Ein seiner Sonntagsausgabe vom 30. August 2015 hatte der KURIER gleich zehn Seiten über das Flüchtlingsdrama aufgeboten und auf der ersten Seite groß gefragt: „Was können wir tun?“
Vorher darf man sich fragen, was hat der KURIER getan? Denn dasselbige Blatt, welches sich am Sonntag mit ihrer Moral erheischenden Frage direkt an die Leser wandte, hatte in all den Jahren zuvor keinen Anstoß an die Kriege genommen, die von der USA/NATO/EU-Staaten/Israel/Golfdiktaturen angezettelt worden waren. Sie wurden sogar medial unterstützt.
Als Bestandteil eines Propagandaapparates, welche Kriege von westlich geprägten Militärbündnissen als „gut“, „gerecht“, „notwendig“ oder „alternativlos“ verkauft, kann ein Blatt wié der KURIER – wie alle anderen übrigens auch – nicht ernst zu nehmen sein, wenn es uns plötzlich moralisch zu kommen versucht. Konfrontiert mit einem Ergebnis dieser auch medial unterstützten Kriege (einiger bestimmter Interessengruppen), einer Massenflucht aus zerstörten Ländern, kann die plötzliche Sorge für die Vertriebenen nur als Heuchelei bewertet werden.
Wir – sicherlich nicht der KURIER.
Ein Blick auf den Inhalt einiger Artikel zeigt auf, dass der KURIER als Sprachrohr und Propagandainstrument der westlichen Kapitaleliten nach wie vor aktiv ist. In dem Artikel „USA: Mahnende Worte an Europa“ ist sich der Redakteur Stefan Schocher nicht zu Schade, eine Persiflage über den US-Präsidenten und der deutschen Bundeskanzlerin als ernst zu verkaufen. Die USA, Spezialist für organisierten Massenmord und faschistischen Terror, machen sich Sorgen um die Flüchtlingsbewegung in Richtung Europa. Barack Obama, der Drohnenkillerer, mahnt die devote Merkel, doch bitte wirksam gegen die „Schlepper“ vorzugehen. Und nicht zuletzt noch ein paar Sätze über einen überflüssigen österreichischen Außenminister, der gegenüber einer US-Gazette einen EU-Krisengipfel fordert. Also nichts „fordert“ und seinen Teil der Verantwortung von sich schiebt.
Irgendwelche Hintergründe, tatsächliche Hintergründe und Ursachen, darf man im KURIER nicht erwarten. Die mediale Konzentration auf die „Schlepper“ dient als willkommene Ablenkung. Die sind nämlich nur ein Sympton, aber nicht das Problem.
Der KURIER arbeitet aber nicht nur offen propagandistisch, sondern auch ganz perfide hinten herum. Der Artikel „Wer sind die, die da kommen?“ ist ein gutes Beispiel dafür. Das Vorstellen von drei Flüchtlingsporträts soll stellvertretend für Tausende sein.
Genau das ist gelogen, weil die Auswahl natürlich selektiv erfolgte und es uns zumindest auch nicht klar ist, ob die vorgestellten Personen es so oder ähnlich gesagt haben, wie es schließlich vom Propaganda-Kurier übernommen worden ist. Dass die Auswahl vollkommen einseitig erfolgte, lässt sich leicht nachweisen.
Es wird eine Afghanin vorgestellt, deren Mann, ein Polizist, von den Taliban entführt worden sei, dann aber – oh, Wunder – habe fliehen können, um sich anschließend mit seiner Familie Richtung Westen abzusetzen.
Als Bedrohung werden hier die „Taliban“ genannt, welche zwar in Afghanistan nur eine der vielen Konfliktparteien sind, aber im Westen medial präsentiert werden. Und keine andere Widerstandsbewegung, erst recht nicht die westlichen Aggressoren und deren Handlanger vor Ort.
Beispiel der Öl-Ingenieur aus dem Irak, der damals wegen den Krieg im Irak hatte nach Syrien flüchten müssen, um dann während des Krieges in Syrien wieder in den Irak zurück zu gehen – vor seiner entgültigen Flucht nach Österreich.
Bei ihm ist der Krieg im Irak etwas, was „kam“. Der Aggressor, die USA und ihr Bündnis der Hilfswilligen und Marionetten, wird nicht genannt. In Syrien soll es dann ein „Bürgerkrieg“ gewesen sein, wie uns die westlichen Politiker und Medien immer versichert haben. Und dann waren im Irak wiederum anonyme „Warlords“ das Problem gewesen.
Zuletzt der syrische Familienvater, der exakt genau das beschreibt, was das Verbrecherpack in Washington immer hören wollte. Die Geschichte des angeblichen Bruders in der syrischen Armee, welcher angeblich desertiert sein soll, nachdem er „Verbrechen“ beobachtet haben soll. Welche von wem? Wird nicht genannt. Dass sich die syrische Armee gegen einen ausländischen Angriffskrieg zur Wehr setzt: kein Wort, kein Thema. Massen an Söldnern und Terroristen, die alles abschlachten, was ihnen nicht passt? Existieren bei ihm nicht. Nein, es ist angeblich der syrische Staat, vor dem er dann flüchten muss.
Damit die Propaganda auch wirklich für den stumpfsinnigen Teil der Leser fruchtet, haben die Propaganda-Mitarbeiter Christian Böhmer und Laila Daneshmandi ihren Artikel mit einer gewaltigen Sprachgewalt eröffnet.
„Die Kinder! Die Regierung wirft Bomben auf Zivilisten und tötet dabei hunderte Kinder! Schauen Sie sich das an!“
Da ist alles drinn: Die syrische Regierung – Bomben auf Zivilisten – tote Kinder. Weil das wirken muss. Und weil es der syrische Familienvater so gesehen haben soll – im Video. Wer weiß, vielleicht hatten es die KURIER-Lakaien gleich selbst mitgebracht, als Geschenk von der Nusra-Front oder gleich vom US-Intel-Center.
Wer sich die Mühe macht, alle vorherigen „Porträts“, Berichte von „Zeugen“ usw. des KURIER und aller anderen Propaganda-Blätter zu studieren, wird feststellen, dass sie alle ähnlich strukturiert sind. Die Kriegstreiber und die kriegerischen Akteure und Drahtzieher werden nie genannt. Stattdessen werden innerhalb harmlos wirkender Artikel und „Berichte“ die Kriegsziele, ob nun tatsächlich oder vorgeschoben, auf eine besonders hinterhältige und widerliche Weise weiterhin vorangetrieben.
Da nicht nur der KURIER mit diesen Mitteln arbeitet, sondern in Österreich alle übrigen „unabhängigen Qualitäts-Massenmedien“ auf identische Art und Weise, dürfte das Briefing aus genau einer Quelle erfolgen.
Die Antwort auf die Frage, wo sich diese Quelle befindet, dürfte nicht schwer zu beantworten sein. Es wird jene sein, die nicht erwähnt wird.
Der junge österreichische Außenminister hatte im vergangenen Mai in Weißrussland und der Ukraine noch einmal gezeigt, dass seine Götter nicht im Himmel, sondern in Washington und Brüssel wohnen.
In der vergangenen Sonntags-Ausgabe des KURIER (Sonntag, 23. August 2015) durfte sich Sebastian Kurz in Form eines durch Margaretha Kopeinig durchgeführten Interviews zu Flüchtlingsfragen äußern. Kurz legte einen Maßnahmenkatalog vor, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Er legte vor, was andere medial bereits ausgesprochen hatte. Das ist definitiv ein für den österreichischen Steuerzahler sehr kostspieliges „Vorlegen“, denn es bleibt unklar, warum so viel für so wenig bezahlt werden muss. Und wenn wir ehrlich sind, sogar vom dem Wenigen bleibt so gut wie nichts übrig.
Immerhin ist auch der Außenminister Österreichs mittlerweile darauf gekommen, dass die „Bekämpfung der Flüchtlingsursachen“ zielführender scheint. Eine „Friedensinitiative“ soll es nun in Libyen und Syrien geben, also das, was von seinen (ausländischen) Dienstherren regelmäßig verhindert wird. Ein verstärkter Kampf gegen IS wird genannt, was ja auch nötig scheint, weil allen Beteuerungen zum Trotz komischerweise mit aller Kriegsrhetorik und auch Bomben der Militärmächte immer noch nichts erreicht worden ist. Wir wissen nicht, wo diese Bomben geblieben sind.
Die Idee der „Schutzzonen“ für Flüchtlinge in den „Ursprungsgebieten“ oder Nachbarländern strotzt auch vor zu kurz gekommener Bildung. Schutzzonen für die beispielsweise syrische Bevölkerung wo? In der Türkei, wohin bereits an den Dschihad-Söldnern vorbei Massen hingeflohen sind? Oder in Jordanien? Im Libanon? Im Dauerkrieg befindlichen Irak, wo viele Menschen zuvor nach Syrien geflohen waren? Oder doch lieber „Schutzzonen“ gleich in Syrien, wo sich frei geschossene Landstriche anbieten würden?
Der selbsternannte „Europaminister“.
Und wer soll diese „Schutzzonen“ schützen? Die IS kann das nicht übernehmen, weil sie angeblich bekämpft wird. Die Nusra-Front, der andere Al-Kaida-Ableger, würde sich anbieten. Blöderweise sind die Syrer auch vor diesen Terrorsöldnern auf der Flucht. Bleibt intern nur noch die syrische Armee übrig, die tatsächlich alles versucht, um den nicht geflohenen Teil der Bevölkerung in ihrem Land zu schützen. Leider ist dies aus „politischen“ Gründen gerade nicht angesagt.
Bleiben nur die ausländischen Mächte, die eine Schutzzone einrichten könnten. Die führen zwar Krieg gegen Syrien (USA, Türkei, England, Frankreich, Deutschland, Saudi-Arabien, Katar, Jordanien, Israel), könnten aber Sicherheit anbieten. Österreich wird nicht darunter sein, weil es nicht einmal zum Beobachtungsposten auf dem Golan gereicht hatte.
Eine Posse auch der Vorschlag, jene, die gegen den IS kämpfen, mit „Schutzausrüstung“ zu beliefern. Nur: wer soll das sein? Die syrischen Kurden? Die syrische Armee und die zivilen Verteidigungskräfte sind davon nämlich ausgenommen. Denn da gibt es ja noch die Sanktionen der EU gegen Syrien, die von Österreich mitgetragen werden.
Eine dumme Geschichte, ein verblödendes „Interview“ aus dem Reich der Götter. Nein, nicht jene im Himmel.
Susanne Güsten phantasierte in der PRESSE am 21. September 2014 davon, dass die Türkei in den „Konflikt mit den Extremisten“, die Güsten auftragsgemäß nur bei „IS“ verortete, immer mehr „hineingezogen“ werden würde. Also so, wie die westlichen Aggressoren nach Eigendarstellung angeblich und in einer unerträglichen Permanenz immer in irgendetwas weltweit „hineinezogen“ werden.
Presse, 21.9.2014:
Ging Erdogan einen Deal mit der IS-Miliz ein?
Susanne Güsten. http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/3873360/Ging-Erdogan-einen-Deal-mit-der-ISMiliz-ein
Die Posse um die türkischen Geiseln ist genau so wenig von Belang wie Güstens Frage, ob „Erdogan einen Deal mit der IS-Miliz“ eingegangen sein könnte. Diese Frage ist rein rhetorischer Natur und dient nur der Verschleierung. Der „Deal“ besteht schon lange.
Güsten erzählt ohnehin nur nach, was andere aus kaum vertrauenswürdig zu nennende Quellen von sich geben. Irgendeinen Ansatz einer Schlußfolerung von überhaupt irgendetwas sucht man bei ihr vergebens. Selbst das Offensichtliche, der Versuch des türkischen Regimes, die kurdischen Autonomiegebiete in Syrien (mit Hilfe der terroristischen Söldnerverbände) zu vernichten, gibt sie nur in Form einer Meinung kurdischer Politiker wider.
Von aller Kriegsrhetorik des türkischen Regimes und den provozierten Zwischenfällen gegenüber Syrien abgesehen hätte Frau Güsten sich anhand einer Lagekarte des nordsyrischen Kampfgebietes informieren können. War anscheinend zu kompliziert gewesen. Eine Kollegin von ihr von der „Irish Times“ war schon 2012 ein wenig engagierter gewesen und hatte von Katar finanzierte Kampfverbände aus Libyen durch die Türkei nach Syrien begleitet. Deren Ausrüstung war zuvor mit einem Frachter in einem türkischen Hafen übernommen worden.
Söldnerhaufen und deren Ausrüstung werden nicht nur über den Land- und Seeweg transportiert, sondern auch per Flugzeug. Neben den Transportmaschinen der Saudis hatte die „New York Times“ zwischen Januar 2012 und März 2013 genau 85 von Katar beauftragte Militärtransporter mit Waffen und Munition in die Türkei recherchieren können, mit denen die in der Türkei ausgebildeten Söldnerverbände aufgerüstet wurden.
Es ist vollkommen gleichgültig, was das türkische Regime offiziell bestreitet und nicht bemerkt haben will. Güsten schließt sich dem an wie ein korruptes Schoßhündchen. Söldner-Tourismus quer durch die Türkei, Waffentransporte, Logistik, medizinische Versorgung, Ausbildungslager – für Güsten alles unsichtbar. Die im März belauschten und danach veröffentlichten Gespräche aus dem türkischen Außenministerium, aus denen eindeutig die Planung hervorging, durch eine geheimdienstliche Operation einen Vorwand für einen auch offiziellen Krieg gegen Syrien zu konstruieren hätten Güsten ebenfalls einen Denkanstoß geben können. Diese Mitschnitte waren anschließend von dem türkischen Regime erst gar nicht dementiert worden, dafür wurden Twitter und YouTube als Träger dieser Information verboten.
Aus der Türkei vorstoßende und mitteilungsbedürftige Terroristen auf den Weg nach Kasab.
Auch der Chef der so genannten Kurdischen Front, einem Bestandteil der FSA, hatte von türkischer Logistik, offenen Grenzen und Verhöre von durch die IS gefangene Kurden gesprochen, die von türkischen Offizieren durchgeführt worden wären. Ein Geheimnis war dies nicht gewesen, nur offensichtlich bei Frau Güsten.
Im April 2014 hatten beispielsweise schwere Kämpfe um die Ortschaft Kasab in der syrischen Provinz Lattakia stattgefunden. Hier waren es Soldtruppen der Nusra-Front und der Islamischen-Front gewesen, unter ihnen tschetschenische Terrorverbände, welche in Massen aus der türkischen Provinz Hatay gekommen waren. Dies auch unter den Augen von zahlreichen neutralen Beobachtern.
Bei ihren Angriffen auf den kurdischen Kanton Kobani im Juli 2014 waren IS-Verbände aus der türkischen Provinz Urfa über die Grenze gekommen. Teilweise sogar mit schweren Waffen. Kobani sollte wenig später medial in die Öffentlichkeit gerückt werden.
Kriegsfürst und Terrorpate: Erdogan
Susanne Güsten blieb sich auch bei ihren folgenden Artikel in der PRESSE treu. In „Tiefer Graben zwischen Ankara und Washington: Erdo?ans Nein (Jein) zur Allianz“ gab sie erneut nur das Gerede anderer vollkommen unreflektiert wider. Erdogan will nicht gegen die IS-Verbände vorgehen, nachdem die USA sich dazu angeblich entschlossen hatten, aber Güsten forscht nicht nach den Gründen. Syrien wäre das Problem laut dem türkischen Regime, aber Güsten denkt nicht weiter nach. Der IS werde „toleriert“, dann wird es wohl so sein. Güsten erzählt dann lieber von dem weiteren Vormarsch der IS Truppen in Nordsyrien an (!) der türkischen Grenze. Genau, die Söldner und Terroristen sind bei Güsten nur dort zu finden, wahrscheinlich wachsen sie dort, denn aus Syrien sind sie nicht gekommen.
Presse, 23.9.2014:
Tiefer Graben zwischen Ankara und Washington: Erdo?ans Nein (Jein) zur Allianz.
Nato-Partner. Präsident fordert Plan für die Zukunft in Syrien und Irak. Das Hauptproblem bleibt aber Assad.
Von Susanne Güsten.
Kurz bevor die politisch Verantwortlichen des Westens und ihre Massenmedien den angeblichen Krieg gegen die große Bande „IS“ im September 2014 verkaufen wollten, erschienen einige wenige Artikel, welche zu einem gewissen Grad an der Sinnhaftigkeit des Krieges rüttelten.
Der Staat Türkei war als Unterstützer der Terrororganisation ins Gerede gekommen. Was zuvor immer bestritten worden war, hatte plötzlich Eingang in die Konzernmedien gefunden. Dies zwar fragmentiert, undeutlich und auch ohne den logischen Rückschluss, welcher allerdings ein mündiger Leser immerhin selbst zu schließen in der Lage sein sollte.
Wenn die Türkei als Unterstützer der Terrorarmee „Islamischer Staat“ (und anderer Formationen) agiert, gleichzeitig aber Bestandteil des westlichen Militärbündnisses NATO ist, dessen Mitglieder wiederum öffentlich den Kampf gegen Terroristen des „IS“ ankündigen, ohne aber ihren Bündnispartner Türkei (und alle anderen Unterstützer) zur Verantwortung zu ziehen, so wird das ganze Kriegsgeschrei des Westens bereits an diesem Punkt demaskiert.
Noch schnell ein Gruppenfoto nach der öden Ausbildung in der Türkei.
Gebombt werden soll nicht in der Türkei, auch nicht in Saudi-Arabien, in Katar, in Jordanien, um diesen regionalen Kriegsfürsten die Rote Karte zu zeigen und, wie man vorgibt, den Terrorismus zu bekämpfen. Gebombt werden soll ausschließlich in Syrien und im Irak, dort, wohin die Terroristen verfrachtet worden sind. Das ist so, als würde – rein fiktiv und beispielsweise ins Jahr 1939 angesiedelt – ein faschistisches Ungarn das Land Polen mit Terroristen überfluten, damit Nazi-Deutschland in Polen ungehemmt bomben und intervenieren kann.
Das englisch-türkische Kauderwelsch hatte doch sowieso kaum jemand verstanden.
Weil dem so ist, eiert die PRESSE-Redakteurin Susanne Güsten in ihrem Artikel „Türkei: Aus dem Herzen Anatoliens in den Jihad“ schwammig herum. Sie will etwas benennen, was ohnehin glasklar ist, und gleichzeitig verwischen.
Presse, 16.9.2014:
Türkei: Aus dem Herzen Anatoliens in den Jihad.
Susanne Güsten. http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/3870746/Turkei_Aus-dem-Herzen-Anatoliens-in-den-Jihad
Los geht’s! Mit den neuen Pickups aus Japan ab ins Operationsgebiet. Für Sold und Beute.
Da wird von Güsten behauptet, dass die türkischen Behörden „lange weggeschaut“ hätten, was sich da an internationalem Kriegsvolk in der Türkei tummelt. Dann heißt es an anderer Stelle, dass die Türkei islamistische Gruppen im Krieg gegen Syrien seit Jahren unterstützt hätte. Deswegen wären die Terroristen „toleriert“ worden. Es wird auch von angeblichen „Bedenken“ der „westlichen Partner“ geredet, welche wiederum ausgerechnet der ehemalige US-Botschafter in der Türkei kundgetan hatte.
