 – 2750 v. Chr. ) erinnern. Bastl setzt radikale Zeichen und greift tief in unser Unbewusstes. Seine Werke wirken spontan und aus innerer Eingebung kommend, erinnern in ihrer Maltechnik und Formensprache etwa an den berühmten New Yorker Graffitikünstler Jean Michel Basquiat (1960- 1988 ) oder einer der Ikonen des Informell, Cy Twombly (1928- 2011). Kunst als die eigentliche Darstellung von ExistenzStatische Anmut im steten Wechsel mit rauschhafter Extase, die in ihrer Konsequenz begeistert.

 

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Eine Ausstellung von internationalem Format, wie es in Wiener Neustadt leider viel zu selten zu sehen ist. Mit einer Kunst, die uns neue Horizonte eröffnet, die uns auffordert, sich einzulassen, die uns einlädt, auch in uns neue innere Freiräume zu entdecken. Kunst im besten, im eigentlichen Sinn, in der Lage, die Grenzen unseres Geschmacks zu fordern und unser Bild der Welt zu erweitern.

 

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Nach bereits einigen Ausstellungen in dieser neuen Galerie ist diese nun wohl ein wirklicher Höhepunkt im kulturellen Leben der Stadt. Es ist sehr zu hoffen, dass sich diese Galerie letztlich nicht nur als eine flüchtige Fassade im Dienste von Parteienwerbung und Imageaufbau zur Wiederwahl entpuppt, sondern uns auch noch nach der Gemeinderatswahl im Jänner 2020 erhalten bleibt.

 

Stadtgalerie Wiener Neustadt, Herzog Leopold-Straße 21.

Noch bis 18. Oktober, geöffnet täglich außer Montag 16 – 18 Uhr, Sa, So und Feiertag 10 – 18Uhr

 

 

Samstag
28
September 2019
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