Wolfgang Böhm bekam für den 1.Januar 2016 mit dem Artikel „Wir Vasallen“ in der PRESSE gleich eine ganze Seite zur Verfügung gestellt, um sich selbst und in Stellvertretung seiner Arbeitgeber von dem Vorwurf der „Lügenpresse“ zu befreien. Denn Böhm war tief betroffen in seinem uns nicht ersichtlichen Ehrgefühl, er fühlte sich ungerecht behandelt, wie er anhand einer kleinen Eingangsgeschichte darzulegen versuchte, er fühlte sich mißverstanden.
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Vor allem verstand e r es nicht. Oder wollte es nicht verstehen. Er und seine Zunft, die angeblich nichts bewusst verschweigen würden, die nur in der Flut an Informationen eine Ordnung zu schaffen beabsichtigen, die sogar prüfen und ihren Lesern – man glaubt es kaum – ganze „Wege zu den Hintergründen anbieten“ würden. Da hätten „Verschwörungstheorien“, so Böhm in einem Anfall der Lächerlichkeit, „keinen Platz“. Nicht einmal jene zahlreiche und sich wiederholende Behauptungen aus dem US-State-Department, mochte der „Schreiberling“ von der PRESSE diesen seinen Lesern weismachen. Offenbar waren seine flüchtigen Trinkkumpane in der Kneipe besser informiert als Böhm.
Verschwörung? Theorie? Oder doch nur Alkohol? Die Spuren werden gesichert. (Foto: BOLLWERK).
Alleine gelassen musste der PRESSE-Autor gegenüber seinem Publikum den Tränen freien Lauf lassen. Er beklagte sich über die große Verantwortung, er beklagte sich über die ständige Beeinflussung von außen, wusste aber, dass guter Journalismus „das Ideologische, das Festgefahrene, das Vorgeurteilte beiseite lassen“ sollte. Aber er vermochte nicht zu sagen, warum diese Theorie nicht in die Praxis umgesetzt wurde und wird.
Böhm sprach dann auch lieber nicht von sich, sondern von „Journalismus“ und den Schwierigkeiten, diesen halbwegs kompetent ausüben zu können. Recherche, Widersprüche aufdecken, ja, das sei anstrengend, da könnte es Widerstände geben, Böhm kennt sich aus, denn er möchte seinen Job behalten. Ein Jammer ist das in seiner Branche, wo es doch viel einfacher wäre, sich manipulieren zu lassen, wie Böhm konstanierte.
Nein, machen sie natürlich nicht, sie, diese wackeren Streiter der ultimativen Information, der neutralen Berichterstattung und der Wahrheitsannäherung, sie lassen sich nicht beeinflussen, lassen sich nicht kaufen, das habe alles in ihrer Medien-Welt, in ihrer Geschäftswelt, in der Welt der Medienkonzerne und den damit verbundenen Interessensgruppen natürlich keinen Platz, wahrscheinlich so wenig wie die oben erwähnten „Verschwörungstheorien“.
Otto Schulmeister, ein ehemaliger Herausgeber und Chefredakteur ausgerechnet der PRESSE, war 2006 als Mitarbeiter der CIA enttarnt worden. PROFIL hatte 2009 in einem Artikel dargelegt, wie Schulmeister „seine Leitartikel fallweise argumentativ nach den Wünschen der CIA ausgerichtet, Geschichten unterdrückt, wenn sie dem US-Standpunkt schadeten…“ usw. habe.
Blöde Geschichte. Verschwörungstheorie. Und wenn es nicht mehr anders geht: ein bedauerlicher Einzelfall. Sicher doch. Einer von endlosen „Einzelfällen“, die sich unverändert tagtäglich in den Artikeln und Beiträgen widerspiegeln.
Aber nein, Böhm gibt sich ahnungslos und vollkommen inkompetent. Das wären keine „großen Mächte“, wen Böhm in seiner kindlichen Märchenwelt auch immer gemeint haben mag, und auch keine Geheimdienste, die auf die Arbeit der Journalisten – und auf Böhm seine – Einfluss nehmen würden. Das würden manche nur glauben, wegen dieser „Vorurteilsdynamik“. Zu glauben bedeutet natürlich, selbst zu keinen eigenen Erkenntnissen gelangt zu sein. So soll er nach Böhm sein, der Pöbel da draußen vor den Redaktionsstuben, unfähig für eigene Rückschlüsse und dazu noch unbelehrbar.