Auf diese Weise schwurbelt sich Güsten durch ihren verlogenen Artikel. Terroristen sollen sich angeblich nur im „Grenzgebiet“ aufhalten, einige Türken sollen sich der „IS“ angeschlossen haben – einfach so, Eigeninitiative sei Dank. Die Zahl der türkischen Terroristen wird bei dieser Gelegenheit klein gehalten und somit verharmlost. Eintausend hätten sich von der IS anwerben lassen. Das syrische Armee wiederum hat ihren Angaben nach weitaus mehr türkische Pässe bei getöteten Terroristen sicherstellen können. Teilweise mit Ausreisestempel.
Pässe des internationalen Kriegsvolkes aus Saudi-Arabien, Türkei, Jordanien, Libyen, Sudan, Afghanistan, Pakistan, Katar, Tunesien, Ägypten, Tschetschenien…
Ebenso kleingehalten wird das große Geschäft mit der Plünderei, wobei Massen an syrischen Bodenschätzen, Kulturgüter, abgebaute Betriebe und anderes über die Grenze der Türkei verschoben und verschachert wird. Natürlich nur auf „Schmuggelpfaden“ und vorbei an den „wegschauenden“ Grenzern und logischerweise auch vorbei an dem dahinter postierten türkischen Militär, welches nicht erwähnt wird. Aber drei Jahre nach Kriegsbeginn weiß Güsten nun zu berichten, dass die zuvor nicht existierenden „Grenzkontrollen“ durch die türkischen Behörden „verschärft“ werden.
Verschärfung der Grenzkontrollen auf türkisch.
Die PRESSE-Redakteurin schwindelt sich etwas für die Leser zusammen, nur um nicht feststellen zu müssen, dass die Türkei einen nicht erklärten Krieg gegen Syrien führt. Und nebenbei auch gegen die kurdischen Autonomiebestrebungen. Die Terroristen, welche in Massen von der Türkei über die Grenze nach Syrien transportiert werden, sind das Mittel dazu. Gedeckt durch türkische Luftwaffe und unterstützt durch türkische Artillerie hatten diese Banden das – syrische – Grenzgebiet unter ihre Kontrolle bringen können. Nicht selten auch unter Einsatz von Panzerkampfwagen.
Interessanterweise war auch hier von der türkischen Unterstützung von Al-Kaida-Truppen, Nusra-Front etc. keine Rede, das scheint in Ordnung. Ausbildung, Bewaffnung, Bezahlung, Logistik und medizinische Versorgung für Al-Kaida in der Türkei kein Grund zum Anstoß, am besten gleich ganz ohne Erwähnung.
Die politische und mediale Kampagne reduzierte sich auf die Terroristen vom sog. „Islamischen Staat“, welche tatsächlich von den sunnitisch-wahhabitischen Saudis unterhalten wird, während zum Beispiel Nusra-Front und Islamische Front dem militärischen Arm der Muslimbruderschaft zugehörig sind, welche wiederum von dem türkischen Regime und Katar ausgehalten wird. Das Ziel dieser Terrorhaufen ist so ähnlich wie die Interessen der dahinter stehenden Staaten, aber sie konkurrieren untereinander.
Beim zeitgleich im Standard erschienen Kommentar von Markus Bernath schaut der türkische Staat auch „weg“, wenn auch „aktiv“. Bernath hat keinen Zweifel daran, dass die Türkei den „IS“ unterstützt und dass deren Terroroperationen ohne die Türken gar nicht möglich wäre.
Standard, 16.9.2014:
Türkei und IS-Terroristen: Aktiv wegschauen
Standard, 17.9.2015:
Kommentar: Markus Bernath http://derstandard.at/2000005671047/Tuerkei-und-IS-Terroristen-Aktiv-wegschauen
Ansonsten gibt er sich ähnlich ahnungslos wie Güsten und gibt dummdreist eine Behauptung der USA wider, nach welcher der türkische Geheimdienst „anscheinend“ die „Islamisten“ (und nicht: Terroristen) bewaffnet habe. Das wird offiziell von jenem Staat aus Übersee „gemunkelt“, welcher seit seiner Staatengründung im Zuge seines globalen Führungsanspruches weltweit wirklich jedes Gesindel aufgerüstet hatte, um die eigenen Interessen gewaltsam durchzusetzen.
Dabei hatte sogar der deutsche staatliche Propagandasender ZDF im Februar 2014 bereits einen Bericht über den türkischen Geheimdienst gebracht. Da hatten offensichtlich nicht korrupte türkische Polizisten (Gendarmen) einen aus mehreren Lastzügen bestehenden Transport des Geheimdienstes gestoppt und statt der deklarierten Hilfsgüter ein ganzes Waffenarsenal vorgefunden. Der dem türk. Verbrecher-Regime vorstehende Erdogan hatte daraufhin sofort eine Nachrichtensperre verhängt und sich mächtig aufgeregt.
Hier ein Bericht darüber auf YouTube, welcher diesen Vorfall genauer beleuchtet und gleichzeitig aufzeigt, dass die Justiz der Türkei sich unter dem Level einer Bananenrepublik befindet. https://www.youtube.com/watch?v=n-3tG6tAATQ
Zurück zu den beiden Artikeln aus PRESSE und STANDARD. Das Interessante an diesen beiden Artikeln (und stellvertretend für einige andere) ist die Tatsache, dass die Türkei nun offiziell als Aggressor gegenüber Syrien genannt wurde, welcher, auch wenn alles andere vertuscht und vernebelt wurde, in erster Linie mit einer Söldnerarmee von Terroristen geführt wurde und noch wird. Das Ganze ist aber bereits ein alter Hut, nur bei Güsten und Bernath als Vertreter der österreichischen Qualitätssprachrohre scheint es immer noch nicht richtig durchgedrungen zu sein.
Das türkische Regime hatte von Anfang an kerinen Hehl daraus gemacht, die syrische Regierung um Assad „beseitigen“ zu wollen. Es hatte auch einiges unternommen, um den Krieg auch auf offizieller Ebene eskalieren zu lassen. Bildung einer legitimationsbefreiten „syrischen“ Gegenregierung durch den türkischen Geheimdienst, Verletzung des syrischen Luftraumes mit einer alten Phantom-Maschine als Provokation (22. Juni 2012), Errichtung des FSA-Stützpunktes in Antakya, Artillerieüberfälle auf syrische Armee- und Grenzposten, Abschüsse von syrischen Luftwaffeneinheiten über syrischem Territorium, Mörserangriff auf ein „eigenes“, türkisches Dorf, um dafür die syrische Armee zu beschuldigen (auch noch, als NATO-Munition gefunden wurde, Anfang 2012), und nicht zuletzt der verheerende Bombenanschlag mit 51 Toten in Reyhanli (Mai 2013), für den sofort seitens des türkischen Regimes der syrische Geheimdienst bezichtigt wurde. Monate später hatte sich dazu die Al-Nusra-Front bekannt, welche durch das türkische Regime unterstützt wird. Bekannt geworden waren zuvor allerdings geleakte Dokumente des türkischen Geheimdienstes, welche zumindest nachwiesen, dass alles tatlos durch die Schlapphüte beobachtet worden war. Mindestens. Und und und…
Soviel zur Türkei unter diesem einen Aspekt, dessen Regime im Jahre 2015 auch innenpolitisch entgültig zu einem Terrorregime geworden ist.
Das Flüchtlingsdrama allgemein bezieht sich nicht nur auf Österreich. Die Unterbringung von 250 Flüchtlingen in einer Halle der „Arena Nova“ in Wr. Neustadt wiederum hatte ein weiteres Drama ausgelöst. Dieses weitere Drama spielte und spielt sich in der Bevölkerung von Wr. Neustadt und Umgebung ab.
Obwohl die Unterbringung dieser Flüchtlinge ohnehin nur bis zum 31. August 2015 befristet ist, war dies für einige rechtsorientierte Organisationen und deren Anhänger Grund genug, um mit einigen Kundgebungen und anderen Formen der Öffentlichkeitsarbeit negative Stimmung gegen diese Gruppe von Menschen zu schüren. Wie üblich, wurde die Feindseligkeit mit der Behauptung kaschiert, angeblich grundsätzlich nicht ausländerfeindlich zu sein. Ein Asylverfahren wäre zu akzeptieren, so wurde kundgetan, sofern dieser berechtigt sei und es sich bei den Asylbewerbern um keine so genannte Wirtschaftsflüchtlinge handeln würde.
Die Realität sieht freilich anders aus. Eine rechte Gruppierung, die sich die „Identitären“ nennt, und ebenfalls – unter anderem – die obige Behauptung aufstellt, sprach sich mit Hilfe einer bescheidenen Kundgebung sowie über die „sozialen Medien“ gleich pauschal gegen Flüchtlinge in Wr. Neustadt aus. Das heißt, gegen deren Unterbringung in Wr. Neustadt. Da war von einer Selektierung oder einer Überprüfung der Flüchtlinge keine Rede mehr, nachdem die realen Nöte der Flüchtlinge ohnehin nie ein Thema gewesen waren.
Diese Leute sehen sich selbst als „Patrioten“, während sie gleichzeitig eine Gesinnung erkennen lassen, die sonst Nazis zugeschrieben wird. Sie beschweren sich über die tatsächlich desaströse Asylpolitik der EU und dem gleichfalls desaströsen und stümperhaft wirkenden Gebaren der österreichischen Behörden. Diese Unzufriedenheit erweist sich allerdings als höchst oberflächlich, weil weder deren System noch deren politische Auslegung grundsätzlich in Frage gestellt wird. Hintergründe über die Flüchtlingsbewegung werden überhaupt nicht thematisiert, und erst recht nicht die Verantwortlichkeit für diese Not. Die Eruierung dessen würde der Anti-Flüchtlingskampagne auch sofort den Boden entziehen. So konzentriert sich diese Kampagne auf das schwächste Glied einer von ihnen ignorierten Ereigniskette – auf die Flüchtlinge selbst, auf die Notleidenden. Das ist feige.
Das moralische Drama ist aber vor allem innerhalb eines Teiles der Bevölkerung in und um Wr. Neustadt zu finden. Der stumpfsinnigen Meinungsmache über soziale Medien wie „Facebook“ sind keine Grenzen gesetzt. Andererseits kann man dem US-Konzern dankbar sein, dass all jene des Mobs, die dort ihrer Nazigesinnung freien Lauf lassen, sich als rassistisch und dumm deklarieren, zu identifizieren sind. Jene, die Hetze betreiben und/oder sich gar in Mordphantasien ergießen, sollten ein Fall für die österreichische Justiz sein. Eine persönliche Distanzierung von diesen Psychopathen sollte für alle anderen erste Pflicht sein.
Auf einer auf „Facebook“ gegründeten Gruppe, die gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in Wr. Neustadt ist, haben sich über 3.300 Personen angemeldet. Für den Austritt aus der EU, einem der Verursacher des Flüchtlingsdramas, hatten sich kürzlich dagegen nur 1.642 Personen in der Stadt und 3.942 Personen im Bezirk ausgesprochen. Soweit bekannt, stammten diese EU-Gegner zumeist aus einem anderen Milieu. Aus einem Milieu, welches sozial und politisch als gebildet bezeichnet werden kann.
Daneben existiert noch eine alltäglich stumpfe Masse, die gegenüber den Flüchtlingen ebenfalls eine negative „Meinung“ kundtun oder etwas zum „Meckern“ brauchen, aber nicht einmal Grundkenntnisse aufweisen können, mit der sie „Meinung“ belegen können. Auch die haben wir kennengelernt. Es ist erschütternd.
Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass der Bildungsgrad jenes Bevölkerungsteils, welche Stimmung und Meinung gegen die befristete Unterbringung von Flüchtlingen schürt, denkbar gering ist. Geringe Bildung bedeutet wiederum leichte Manipulierbarkeit durch Agitatoren, welche dankbar sind, einen Mob für ihre Sache instrumentalisieren zu können.
Dieser Mob wiederum zeigt sich, den bisherigen Erfahrungen zur Folge, kaum belehrbar, ja, nicht einmal fähig zum Diskurs. Eine Diskursunfähigkeit und das Beharren auf eine nicht belegbare Meinung, die maximal auf einen Glauben beruht, zeigt einen Fundamentalismus auf, der auch bei uns existiert. Bildung wird durch einen Glauben ersetzt, an welchen festgehalten wird. Weil die Erkenntnis über die eigene Dummheit, der erste Schritt zur etwas höheren Intelligenz, nicht zu ertragen sein mag.
Da schlägt der dumpfe Mob lieber um sich, pauschal gegen Flüchtlinge wie auch pauschal gegen jene Menschen, welche aus einem mitmenschlichen Gefühl heraus den anderen Menschen in Not helfen möchte. Lustigerweise wird dabei soziale Mitmenschlichkeit mit „links“ artikuliert, demzufolge Unmenschlichkeit „rechts“ vorzufinden sein sollte. Das wird aber nicht ausgesprochen, es wird nicht einmal begriffen.
So ist es auch kein Wunder, wenn die Sprache der Gewalt genau in diesem sprachlosen und inhaltsleeren Mob vorzufinden ist. Die vier jungen Österreicher, welche am vergangenen Donnerstagabend zur Arena Nova hinausgefahren sind, um hinterhältig Flüchtlinge mit Softguns zu beschießen und sieben von ihnen zu verletzen, zeugen von Geistlosigkeit und krimineller Energie innerhalb dieser strohdummen Glaubensgemeinschaft. Es ist zu hoffen, dass dieses „heimische“ Gesindel entsprechend angeklagt und hart bestraft wird.
Laut dem Roten Kreuz handelt es sich bei den 250 Asylbewerbern in Wr. Neustadt ausschließlich um Kriegsflüchtlinge aus Syrien, aus dem Irak und aus Afghanistan. Wer nicht weiß, was Krieg bedeutet, der kann sich informieren. Wer nicht weiß, was der Krieg in diesen drei Ländern bedeutet, kann sich ebenfalls informieren. Das ist den meisten Personen des rechtsgerichteten Mobs ganz offensichtlich nicht klar. Der gedankliche Ansatz mit der Frage nach den Kriegsursachen, um ein logisches Vorgehen zur Beseitigung derselben zu ermöglichen, sollte an erster Stelle stehen.
Wenn der rechte Mob bereits vor der Erkenntnisgewinnung intellektuell an der Fragestellung scheitert, so sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass es sich beispielsweise bei dem Krieg in Syrien nicht um einen Bürgerkrieg, sondern um einen nicht als solchen deklarierten ausländischen Interventionskrieg handelt. Mit dem Ziel, die Regierung Assad zu stürzen und ein für die westlichen Interessen (und jener der Golfdiktaturen) genehmes Marionetten-Regime zu installieren.
Im Rahmen der EU, dessen Mitgliedsstaaten sich wiederum mit großer Mehrheit im Kriegsbündnis NATO wiederfinden, wird zudem mit „Sanktionen“ ein Wirtschaftskrieg gegen Syrien geführt. Der Staat Österreich ist Mitglied dieser EU. Wenn demnach Syrer nicht nur durch die Gräuel eines ungeheuer brutalen Krieges zur Flucht getrieben werden, sondern auch noch durch den Wirtschaftskrieg (unter anderem) der EU, und diese dann ausgerechnet in diese EU flüchten, wer kann sich hier beschweren?
Der rechte Mob beschwert sich, weil er nicht nur ahnungslos und ungebildet ist, sondern Teile von ihnen anders gelagerten Frust und Aggressionen nicht nur verbal ausleben möchten – gar nicht mutig gegenüber Schwachen und Schutzbedürftigen. Begriffe wie „Links“ und das für diese Gruppe nicht existente „Rechts“ sind eingetrichterte hohle Nichtigkeiten, zumal nicht einmal „Oben“ und „Unten“ richtig eingeordnet werden können. Dieser rechte Mob ist ganz unten, ohne sich dessen bewusst zu sein und sich dessen bewusst sein zu wollen. Sie agieren als Strassenmob für die herrschende Klasse und ihrer Interessen.
Glücklicherweise gibt es in der trägen Masse, die sich Bevölkerung nennt, auch eine, welche sich den Problemen annimmt, die den Ursachen auf den Grund geht, die sich dank ihrer Bildung nicht instrumentalisieren lässt, die soziale und mitmenschliche Fähigkeiten besitzt, Geld und Gegenstände spendet und zu persönlichen Hilfeleistungen motiviert ist.
Wie schön, dass sich NÖN-Kommentator „Maximilian I.“, wie er sich nennt, besorgt zeigt. In der letzten Ausgabe der Regionalzeitung führte er an, wieviele österreichische Einwohner (die in Österreich lebenden und wohnhaften EU-Bürger waren leider behördlich ausgeschlossen) in Wr. Neustadt wie im Bezirk sich für einen Austritt aus der EU ausgesprochen haben.
Uns zeigen die Angaben vor allem ein gewisses Bildungsgefälle von der Stadt zum Ländlichen an, mehr aber nicht. Dass die relativ niedrige Beteiligung auch der medialen Verschwiegenheit geschuldet war, hatten wir an anderer Stelle bereits erwähnt. Dieses vorsätzliche „Informationsproblem“ ist aber für den NÖN-Kommentator kein Problem .Er sorgt sich stattdessen darüber, dass die genannte Anzahl der Bürger dennoch von dem Volksbegehren Kenntnis erhalten und von ihrem Recht, welches nicht gewünscht wurde, Gebrauch gemacht hatte.
„Maximilians“ Einstellung dazu ist in seinem Kommentar eindeutig, auch wenn er selbst merkwürdig unklar bleibt. Die EU sieht er eindimensional als „Friedensprojekt“, welches freilich hier und da etwas überregulieren würde. Das wäre nicht immer nachvollziehbar, und ja, eine Gemeinsamkeit habe anscheinend nicht mehr den obersten Stellenwert, und nochmal ja, die Flüchtlingsdebatte sei in der „Wahrnehmung“ negativ. In der Wahrnehmung also.
Weil dem „Maximilian darüber hinaus nichts mehr einfällt, lässt er durchblicken, das es „für die gewählten Volksvertreter wichtig“ sei, die „Bedeutung einer solidarischen Staatengemeinschaft herauszuarbeiten und mit guten Argumenten dafür einzutreten…“
So ist er, der besorgte „Maximilian“. Leider ist offensichtlich in seiner Provinz immer noch nicht durchgedrungen, dass es äußerst schwerwiegende Aspekte gibt, welche Wr. Neustädter/innen veranlasst haben könnten, das Volksbegehren zu unterschreiben.
Da wäre zum Beispiel die fehlende Demokratie. Sicher, das EU-Parlament ist wählbar, spielt aber keine Rolle, weil sich der Parteienbrei untereinander gleicht, dummerweise aber nichts zu entscheiden hat. Die Schaffung eines übergeordneten Superstaates ohne demokratische Legitimation ist nicht jedermanns Sache.
Die Tatsache, dass die Organisation „EU“ in erster Linie ein Zusammenschluss der Kapitalinteressen ist, welcher die eingesammelten Steuergelder noch besser von unten nach oben verteilt, wenn sie nicht unterwegs in dunkle Korruptionskanäle versickern, dürfte auch nicht jeden gefallen. Und der radikale Sozialausbau ebenfalls nicht. Gar nicht zu denken an TTIP, dem derzeit geheim abgehandelten Abkommen mit den USA, welcher die EU entgültig auf ein Kolonialniveau degradieren würde.
