Fortsetzung mit dem Rückblick auf das medial aufbereitete Bombenspektakel.
Für den 15. September 2014 hatte der innenpolitisch bedrängte französische Präsident Hollande zusammen mit seinem neuen irakischen Amtskollegen Fouad Massoum zu einer Konferenz nach Paris geladen, an welcher Vertreter von 26 Staaten, der EU, der Arabischen Liga und der UNO teilgenommen hatten. Erklärtes Ziel dieser Versammlung war die Unterstützung des Irak und gleichzeitig eine Art Kriegserklärung an den so genannten „Islamischen Staat“.
Der STANDARD verschwieg in seinem Artikel „Kriegspräsident Hollande organisiert Hilfe für den Irak“, dass Vertreter zweier wichtiger Staaten in der Region nicht eingeladen worden sind: Iran und Syrien. Die PRESSE nannte hier wenigstens den Iran, ließ aber keinen Zweifel aufkommen, dass Syrien, neben dem Irak das Hauptopfer des „IS“, in der militarisierten „Wertegemeinschaft“ nichts zu melden hatte.
http://derstandard.at/2000005611631/Kriegspraesident-Hollande-organisiert-Hilfe-fuer-den-Irak
Konsequenterweise zeigte sich die Konferenz in Paris auch frei von politischen Plänen. Eine Militärhilfe war es mal wieder, die gegen die terroristischen Salafisten „helfen“ musste, neben Unterstützung in Sachen Finanz und Ausrüstung für den Irak. Unter den „Helfern“ freuten sich neben den USA auch Staaten wie Saudi-Arabien, Katar und Kuweit, die jahrelang den „IS“ personell und materiell aufgerüstet hatten. Grotesk. Für den „IS“-Förderer Türkei zu grotesk, dessen Regime sich an diesem Firlefanz, von einigen warmen Worten abgesehen, nicht beteiligen wollte.
(PRESSE-Balmer hatte die Türkei fälschlicherweise zur Anti-IS-Koalition hinzugezählt).
Was tun, wenn innenpolitisch mit dem Rücken zur Wand? Draußen einen neuen Schauplatz eröffnen: der frz. Präsident Hollande. (Bildquelle: Phoenix, Screenshot YouTube).
Ein UN-Mandat für die zukünftigen Militäreinsätze war für die neue Kriegskoalition nicht nötig, weil die irakische Regierung um diese Hilfe gebeten hatte. Den Oberbefehl sollte wenig überraschend das US-Militärkommando CENTCOM haben bzw. nicht anderen in die Hände geben.
Nachdem das US-Regime bereits zuvor öffentlich bekannt gegeben hatte, mit Hilfe eines weiteren Budget ganz offiziell eine Fremdenlegion aus Söldnern für den Krieg in Syrien aufstellen zu wollen, hatte auch das französische Regime seine kriminelle Energie heraus posaunen müssen. Dessen Außenminister und Al-Kaida-Fan Laurent Fabius bestärkte die Unterstützung der angeblich moderaten „Opposition“ in Syrien, wer immer das auch sein mochte.
Somit war der Krieg gegen den Terror, den maßgeblich die USA seit September 2001 angeblich führten, in eine neue Phase getreten. War zuerst „Al-Kaida im Irak“ ein koloniales Werkzeug der irakischen Besatzer gewesen, war „ISIL“ die Schachfigur gewesen, um die etwas außer Kontrolle geratene Marionette Nuri al-Maliki und seinen schiitischen Anhang unter Druck zu halten, war „ISIL“ der massiv aufgestockte Söldnerhaufen gewesen, um den Al-Kaida-Kumpels bei der Zerstörung des syrischen Staates unter die Arme zu greifen, so sollte „IS“ nach Ausrufung eines eigenen Territoriums als das neu deklarierte Böse von den selben Drahtziehern und einigen Verbündeten/Vasallen bekämpft werden.
Dazu war von Anfang an deutlich gewesen, es war schließlich immer wieder „in Erwägung gezogen worden“, dass ein weiterer Schauplatz in diesem endlosen Kampf gegen den Terror irgendwann einmal Syrien sein würde. Womit sich auf wundersame Weise gewisse Interessen der Terroristen und der Terrorbekämpfer überschnitten. Der „IS“ als Eintrittskarte für nun auch offizielle US-Streitkräfte bzw. Proxy-Truppen nach Syrien. Ein sich ständig wiederholendes Manöver in der menschlichen Historie und so alt wie der Krieg selbst.
