Blog

Je suis Crocus 6.

 

Crocus City Hall 11

 

Die PRESSE hatte am 23. März 2024 unter anderem von einer „weltweiten Betroffenheit“ wegen dem Anschlag berichtet. Der Umstand, dass auch die Taliban in Afghanistan den Terror verurteilten, wurde im Text als „unerwartet“ bezeichnet, ohne dies weiter zu begründen.

Dabei wurde hinsichtlich der Taliban deren Haltung nur wenige Zeilen weiter nachvollziehbar dargelegt, denn die dem Terror verdächtige Organisation „IS“ beging und begeht auch Terror-Anschläge gegen Taliban-Strukturen – vor allem nach dem offiziellen Abzug des US-Militärs aus Afghanistan.

Interessanterweise zitierte die PRESSE den Talibansprecher Abdul Kahar Balchi wie folgt:

„Balchi bezeichnete den IS als eine Gruppe „in den Händen von Geheimdiensten, die darauf abzielt, den Islam zu diffamieren“.“

Es wurde nicht konkretisiert, um welche Geheimdienste es sich handeln sollte. Auch ist eine angebliche „Diffamierung“ des Islam im geopolitischen Schachspiel extrem zu kurz gedacht.

Die Wortmeldungen westliche Politiker wie David Cameron und Peter Stano wiederum entbehren nicht einer gewissen Heuchelei, denn die von ihnen verurteilten Angriffe auf Zivilisten schienen für die selben Personen an anderen Orten (Gaza, Jemen, Syrien, Donbass etc.) weniger „Betroffenheit“ auszulösen.

Weltweite Betroffenheit nach Moskau-Anschlag | DiePresse.com

In einem weiteren Artikel von selbigen Tag wurde das Geschehen relativ sachlich zusammengefasst. Von der Selbstbezichtigung des Labels „IS“ als Urheber wurde natürlich ebenfalls berichtet:

„Die Terrormiliz Islamischer Staat reklamierte den Anschlag für sich, wie das IS-Sprachrohr Amak im Internet unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen meldete. Dort hieß es: „Kämpfer des Islamischen Staates griffen eine große Versammlung von Christen in der Stadt Krasnogorsk am Rande der russischen Hauptstadt Moskau an, töteten und verwundeten Hunderte und richteten große Zerstörungen an“.“

Diese überall ähnlich klingende Agentur-Meldung wurde nicht bewertet. Eine Bewertung erfolgte von anderer Seite, von den „Experten“, die allerdings nicht vorgestellt wurden:

„Experten gingen davon aus, dass dieses Bekennerschreiben echt ist.“

133 Tote nach Anschlag in russischer Konzerthalle | DiePresse.com

Der vermeintlichen IS-Spur widmete sich ein als Leitartikel deklarierter Text von Jürgen Streihammer, der erst einmal auf die Gerüchteküche in den sog. „Sozialen Netzwerken“ einging und Abstand von derselben nahm. Aber auch nur, um den seiner Meinung nach ignorierten Hinweis zum „IS“ zu positionieren. Denn deren Bekennerschreiben sei „laut Experten echt.“

Streihammer kam anschließend nicht umhin, Putin einseitig als einen skrupellosen Mann hinzustellen, der mit Kamikaze-Drohnen in der Ukraine Angst und Schrecken verbreiten und Zivilisten terrorisieren würde. Und er schrieb von Deutungen, dass der russische Staatschef 1999 die damaligen Bombenanschläge in Moskau fingiert haben könnte.