Auch scheint es mit der Solidarität nicht weit her zu sein, wenn die ärmeren EU-Länder erbarmungslos ausgepresst werden. Dazu gesellen sich noch Finanzbetrügereinen in einem ganz großen Stil, wie in Griechenland. Milliarden an Steuergeldern werden trotz Pleite dieses Landes den eigenen und internationalen Finanzkonzernen in den Hintern geschoben, während die griechische Bevölkerung auf nicht mehr rückzahlbaren Schulden sitzenbleiben, Renten- und Sozialversicherungssyteme zusammenbrechen und gleichzeitig das Volksvermögen an private Konzerne verschachert wird. Das ist hochgradig kriminell, das finden nicht alle gut, die neben Bildung auch noch über ein Herz vefügen.
Die EU-Flüchtlingspolitik ist tatsächlich desaströs, nicht nur in der Wahrnehmung, FRONTEX ist zudem geradezu menschenverachtend. Und als „Friedensprojekt“, wie Maximilian irgendwo aufgeschnappt haben mag, taugt die EU auch nicht. Das klingt nur gut, weil positiv besetzt, ist aber leider nichts weiter als besonders hohle EU-Propaganda. Im EU-Vertrag ist dagegen die Militarisierung und Aufrüstung vorgeschrieben. Es wird auch kein Hehl daraus gemacht, wirtschaftliche Interesse notfalls mit Gewalt in Fluss zu halten. Kann übrigens jeder im Lissaboner EU-Vertrag von 2007 nachlesen. Zahlreiche EU-Militärmissionen (derzeit 16, davon 4 Kampfeinsätze) zeugen zudem von dieser Bestrebung, dies auch praktisch durchzusetzen. Das muss man auch nicht mögen.
Die gewaltsame Zerschlagung der Bundesrepublik Jugoslawien, der Krieg und der Umsturz in Serbien unter den Fittichen von USA und NATO in den 90ern standen damals schon dieser Friedens-Behauptung entgegen. Zuvor gab es noch EU-Sanktionen. Diese Sanktionen beinhalten einen Wirtschaftskrieg, der auch durch die EU geführt wird. Jugoslawien war nicht das einzige Land, zu nennen wären auch noch Libyen bis zur Zerstörung, Kuba, Iran, Irak, Syrien, Russland usw.. Der noch andauernde Wirtschaftskrieg gegen Syrien ist hier besonders verbrecherisch. Auch das mag Wr. Neustädter/innen dazu getrieben haben, sich für einen Austritt aus der heuchlerischen und kriegstreibenden EU auszusprechen.
Problematisch auch der Umstand, dass sich die meisten EU-Staaten auch im aggressiven Militärbündnis NATO wiederfinden, dessen verbrecherische Aktivitäten auch von den „passiven“ oder „neutralen“ EU-Staaten politisch unterstützt werden. Es sind Staaten, die Krieg führen. Kriege, die wiederum in erster Linie von den USA vom Zaune gebrochen wurden, an dessen Gängelband sie alle wenig souverän hängen. Bombenkrieg, Massenmorde, Al Kaida in Libyen? Fand die EU gut. Es muss aber nicht jeder Wr. Neustädter/jede Wr. Neustädterin für gut befunden haben.
Die Vorkommnisse in der Ukraine werden weitere Neustädter/innen motiviert zu haben, der EU die Rote Karte zu zeigen. Erpressungspolitik, Einmischung in innere Angelegenheiten eines anderen Staates, Unterstützung eines Putsches, Unterstützung von Oligarchen, US-Marionetten, Faschisten und Nazis, Wirtschaftskrieg gegen Russland, Unterstützung des Bürgerkrieges auf seiten des neuen Nazi-Regimes und und und… Da kommt schon einiges zusammen.
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Armer Maximilian, er sollte sich eher Sorgen machen über jene, welche das Volksbegehren wissentlich nicht unterzeichen wollten. Und über sich selbst. Wir können immerhin froh sein, dass uns dieser Mann nicht auch noch informieren möchte.
Das Volksbegehren zum Thema „Austritt Österreichs aus der EU“ ist innerhalb jener Woche, in der es möglich gewesen war, von 261.159 Österreichern unterschrieben worden. Das mag auf den ersten Blick bescheiden wirken, in Anbetracht der Umstände wird allerdings deutlich, dass die EU-Ablehnung ein großes Ausmaß angenommen hat. Der wirkliche Umfang dieser Ablehnung wurde dadurch allerdings nicht festgestellt.
Diese 261.159 Österreicher haben über das Volksbegehren nämlich nur „irgendwie“ erfahren. Über eine letzte Seite im Amtsblatt oder in Gemeindeinformationen, über kleine alternative Medien, über soziale Netzwerke oder auch nur aus Gesprächen mit anderen heraus.
Die meisten Österreicher haben von dem Volksbegehren erst gar nicht erfahren – oder nur hinterher. Die österreichischen Massenmedien haben die Existenz dieses Volksbegehren nicht nur ignoriert, sondern boykottiert. Kleine Mehrzeiler oder 60 Sekunden im ORF verstehen wir nur als Alibi-Handlung bei einem derartig wichtigem Thema. Boykott bedeutet in diesem Fall natürlich auch eine fehlende Diskussionsgrundlage. Erst nach dem Ende der Unterzeichnungsmöglichkeit wurden einige Artikel publiziert.
Dies wirft ein schlechtes Licht auf die österreichische Demokratie. Demokratische Entscheidungen scheinen nicht erwünscht, jedenfalls nicht im Zusammenhang mit der EU. Die Angst dort muss groß sein. Ebenso deutlich wurde in diesem Zusammehhang zum wiederholten Male der erbärmliche Zustand (auch) der österreichischen „Qualitätsmedien“ (Eigenbehauptung).
Diese sollen angeblich unabhängig sein und einer ausgewogenen Berichterstattung verpflichtet. Waren sie nicht und sind sie nicht, wie jeder beobachten konnte und kann. Insofern hatte die massenmediale und gemeinschaftliche Verschwiegenheit, als würde über ihnen eine uns unbekannte Chefredaktion sitzen, einen positiven Aspekt. Immer mehr Menschen fällt es auf, dass diese „Qualitätsmedien“ einzig und allein einigen Interessensgruppen dienen – und sonst nichts.
Ärgerlich war auch der Umstand, dass alle Personen mit einem ausländischen Paß, die ausschließlich in Österreich leben und wohnen, von der Teilnahme am Volksbegehren ausgeschlossen waren. Deutsche, Tschechen, Ungarn und andere Bevölkerungsteile, allesamt EU-Bürger, die wiederum in ihren Herkunftsländern wegen fehlendem Hauptwohnsitz ebenfalls nicht an einem Volksbegehren teilnehmen können, wurden somit als „Ausländer“ disqualifiziert. Das ist auch eine Möglichkeit, einem politisch unerwünschten Volksbegehren weiteren Boden zu entziehen und ein bestehendes Diktat beizubehalten.
Die recht kurze Ära Michael Spindelegger in seiner Rolle als Finanzminister von Österreich liegt noch gar nicht lange zurück. Noch immer erinnern wir uns gerne an seine geballte und außerordentlich gut dotierte Kompetenz.
Sein Nachfolger Hans Jörg Schelling hat nun das Kunststück fertiggebracht, der Erinnerungskultur an Spindelegger einen neuen Schub zu geben und ihn gleichzeitig vergessen zu lassen.
Der neue Finanzminister Schelling als Bestandteil der sog. „Eurogruppe“ war zusammen mit den EU-Finanzministern und Vertretern der IWF usw. an den harten Verhandlungen mit der ebenfalls noch recht neuen Regierung Griechenlands beteiligt gewesen. Die EU-Gläubiger hatten für die Verlängerung eines angeblichen Hilfsprogramms – nichts weiter als die Verfügungstellung neuer Kredite – weitere harte als „Reformen“ verharmloste Einschneidungen/Einsparungen/Privatisierungen/Sozialzerstörungen etc. sowie die Rückzahlung einer 1,6 Milliarden Euro betragenden Rate an das IWF gefordert. Diese Rate kann lustigerweise nur durch den neuen Kredit beglichen werden.
Der griechische Premier Tsipras und sein Finanzminister Varoufakis haben nun, am vorgestrigen Samstag (27. Juni 2015) die Verhandlungen platzen lassen. Sie hatten die an sie gestellten neuen Forderungen empört als demütigend zurückgewiesen und außerdem ein eiliges Referendum für die griechische Bevölkerung angesetzt, um deren Standpunkte und im Zuge dessen deren Entscheidung in Erfahrung zu bringen.
Was meinte Hans Jörg Schelling, der österreichische Finanzminister, im KURIER dazu?
„Wir sind vorbereitet, die Eurozone wird dadurch keinen Schaden erleiden. Es werden alle Instrumente eingesetzt, um den Euro stabil und erfolgreich zu halten.“
Der andere Schelling, der kurioserweise den ersten Schelling bis aufs Haar gleicht, meinte in der PRESSE, dass im Falle einer Nichtrückzahlung der IWF-Rate und einer Staatspleite ein Plan B gar nicht diskutiert worden sei. „Der Fehler von Griechenland war, dass man gepokert hat. Beim Pokern kann man auch verlieren. Griechenland hat unterschätzt, dass die Eurogruppe sich nicht erpressen lässt.“
Natürlich sind die Griechen schuld. Und das nach all den Jahren in guter Zusammenarbeit mit den vorherigen korrupten und häufig in den USA ausgebildeten Regierungen, nach Jahren der ausländischen Troika im Land und dem Verlust der Souveränität. Weil sie „gepokert“ haben. Das machen die heutigen Griechen einfach, das sind Spieler, die „pokern“. Aber Schelling und seine über ihn stehenden Kumpane sind die Guten, die „verhandeln“ natürlich nur, nichts anderes. Sie lassen sich auch nicht „erpressen“ von den bösen Griechen. Weil diese Erpresser nicht einverstanden waren, noch weiter um ein neues entwürdigendes und zerstörerisches Diktat zu „pokern“, welches den Totalbankrott ohnehin nicht abwenden würde.
Schelling ist noch nicht lange dabei, hat aber die Einstellung und die Rhetorik der EU-Finanzoligarchie bereits verinnerlicht. Die Abhaltung eines Referendums, und sei es auch aus taktischen Gründen hinausgezögert, das geht gar nicht. Die echte Demokratie, das ist zum Fürchten, weil es für die EU-Bande nun unklar ist, was dabei herauskommen könnte. Die Ablehnung des Diktates von EU, IWF, EZB und der Finanzkonzerne steht im Raum. Den Griechen könnte aber die Lust auf eine Diktatur vergangen sein, wer weiß.
Schelling ist sich aber sicher, dass es zu keinem „Grexit“ kommen wird, auch wenn er es nicht weiß. Er weiß gar nichts, weiß dann etwas und dann doch wieder nicht, was auch immer. Dafür fabouliert aber von möglichen, versteckten Geldmitteln, von Hoffnungen, von Phantasie, um dann zu behaupten, dass sich niemand über den Euro sorgen machen müsse. Die Griechen hatte er dabei wahrscheinlich nicht im Sinn gehabt. Ansonsten soll die EZB derzeit fleißig nachdrucken. Über die Konsequenzen einer Staatspleite hat Schelling nichts zu sagen. Er tut wie seine Kumpane so, als wäre Griechenland gar nicht pleite.
Griechenland war schon bereits vor 5 Jahren bankrott. Alles, was danach kam, war eine kriminelle Form der Konkursverschleppung, die nur dazu gedient hatte, Finanzmittel durch Griechenland zu spülen, alles herauszupressen, was nur geht, deren Volkswirtschaft zu ruinieren, öffentliches Eigentum in die Hände internationaler Konzernen zu spielen und Griechenlands Schulden maximal zu erhöhen. Mit anderen Worten: ein einziger Betrug, den vor allem die untere 50% der Griechen auszubaden haben.
Scheklling scheint in seiner Rolle als Finanzminister demnach in Angelegenheiten der Grundrechnung ähnlich begabt wie sein Vorgänger. Anderer Name, anderes Gesicht, andere Stimme und dennoch merkwürdig gleich und austauschbar.
Wie bei Nachrichtenagenturen üblich, werden bei bestimmten Ereignissen eine Reihe von Features nachgeschoben, um die Medienbetriebe zu füttern. Das funktioniert nicht anders wie innerhalb einer Werbeagentur, soll eine Werbekampagne auch wirklich zum Ziel führen. Woher diese Informations-Features stammen, steht dabei auf einem anderen Blatt.
Bezüglich der Kampagne um die „IS“ boten die Massenmedien ab September 2014 ihre eigenen oder zugekaufte Redakteure auf, die wahlweise als „Journalisten“ oder inflationär als „Experten“ bezeichnet werden. Die sich meist auf andere, häufig anonyme „Experten“ beriefen. Im Gegensatz zu der deutschen Jounalistin Karin Leukefeld sind diese „Experten“ nicht vor Ort. Dennoch standen (und stehen) sie in den Medien im Vordergrund, um mit ihren Artikeln bestimmte Hintergründe angeblich zu beleuchten.
Der Redakteur Martin Gehlen beispielsweise fand in seinem Artikel in der PRESSE, dass der IS und dessen abartigen Verbrechen soetwas wie „die größte Legitimationskrise“ des Islam ausgelöst hätte. Davon abgesehen, dass unter diesem Blickwinkel das „Christentum“ bereits deligitimiert wäre, geht es bei der mörderischen Expansion der genannten Terrororganisation gar nicht um den Islam.
Plötzlich waren sie in Syrien. Sie waren da, medial aber irgendwie nicht. Alles war gut.
Gehlen meinte auch, dass den arabischen Potentaten die „Kraft“ fehlen würde, um mit dem IS “ fertig zu werden.“ Das ist natürlich absoluter Unsinn und stellt die Tatsache auf den Kopf, dass einerseits der politische Wille dieser arabischen Potentaten nicht vorhanden ist, andererseits die anderen „Potentaten“ an diesem Krieg als Aggressor beteiligt sind. Nur der Staat Syrien, auf dessen Boden sich dieses Drama (neben dem Irak) abspielt, hat alleine und nicht diese „Kraft“, aber den Willen. Denn sie sind die Verteidiger in ihrem bereits halb zerstörten Land.
Gehlen gab sich demnach Mühe, alle tatsächlichen Umstände zu verschleiern. Er stellte auch die Organisation „IS“ als etwas hin, das einem Geschwür gleich irgendwo aus dem Land gewachsen wäre. Von ganz alleine. Und der arabische Raum wurde von ihm pauschal „gescheitert“ oder „hyperautoritär“ bezeichnet. Aber warum ist dem so? Gehlen gab darauf keine Antwort. Er weiß nur, dass dort keine „funktionierende Demokratie“ vorhanden ist. Weiß Gehlen, wie jene Demokratie funktioniert, in dessen Land er lebt? Und auf welcher Stufe des Korruptionsindexes sich dieses Land befindet? Gehlen gibt überhaupt keine Antworten, nicht einmal auf seine eigene Überschrift. Hätte er es versucht, hätte er weit in die Vergangenheit der Kolonialmächte zurückgehen müssen.
Presse, 22.9.2014:
Warum sich die IS-Extremisten in Nahost breitmachen können. Von Martin Gehlen.
In der österreichischen PRESSE werden auch gerne die Artikel des „Korrespondenten“ oder „Mitarbeiters“ Alfred Hackensberger untergebracht. Die selben Artikel werden auch woanders publiziert, u. a. in der WELT, der ZEIT, vor Jahren auch im nach wie vor sehr brauchbaren Nachrichtenportal „Telepolis“.
„Laut Einschätzung des renommierten US-Instituts Terrorism Research and Analysis Consortium ist der IS zu einer regelrechten Regierungsmacht in den eroberten Gebieten geworden, und zwar – obwohl das Territorium als geeintes Kalifat angesehen wird – mit teils separaten Strukturen im Irak und in Syrien.“
Bahnbrechend ist diese Erkenntnis freilich nicht. Wer die Waffen hat, der regiert. Hackensberger gibt im Grunde nur das wider, was dieses ominöse und relativ neu „renomierte“ US-Institut an „Informationen“ herausgibt bzw. verkauft. Vom wem dieses Institut finanziert wird, haben wir auf die Schnelle nicht eruieren können, man mag diese unsere Ungeduld entschuldigen. Das Logo mit dem NATO-Stern könnte aber darauf hindeuten, dass Hackensberger keine wirklich seriöse Quelle genutzt hatte.
Deren Angaben beinhalten die offiziellen Regierungsangaben, die sich zum Beispiel auf staatlichen Seiten wie die „Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg“ widerfinden.
Die dortigen Verweise zu „Wikipedia“ sind ähnlich seriös. Es lohnt sich demnach nicht, an dieser Stelle weiteren Inhalten nachzugehen, denn Hackensberger wird dadurch als ein Widerkäuer offizieller Regierungsverlautbarungen entblößt, aber sicher nicht als investigativer Journalist entdeckt.
Presse, 23.9.2014:
Analyse: Wie der Islammische Staat (IS) funktioniert. Von Alfred Hackensberger. http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/3874383/Analyse_Wie-der-Islamische-Staat-IS-funktioniert
Aber dann waren sie nicht mehr so gut.
Gudrun Harrer wiederum versuchte sich in einem im STANDARD publizierten Artikel um die Erklärung von Leitbildern verschiedener radikalislamischer Strömungen, um so etwas wie ein religiöses Motiv für den „IS“ zu konstruieren. Damit kann man sich beschäftigen, man muss es aber nicht, weil Harrers Ausführungen nicht das berühren, um was es geht: um simple Machtpolitik, um Herrschaft und Kontrolle. Das religiöse Gedöns ist nichts weiter als eine Fassade, was natürlich nicht ausschließt, dass zahlreiche dumme Killerpsychopathen an das glauben mögen, was ihnen dort eingetrichtert wird.
Eintrichtern möchte uns Gudrun Harrer auch etwas, wie sie mit allen ihren Artikeln belegt. Zum Beispiel, dass westliche Interessen, Beihilfe, Initiativen oder gar Urheberschaften dort angeblich keine Rolle spielen. Gleiches gilt auch für die Golf-Diktaturen. Stattdessen ist der „IS“ auch nach Harrer soetwas wie ein sich selbst speisendes Ungeheuer, entstanden aus einer irakischen Al-Kaida-Zelle im zuvor Al-Kaida-freien Irak während der US-Besatzung.
Standard, 27.9.2014:
Islammischer Staat: Geschichte einer Verwüstung. Von Gudrun Harrer.
http://derstandard.at/2000005925040/Islamischer-Staat-Geschichte-einer-Verwuestung
Interessant Harrers Versuch, in ihrem Artikel die islamofaschistische Diktatur Saudi-Arabien, dem Terrorsponsor Nr. 1, aus der Schusslinie zu bringen. Ein wenig Gerede über den perversen Wahhabismus, um diesen dann auf einige Versatzstücke zu reduzieren, welche dann der „IS“ umgehängt werden. Die Botschaft lautet: die sind viel schlimmer, was im Umkehrschluß bedeuten soll: die saudischen Wahhabiten sind es nicht so sehr.
„Tatsächlich betrachtet Saudi-Arabien die IS als bitteren Feind – und umgekehrt“, behauptete Harrer in ihrem Artikel. Wir wissen nicht, ob ihr das der freundliche Diktator-Monarch persönlich ins Ohr geraunt hatte. Sollten Personen an ihrem Handeln gemessen werden, bliebe diese Behauptung freilich als Hohlkörper im luftleeren Raum zurück.
Die Unguten sind immer noch da, es läuft demnach ganz gut.