Deswegen musste Böhm noch einmal herausstellen, dass in einer Umgebung der Eitelkeit und Unprofessionalität der „Journalismus“ nach „Sachlichkeit“ verlange. „Neugier“ solle die „Triebfeder“ eines guten Journalismus sein, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Sollte, könnte, würde – aber warum ist dem nicht so? Böhm schien von einer anderen Zeitung und von einer anderen Person zu sprechen.
Der Feind des Journalismus wurde von Böhm in den sozialen Medien verortet, wo Meinung verbreitet wird, also etwas, was bei ihm und seinem Blatt angeblich undenkbar wäre – zumindest für Böhm, dem Einsamen. In dieser Weise sah er weitere Faktoren wie ein Blinder.
„Es relativiert noch nicht die Vorwürfe der „Lügenpresse“, die sich angeblich zum Spielball der Mächtigen und ihrer Lobbysten machen lässt. Es entkräftet nicht der Vorwurf der „Mainstream-Medien“, die angeblich Teil des Systems sind, statt dieses System immer wieder in Frage zu stellen.“
Spielbälle wie die großen Massenmedien und deren Mitarbeiter wie Wolfgang Böhm gehören den „Mächtigen“, und das ist sein Dilemma, Böhm sein Dilemma. Der ironisch angedachter Titel seines Textes „Wir Vasallen“ beschreibt ihn und seine Handlungen, sicher aber nicht alle Leser, die sich durch sein Geschwurbel gemüht hatten. Die Informationsindustrie ist ein Teil des „Systems“ und war es von Anfang an – nicht „angeblich“. Böhm, der dazu gehört, tat so, als möchte er es nicht sein.
Dieser König der Recherche ergo des „guten Journalismus„, muss als „Spielball der Mächtigen“ deren Sichtweise widergeben und Lohnschreiberdienste verrichten. Konsequenterweise gab es keine Erwähnung der finanziellen Abhängigkeiten seines Blattes, nichts über die Eigentümer, deren Organisatonen und Vernetzungen, nichts von Presseförderungen durch den Staat, nichts über das Anzeigengeschäft des Kapitals, nichts über politsche Verstrickungen und Ausrichtungen.
Tagtägliches lügen, verschweigen und weglassen, Zusammenhänge falsch darstellen, vertuschen, einseitig und parteiisch darstellen, anderes als den Tatsachen entsprechend suggerieren, diffamieren, US-Außenpolitik mit Hetze unterstützen und dabei eigentümlich ident mit anderen Medienhäusern parallel gehen wie zu Zeiten nach dem Erlaß des Reichspressegesetzes 1933 in Nazi-Deutschland: Böhm will das alles nicht bemerkt haben.
Für jene, die es bemerkt haben, jene, die sich tagtäglich mit dem Medienmüll konfrontiert sahen und sehen, zog Böhm als Kämpfer für die Wahrheit eine Karte wie ein Falschspieler aus dem Ärmel: diese Leute wären schlichtweg zu dumm, um den „Journalisten“ folgen zu können.
„Ein Grund für all diese Vorwürfe mag die Art sein, wie Journalisten kommunizieren. Sie haben Wörter, mit denen sie spielen. Ihre Sprache wird allein deshalb als Bedrohung wahrgenommen, weil sie Debatten dominiert…“
Für Böhm schien die Welt wieder in Ordnung. Er, der Beschränkte, der sich nicht für ganz so beschränkt hält wie die Medienkritker, hatte das Rätsel gelöst.
„Geistreichen Argumenten zur Globaliserung, zur Notwendigen europäischen Zusammenarbeit oder zu den Fakten des Asylrechts können sie nichts abgewinnen…“
Böhm war sich nun ganz sicher. Mt einer geradezu lächerlchen Abgehobenheit wies er Geistreichtum und das Potential zur Erkenntnisgewinnung nur sich selbst und seiner Lohnschreiber-Clique zu, um gleichzeitig die Unfähigkeit und das Desinteresse des Leserpöbels… nun ja, zu behaupten.
Der somit zum „Verschwörungstheoretiker“ mutierte Böhm sah sich dem Gegenwind in den Leserkommentaren ausgesetzt. Die Klagen dieser Leser, beklagte er sich, würden zusehens unfreundlicher werden. Um Abstand zu der Wand hinter seinem Rücken zu erhalten, erwähnte Böhm auch konstruktive Kritiken, welche einer „journalistischen Eigendynamik“ auch mal gut tun würden. Keine Fehler oder bewusste Verfälschungen, nein, eine Eigendynamik, so Böhm mit minimalistischer Eigenkritik gegenüber seinem Gewerbe bei gleichzeitiger Ausschließung von Kritikfähigkeit.