Es wirkte so, als hätte sich Streihammer mit dem oben erwähnten Oberst Reisner ausgetauscht oder beide mit jemand anderem, denn die Ausrichtung war die selbe:

„In den nächsten Tagen kommt es mit Blick auf die Ukraine jedenfalls weniger darauf an, wer den Anschlag verübt hat, sondern mehr darauf, von wem der Kreml behauptet, ihn verübt zu haben. Putin muss den Angriff nämlich gar nicht fingiert haben, um ihn für sich zu instrumentalisieren.“

So ist es, wenn man nichts genaues weiß, aber dennoch eine aggressive Botschaft dem Publikum darbieten möchte. Mit vorschnellen Urteilen, die Streihammer zuvor noch als „Unsinn“ von sich gewiesen hatte, war er dann doch schnell selbst bei der Hand. Und er malte nun die Bedrohung durch den „islamistischen Terror“ an die Wand, welcher ja nicht verschwunden wäre, „nur weil Russland einen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine führt.“

Das ist zwar Quatsch, aber Bestandteil der NATO-PR, als deren Lautsprecher der PRESSE-Redakteur seit vielen Jahren im Mediengeschäft ist. Er gab sich in seinem Text Mühe, den afghanischen IS-Ableger „Khorasan“ zu brandmarken und so etwas wie eine Logik statt Belege zu konstruieren:

„Russland war stets im Visier der Gruppe, wegen des sowjetischen Feldzugs in Afghanistan, der Tschetschenien-Kriege und der Intervention in Syrien.“

Leider hatte Streihammer mit seinem Gerede zu kurz gedacht, denn aus den selben Gründen müssten dann weitaus dringlicher die USA „im Visier“ der Gruppe stehen – nach 20 Jahren Krieg und Besatzung in Afghanistan, den verdeckten Krieg (mit Partnern wie Saudi-Arabien) im Kaukasus und dem über Proxy-Truppen geführten Krieg in Syrien, wo doch die USA sich dem Kampf so beharrlich und mit Leidenschaft angenommen hatten. Wenn auch erfolglos.

Der IS hatte sich wunderlich vermehrt statt verringert, aber das wurde natürlich nie hinterfragt. Genauso wenig, dass all die selbsternannten Terrorbekämpfer wie die USA, Israel, England, Frankreich, Türkei & Co. trotz maximaler Massakrierung von Arabern nie ins Visier des „IS“ gerieten. Aber wer kann schon in wirre Islamisten-Hirne schauen?

„Im IS haben Russland und der Westen einen gemeinsamen Feind“, behauptete Steihammer.

Aber nur für eine Seite ist der Feind echt, behaupten wir.

Der Moskau-Terror ist vielleicht erst der Anfang | DiePresse.com

Mit Thomas Seibert war am 23. März 2024 noch ein weiterer Redakteur von der PRESSE auf das Thema „Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK)“ angesetzt gewesen, um den potentiellen Lesern noch genauer über dieses Label zu „informieren“. Er bekräftigte die Legende von einem unabhängigen Terrornetzwerk, mit dem NATO-Staaten absolut nichts zu tun haben würden. Neben dem bereits erwähnten Colin Clarke wurde zur Abwechselung ein weiterer vermeintlicher „Terrorexperte“ als Redner angeführt, ein gewisser Kees Eggink vom niederländischen Thinktank „International Centre for Counter Terrorism (ICCT)“. Dieses wird freilich u.a. von der NATO, der gleichfalls berüchtigten USAID, der EU, dem Außenministerium der Niederlande etc., also von Tätern finanziert.

Home | International Centre for Counter-Terrorism – ICCT

Seibert kreierte zum Schluss seines Artikels noch das innenpolitisch wichtige Bedrohungsszenario durch „ISPK-Terroristen“. Denn diese würden – wie lustig – nicht nur Russland, den Iran und die Taliban bedrohen, allesamt bekanntlich Widersacher der US-Hegemonie, sondern angeblich auch Ziele in Europa. Dafür wurde der US-General Erik Kurella zitiert, der allerdings nur behauptete, dass der „ISPK“ dazu willens und in der Lage wäre.

Radikaler als die Taliban: Die Terrorgruppe, die sich zum Anschlag… | DiePresse.com

In Ermangelung einer Substanz für die vorgenannte Behauptung griff Seibert auf Festnahmen von verdummten Jugendlichen zurück, die Anschläge in Stockholm und in Wien geplant haben sollen. Das ist besser als nichts und gut genug für die PRESSE.

 

Sonntag
21
April 2024
Kommentare deaktiviert für Je suis Crocus 6.
This entry was posted in Blog, Neuigkeiten. Bookmark the permalink.

Comments are closed.