Harrer weiter:
„Saudi-Arabien führt heute eine durchaus glaubwürdige Kampagne gegen den Extremismus und hat auch – wie US-Experten attestieren – ernsthaft damit begonnen, die Kanäle, auf denen Geld zur IS und anderen radikalen Gruppen kommt, trockenzulegen.“
Was schreibt diese Frau da? Heute wird eine Kampagne geführt. Weil gestern noch alles anders gewesen war? Glaubwürdig soll es sein, meint Harrer, ohne zu verraten, warum dem so sein soll, warum sie glaubt, statt Belege zu nennen. Saudi-Arabien gegen Extremismus hat Possenstellenwert, Extremismus gegen Extremismus. Und trotzdem sind sie lustigerweise gleich und synchron. Und dann das kleine Eingeständnis, dass Saudi-Arabien bislang (!) IS und andere radikalen Gruppen, also Al Kaida, finanziell unterstützt habe.
Das sollte zu denken geben, zumal Saudi-Arabien „unser“ Verbündeter ist und soetwas wie ein „Stabilitätsfaktor“ in der Region (Bundeskanzlerin Merkel). Gestern noch Terroristen finanziert, aber heute soll alles anders sein, ordentlicher quasi, behauptet die Märchentante Harrer. Weil das wiederum irgendwelche anonyme „US-Experten“ behaupten, die in regierungsabhängigen Instituten in Pentagon-Nähe „Informationen“ produzieren. Und weil die Saudis bereits vor einiger Zeit, das Label „ISIS“/“IS“ auf die Terrorliste gesetzt haben sollen.
Verbote sind nämlich eine spannende Angelegenheit. Vor allem, wenn es das eigene Label betrifft. Das steigert den Verkaufswert.
Während die französischen Sicherheitsbehörden und die Medien über die tatsächliche Aufklärung der Verbrechen vom 7. bis zum 9. Jänner 2015, über die Täter während der jeweiligen Taten und über die Zeit danach faktisch äußerst wenig zu berichten hatten, wurde im Gegensatz dazu die Vorgeschichte der Brüder Kouachi und Amedy Coulibaly recht ausführlich dargelegt.
Dieser Artikel zeigt auf, dass die Nachrichtenagenturen und Medien bereits am Tag nach dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“ von den französischen Sicherheitsbehörden mit dem entsprechenden Material gespeist worden waren. Auch wenn wir uns hier wiederholen: als Grundlage konnte zu diesem Zeitpunkt einzig und allein der angebliche Sensationsfund „Ausweis im Fluchtwagen“ dienen, welcher am Abend des 7. Januars bekannt gegeben worden war. Ein Ausweis und gleich zwei, zuerst gar noch drei Tatverdächtige für die mediale Vorverurteilung, die wie vorbereitet schien.
In dem SPIEGEL-Online-Artikel von Raniah Salloum wurden die Brüder Kouachi als „kleine Gauner“ dargestellt, ohne dass der Grund dafür ersichtlich wurde. Offenbar sollten es sich die Leser selbst zusammenreimen, die Gefallen am Denuziantentum haben. Irgendwelche Auffälligkeiten mit kleinkriminellen Hintergrund wurden aber nirgendwo erwähnt.
Der Konflikt mit der französischen Justiz hatte sich demnach erst 2005 für Chérif Kouachi ergeben, als dieser für das Vorhaben, in den Irak zu reisen und sich der Widerstandsbewegung gegen die US-Beatzung anzuschließen, zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Ein fundamentalistisches Motiv hatte auch der Anwalt von Chérif Kouachi nicht feststellen können.
In den westlichen Medien wurden fundamentalistische Züge als Grundlage für ein Widerstandsgedanken gelegt, die real gar nicht existieren müssen. Vielleicht hatte Chérif Kouachi einfach nicht mehr tatlos zusehen wollen, wie eine US-Militärmaschinerie ungestraft Länder überfallen und – allein im Irak – hunderttausende Menschen ermorden konnte. Ähnlich soll er sich auch in einem Verhör geäußert haben.
Cherif Kouachi, 32 Jahre, und sein Bruder Said Kouachi, 34 Jahre.
Chérif Kouachi scheint seinen Willen ernst genommen zu haben, sonst wäre er nicht von der französischen Justiz zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden, wenn auch die Hälfte davon auf Bewährung.
Dies wird auch durch den Umstand deutlich, dass heute, im Jahr 2015, nach wie vor Söldner, Terroristen und „Dschihadisten“ aus ganz Europa vor allem nach Syrien reisen können, um das dortige Land zu zerstören, die loyale Bevölkerung zu ermorden und einen Regierungssturz zu provozieren. Niemand hält sie auf. Dieses reale Tun wird nicht unterbunden, weil es nicht unterbunden werden soll. Die Verurteilung von Chérif Couachi noch vor der Ausführung seines Vorhabens zeigt somit auf, dass es bei ihm (zu diesem Zeitpunkt) keine schützende Hand durch staatliche Strukturen gegeben hatte. Und das erscheint auch logisch, war sein Ziel doch dem Widerstand gegen die weltweit größte Terrororganisation gerichtet, der US-Oligarchie mit ihren militärischen und geheimdienstlichen Mitteln, zu dessen Vasallen und Handlanger auch der Staat Frankreich gehört.
Weitere Artikel von SPIEGEL-Online:
10.1.2015 Pariser Terror-Komplizin Hayat Boumeddiene: Religiös, folgsam, waffenaffin
Diese Geschichten und Schilderungen über die Brüder Kouachi sowie Coulibaly sollen hier nicht großartig kommentiert werden, zumal sie für uns ohnehin nicht nachprüfbar sind. Die Zeichnung von naiven und wenig gebildeten jungen Männern erscheint durchaus glaubwürdig.
Grob lässt sich aber – soweit dies möglich ist – einiges feststellen. Alle drei Männer waren in ihrer Vergangenheit zwar Moslems gewesen, aber nicht fundamentalistisch. Dies war sogar in der österreichischen PRESSE bereits am 9. Januar 2015 zu lesen gewesen. Die Brüder Kouachi hatten ihr Leben durchaus gerne gelebt, mit allem, was dazu gehört. Der Konflikt mit der französischen Justiz entstand erst mit der kolportierten Dschihad- und Al-Kaida-Geschichte.
Die Information einer Reise von Said Kouachi in den Oman und angeblich weiter in den Jemen stammt aus US-Geheimdienstquellen. Dies ist freilich wenig verwunderlich, weil diese Dienste nicht nur global, sondern zusammen mit den Saudis in dieser Gegend besonders engagiert sind.
Amedy Coulibaly, mehrfach vorbestraft wegen Raubüberfälle und Banküberfall, bewegte sich in kriminellen Kreisen. Irgendeine Spur von Fundamentalismus war bei ihm nicht auszumachen. Diese „Eingebung“ wurde nur über seine Freundin/Frau Hayat Boumeddiene transportiert, die während der Anschläge nicht in Frankreich gewesen, sondern sich angeblich nach Syrien abgesetzt haben soll. Mit anderen Worten: diese Frau war aus dem Spiel. Von ihr blieb nur noch ein Flughafenfoto, auf welchem sie, ohnehin nicht zu identifizieren, nur Kopftuch und keine Burka trug.
Vielleicht war aber die ganze Geschichte ab einem bestimmten Zeitpunkt eine andere, eine weniger offensichtliche gewesen. Die Einflussnahme des im Artikel genannten Farid Benyettou auf Chérif Kouachi erinnert sehr an den deutschen Fall um die sog. „Sauerlandgruppe“, bei welcher dem radikalen Iman Yehia Yousif in Neu-Ulm als Einflüsterer, Anstifter und Organisator eine tragende Rolle zugekommen war. Yousif hatte allerdings für den deutschen Inlandsgeheimdienst gearbeitet, dem „Verfassungsschutz“. Konsequenterweise stand dieser Mann nie als Beschuldigter vor Gericht.
Die ganze Al-Kaida-Geschichte ist ohnehin mit Vorsicht zu genießen, weil diese Organisation nicht das ist, wie uns täglich gebetsmühlenartig gepredigt wird. Davon abgesehen, wurde diese Verbindung zu den Kouachis vor allem kolportiert, aber nicht nachgewiesen.
Natürlich ist nicht auszuschließen, dass bei ungebildeten jungen Leuten durch Medien und Politik die Meinung haften geblieben sein könnte, dass die Organisation „Al Kaida“ gegen die USA etc kämpfen würde. Und es ihren ausgewaschenen Hirnen immer noch nicht aufgefallen sein könnte, dass dies nie der Fall war. Sollte sich Said Kouachi tatsächlich im Jemen aufgehalten haben oder gar bei Extremisten, die sich auf „Al Kaida“ berufen, dann wird er sich unter der Obhut des saudischen Geheimdienstes und der CIA befunden haben. Das heißt nicht, dass dies im Bewusstsein von Said Kouachi verankert gewesen sein muss.
Wie auch immer, das alles lässt viel Raum für Spekulationen. Vor allem Raum auch für die Möglichkeit, dass die Brüder Kouachi sowie Coulibaly zuvor von den französischen Sicherheitsbehörden als V-Leute angeworben worden sein könnten. Irreleitung plus Erpressbarkeit bieten hervorragendes Potential für die Behörden. Coulibaly wurde frühzeitig aus seinem erneuten Gefängnisaufenthalt entlassen, was in Anbetracht seines Vorstrafenregisters wenig plausibel scheint.
Und genau dann, nach der ganzen nun berichteten Vorgeschichte, soll die vorherige Dauerüberwachung plötzlich eingestellt worden sein. Das behaupten achselzuckend die französischen Sicherheitsbehörden. Vertreter der allumfassenden US-Überwachungsbehörden sagen dazu nichts. Die verbündeten Briten auch nicht, obwohl auch deren Dienste zumindest im Bilde waren.
Eine synchrone Totalabschaltung? Glaubhaft ist dies nicht im geringsten. Vielleicht aber wurde nur die „Überwachung“ abgeschaltet – und nicht die Führung. Groteskerweise zitierte am Morgen des 9. Januar 2015 der französische Journalist Henry Samuel über Twitter eine Quelle, nach welcher der algerische Geheimdienst die französischen Sicherheitsbehörden am 6. Januar vor einen großen Anschlag gewarnt haben soll.
Aber lassen wir das, das sind alles Dinge, die müssen wir gar nicht wissen…
Als Ergänzung zum vorherigen Teil 28 soll hier auf eine Meldung eingegangen werden, um die durch die frz. Behörden kolportierten „Informationen“ ein wenig zu beleuchten. Stellvertretend für andere Medien sei hier aus einem Artikel des „Handelsblatt“ vom 21. Januar 2015 zitiert.
Laut dem Pariser Staatsanwalt Molins sollen nach den Anschlägen zwölf Personen festgenommen worden sein, von denen allerdings acht wieder entlassen wurden. Gegen vier Männer, die allesamt aus dem Umkreis von Coulibaly stammen sollen, wären Haftbefehle erlassen und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.
„Willy P., Christophe R. und Tonino G. hätten Ende 2014 in Waffengeschäften im Großraum Paris für Coulibaly unter anderem Messer, Tränengasgranaten und eine Elektroschockpistole gekauft, sagte Molins. Sie seien auch beim Kauf eines Autos der Marke Renault zugegen gewesen, das nach Coulibalys Angriff auf einen jüdischen Supermarkt im Osten von Paris nahe des Tatorts gefunden wurde. Coulibaly hatte die Autoschlüssel bei sich.“
Staatsanwalt F. Molins.
Als ein Fahndungserfolg ist dies nicht zu erkennen, weil der Zusammenhang zu den Coulibaly zur Last gelegten Taten fehlt. Der Kauf von allerlei Zeug in offiziellen Waffengeschäften spricht zudem gegen ein konspiratives Verhalten. Eine Sinnhaftigkeit ist nicht sichtbar, wenn drei vorbestrafte Männer aus einem gewissen Milieu bestimmte Sachen für einen vorbestraften Coulibaly legal zu erwerbende Utensilien einkaufen gehen. Für uns entsteht eher der Eindruck, dass hier das kriminelle und polizeibekannte Umfeld von Coulibaly verhaftet wurde – seine Kumpels. Diese Personen werden auch nicht als „Fundamentalisten“ oder „Islamisten“ bezeichnet, eine Bezeichnung, die sicherlich verwendet worden wäre, wenn dem so wäre. Demnach sind es keine, was nebenbei auch in anderen Quellen genau so erwähnt wird. Auch stellt sich die Frage, warum der genannte Renault nur „nahe des Tatortes“ gestanden sein soll und nicht etwa direkt vor dem Supermarkt. Soll Coulibaly seine ganze Ausrüstung und die Waffen vorher noch zu Fuß durch die Gegend geschleppt haben? Und das am besten irgendwie unsichtbar? Das ist unsinnig. Bei einer Fluchtoption würde das Fahrzeug nur direkt am „Hyper Cacher“ einen Sinn machen. Und sollte Coulibaly sein Ende im Supermarkt einkalkuliert haben, hätte er ebenso gleich vor die Tür fahren können.
Somit deutet diese Angabe über den Renault darauf hin, dass eine andere Person das Fahrzeug „in der Nähe“ abgestellt hatte. Da die Polizei wiederum die Autoschlüssel bei Coulibaly gefunden haben will, kann das nur heißen: dieser hatte den Zweitschlüssel oder die Polizei selbst hatte ihm diesen untergeschoben. Eindeutig ist aber der Umstand, dass es weitere Beteiligte gegeben haben muss. Irgendjemand muss Coulibaly vor dem „Hyper Cacher“ abgesetzt haben. Diese Frage wurde sogar bei SPIEGEL-Online gestellt. Das war am 16. Januar gewesen.
Laut diesem Artikel war allerdings von dem Verbleib eines Fahrzeuges, welches Coulibaly verwendet haben sollte, noch nichts bekannt. Dies macht somit diese Geschichte mit dem Renault unglaubwürdig, sollte die Polizei den Schlüssel zum Fahrzeug am 9. Jänner gefunden haben. Somit scheint es nicht „nah“ gewesen zu sein. Genauso gut könnte der Renault erst später von einer unbekannten Person abgestellt worden sein, die aus jenen Kreisen stammt, welche auch den Autoschlüssel erst nach dem 16. Januar in die Geschichte eingebracht und vielleicht auch faktisch deponiert hatten. Für dieses Tun kämen freilich nur Polizei und Geheimdienst in Frage.
Weiter im Artikel: „DNA-Spuren des vierten mutmaßlichen Helfers, Michaël A., seien auf Waffen nachgewiesen worden, die in einer von Coulibaly genutzten Wohnung im Pariser Vorort Gentilly gefunden wurden. Coulibaly und Michaël A. hätten vor den Anschlägen häufig miteinander telefoniert, sagte Molins.“
Auch hier nichs, was der Aufklärung dienlich sein könnte. Ausgerechnet DNA-Spuren und das gleich an mehreren Waffen zeigen keinen Plan an, sondern Interesse an diesen Dingern. Vielleicht hatte der Mann, Michael A., alle Läufe in den Mund gesteckt oder vor Abneigung angespuckt. Und die Telefonate? Natürlich konnten sie nur vor den Anschlägen telefoniert haben und nicht hinterher, weil Coulibaly dann tot gewesen war. Informationsgehalt: null. Keine genauen Angaben zum Zeitpunkt dieser Telefonate und erst recht nichts über irgendeinen Inhalt zeigen auch in diesem Fall nur eine bedenkliche Leere auf.
„Staatsanwalt Molins räumte am Mittwoch ein, dass die Ermittlungen zwar bei der Suche nach mutmaßlichen Helfern von Coulibaly vorangekommen seien, aber weniger bei der Suche nach Unterstützern der Brüder Kouachi.“
Alles Quatsch, vorangekommen war hier genau so wenig wie zuvor irgendetwas von der Polizei real ermittelt worden wäre. Die Verhaftung von irgendwelchen vorbestraften Kumpels von Coulibaly war zu diesem Zeitpunkt ohne jegliche Bedeutung. Erstaunlich dagegen, dass laut Pariser Staatsanwaltschaft keine „Kumpels“ aus dem Umfeld der Brüder Kouachi aufzutreiben gewesen sein sollen. Waren diese vollkommen isoliert gewesen? Und wenn: warum? Über den Fortgang dieser „Ermittlungen“ ist übrigens bis zum heutigen Tag auch nichts bekannt.
Bezüglich Amedy Coulibaly erschien am 11. Januar 2015 im deutschen STERN ein Artikel, welcher sich mit dem Geschehen im Supermarkt „Hyper Cacher“ befasste. Hier gab es ebenfalls die Geschichte um den Telefonhörer, den Coulibaly angeblich „nicht richtig aufgelegt“ haben soll und weswegen die Polizei habe „mithören“ können. Davon abgesehen, dass dies auf einen Festnetzanschluss deutet, hatten wir bereits festgestellt haben, dass die Polizei dort nicht angerufen, ja, nirgendwo angerufen hatte, um mit dem Geiselnehmer Coulibaly zu sprechen. Stattdessen soll sie „mitgehört“ haben. Vorahnung?
Bei dieser Gelegenheit wurden über den STERN und anderen Medien angebliche Zitate aus den „Mitgehörten“ verbreitet. „“Sie haben Menschen gefoltert. Sie müssen aufhören, den Islamischen Staat anzugreifen, unsere Frauen zu enthüllen, unsere Brüder grundlos in Gefängnisse zu stecken“, hielt Coulibaly den Geiseln vor.“
Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Coulibaly soll just nach seinem Telefonat mit dem frz. Sender BFM-TV zum Mithören seinen Geiseln seine Motivlage erklärt haben. Man mag fragen: wen sonst, denn die Polizei hatte mit ihm ja nicht sprechen wollen. Allerdings hatte Coulibaly bereits vorher zwei Stunden Zeit für Erklärungen gegenüber den Geiseln gehabt. Was soll das gewesen sein? Ein plötzlicher Ausbruch an Mitteilungsbedürftigkeit? Das kolportierte plakative Zitat ist somit eine wunderbare Botschaft, von der wir sonst nichts erfahren hätten. Einen Hinweis mag vielleicht der Umstand bieten, dass sich der STERN auf den Sender RTL bezieht, der es wiederum auch nur „zitiert“ hatte. Wer das Audioband gehört haben will, ist somit verschleiert. Nur die Quelle ist eindeutig: BFM-TV und Polizei.
Ansonsten gibt es nichts mehr. Was konkret in dem Supermarkt alles vorgefallen war: unklar. Wie sich Coulibaly präsentiert, was er von sich gegeben hatte: unklar. Interviews mit entscheidenden Inhalten von Geiseln: nicht auffindbar. Der STERN selbst wechselte in seinem Artikel thematisch zu Coulibalys Lebensgefährtin, nach der die Polizei mit dem unterstellten Hinweis „bewaffnet und gefährlich“ angeblich „mit Hochdruck“ fahnden würde.
Die deutsche ZEIT brachte am 17. Februar 2015 noch ein wenig Erinnerungskultur mit der sensationserheischenden Überschrift „Attentäter standen vor Anschlägen in Kontakt“. In diesem Artikel berief sich die ZEIT nur auf anonyme „Ermittlerkreise“, welche wiederum ein Treffen zwischen Coulibaly mit einem der Brüder Kouachi in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar 2015 als eine großartige Erkenntnis verkauften. Dass sich Coulibaly und die Kouachis gekannt hatten, war schon während der Attentate von der Polizei verbreitet worden. Da kommt es manchmal vor, dass man sich trifft, weil man sich kennt. Konspirativ kann diese Zusammenkunft auch nicht gewesen sein, denn die Frau von Chérif Kouachi soll davon gewusst haben.