Vorerst wurde mit US-Luftstreitkräften noch im Irak gebombt. Das taten sie schon seit dem Jahr 1990 fast ununterbrochen, aber erst seit dem August 2014 sollten auch Ziele des „IS“ angegriffen werden. So jedenfalls die Verlautbarungen durch das US-Militärkommando CENTCOM, welches von bislang 162 Angriffen berichtete.
Am 15./16. September informierten auch die österreichische Zeitungen über mehrere Bombardements auf „IS“-Ziele, recht unkonkret allerdings. Da war davon die Rede, dass der “Vormarsch” von “IS”-Truppen nach Bagdad aufgehalten werden sollte, indem irgendwelche Kreuzungen und Pickups beschossen wurden. Es war auch davon die Rede, dass mit Luftangriffen den auf der Flucht befindlichen Jesiten angeblich geholfen wurde. Allerdings war nirgends die Rede, dass die Jesiden zuvor von den mit den USA verbündeten Peschmerga-Einheiten in Stich gelassen worden sind.
Presse, 16.9.2014: US-Bodentruppen gegen Terrormiliz IS „eine Option“. Erstmals Luftschläge gegen IS nahe der irakischen Hauptstadt.
Standard, 17.9.2014: Irak: USA erweitern Aktionsradius bei Kampf gegen IS.
Irak: Jesiden auf der Flucht in Richtung Türkei. (Bildquelle: ARD, Screenshot YouTube).
Ab dem 19. September 2014 waren im Irak auch französische Kampfflugzeuge im Einsatz. Zwei Flugzeuge sollen da irgendetwas bombardiert haben, das als Ziel bezeichnet wurde. Gleichzeitig wurden die an diesem Tag durch die Angriffe ums Leben gekommenen Menschen, die niemand kennt, mit der Anzahl von 20 angegeben.
Standard, 20./21.9.2014: Frankreich greift erstmals IS-Stellungen im Irak an.
Am 19. September hatte in den USA nach dem Repräsentantenhaus auch der Senat jene halbe Milliarde Dollar bewilligt, mit denen eine neue Söldnertruppe in Syrien aufgestellt werden sollte. Die Ausbildung sollte unter anderem bei den Salafisten in Saudi-Arabien erfolgen, natürlich nur “moderat”. Name dieser Truppe: “Opposition”.
Im STANDARD erschien dazu ein Kommentar von Gudrun Harrer, die sich plötzlich selbst nicht mehr sicher schien. “Dieses Programm ist nur die Spitze des Eisbergs dessen, was die USA und andere Staaten seit langem tun”, war von ihr zu lesen. Das heißt nichts anderes, als dass eben diese Staaten in Syrien Krieg gegen Syrien führen.
Standard, 19.9.2014: US-Unterstützung für Syriens Opposition: Geld für die Rebellen. Kommentar von Gudrun Harrer.
http://derstandard.at/2000005821716/US-Unterstuetzung-fuer-Syriens-Opposition-Geld-fuer-die-Rebellen
“Wie die Sponsoren selbst befinden sich die von ihnen geförderten Gruppen oft im Konkurrenzverhältnis”, schrieb Harrer richtig weiter, um dann aber trotz ihrer Erkenntnis verwaschen zu werden. “Die Folge ist eine zersplitterte Rebellenlandschaft, wovon einerseits das Assad-Regime, andererseits besonders ruchlose Gruppen profitieren.” Von einer Rebellenlandschaft kann keine Rede sein, wenn es sich um multinationale Söldnerhaufen, salafistische Todesschwadrone und Terrororganisationen handelt. Die Darstellung, als würde es außer ihnen noch etwas anderes geben, ist schlichtweg falsch. Die syrische Regierung als Profiteur des terroristischen Konkurrenzverhaltens hinzustellen, mag grundsätzlich nicht so falsch sein, spielt aber kaum eine Rolle.
Erstaunlich aber, dass Harrer sogar auffällt, dass die Al-Kaida-Gruppe Nusra-Front politisch und medial in den Hintergrund getreten war. Ihr Rückschluss, dass diese Formation derzeit wohl als ein “minderes Problem” betrachtet werde, ist allerdings wieder falsch. Wer betrachtet hier was und wen? Das Einsetzen von den nicht genannten Namen würde einer Erkenntnisgewinnung dienlich sein.