Der PRESSE-Autor betätigte sich als unbelehrbarer und bezahlter Schwätzer, der Konkretes vermeindet, weil er inhaltlich nichts zu bieten hatte.
„Aber es gibt mehr Menschen denn je, die tatsächlch an die große Verschwörung glauben. Das Internet bietet ihnen erstmals ein Argumentarium…“
Böhm versuchte es mit den Ellenbögen: neben dem Leserkreis der Unterbelichteten sollten Krtiker nun auch mit der Kampfmaßnahme „Verschwörungsgläubige“ („Verschwörungstheoretker“) sowie dem als „dubios“ dargestellten Internet in die Schranken verwiesen werden. Diese von Böhm platzierte Maßnahme ist das letzte Mittel, um Krtiker per pauschaler Diffamierung niederzuhalten und gleichzeitig eine inhaltliche Debatte zu vermeiden. Weil auch Böhm inhaltlich nichts zu bieten hatte und er sich als Bote seiner Auftraggeber am Ende seiner im Grunde geistlosen Wiederholungsschleife befand. Seine Bankrotterklärung gipfelte folgerichtig in der Positionierung der eigenen Person, welche an Verschwörungsgläubige glaubt. Wo die Religion beginnt und in Flucht mündet, hört die argumentative Basis auf. Das weiß auch Böhm.
„Hier ist alles zu finden, jede noch so abstruse Theorie. Und es sind längst nicht nur Randgruppen, sondern Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die sich gegen die vermeintlichen „Mainstream-Medien“ stellen und im Internet eine neue Meinungsheimat finden.“
Böhm zeigte sich empört, aber er zeigte auch Angst. Wer ins pauschale Internet schaut, findet tatsächlich einiges, nicht nur Dreck, sondern auch Informationen. Ganz anders „Journalist“ Böhm, der fand offensichtlich vor allem nur Theorien. Und das muss er auch, denn die Tatsache, dass alternative Medien und unabhängige Quellen nicht ohne Grund einen immer stärkeren Zuspruch erhalten, konnte auch an Böhm nicht spurlos vorbeigegangen sein. Das Meinungsmonopol und sein Anteil an diesem war bedroht.
Diese zunehmende Konkurrenz in Sachen Deutungshoheit machte Böhme zu schaffen. Nach Behauptungen und Verunglimpfungen fiel er in erneutes Rätselraten. Er erfand einen „traditionellen“ Jounalismus und phantasierte schamlos, dass dieser „im Kontrast allzu abgewogen wirken“ würde.
„Er ist ihnen (Anmerkung: den Kritikern gleich Blöden und Verschwörungsgläubigen) zu wenig systemkritisch, weil er sehr oft nur Details statt Gesamtbilder beschreibt.“
Der vollkommen entrückte Böhm krebste auf dem Boden seiner intellektuellen Fähgkeiten herum. Weder hatte das eine mit dem anderen zu tun, noch taugte es für eine zudem noch falsche Behauptung.
Der Gedanke an seine regelmäßigen Gehaltszahlungen mochte den „Pro-Europäer“ Böhme schließlich dazu bewogen haben, sich zusammenzureißen und seinen transatlantischen Auftrag zu erfüllen. Das Freihandelsabkommen mit den USA wäre angeblich aus „wirtschaftstheoretscher Sicht logisch“. Und wer dies nicht begreifen würde, wäre nach Böhm wiederum ein Verschwörungsgläubiger, der sich nicht mit den (aus den Geheimverhandlungen geleakten) Inhalten befasst hätte. Natürlich ist das Gegenteil der Aussage der Fall. Böhm musste sich daher hinter angeblich „antiamerikanischen Gefühlen“ der Kritiker verstecken, die zudem auch noch „diffus“ wären. Also richtig unsympathsch.
Ja, Wolfgang Böhm hat es nicht leicht. Einerseits buhlte er um das Vertrauen seiner Leser und quatschte fast entschuldigend von zwei Weltbildern, in welchen der „Journalismus“ – und er – eine Gratwanderung zu bestehen hätten. Ganz so, als wäre sein Weltbild nicht eindeutig definiert. So kann er auch nicht zwischen den „Fronten“ geraten, wie er heraufzubeschwören versuchte. Andererseits muss Böhm im Dienste seiner Auftraggeber wahlweise als „Journalist“, Lobbyist, Meinungsmacher des Establishments, Lohnschreiber oder als billige Maulhure seiner kleiner werdenden Leserschaft die Hucke volllügen. In diesem Fall im Auftrag der Lügen-PRESSE.