Dieses verkündete Treffen ist vom Nachrichtenwert genauso inhaltsleer und bedeutungslos wie eine SMS, welche „von einem Handy nahe Chérifs Wohnung“ – nicht etwa von Chérif Kouachi – auf ein Mobiltelefon von Coulibaly gesendet worden sei. Irgendwelche Inhalte wurde erst gar nicht genannt, offenbar gab es keine. Mit diesen lächerlichen Geschichten werden Nachrichten gebaut, die höchstens Eindrücke fabrizieren, die aber rein gar nichts besagen. Ein logischer Umkehrschluss mit der Frage, warum frz. Sicherheitsbehörden keine Beweise und konkrete Ereignisse und Zusammenhänge präsentieren können, erscheint dagegen vielversprechender. Über einen Monat später mit diesen telekommunikativen Nichtigkeiten herauszurücken mutet ohnehin grotesk an, schließlich besitzen die frz. Behörden weitreichende Überwachungsbefugnisse wie Vorratsdatenspeicherung etc.
Die Informationslage hinsichtlich der Brüder Kouachi war nach deren Tod sogar noch erbärmlicher, was das Attentat betraf. Die Ehefrau von Chérif Kouachi soll nichts gewusst haben. Aha. Das war alles. Auch hier kein Befund der Datenerfassungen, keine Berichte über Funde in Wohnungen, in ihrer Kleidung, in Fahrzeugen, keine Informationen von V-Männern aus der Szene – einfach nichts. Die Kouchi-Brüder gestalten sich somit derartig leer und aufgeräumt, wie wir es in unserer Umgebung nie vorfinden würden, und doch ein einziges Mal – angeblich – derartig schlampig, dass sie einen eigenen Ausweis im Fluchtfahrzeug „verloren“ haben sollen.
Womit wir wieder zu den Täterprofilen kommen. Diese Art von Ermittlungsergebnissen deuten auf unglaublich raffinierte Täter hin, die sich andererseits dann wieder unglaublich dumm hingestellt hatten. Zumindest, wenn die Kouachis und Coulibaly mit den Attentätern von „Charlie Hebdo“ bzw. Montrouge ident sind. Oder es deutet darauf hin, dass die Sicherheitsbehörden von Frankreich besonders unfähig sind, nichts ermitteln können und nur zu Ergebnissen kommen, wenn ein Geständnis ungefragt abgeliefert wird. Glaubhaft ist dies nicht. Zumindest wurden Fahndungen verkündet, von möglichen Hintermännern geredet, tatsächlich einige Personen festgenommen, einige wieder freigelassen. Konkret war da nichts. Auch hier keine „Spurenbefunde“, nichts über deren Untersuchung der Telekommunikation, erst recht keine Anklageerhebung gegenüber vermeintlichen Helfern oder Helfershelfer.
Erst am 9. März 2015 gab es eine weitere Meldung, nach welcher die französische Polizei vier neue Personen festgenommen hätten, die zum „Umfeld“ von Coulibaly gehört haben sollen. Konkret war auch an dieser Meldung nichts, denn ein „Umfeld“ wird allein für eine Anklage nicht ausreichen. Dies wird auch durch die verhaftete Polizistin nicht aufgewogen. Diese soll ihren Lebensgefährten unterstützt haben. Da muss nicht erst gefragt werden: wobei eigentlich?
„Wie ein französischer Fernsehsender berichtet, ist unter den Verhafteten auch eine Polizistin und ihr Lebensgefährte. Die Frau sei zum Islam konvertiert und im Februar von ihrem Job suspendiert worden. Sie werde verdächtigt, ihren Lebensgefährten unterstützt zu haben, der Coulibaly nahestand.“
Über Amedy Coulibaly wurde nach dessen Tod ein wenig mehr berichtet, aber waren diese Informationen wirklich ergiebig? In der österreichischen Presselandschaft kam nicht mehr viel, weswegen hier auch auf einige deutsche Medien zurückgegriffen werden soll. Die Informationen entstanden weniger durch eigene Recherchen, als durch in Anspruchnahme der Quellen von französischen Medien und natürlich den französischen Sicherheitsbehörden. In einer Meldung wurde wenig konkret über einen Waffenfund in der Wohnung von Coulibaly berichtet. Diese Information ist allerdings geradezu banal und dazu bedeutungslos, weil in jedem dritten Haushalt eine Waffe zu finden wäre. Die vom SPIEGEL etwas reißerisch aufbereitete Meldung, dass Coulibaly eine Schutzweste aus deutscher Produktion getragen habe, ist ebenso bedeutungslos. Er hätte auch eine Weste aus US-Produktion tragen können, welche ebenfalls jeder gebraucht erwerben könnte. Wäre dies auch interessant gewesen?
Coulibaly mit besagter deutscher Schutzweste, die in Montrouge schwarz gewesen sein soll.
Interessanter ist hier, was nicht berichtet wurde. Irgendetwas über Funde in seiner Wohnung oder sonstwo, die ganz konkret mit den Fällen zu tun haben könnten und somit eine Bedeutung hätten? Fehlanzeige. Das führt uns zu der Frage, was die Polizei eigentlich zur Fahndung des von ihnen selbst medial positionierten Coulibaly unternommen hatte. Wir erinnern uns: Coulibaly war spätestens 11 Uhr am 9. Jänner 2015 als „Terrorist“ bzw. Attentäter veröffentlicht worden, noch vor dem Hyper-Cacher-Drama. Das bedeutet, dass – theoretisch wie vermeintlich – die Fahndung nach diesem Mann bereits voll in Gange gewesen sein sollte. Neben sämtlichen Überwachungsmöglichkeiten und Spitzelorganen wäre sicherlich als erstes ein Besuch in seiner Wohnung in Frage gekommen. Und zwar noch vor dem Hyper-Cacher-Drama.
Aber auch hier: keine Informationen über Tätigkeiten, keine „Funde“, einfach nichts. Wieder existiert an einer Stelle ein Informationsloch, wo es besonders wichtig gewesen wäre. Vor allem in Anbetracht der nachfolgenden Ereignisse. Dass es sich hierbei ebenfalls um keinen „Zufall“ handeln dürfte, belegen die Behörden selbst mit der ansonsten schnellstmöglichsten Herausgabe von „Funden“, „Infos“ oder ganzen „Dossiers“. Das sind dann jene, die zur offiziellen Geschichte „passen“ oder „stimmig“ scheinen – um Stimmung zu machen. Die noch vor den Ereignissen im „Hyper Cacher“ öffentliche Zurschaustellung Coulibalys als angeblichen Täter von Montrouge hätte somit die Wirkung eines Querschlägers für die französischen Behörden.
Die Meldung, dass Coulibaly am 8. Jänner einen Anschlag auf die jüdische Schule „Yaguel Yacoov“ in Montrouge geplant haben könnte, ist ohne irgendeinen Beweis nichts weiter als Geschwätz. (Von der Fragwürdigkeit des Geschehens in Montrouge abgesehen). Könnte, hätte, vielleicht.
Die Aufnahme eines Kredites über 6.000,- Euro im Dezember 2014 durch Coulibaly besitzt ebenso wenig einen Informationswert wie ein Aufenthalt desselben Mannes in Madrid zu Silvester. Geradezu dümmlich die „Sensationsmeldung“, Coulibaly habe Kontakte nach Holland gehabt. Das soll ein US-Ermittler gesagt haben, der was genau mit dieser Geschichte zu tun hatte? Zahllose Kiffer haben Kontakte nach Holland, aber was besagt dies? Wir haben Kontakte unter anderem nach Deutschland. Für uns ist dies normal.
Die einzige medial verbreitete „Information“ mit einem gewissen inhaltlichen Wert war jene vom 15. Januar 2015, dass Coulibaly zusammen mit seiner Freundin Hayat Boumeddiene irgendwann vorher in Brüssel gewesen sein soll, um eine Waffe zu kaufen. Es hieß, dass die Frau ein Auto verkaufen wollte oder musste, während Coulibaly sich wiederum eine „Wumme“ leisten konnte. Oder so ähnlich. Es wurden Versionen verbreitet, die einerseits von einem Tausch sprachen, andererseits von separaten Geschäften.
Wie es wirklich gewesen sein könnte, spielt ohnehin keine Rolle. Einen Waffenankauf mit einem Autoverkauf zu verbinden, zeugt weder von Anonymität noch von einem Erreichen der geistigen Grundschulreife. Ein Waffenkauf im Ausland, um diese womöglich per Bahn über die Grenze zu bringen, muss einer äußerst risikofreudigen Idee entsprungen zu sein. Und das auch noch ausgerechnet in Brüssel, dem Hauptquartier von NATO, EU und zahlloser Geheimdienste.
Diese Geschichte ist derartig dummdreist, dass die uns erzählte Erkenntnisgewinnung dem in nichts nachsteht. Nicht die Polizei oder sonstwer habe diese angebliche Aktivität von Coulibaly/Boumeddiene erforscht, nein, der Waffenverkäufer selbst habe gestanden und sich selbst angezeigt. Wie nett von ihm. Dank ihm konnte auch das Fabrikat in Erfahrung gebracht und benannt werden, jedenfalls für uns, die Zuschauer das draußen: eine Tokarev soll es gewesen sein. Eine Überraschung ist das lange nicht mehr.
Die österreichische Gazette PRESSE dazu über die eifrigen „Ermittler“ der Polizei:
„Die französischen und belgischen Ermittler untersuchten daraufhin, ob auch andere Waffen der Pariser Anschläge aus Belgien stammen.“
Woher diese oder jene Waffen stammen, ist allerdings zweitrangig. Wer verkauft hat ist die entscheidene Frage. Eine, die übrigens auch nicht beantwortet wurde.
Es lohnt sich nicht mehr, in die Köpfe der copy&paste-Schreiberlinge der Massenmedien hineinzuschauen, die jeden ihnen vorgelegten Stoff ohne der Spur einer eigenen Idee verbreiten. Legale Waffe? Illegale und nicht registrierte Waffe? Und wo sollte sich die Motivation eines Geständnisses für den einen erwähnten Waffenverkäufer befunden haben, da er sich selbst einer Strafverfolgung aussetzen würde. Wo befindet sich der Sinn in einer Geschichte, die für Behörden ohnehin unglaublich leicht zu erfassen wären?
Kalaschnikov, Deko.
Die von den französischen Sicherheitsbehörden kolportierte Meldung, dass es sich bei den Kalaschnikovs der Täter um ehemalige Dekorationswaffen, echt aber entschärft, handeln würde, hat auch etwas für sich. Inwieweit sich ein Rückbau bewerkstelligen ließe, ohne dass die Waffe in der weiteren Funktion doch etwas eingeschränkt oder labil zu werden droht, sei hier dahingestellt. Warum und von wem diese Deko-Waffen unter der ungenauen Angabe „vor Jahren“ und wiederum ausgerechnet in Brüssel eingekauft worden sein sollen, bleibt ein Geheimnis der Polizei. Vielleicht passte der Kaufbeleg nicht mit dem Knastaufenthalt mit der vermeintlichen Käufer zusammen? Wer weiß das schon.
Es ist sehr lobenswert von Herrn Vranitzky, wegen den Flüchtlingsdramen mehr Hilfsbereitschaft und Solidarität einzumahnen. Und richtig, derzeit fliehen viele Menschen aufgrund der in ihrer Heimat begangenen Greueltaten. Zumal ohnehin nur ein geringer Teil von ihnen an den EU-Außengrenzen strandet.
Herr Vranitzky hält den EU-Plan, keine Flüchtlinge mehr aufnehmen zu wollen, für unverständlich. Dieser Plan ist aber nicht unverständlich, er ist sogar konsequent in Anbetracht der EU-Politik.
Für unverständlich hält Herr Vranitzky auch den EU-Plan, die Probleme stattdessen vor Ort (in den Heimatländern, Anmerkung) lösen zu wollen. Diese Idee ist neben der Aufnahme von Flüchtlingen überhaupt die Idee schlechthin. Ja, wenn sie nicht geheuchelt wäre.
Denn die EU als Organisation und eine Reihe von EU-Ländern außerhalb dieser sind für die Probleme in den Herkunftsländern der Flüchtlinge mitverantwortlich. Mitverantwortlich für Vernichtung von Leben, Wirtschaft und Kultur.
Offenbar hat dies Herr Vranitzky noch nicht bemerkt, weil sich sein Fokus alleine auf die Flüchtlinge richtet, aber nicht auf die Ursachen der Massenflucht, nicht auf die Verursacher.
Was sagt Herr Vranitzky dazu?
„Man kann in solchen Ländern keine Demokratie über Nacht einführen.“
Nach Herrn Vranitzky ist das Problem demnach die fehlende „Demokratie“ in den Herkunftsländern. Die Schaffung einer „Demokratie“ ist dummerweise einer der Behauptungen seiner „demokratischen Freunde“, unter deren Deckmantel ihre Bomben fallen und Todesschwadronen in Bewegung gesetzt werden. Da bleibt für die Bevölkerung nur noch die Flucht, unter anderem nach Europa.
Was wurde medial nach den Attentaten und dem Ende der Brüder Kouachi sowie Amedy Coulibaly berichtet?
Auf diese lächerlichen Al-Kaida-Bekenntnisse wurde bereits genügend eingegangen und sollen hier nicht weiter interessieren. Wir wollen uns stattdessen kurz auf die als Freundin von Coulibaly bezeichnete Hayat Boumeddiene konzentrieren.
Über diese Frau ist kaum etwas bekannt. Das hatte allerdings weder die französischen Sicherheitsbehörden noch die Medien davon abgehalten, sie ebenfalls vorzuverurteilen. Ein Foto von ihr und ihr vollständiger Name wurde in jeder Gazette, in jedem Magazin abgedruckt. Auch ohne irgendwelche weiteren Informationen geschweige denn Beweise wurden die Beschuldigungen tagelang in bester Western-Lynch-Manier hinausposaunt.
Stimmung gegen diese Frau wurde mit einigen weiteren Bildern gemacht, zu welchen behauptet wurde, dass es sich bei der vollkommen unkenntlichen Frau in einer Burka um Boumeddiene handeln würde.
Irgendwelche strafrechtliche Folgen zog dieses Gebaren nicht nach, weil Hayat Boumeddiene gar nicht auffindbar war und auch keine Stimme hatte.
Die Aussagekraft ist freilich gleich null. Es sagt nichts über sie als Person und die Umstände, die zu Fotos führten, und erst recht nichts über die Verbrechen aus. Stattdessen fällt auf, dass der angeblich zum fundamentalistischen IS-Anhänger mutierte Coulibaly äußerlich nicht diesem Klischee entsprach. Sollte es sich um Coulibaly gehandelt haben, so starb dieser im „Hyper Cacher“ sogar in „blue Jeans“.
Die einzige Meldung der Polizei, in welcher Hayat Boumeddiene konkret erscheint, ist jene über das Fahrzeug, mit welchem Coulibaly zum „Hyper Cacher gefahren sein soll. Dieses wäre auf Boumeddiene zugelassen gewesen. Das bedeutet natürlich auch nichts, denn die Frau war nicht im Lande gewesen. Mit einem „eigenen“ Fahrzeug zu einem Tatort zu fahren ließe sich wiederum in verschiedene Richtungen interpretieren.
Dann wurde gemeldet, dass diese als Hayat Boumeddiene bezeichnete Frau bereits um den 2. Januar 2015 Frankreich verlassen hätte und über die Türkei nach Syrien gereist sein soll – in das eroberte Territorium der IS natürlich, wohin auch sonst. Zumindest erzählen die französischen Sicherheitsbehörden davon, weil sie die einzigen sind, die dies den Medien unterbreiten können.
Der SPIEGEL und diverse frz. Medien berichtete unter Berufung auf türkische Behörden über einen Flug der Hayat Boumeddiene von Barcelona nach Istanbul am 2. Januar. Es wurde sogar mit dem 8. Jänner ein konkreten Tag für die angebliche Einreise nach Syrien genannt.
So kann dann auch ein Alfred Hackensberger diese Geschichte in der PRESSE spinnen, als entspräche dies unumstößlich den Tatsachen. Konkretes Wissen benötigt er dafür nicht. Hat er auch nicht, wie er in seinem Artikel belegt. Er phantasiert irgendwelche Geheimpfade im Grenzland zwischen der Türkei und Syrien, über welche man angeblich zur IS gelangen würde. Hackensberger ist offenbar vollkommen entgangen, dass die Türkei Kriegspartei gegen Syrien ist und IS, Nusra-Front, Islamische Front und alle anderen Terroristen unterstützt. Das wurde und wird auch kaum kaschiert, weder von den Terroristen noch von der türkischen Regierung.
Die stumme Komparsen-Rolle der Hayat Boumeddiene endete hiermit medial. Es ist eine Geschichte ohne einen Nachrichtenwert. Und es wäre eine tote Geschichte, wenn nicht die Sicherheitsbehörden selbst dem eine entscheidende Information indirekt beigefügt hätten.
Denn diese schweigsame wie verschwundene Frau, diese Hayat Boumeddiene, hochstilisiert zur „meistgesuchtesten Frau Frankreichs“ war laut Behörden und ihren angeschlossenen Massenmedien bereits am 2. Januar 2015 mit einem Flugzeug von Barcelona nach Istanbul geflogen.
Da wir alle darum wissen, mit welchen massiven Sicherheitsvorkehrungen jeder Flug zu einer devoten Aktion wird, bedeutet dies, dass den Sicherheitsbehörden seit jenem 2. Januar dieser Flug bekannt ist. Ergo war der ganze hysterische Lärm um und die Fahndung nach dieser Frau in Frankreich nichts weiter als ein Schauspiel.
Bei dieser Frau soll es sich um Hayat B. nach der Ankunft in Istanbul handeln. Und der Begleiter?
Wir wussten nicht, was sich Bernd Bieglmaier, unser Bedürftigenreporter, dabei gedacht hatte, als er diesen Typen zu uns in die Redaktion mitbrachte. Wir fragten ihn aber auch nicht, weil Herr Bieglmaier uns mit einem Schwall von Worten darum bat, diesen Mann unbedingt anzuhören. Seine Geschichte sei der „Hammer“.
Dieser Mann stellte sich uns als Herr Franz A. vor. Er sah ganz normal aus, aber das hatte natürlich noch nie etwas bedeutet. Zumeist war das Gegenteil der Fall gewesen. So auch bei dem Herrn Franz A..
Franz A. in einem unserer Redaktionsräume.
Unser Bedürftigen-Reporter war schon ungeduldig, er brannte förmlich darauf, die Ursache des Erscheinens mitzuteilen. Es drehte sich um eine Stuhltransplantation. Es drehte sich um – was? Wir taten nicht begriffstutzig, wir waren es. Wir alle in der Redaktion. Es war auf einmal so still im Büro, dass das einzige Geräusch von einem Putzlappen stammte, welches unserer Reinigungsfachkraft aus der Hand gefallen war.
Nun wollten wir es natürlich genauer wissen. Wir baten den Herrn Franz A., uns selbst über diese Angelegenheit zu berichten.
Und dann bekamen wir eine rührselige Geschichte zu hören, die uns tief, aber nicht zu tief bewegte. Die Geschichte eines Mannes, der es nie gelernt hatte, etwas mit sich selbst anzufangen. Der sich in seiner Existenz sinnlos gefühlt hatte, überflüssig, nichtsnutzig. Wir hörten uns diese Geschichte an und widersprachen nicht.
Er habe sich dann derartig leer gefühlt, dass ihm sein freundlicher Arzt hatte mit Antidepressiva über seine leeren Runden helfen müssen, so Herr Franz A.. Aber irgendwann habe auch dies nicht mehr gewirkt. Er habe nichts mehr essen können, nicht einmal diese Pillen.
Erst ein anderer Arzt habe den Herrn Franz A . helfen können und ihm eine Stuhltransplantation empfohlen. Die wäre zwar etwas kostspielig gewesen, allerdings höchst erfolgreich. Es wäre dann alles sehr schnell gegangen. Da ‚raus, dort ‚rein.
Franz A. glaubt, dass es ihm nun wieder besser geht.
Heute würde er sich gefüllt wieder viel besser fühlen, behauptete er. Herr Franz A. quatschte uns die Ohren voll, wie dankbar er dem Chirurgen wäre und auch wie dankbar seinem Spender, dem Herrn Josef A., einem Obstipations-Patienten des Doktors. Josef A., übersättigt von der Konsumwirtschaft in seiner eingeschränkten Umgebung, habe sich angeblich gerne zur Verfügung gestellt. Er habe sich für 24 Stunden auch besser gefühlt.
Foto: Familienalbum von Josef A. (Spender)
Das glaubten wir gerne. Warum sich Menschen jede Scheiße aufschwatzen lassen, blieb uns allerdings schleierhaft. Dafür war die Abstimmung in der Redaktion eindeutig. Herr Franz A. wurde aufgrund seiner seelischen Armut zum Bedürftigen des Monats gekürt.
Unser Bedürftigen-Reporter hatte anschließend über sein ganzes Gesicht gestrahlt. Ja, er hatte wiederr einmal richtig gelegen, keine Frage. Unser Mann hat Gespür. Und unsere Reinigungsfachkraft möglicherweise den richtigen Lösungsansatz: der Dreck muss weg.
Im Gegensatz zu dem nicht überprüfbaren Ende der Brüder Kouachi in Dammartin-en-Goele wurde das Finale des Supermarkt-Täters in Paris medienwirksam aufgezeichnet. Es ist nichts darüber bekannt, was diesem Ereignis vorausgegangen war. Da dieser Teil der Geschichte vollkommen fehlt, hat diese Erstürmung durch die Polizei auch in Anbetracht der bisherigen Feststellungen etwas schales an sich. Hinzu kommt noch, dass auch dieser Täter bei der Polizeiaktion starb und somit selbst keine Auskunft mehr geben konnte.
Französische Nachrichtensender hatten am 9. Januar genügend Zeit bekommen, ihre Kamerateams in der Nähe des „Hyper Cacher“ in Position zu bringen. Dank ihrer TV-Übertragung wurden nicht nur französische Zuschauer Zeuge eines Polizeiunternehmens, dessen brachiale Vorgangsweise irritieren musste.
Da schob sich vor dem Haupteingang zum Supermarkt ein schwer bewaffneter Polizeihaufen heran, bei dem zwei Drittel dieser Spezialeinheit überflüssig war. Für das Fernsehen muss es dagegen mächtig Eindruck gemacht haben.
In Anbetracht des Umstandes, dass sich im Supermarkt eine ganze Anzahl von Geiseln befanden, deren Sicherheit oberste Priorität haben musste, mutet ein Vorgehen mit der Brechstange befremdlich an. Sollte Gefahr in Verzug gewesen sein? Davon wurde nichts berichtet, wie überhaupt von dem Vorgeschehen nichts berichtet wurde. Somit stellt sich die Frage der Notwendigkeit dieses Polizeiunternehmens und dem damit verbundenen Risiko für die Geiseln.
Es gibt keinen Hinweis auf Einsatz von Betäubungs- oder Tränengas. Auf der Hinterseite des Supermarktes wurde durch die Spezialeinheit RIAD ein Ablenkungsmanöver durchgeführt: ein Sprengsatz wurde an der dortigen Tür zur Explosion gebracht.
Ein Eindringen in das Gebäude durch die Beamten erfolgte nicht. Diese kamen nur zeitverzögert heran, während drei weitere Knallgeräusche zu hören waren. Diese stammen von Explosionen, die auf der Vorderseite stattfanden.
Noch am Ende der Aufnahme, als alles vorbei war, standen die Beamten vor dem Eingang, welcher anscheinend durch eine weitere Tür, die wie eine Stahltür aussieht, verschlossen war.
Die erwähnten drei Knallgeräusche kamen von der Vorderseite des Supermarktes. Offenbar hatte hier die Polizei versucht, wenig erfolgreich die Fassade und den Eingangsbereich des Supermarktes aufzubrechen, ohne dass deutlich wird, was es dort aufzubrechen gab. Kurioserweise landete ein Sprengsatz in einem geparkten Fahrzeug, weswegen hier eher an Beschuss mit Granaten zu denken wäre.
Zu sehen im folgenden Video, die ersten 20 Sekunden:
Angeblich wäre der genaue Aufenthaltsort der Geiseln bekannt gewesen. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten wäre dies auch machbar. In Medien wurden dazu die Überwachungskameras erwähnt, von denen eine ganze Reihe im Supermarkt installiert waren.
„Doch nicht nur per Ton, auch per Bild waren die Einsatzkräfte mit dem Supermarkt verbunden. Denn sie hatten Zugriff auf die Überwachungskameras des Gebäudes, wie n-tv Reporter Ulrich Klose in Erfahrung gebracht hat. So konnten sie sehen, wo sich Geiselnehmer und die Menschen in seiner Gewalt gerade aufhielten.“
Es spricht nicht für die Intelligenz des Täters, diese nicht zerstört oder verklebt zu haben. Was hat allerdings dann das folgende Gesicht direkt vor der Kamera zu suchen?
Und was fummelt diese Frau an der Decke herum?
Da es sich nicht um die Demontage der Deckenbeleuchtung gehandelt haben kann, wie im Video über die Erstürmung ersichtlich ist, scheint es mit der Behauptung über das weiterhin funktionierende Überwachungssystem auch nicht weit her zu sein.
Erwähnenswert scheint auch der Umstand, dass der Supermarkt großzügig mit Überwachungskameras ausgestattet gewesen war. Sie hätten sicherlich über das Auskunft geben können, was zuvor geschehen war. Das wurde aber nicht veröffentlicht.
Die Polizei verschaffte sich den Zugang in den Supermarkt durch den Haupteingang. Die Glasschiebetür wurde geöffnet, die Metalljalousie hochgelassen, wobei dahinter im Kassenbereich ein lebloser Körper sichtbar wurde. Der erste Polizist drang mit einem Schutzschild in das Geschäft ein und orientierte sich, während vielleicht drei, vier Schüsse zu hören waren, sofort zur rechten Seite, bis er nicht mehr zu sehen war. Erstaunlicherweise folgte ihm kein einziger Kollege in das Geschäft. Stattdessen schossen die beim Eingang befindlichen Polizisten mit ihren Pistolen und einer auch mit einem Sturmgewehr in Richtung des hinteren Raumes.
Die Polizei schoss in den hinteren Bereich des Laden hinein, als wäre ihnen tatsächlich klar gewesen, dass sich dort die Geiseln nicht befunden hatten, sondern nur der Täter. Aus welchem Grund auch immer. Die Masse der abgegebenen Schüsse mag nur dazu gedient haben, den Täter niederzuhalten.
Es wird dadurch aber unklar, ob dieser ebenfalls geschossen hatte. Zwar werden nach dem Eindringen des ersten Polizisten Beschussschäden an der gläsernen Schiebetür sichtbar, genauso gut könnten allerdings auch die erregten Polizisten hinein geschossen haben. Dass es vor allem die Polizisten waren, welche durch das Glas schossen, kann auf dem Video nachvollzogen werden. Vor allem in dem Augenblick, als der Mann im Laden nach vorne stürmte.
Foto: citizenside.com
Es ist unmöglich zu beurteilen, wer hier welches Einschussloch verursacht hat. Die Tür war teilweise zusammengeschoben gewesen, weswegen die Anzahl der Schüsse ins Glas viel weniger gewesen waren als auf dem Foto wahrgenommen. Allerdings fällt auf, dass sich die kleinen Löcher im rechten, dem äußeren Glas befinden. Die größeren sind links zu finden, welche sich zusammengeschoben innen befindet. Daraus lässt sich ableiten, dass zumindest die meisten Einschüsse von außen eingeschlagen sind, also von der Polizei verursacht wurden.
Es bleibt somit weiterhin unklar, inwieweit der Täter im Supermarkt auf die Polizisten geschossen hat. Verletzungen bei den vor dem Glas stehenden Polizisten sind nicht bekannt, wie auch keine Beschädigungen oder Markierungen der Spurensicherung bei dem geparkten Fahrzeug vor dem Eingang sichtbar sind.
Foto: Citizenside.com
Foto: Citizenside.com
Die Polizisten jedenfalls agierten in sich selbst gefährdender Art und Weise. (Drängelnd und sich selbst behindernd, Feuerstöße aus der zweiten Reihe mit automatischen Waffen, abfeuernde Pistolen nahe den Köpfen der Kollegen und zuletzt sich gegenüberstehend). Und der Täter begann Augenblicke darauf quasi Selbstmord. Bereits vor der Explosion einer Blendgranate war er auf dem Weg dorthin gewesen, zu seinem Selbstmord durch andere, mitten hinein in den massiven Kugelhagel der Polizei und sich kurz bei der Tür drehend, als habe er mit dem Rücken voran durch nicht vorhandenes Glas springen wollen.
Diese Szene ist entsetzlich und es gab grobe Kritik gegenüber der Polizei in der Meinung, sie hätten den Täter hingerichtet. Dieser Eindruck entsteht zweifellos, allerdings war es der Täter gewesen, der sich auf die Polizisten zubewegt hatte. Und diese hatten unter enormer Anspannung gestanden. Adrenalinausstoß, vielleicht auch Panik könnten zu einer derartigen Reaktion geführt haben, auch noch auf einen leblosen Körper zu schießen.
Interessanter ist hier die Frage nach der Motivation des Täters, ohne weiteren Widerstand den Tod zu suchen. Das war nicht das, was – nachträglich – angekündigt worden war.
Für Diskussionsstoff sorgte im „Internet“ ohnehin eine ganz andere Szene, die auch in Slow-Motion auf mehreren extra herausgestellten Videos im Netz hochgeladen wurden. Es wurde darin der Verdacht geäußert, dass der Täter – oder Coulibaly – womöglich gefesselt gewesen und der Selbstmord somit gar nicht so freiwillig erfolgt sein könnte. Tatsächlich erweckt diese Szene auch eben diesen Eindruck.
Auch wir haben uns diese Szene unzählige Male angeschaut und im Schnittprogramm Frame für Frame zerlegt. Wir mussten feststellen, dass sich ganz zum Schluss, als der Körper gegen den Türrahmen pralle, etwas wegbewegte, der als der linke Arm gedeutet werden konnte. Das Problem war, dass sich auch in diesen Frames der linke Unterarm noch vor dem Körper verhielt, wenn auch visuell ausgedünnt. Es besteht somit die Möglichkeit, dass die Bildfolge nicht schnell genug war, diese Bewegung abschließend zu erfassen.
Während von uns diese Sequenz nicht zweifelsfrei beurteilt werden kann, bleibt die Haltung der Arme des Täters dennoch ungewöhnlich. Es entsteht der Eindruck, als wenn der Täter vom ersten sichtbaren Frame an eher versucht hatte, sein Gesicht mit den Händen zu schützen. Oder um sein Ende nicht sehen zu wollen.
Die an seiner rechten Schulter umgehängte Maschinenpistole, die der Täter zumindest in dieser Sequenz nicht verwendet hatte, mag zur letzteren Überlegung passen. Das erscheint zwar auf dem ersten Blick nicht ganz logisch, aber wir wissen nicht, was in diesem Mann in den 30 Sekunden zuvor vorgegangen war.
In einer späteren Szene erkennt man gerade so eben noch, wie der Körper des Täters von einem Polizisten zur Seite gezogen wird. Hierbei wird ein Arm sichtbar, der nicht gefesselt ist. Zu bedeuten hat dies aber auch nichts, weil zuvor ein Schnitt im Filmmaterial erfolgte.
Letztlich ist es an der Geschichte nicht wichtig, wie der Täter im Supermarkt ums Leben gekommen ist. Es stellt sich die Frage, ob dies notwendig gewesen war.
Nach dem Tod des Täters gab einer der Polizisten am Eingang ein Handzeichen. Er und seine Kollegen, die in den Supermarkt gingen, machten allerdings nicht den Eindruck, als wenn alle Gefahr vorüber war. Das mag zu einer Routine gehören, aber es sind insgesamt noch drei Schüsse zu hören, die nun erst recht nicht zugeordnet werden können.
Daher sind hier noch andere und weniger geschnittene Aufnahmen interessant. Hier wird auch deutlicher, wie die Polizisten mit Sturmgewehren im Rücken ihrer Kollegen in den Supermarkt hinein geschossen hatten. Besonders zum Schluss hatte der Schütze auf der Straße fast das halbe Magazin auf den Täter geleert.
Der Situation ist vorbei, der Täter tot. Die Polizisten stehen noch am Eingang, einer gibt ein Handzeichen. Kurz darauf fällt der erste dieser nachfolgenden Schüsse. Dass es sich um keinen Knallkörper gehandelt hat, ist bei Sekunde 50 ersichtlich: einer der Polizisten in Bildmitte fällt um.
Kurz darauf fällt ein weiterer Schuss (Sek. 54), doch lässt sich wegen dem Gedränge an der Tür nichts ausmachen.
In der zweiten Aufnahme aus einer anderen Richtung wurde genau diese Szene geschnitten. Ebenso in der dritten aus einer weiteren Richtung.
Deswegen ein anderes Band, in welchem unterschiedliche Kameraperspektiven montiert worden sind.
Ab Min. 2.48 kleiner Blitz, dann der umgefallene Polizist. (Knallgeräusch schwer wahrnehmbar wegen dem „Gequatsche“). Bei Min. 2.52 größerer Lichtblitz mit Knall, ein zweiter Polizist mit Schild liegt auf dem Rücken. Und bei 3.10 der dritte Lichtblitz mit Knall.
Im folgenden Amateur-Video wird sichtbar, dass der zweite Schuss oder Knall (Feuerblitz, Min. 0.48) sowie der dritte (deutlicher Feuerblitz, Min. 1.05) mit ihrem Lichtreflex jeweils deutlich sichtbar ist. Es handelte sich demnach um kein Geschehen innerhalb des Supermarktes. Da auch eine Rauchentwicklung auszumachen ist, könnte es sich vielleicht um kleine explodierende Sprengsätze gehandelt haben. Dann bleibt es allerdings immer noch unklar, warum diese außerhalb des Supermarktes detonierten. Prise d’otages à la porte de Vincennes: nouvelle vidéo de l’assaut.
Was dort vorgefallen ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Wir wissen nur, dass es etwas ist, was nicht erzählt wird. Zwei Polizisten scheinen noch verletzt worden zu sein, draußen auf der Straße, ein Umstand, für den der von Geschossen durchsiebte Täter nicht verantwortlich gemacht werden kann. Die Medien berichteten von drei verletzten Polizisten, was indirekt Coulibaly zugeschoben wurde. Beurteilen können wir es von hier aus aber nicht.
Die Polizisten vor dem Supermarkt schienen sich der Sache Minuten später auch nicht ganz sicher zu sein. War es nun vorbei?
Wir wissen also nicht, wer der Mörder von Montrouge tatsächlich gewesen war. Die Geschichte um die Sturmhaube, die nur im Zusammenhang mit einer Maskierung einen Sinn ergibt, würde auch bei einer dämlichen Platzierung nahe dem Tatort über keine echte Beweiskraft verfügen. Der französischen Polizei wiederum war es wichtig gewesen, Amedy Coulibaly als Täter zu präsentieren.
Auch auf den Wikipedia-Seiten ist der ganze unreflektierte Mist als behauptete Tatsache nachzulesen. Als Quellen dienten auch hier nur Medienberichte, welche wiederum natürlich auf Polizeiangaben beruhen.
Coulibaly wurde nach seinem filmreifen Tod am 9. Januar 2015 laut einer APA-Meldung vom 10./11. Januar auch noch für eine weitere Tat „in Verbindung“ gebracht. Am Abend des 7. Januars war in Fontenay-aux-Roses ein Jogger niedergeschossen worden, der diesen feigen Mordanschlag nur knapp und lebensgefährlich verletzt überlebt hatte. Worin die von der französischen Staatsanwaltschaft vorgebrachte Verbindung zwischen dieser Tat und Coulibaly bestanden haben soll, wurde allerdings nicht gesagt.
Die einzige Verbindung, die medial angedeutet wurde, bestand nur in der Wohngegend. Das ist aber ein Umstand, der eher gegen die Täterschaft von Coulibaly sprechen würden. Es gibt auch kein Motiv, jedenfalls nicht für Coulibaly. Selbst bei den veröffentlichen Materialien (Video/Audio), deren Wert zweifelhaft ist, gibt es keinen einzigen Hinweis. Und eine Identifizierung gab es ohnehin nicht.
Fontenay-aux-Roses, Wohnsitz von Coulibaly, der zu faul gewesen sein soll, um einen sinnlosen Mordversuch in einem anderen Viertel zu unternehmen.
Der Zusammenhang wurde erst in den nachfolgenden Tagen hergestellt, als es von der Staatsanwaltschaft hieß, dass die am Tatort des niedergeschossenen Joggers aufgefundenen Patronenhülsen zu einer Pistole der Marke Tokarev passen würden, welche Coulibaly im Supermarkt bei sich gehabt hätte. Die Formulierung „passen“ ist natürlich ein Witz, ein vollkommen inhaltsleerer Witz.
Mit anderen Worten: die Staatsanwaltschaft behauptete, dass es sich bei Coulibaly um einen grandios einfältigen Menschen gehandelt haben soll, der sinnlos zu morden schien, aber immer eindeutige „Beweise“ am Tatort zurückließ. Da von einem auffallend niedrigen IQ des Coulibaly nirgends berichtet wird, könnte die Behauptung der Staatsanwaltschaft auch in die gegensätzliche Richtung interpretiert werden. Ganz ohne Coulibaly.
Die Geschichte mit den Patronenhülsen wurde erst Tage später an die Medien ausgeschenkt, eine Verbindung zwischen dem niedergeschossenen Jogger und Coulibaly allerdings bereits 24 Stunden nach dem theoretischen Auffinden der Pistole im Supermarkt über die Nachrichtenagenturen deponiert. Und damit zu schnell für die Untersuchung von Hülsen, Munition und Waffe, zu schnell für Beschusstests und einem ballistischen Gutachten. Dieser „Beweis“ kann es also nicht gewesen sein.
Peinlich auch, dass mit der Marke Tokarev nicht nur ein russisches Pistolenfabrikat – ja, die bitterbösen Russen – genannt wird, allerdings in einer anderen Quelle das Kaliber der aufgefundenen Hülsen mit 9mm angegeben wird. Eine Tokarev-Pistole Kaliber 9mm gibt es aber nicht.
Somit entdecken wir auch an dieser Stelle ein großes Indiz, dass hier ein Zusammenhang konstruiert werden sollte, den es real nie gegeben hat.
(Leider ist dies alles andere als abwegig. Die Platzierung von Tatwaffen aus zurückliegenden Fällen bei unter mysteriös ums Leben gekommenen Personen zeigt besonders deutlich das riesige Lügengebäude um die angebliche „NSU“ in Deutschland. Beim Mordfall Ulrich Schmückers in Berlin, der 1974 erschossen wurde, war die Tatwaffe 15 Jahre später im Tresor des Verfassungsschutzes gefunden worden).
Wir wissen nicht, welche Rolle Amedy Coulibaly tatsächlich gespielt hatte. Sollte dieser Mann mit dem Täter im Supermarkt „Hyper Cacher“ identisch sein, fehlt bislang ein echter Beweis für seine Anwesenheit an den Tatorten Montrouge und Fontenay-aux-Roses. Stattdessen kann nicht ausgeschlossen werden, dass Coulibaly sich am 9. Januar als angeblicher Täter im Fernsehen gesehen hatte, ohne mit den genannten Vorfällen zu tun zu haben. Und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Coulibaly erst als Reaktion darauf den Supermarkt überfallen hatte, womöglich in dem Wissen, dass er hereingelegt worden war.
Letztlich wissen wir, das Publikum, nicht einmal, was genau in dem Supermarkt vorgefallen war (4 Tote, von denen laut einer Meldung 2 zuvor versucht haben sollen, den Täter zu entwaffnen) und ob es sich bei dem afrikanisch stämmigen Mann tatsächlich um Coulibaly gehandelt hatte. Irgendwelche Bilder darüber gibt es öffentlich nicht. Jene Aufnahmen der Überwachungskameras aus dem Supermarkt, welche jemand über YouTube ins Netz gestellt hatte, geben absolut nichts her. (Video mit wenigen Standbildern!!!). Weder kann der Täter als Coulibaly identifiziert noch das Geschehen nachvollzogen werden.
Die veröffentlichten Screenshots aus dem Supermarkt bilden somit ein lächerliches Nichts gegenüber dem vorhandenen Material. Da diese Screenshots selektiert sind und nichts von Bedeutung zeigen, stellt sich die Frage nach der Intention der Veröffentlichung. Und dem Nicht-Zeigen der wesentlichen Bilder, die eine Identifizierung ermöglichen. Eines ist klar: da die Bänder sich in den Händen der Polizei befinden müssen, wird diese die Sequenzen auch hochgeladen haben.
Ganz eindeutig! Das ist er? Wer?
(Das erinnert ein wenig an den Kampusch-Fall, als die Polizei im Einvernehmen mit der Staatsanwaltschaft ein Video der Spurensicherung aus dem Hause Priklopil bei YouTube hochgeladen hatte. Die Ermittlungsarbeit der Tatortgruppe war aber noch lange nicht fertiggestellt gewesen, hatte sogar erst begonnen; ein Befund hatte zu diesem Zeitpunkt längst nicht existiert, eine Schuld von Priklopil war nicht bewiesen. Dieses unsägliche, unprofessionelle und auch entgegen der Unschuldsvermutung agierende Gebaren war ein Bestandteil einer Vorverurteilung gewesen, die Priklopil als Haupttäter und vor allem als Einzeltäter ausweisen sollte.
Vom Beweisgehalt erreichen die wenigen Screenshots aus dem Supermarkt nicht einmal das unglaublich alberne Video eines alten Mannes von schräg hinten, der von gewissen Leuten als „Bin Laden“ behauptet wurde).
Somit bleibt noch das Telefonat übrig, welches Coulibaly aus dem Supermarkt mit dem Sender BFM-TV geführt haben soll. Dieses angebliche Telefonat ist ebenso grotesk wie jenes der Brüder Kouachi. Sie sollen untereinander am 9. Januar zwar keinen Kontakt gehabt haben, wollen aber in der vollgestopften Medienlandschaft mit ein und dem selben Sender gesprochen haben. Ja, Coulibaly soll gegen 15 Uhr sogar selbst BFM-TV angerufen haben, obwohl er von der anderen Geschichte gar nichts wissen konnte. Also zwei Stunden nach dem Überfall auf den Supermarkt, der sich gegen 13 Uhr ereignet haben soll.
Der publizierte Wortlaut dieses angeblichen Telefonats, welches sich bereits am folgenden Tag, am 10. Januar, in den Druckmedien befunden hatte, hier:
Wie in dem zusammengestoppelten Video deklariert sich Coulibaly (oder wer auch immer) als Anhänger der IS, was um so erstaunlicher ist, weil sich diese Organisation Mitte April 2014 in offiziellen Meldungen und Erklärungen von „Al-Qaida“ losgesagt hatte und es in der Folgezeit tatsächlich in Syrien zu rivalisierenden Kämpfen gekommen war. Die angebliche Zusammenarbeit passt somit in der offiziellen Darstellung nicht gut ins Bild.
Auf das Unvermögen, „Aktionen“ mit den Brüdern Kouachi „abgestimmt“ zu haben, wurde bereits mehrmals eingegangen. Die Behauptung, dass er gegen die Polizei habe vorgehen wollen, ist im Ergebnis geradezu jämmerlich. Vor allem nach der Betrachtung der TV-Bilder von der Erstürmung des Supermarktes, als sich der als Coulibaly bezeichnete Täter ohne weitere Gegenwehr quasi seinen Selbstmord in dem Geschosshagel der Polizei gesucht hatte. War Coulibaly nicht nur schrecklich dumm, sondern auch ein Großmaul gewesen?
Richtig grotesk wird es aber erst mit folgendem Coulibaly zugesprochenen Zitat:
„Ich will, dass sich die Armee aus dem Islamischen Staat zurückzieht, aus allen Gebieten, wo sie den Islam bekämpft. Ich bin bereit zu verhandeln. Sagen Sie ihnen, dass sie mich anrufen.“
Die „Armee“ befand sich zwar nicht im „Islamischen Staat“, und der „Islam“ wird nicht als solcher bekämpft, aber egal. Zum vorherigen Zitat gehört noch der folgende:
„Auf diese Frage werde ich nicht antworten. Es reicht mit den Fragen. Reichen Sie meine Nummer an die Polizei weiter.“
Das soll der Mann im Supermarkt jemanden im Sender BFM-TV gesagt haben. Das steht da so. Aber was bedeutet dies?
Es bedeutet, dass die Polizei auch zwei Stunden nach dem Überfall offensichtlich kein Interesse gezeigt hatte, mit dem Täter im Supermarkt in Kontakt zu treten. Erstaunlich, nicht wahr? Der angebliche Coulibaly will verhandeln, ruft aber nicht die Polizei, sondern einen Nachrichtensender an. Und die Polizei wiederum steht vor dem Laden, weiß nicht, was sie machen soll, und schmollt dazu schweigend. Hatte gerade das Handbuch für Taktiken und Vorgehensmustern bei Geiselnahmen verlegt.
Das alles ist natürlich derart grotesk und unglaubwürdig, dass es folgerichtig auch keine einzige Information über eine Kommunikation geschweige denn „Verhandlungen“ zwischen Polizei und Täter gab. Gar nichts. Dafür aber die frühzeitig kolportierte Geschichte von dem nicht richtig aufgelegten Telefon (wahlweise Anruf bei einem „Freund“ oder „versuchter“ Anruf von „RTL“), dem Belauschen durch die in der Leitung sitzende schweigende Polizei und dem „günstigen“ Augenblick für den Sturm, als man habe den Täter im Supermarkt „beten“ hören. Ganze zwei Stunden später, gegen 17.00 Uhr.
Demnach hatte niemand mit dem Täter sprechen wollen, weder über das Festnetz noch über die angeblich zahlreichen Mobiltelefone oder wie früher per Megaphon. Anscheinend war nur noch das Gebet für den Täter übrig geblieben. Eines, welches natürlich jederzeit unterbrochen werden konnte. Aber das Beten passt einfach gut zum Islam.
Das alles möchte uns die französische Staatsanwaltschaft und die Polizei erzählen. Und wir, das Publikum, dürfen uns aussuchen, was falsch ist: der Superparkt-Überfall, die Polizei oder das Telefonat mit BFM-TV.
In der Folge „Paris, Januar 2015, Teil 6″, hatten wir uns bereits über den vollkommen unmotiviert wirkenden und sinnlosen Polizisten-Mord in Montrouge geäußert, für welchen von der Polizei zügig Amedy Coulibaly verantwortlich gemacht worden war. Die Polizistin Clarissa Jean-Philipp war am Morgen des 8. Januar 2015 während der Aufnahme eines Verkehrsunfalls erschossen worden. Täter unbekannt.
Allerdings wurde dann äußerst schnell Amedy Coulibaly von der Polizei für diesen Mord verantwortlich gemacht. Der Überfall auf den Supermarkt „Hyper Cacher“ am 9. Januar hatte noch gar nicht stattgefunden, da war Coulibaly als mutmaßlicher Täter von Montrouge bereits in den Medien dargestellt worden. Nein, nicht bei den Ermittlungsbehörden, sondern in den Medien. Am Vormittag.
In Montrouge am 8. Januar 2015.
Davon abgesehen, dass die durch die Behörden initiierte Präsentation und gleichzeitige wie voreilige mediale Hinrichtung eines Tatverdächtigen etwas befremdlich wirkte, hatte die Polizei eine wunderbare wie rasante Ermittlungsarbeit geleistet. In nur 24 Stunden, einschließlich Pressearbeit. Perfekt, zumal sich der Tatverdächtige sogar tatsächlich als der Täter herausgestellt hatte. Und das ganz ohne Vorwissen, wir wollen ja nichts unterstellen.
Wie diese Identifizierung zustande gekommen sein soll, war allerdings vollkommen unklar gewesen. Zuerst wurde medial verbreitet, dass dieser Mörder mit einer Kalaschnikov bewaffnet gewesen sein soll, dann kam noch eine Pistole hinzu, deren Zweck unklar war. Eine schusssichere Weste soll der Täter getragen haben, die auch nicht nötig erscheint, schließlich handelte es sich um einen feigen Überraschungsüberfall. Unklar blieb auch, wie dieser Mann plötzlich aufgetaucht war. Er muss ja aufgefallen sein. Später war von einem Fluchtwagen die Rede, welcher von der Polizei „in der Nähe des RER-Bahnhofs von Arcueil“ gefunden worden sei, wie es in den Medien hieß.
War der Täter zuvor einfach nur aus seinem Fahrzeug ausgestiegen und hatte wahllos geschossen? Die Sinnhaftigkeit ist auch hier nicht zu erkennen, das eigene Risiko für den Mörder erscheint mittelfristig hoch. Aber erstaunlicherweise wurde auch in diesem Fall nichts über das Fluchtfahrzeug bekannt, wie überhaupt wesentliche Vorgänge nicht genannt wurden.
Amedy Coulibaly mit einem Balken vor den Augen, aber ohne Maskierung.
Nachdem der als Amedy Coulibaly bezeichnete Täter aus dem Supermarkt gegen 17.00 Uhr von Polizeikugeln durchlöchert zu Boden gefallen war, brachten die französischen Medien bereits am folgenden Tag, dem 10. Januar, richtig gute Nachrichten über die Polizeiarbeit.
Zeugen sollen den Täter von Montrouge gesehen haben. Mit Hilfe dieser (ungenannten) womöglich weißhäutigen Zeugen wäre danach ein Phantombild eines Schwarzafrikaners angefertig worden. Und – Bingo! – schon sei Coulibaly ganz flott identifiziert worden. In einer Straftäterkartei, in welcher zehntausende Gesichter schwarz sind. Eindeutig identifiziert.
Coulibaly muss demnach ein außergewöhnlich dummer Mensch gewesen sein. Ein sinnloser Mord auf offener Straße durch einen wie ihn, vorbestraft und erst vor einem halben Jahr aus dem Gefängnis entlassen, bekannt bei Polizei und Geheimdienst.
Bald darauf wird über die Medien (Behörden/Coulibaly-Video/Audio-Band) gesagt werden, dass der angeblich zum Islamisten mutierte Coulibaly die Brüder Kouachi bei ihrer mörderischen Aktion habe unterstützen wollen. Wie wir heute wissen: in Form einer sofort identifizierbaren mordsmäßigen Selbst-Deklaration, wo doch die schlauen Kouachis extra maskiert angereist waren. Und der oberschlaue Cherif Kouachi hatte in dem ihm zugeschriebenen Audioband einiges ausgeplaudert, was irgendwann einmal gewesen sein soll, aber den alten Kumpel Coulibaly nicht erwähnt, der doch jetzt ein Teil dieses großartigen Planes gewesen wäre.
Manchmal währen Wunder allerdings nicht lange.
Am oder „nahe“ dem Tatort von Montrouge, wo immer das genau gewesen sein soll, soll die Polizei eine schwarze Sturmhaube gefunden haben, welche Coulibaly zugeordnet wurde. Nur: welcher Täter nimmt zu seinem Tatort eine Maskierung mit, um sie einerseits nicht zu benutzen und andererseits genau dort zu „verlieren“?
Niemand.
Somit ergibt sich daraus ein Problem. War der Täter maskiert, wird damit vollkommen klar, dass die Identifizierung über „Zeugen“ und einem „Phantombild“ gelogen war.
War der Täter nicht maskiert, so hätte dieser nur seine Maskierung mitgenommen, aber nicht verwendet, dafür aber gnädigerweise als (späteres) Beweis am Tatort „verloren“ oder sonstwie zurückgelassen.
Amedy Coulibaly schaut wie Coulibaly aus – und wie 10.000 andere auch.
Das glaubt kein Mensch, sofern überhaupt gelesen und begriffen worden ist, was die Behörden an die Medien weitergereicht haben. Dass diese jeden Schwachsinn eins zu eins weiter kolportieren, lässt sich in der massenmedialen Landschaft tagtäglich nachweisen.
Coulibaly, wie er beispielsweise in einer schrägen weißen Maskierung aussehen würde. Wir würden gerne das Phantombild gezeigt bekommen.
Die Polizei wiederum schien sich auf ihre vollkommen unglaubwürdige „Identifizierung“ durch Zeugen (Schwarzafrikaner beim Schießen bzw. maskierter Schwarzafrikaner) nicht hatte verlassen wollen und hatte an die Medien die „Information“ bekannt gegeben, dass die Spurensicherung in/an der Sturmhaube, wahlweise benutzt und unbenutzt, DNA-Spuren von – Bingo! – Amedy Coulibaly „gefunden“ hätte.
Eine DNA-Analyse ist allerdings ein sehr komplexer Vorgang. Unter 48 Stunden ist eine Auswertung auch unter allerbesten Umständen gar nicht möglich. Im Normalfall dauert die Isolierung und anschließende Züchtung der DNA viel länger, abseits von Verunreinigungen und Mischspuren. Und sie nützt auch nur etwas, wenn die DNA-Spur abgeglichen werden kann. Die Sturmhaube will die Polizei am 8. Januar „gefunden“ haben, am 10. Januar stand bereits der „Befund“ in der Zeitung!
Der Abgleich von frischer Spucke und Nasenrotz in der Sturmhaube mit direkten Abstrichen jener Leiche vom Supermarkt lässt sich ebenfalls nicht in diesem Tempo bewerkstelligen. Ganz davon abgesehen, dass eine „Identifizierung“ erst mit dem Tod des Täters erfolgt wäre, diese aber zuvor bekannt gegeben wurde. Dummerweise soll der Täter von Montrouge seine Sturmhaube gar nicht getragen haben, sondern wohl nur in der Hand gehalten haben. Das muss dann eine richtig vollgerotzte Hand gewesen sein.
Es wird somit deutlich, dass diese Geschichte vom Mord in Montrouge und der Behauptung, dass es sich bei dem Täter um Coulibaly handeln würde, erlogen ist. Es wird deutlich, dass es die französischen Behörden sind, die hier Zusammenhänge konstruieren und platzieren. Es wird deutlich, dass es die Polizei ist, die zumindest den wirklichen Täter deckt – wenn nicht mehr, was nahe liegend wäre.
Es wird deutlich, dass der Tat in Montrouge ein ähnliches Muster zugrunde liegt wie bei den Morden bei „Charlie Hebdo“. Die Täter konnten nicht identifiziert werden, verschwanden erst einmal „spurlos“, um dann primitiv hinterlegte Spuren zurückzulassen, welche blitzschnell zu ebenso blitzschnell medial präsentierten „Identitäten“ führten.
Aber sicherlich nicht zu jenen der tatsächlichen Täter.
Amedy Coulibaly kann keine Auskunft mehr geben. Was von ihm blieb ist ein dubioses Gerede in einem zusammengestoppelten Video, welches als eine Form von „Geständnis“ gewertet wurde. Von dem Polizistenmord hatte er zum Zeitpunkt der Aufnahmen auch noch nichts gewusst, eine „Stellungnahme“ dazu war nachträglich als Satzleiste eingefügt worden.
Es heißt, dass die französische Polizei noch ermittelt, wer dieses Video im Internet nach dem Tod Coulibalys hochgeladen haben könnte.
Bei den beiden Männern, welche am folgenden Tag (8. Januar 2015) diesen selten dämlichen Tankstellenüberfall (Tankstelle Relais du Moulin) bei Villers-Cotterêts nordöstlich von Paris begingen, dürfte es sich tatsächlich um die beiden Kouachi-Brüder gehandelt haben. Nur: wo befand sich der Sinn in dieser Aktion?
Noch einmal: maskierte Attentäter verschwanden in Paris, Verbleib unbekannt. Unmaskierte Tankstellenräuber tauchten am folgenden Tag bei Villers-Cotterêts auf, deren vorheriger Verbleib ebenfalls unbekannt ist. Der Zusammenhang wurde mit Hilfe der aufgefundenen Indizien von der Polizei hergestellt.
Ein Killerduo hätte Interesse haben sollen, irgendwo unerkannt unterzutauchen. Die Brüder Kouachi dagegen, ohnehin polizeibekannt, begingen – mit welchem Fahrzeug überhaupt ? – einen vollkommen sinnlosen Tankstellenüberfall in Gegenwart von Zeugen und unter den Augen von Überwachungskameras wegen Nichtigkeiten. Das war im Grunde nichts anderes, als eine bewusste Erregung öffentlichen Ärgernisses mit Selbst-Deklaration. Hallo, hier sind wir!
Die Kouachi-Brüder verschwanden wieder, weder sie noch ihr Fahrzeug konnten abermals durch die Polizei (angeblich) ausfindig gemacht werden. Sie tauchten erst am nächsten Tag wieder auf, am 9. Januar, wo sie bei Nanteuil-le-Haudouin eine Lehrerin gezwungen haben sollen, ihnen ihren Peugeot auszuhändigen.
Die Brüder Kouachi hatten sich demnach in der vorherigen Zeit mit ihrem vollgetankten Fahrzeug kaum bewegt und dennoch ein weiteres Fahrzeug ganz öffentlich gekapert. Auch bei dieser Aktion ist der Sinn nicht auszumachen, es sei denn, hier ging es ebenfalls um eine Botschaft: hallo, hier sind wir!
Sondereinsatzkommandos der Polizei konnten nun endlich die Kouachi-Brüder ausfindig machen. Es soll zu einer Schießerei gekommen sein, bei welcher einer der Kouachi-Brüder am Gesäß verletzt wurde. Die beiden Kouachis verschanzten sich daraufhin in einer Druckerei in Dammartin-en-Goele. Der Geschäftsführer der Druckerei, Michel Catalano, wurde weder umgebracht noch als Geisel genommen, er durfte noch am Vormittag gehen. Da die Kouachi-Brüder von einem Grafiker im Gebäude, der sich versteckt hielt, keine Kenntnis hatten, verfügten sie über kein erpresserisches Mittel für Verhandlungen mit der Polizei.
Der Grund für die Freilassung des Geschäftsführers ist unklar. Entweder wussten die Kouachi-Brüder mit ihm nichts anzufangen und hatten kein Interesse an einem Faustpfand oder es war zu einem Deal mit der Polizei gekommen, von dem sie allerdings persönlich nicht profitieren konnten.
Am 10. Januar 2015 war in mehreren Zeitungen, auch im KURIER, berichtet worden, dass die Polizei „gegen Mittag“ erstmals telefonischen Kontakt mit den Brüdern Kouachi gehabt hätte. Kontakt bedeutet natürlich Kommunikation und in diesem Fall auch eine Verhandlung. Ein Deal mit der Polizei für die Freilassung des Geschäftsführer liegt somit im Bereich des Möglichen. Erstaunlicherweise gab es hierzu von der Polizei keine Informationen, also auch dort, wo es wichtig gewesen wäre.
In der französischen Zeitung Libéation wurde dagegen kolportiert, dass die Spezialeinheit GIGN angeblich versucht habe, die Kouachi-Brüder über ihre Mobiltelefone zu erreichen, aber vergeblich.
Diese Meldung ist äußerst kurios. Hier wurden Mobiltelefone genannt, welche die Täter besessen haben sollen. Aber: warum erst jetzt anrufen? Warum wurden sie nicht bereits zuvor angepeilt?
Die Meldung ergibt keinen Sinn, es sei denn, es sollte suggeriert werden, dass es unmöglich gewesen sein soll, sich mit den Tätern in Verbindung zu setzen. Allerdings gab es auch eine Festnetznummer in der Druckerei, die sollen andere auch gewählt haben.
Eine weitere Meldung, die von der APA kam, deutet dagegen auf eine dritte Version hin.
Das Unterbrechen des Mobilnetzes ergibt ebenfalls keinen Sinn – es sei denn, dass die Polizei versucht hatte, die Kommunikation der Kouachi-Brüder zu unterbinden. Sollten sie daran gehindert werden, ihre Mobil-Telefone zu benutzen, würde sich ein ganz anderes Bild ergeben.
Womit wieder nur das Festnetz übrig bleibt. Dieses muss funktionstüchtig gewesen sein, dennoch hüllt sich dazu die Polizei in Schweigen.
Stattdessen soll der französische Sender BFM-TV über das Festnetz in der Druckerei angerufen haben, um mit den Brüdern zu telefonieren. Daraufhin wäre über das natürlich kontrollierte Netz ein Gespräch mit Cherif Kouachi zustande gekommen sein.
Dieser habe seinen Namen genannt, weswegen er nach von Westphalen als „identifiziert“ gelten würde. Die Anwesenheit der Kouachis an diesem Ort wird aber nicht in Frage gestellt, auch von uns nicht.
Cherif Kouachi habe sich mitteilungsbedürftig gezeigt und davon geredet, er sei von Al-Kaida im Jemen geschickt worden. Also von jener saudischen Terrormilizen-Vereinigung, die derzeit partnerschaftlich im Jemen am Boden gegen die schiitischen Huthis von Ansahrullah vorgeht, während diese von Saudi-Arabien, dem Verbündeten der USA, aus der Luft angegriffen werden.
Während des relativ kurzen mitgeschnittenen Telefonats habe Cherif auch noch geplaudert, dass seine damalige Reise in den Jemen von Anwar al-Awlaki finanziert worden wäre. Das ist eine Information, die nicht nur lächerlich, sondern auch überflüssig ist. Allerdings war genau diese „Information“ bereits einen Tag vorher von den französischen Sicherheitsbehörden an die Medien lanciert worden.
Was übrig bleibt ist eine Art Geständnis gegenüber einem Sender in Form einer Audioaufnahme mit einem Inhalt, welcher nur das widergab, was die Polizei bereits vorher herausposaunt hatte. Das ist witzig. Audiobänder sind allerdings alles andere als fälschungssicher, ja, vielleicht mag es sich um ein originales Band handeln, doch waren die Teilnehmer „original“?
Wir konnten in diesem Fall eine erstaunliche Öffentlichkeitsarbeit beobachten, bei welcher sich die Polizei im Hintergrund gehalten hatte. De facto waren es ausschließlich die Täter (welche auch immer), die alles zur „Aufklärung“ beigetragen hatten. Medial war gerne von einer Hatz auf die Täter die Rede gewesen, aber entsprach dies der Realität? Unter dem Begriff „Flucht“ hatten wir bislang eine andere Vorstellung gehabt.
Eine Spezialeinheit der Polizei war es aber, welche die Brüder Kouachi nach ihrem medialen Geständnis in Audioformat elimierte. Seit ihrem Auftreten beim dem öffentlichen wie sinnlosen Tankstellenüberfall hatten diese keinem Menschen einen Schaden an Leib und Leben zugefügt. Das ist ein starker Kontrast zu den Ereignissen am 7. Januar 2015. Cherif und Said Kouachi dagegen starben im Kugelhagel der Polizei, als wenn es keine andere Möglichkeit gegeben hätte. Aber es hieß, dass die beiden das schwer bewaffnete Polizeiaufgebot angegriffen hätten. Wahrscheinlich frontal. Überprüfen lässt sich dies freilich nicht.
Das einzige Bildmaterial der Brüder Kouachi, welches von der französischen Polizei, dem Geheimdienst, den Medien und Al Kaida verwendet wurde.
Die Geschichte um die beiden Brüder Kouachi ist also mehr als dubios. Wie es der „Zufall“ so will, verhält es sich bei dem dritten im Bunde, Amedy Coulibaly, nicht anders.
Die Täter hatten sich aber sehr schlampig gezeigt. Wie der Staatsanwalt Molins berichtete, hätte die Polizei im abgestellten Fluchtfahrzeug der Marke Citroën neben dem Glücksfund von Ausweis eine Islamistenfahne, zwei Walkie-Talkies, mehrere Molotow-Cocktails, eine Kamera Go Pro, eine Sonnenblende der Polizei und ein Blaulicht gefunden.
Also alles Sachen, die für das Attentat nicht notwendig und bei einem ohnehin fälligen Fahrzeugwechsel hinderlich gewesen wären. Das Motiv für diese Gegenstände fehlt, sie scheinen für die Täter genau so sinnlos, wie das Wechseln von einem bekannten Fluchtfahrzeug in ein öffentlich gestohlenes Fahrzeug, welches ebenso so schnell auf alle Fahndungslisten hätte landen müssen.
Das war konzentrierte Sinnlosigkeit, aber Atmosphäre. Dazu gehörte offenbar auch der freundliche Hinweis der Täter an den Renault-Fahrer, dass sie (angeblich) zu Al-Kaida im Jemen gehören würden.
Die Flucht der Attentäter gelang – trotz widrigster Umstände – dennoch. Wie immer das möglich gewesen sein kann. Zuletzt will man die Täter an der Porte de Pantin gesichtet haben. Von wem ist ebenfalls unklar, denn wer achtet auf einen unauffälligen Renault, wenn er von nichts Kenntnis hat. Verkehrs- und Überwachungskameras? Davon gibt es jede Menge, allerdings bleibt es dann schleierhaft, warum die Fluchtfahrt über die Porte de Pantin hinaus verborgen geblieben sein soll. Dem obigen Artikel nach scheint anschließend die Kioskkette abgerissen zu sein.
Porte de Pantin (rechts oben).
Von der französischen Polizei, also der Ermittlungsbehörde, ist (bislang) keine Mitteilung bekannt, die über den weiteren Weg der Täter Auskunft geben könnte. Nichts, trotz aller Überwachungsmöglichkeiten. Rekonstruktion: null. Dabei wäre die Antwort auf diese Frage besonders interessant gewesen.
Die Identifizierung der Täter stützt sich somit zum einen auf den „gefundenen“ Ausweis, zum anderen auf die Meldung der Polizei, die auf einem Molotow-Cocktail im Fluchtfahrzeug den Fingerabdruck von Cherif Kouachi gefunden haben will. Das sind alles transportable Gegenstände, während interessanterweise von Spuren (Fingerabdrücke, DNA, Haare usw.) im bzw. am Fahrzeug nichts berichtet wurde.
Von einer auf „soliden Füßen“ stehenden Identifizierung, wie von Westphalen meint, kann also keine Rede sein. Das Platzierung von „Beweisen“ oder „Indizien“ ist eine leichte Übung. Aber sie ist nicht immer intelligent platziert oder fehlen dort, wo sie zu finden sein müssten.
(Aktuelles Beispiel aus Deutschland: die ohne Rußpartikel platzierten „Beweise“ im angebrannten Wohnmobil mit den erschossenen Uwe Böhnhart und Uwe Mundlos, den angeblichen NSU-Mitgliedern, die mit Sicherheit Teil einer kriminellen Struktur des Verfassungsschutzes gewesen waren, Platzierung der Pistole einer ermordeten Polizisten in der Wohnung von Beate Z., welche mit dieser Tat nichts zu tun hatten usw.).
Schlussendlich bleibt nur die Identifizierung durch Zeugen oder Überwachungskameras übrig. Le Point berichtete von zwei Zeugen, welche die beiden Täter unmaskiert bei der Kaperung des Renaults gesehen haben sollen.
Allerdings soll der eine Augenzeuge die Täter als „groß und schwarz“ beschrieben haben. Das trifft auf die Brüder Kouachi nicht zu. Unmaskiert wären die Täter zumindest in Dunkelhäutige oder Hellhäutige unterscheidbar gewesen. Ein Erkennen ist also nicht zu verorten. Von der Farbe her waren die Täter tatsächlich schwarz gewesen: schwarz gekleidet und schwarz vermummt.
Die im Artikel erwähnte Überwachungskamera und „ein Foto“ auf ein Fahrzeug ist ebenfalls eine Null-Information, weil nicht berichtet wird, wo diese was genau gefilmt haben soll. Gezeigt wurde es ohnehin nicht, weswegen auch diese Info für eine Identifizierung nicht in Betracht kommt.
Von Westphalen nennt auch einen Augenzeugen aufgrund einer Quelle von RTL-Frankreich.
„…Als die beiden Brüder den Eigentümer des Renault im 19. Arrondissement zwingen, ihnen sein Auto zu geben, tragen sie keine Maske. Sie geben ihm den Hinweis, falls ein Journalist ihn frage, solle er ihm einfach sagen, dass es Al Qaida Jemen sei.“
Somit existiert angeblich ein Zeuge. Medial gesehen handelt es sich dabei um den einzigen Zeugen und gleichzeitig um jene Person, mit dessen Fahrzeug die erfolgreiche Flucht der Täter möglich gewesen war.
Die Meldung selbst, alles andere als konkret, war bislang nicht zu verifizieren und muss unter Umständen nachgereicht werden. Aber sollte dieser Zeuge tatsächlich existieren, so muss leider festgestellt werden, dass dies auch nichts bedeutet, sollten an dem Anschlag staatliche Strukturen mitgewirkt haben.
(In einem folgenden Kapitel zu Coulibaly kann aufgezeigt werden, wie es sich mit dem dortigen „Zeugen“ verhält).
Dass die Polizei nach ihrem angeblichen Glücksfund nur aufgrund von Indizien ihre interne Fahndung noch am Tage des Attentats (7. Januar 2015) an die Medien zur Veröffentlichung weiterreichte, wurde bereits festgestellt. Offenbar war die schnelle Präsentation wichtiger gewesen, als Beweise und eine erfolgreiche Fahndung. Warum bei dieser Präsentation auch Hamyd Mourad, der Bruder von der Frau Cherifs, fälschlich der Meute dargeboten wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Die später von der Polizei nachgereichte Meldung, dass der 18-jährige irgendwann irgendwo etwas von „Dschihad“ gemurmelt haben soll, ist zu lächerlich und unglaubwürdig nach der polizeilich provozierten medialen Vorverurteilung. Da muss es einen anderen Hintergrund gegeben haben.
In seinem Artikel „Der Anschlag auf Charlie Hebdo – Versuch einer Rekonstruktion“ sieht Andreas von Westphalen die Identifizierung der Täter „auf soliden Füßen“.
Attentäter, die maskiert und somit unerkannt bleiben wollten, hinterließen, „vergaßen“, „verloren“ ausgerechnet in ihrem Fluchtfahrzeug einen ihrer Ausweise, wo dieser von der Polizei „gefunden“ wurde. Das klingt derartig dämlich, dass die Frage nach der Glaubwürdigkeit dieser Polizeiangabe im Raum stehen musste.
In der Presselandschaft wurde dies nicht in Frage gestellt, sondern als eine Art von Missgeschick akzeptiert. Selbst in unserer Umgebung haben wir keinen Menschen ausfindig machen können, der jemals seinen Ausweis auch an ganz gewöhnlichen Tagen, an denen es keine Rolle gespielt hätte, im Fahrzeug „verloren“ hatte.
Hätten die Killer für ihr Attentat ein Motorrad benutzt, was in der Pariser Innenstadt zielführender gewesen wäre, hätte freilich auch kein Ausweis oder irgendetwas anderes „gefunden“ werden können.
Es ergibt auch keinen Sinn, Identifikationen zu einem Tatort mitzunehmen, wo ein Massaker an Wehrlosen veranstaltet werden sollte – anonym und einschließlich einer erfolgreichen Flucht. Einen Ausweis zur Hand, sollten die Täter später zufällig von einer Verkehrskontrolle angehalten werden?
In einem gestohlenen Fahrzeug? Oder sollten die Attentäter mit ihrem eigenen Fahrzeug den Anschlag verübt haben? Erstaunlicherweise, und vielleicht auch bezeichnenderweise, gab es in den vielen Wochen nach dem Attentat keine einzige Information über das Fluchtfahrzeug. Bis heute nicht.
Die Mitnahme eines Ausweises macht also keinen Sinn. Jedenfalls nicht für die Täter. Die Mitnahme eines Ausweises und ein angebliches „Verlieren“ im Fluchtfahrzeug könnte somit einem doppelten Unglück gleichgesetzt werden, dessen Wahrscheinlichkeit… wie hoch ist?
Die von Andreas von Westphalen angeführte Information (Quelle: die französiche Tageszeitung „Le Monde“), dass sich der Ausweis von Saïd Kouachi in einer kleinen blauen Lacoste-Tasche (Fundort: Fußbereich des Beifahrers) befunden haben soll, stammt natürlich von der Polizei.
Glaubwürdiger wird dieser polizeiliche Sensationsfund dadurch nicht, das Gegenteil ist der Fall. Ja, es gibt Frauen, die ihre Papiere, Geldbörse und allerhand anderes Zeug in Taschen oder kleinen Täschchen mit sich herumtragen. Aber Männer? Islamisten? Vermummte Attentäter?
Das Auffinden dieses Ausweises von Saïd Kouachi im Fluchtfahrzeug der anonymen Attentäter lässt somit die Wahrscheinlichkeit, dass alle anderen Franzosen als Killer in Betracht kommen könnten, aber nicht Saïd Kouachi, in eine ungeahnte Höhe schnellen.
In diesem Zusammenhang sei daher der Fundort erwähnt. Nachdem die Attentäter mit ihrem Fluchtfahrzeug, welches auffälligerweise von Anfang an eine zerstörte Heckscheibe besessen hatte (die Ursache ist nach wie vor unbekannt), wurde dieses später nordöstlich des Place Colonel Fabien im 19. Arrondissment gefunden, und zwar in der Rue de Meaux.
Die Attentäter sollen während ihrer zuvor eher lässig gestalteten Flucht den Boulevard Richard Lenoir verlassen und den Place de Colonel Fabien angesteuert haben, wo sie ein anderes Fahrzeug, Marke VW, gerammt haben sollen.
Der Schaden kann nur minimal gewesen sein, denn die Täter bogen mit ihrem Fahrzeug.in die besagte Rue de Meaux ein.
Dann wird es wieder unklar.
Die Attentäter fuhren die Rue de Meaux rund 300 Meter hinauf und verließen dort aus uns unbekannten Gründen ihr Fluchtfahrzeug. In den Rekonstruktionsversuchen zum Beispiel in der ZEIT oder auch bei von Westphalen – wie in allen andere Medien – wird das Verlassen des Wagens als eine Notwendigkeit dargestellt bzw. diese Sichtweise als das Resultat des leichten Unfalls zuvor übernommen.
Für diese Annahme, denn mehr ist es nicht, gibt es keinen Beweis. Das Fluchtfahrzeug wies, abgesehen von der von Anfang an zerstörten Heckscheibe weder Beschussspuren (durch die Polizei) noch andere Beschädigungen auf. Auf dem existierenden Bildmaterial ist nichts dergleichen zu erkennen, nicht einmal irgendeine auslaufende Flüssigkeit.
Eine plötzlich auftretende Fahruntüchtigkeit des Fluchtfahrzeuges wäre wohl zu viel des Zufalls. Vielleicht gibt es hier einen Zusammenhang mit der Meldung aus französischen Medien, dass die Täter bei ihrer Flucht und offenbar in diesem Raum auch noch einen Fußgänger angefahren haben sollen.
„An der Place du Colonel Fabien fuhren die Attentäter einen Wagen an und verletzten einen Fußgänger…“
(Quelle: Andreas von Westphalen, Hintergrund sowie Süddeutsche Zeitung vom 10. Januar 2015).
Wie auch immer, denn auch dies erklärt nicht das Abstellen des Fluchtfahrzeuges – ihres fahrtüchtigen Fluchtfahrzeuges. Aber nicht nur das. Interessant ist, wie das Fahrzeug auf der Kreuzung Rue de Meaux / Rue Sadi Lecointe vor dem Bistro Patistory abgestellt wurde.
Das war extrem auffällig. Und wir erinnern uns, dass wir es mit einem Killerduo zu tun haben, denen daran gelegen sein musste, nicht nur zu flüchten, sondern unauffällig zu flüchten. Stattdessen erkennen wir erneut Täter, die kaum eine Gelegenheit für das Gegenteil ausließen.
Bei der Betrachtung der Straßenkarte und dem Satellitenfoto fiel uns auf, dass sich von der Rue de Meaux nur ein paar Ecken weiter der Park Buttes Chaumont befindet. Dabei handelt es sich um jenen Park, wo sich nach Polizeiangaben die Islamisten-Szene mit den Kouachi-Brüdern, Coulibaly und anderen herumgetrieben haben soll. Eine Information, die bereits am folgenden Tag (!) von der Polizei an die Medien gestreut worden war. Und die hatten es vom Geheimdienst, welche diese Islamistenszene schon längst unterwandert hatte.
Konstruktionen für Zusammenhänge?
Doch weiter mit den Attentätern. Diese sollen anschließend in dieser Rue de Meaux einem Mann dessen Fahrzeug, einen grauen Renault, weggenommen haben. Eine Reihe von Medien berichteten, dass dies an der Porte de Pantin geschehen sei. Dies ist aber unsinnig, weil viel zu weit entfernt, um sich zu Fuß auf den Weg dorthin zu begeben. Die Täter dürften daher den Renault unmittelbar bei ihrem abgestellten Fluchtfahrzeug gekapert haben. Die Medien berichteten, dass die beiden Täter sich die Zeit genommen hätten, eine Panzerbüchse, Molotow-Cocktails, zwei automatische Pistolen, zwei Kalaschnikows und eine Granate vom Citroën in den Renault umzuladen. Wer da so genau hingeschaut haben will, wurde nicht genannt.
Porte de Pantin kann unmöglich der Ort sein, an welchem die Attentäter in den Renault umgestiegen waren.