Der massenmediale Einheitsbrei, gleichgültig ob staatlich oder privat, gleichgültig ob TV, Radio oder Printmedium, zeigt in diesen Zeiten, dass es kaum noch hohler, heuchlerischer, verlogener und hetzerischer zugehen kann. Doch, es kann! Und was schon immer offensichtlich war, wird nur noch offensichtlicher, wenn auch für viele Menschen offensichtlich immer noch nicht offensichtlich genug.
Immer häufiger werden – zumindest in den Printmedien – die Behauptungen derselben, dass es sich um das jeweilige Blättchen angeblich um ein Qualitätsmedium handeln würde. Das kann einfach nicht oft genug gesagt werden, denn abseits einer Selbstdarstellung lässt sich eine Qualität bei bestem Willen nicht finden. Es sei denn, dass auch Dreck eine Qualität besitzt.
Eines dieser Blätter, der KURIER, entlässt nach den 20 Angestellten im Vorjahr nun weitere 40 redaktionelle Mitarbeiter, wie in einem anderem Blättchen, dem STANDARD, zu lesen war. Es läuft wirtschaftlich nicht sonderlich gut, trotz Medienförderung und trotz gefälliger Inhalte für die Herrschaftskaste.
„Kurier“ meldet 40 Jobs bei AMS zur Kündigung an – Medien – derStandard.at › Etat
Die Redaktionsvertretung verlautbarte: „Wir verweisen darauf, dass die von Geschäftsführung und Chefredaktion geplante redaktionelle Neuaufstellung im Einklang mit dem Redakteursstatut stehen muss und nicht auf Kosten der journalistischen Qualität gehen darf.“
Nun ja, Kosten ohne Qualität haben ihren Preis. Und 40 Menschen können nun einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen, sofern diese wollen. Martina Salomon bleibt dem geneigten KURIER-Leser allerdings erhalten. Die zuletzt als Chef-Redakteurin tätige Dame wurde zum 1. März zur Herausgeberin ernannt.
Ihr Qualitätsverständnis hatte sie schon häufig zur Schau gestellt. Hier als ein Beispiel der als Leitartikel gepriesene Kommentar in der Printausgabe vom 13. Januar 2024 unter dem Titel „Gefährliche Parallelwelten im Netz“. Dort ist auch der KURIER mit seiner Parallelwelt zu finden, aber diese war nicht gemeint. Es sind die anderen, wie immer. Salomon hetzte ungeniert in Konjunktivform (Russen, Chinesen, FPÖler etc.), um anschließend „Hassprediger“ anzuklagen. Plakative Selbstentlarvung in bemerkenswerter Dreistigkeit. Dann beklagte sie sich, dass „Soziale Medien“ ein größeres Publikum erreichen würden als – „Qualitätsjournalismus“. Tatsächlich? Doch wo soll dieser zu finden sein?
Gefährliche Parallelwelten im Netz (kurier.at)
„Wie sich wappnen, um Fakten von Fake, Seriöses von Unseriösem zu unterscheiden?“, fragte sie scheinheilig. „Ausgezeichnete Bildung“ soll die Lösung sein, eine, „die alle erreicht, wozu Medienkunde und der Konsum möglichst breit gefächerter Nachrichten gehören“. Bildung durch Konsum! Salomon hatte zudem tatsächlich sich selbst damit gemeint und ihr Blatt, den KURIER, als einen Hort der „ausgezeichneten Bildung“ angedeutet. Wie ein Fremdkörper in ihrer Umwelt schrieb die ehemalige Chefredakteurin weiter über sich und ihr Blatt, aber in einer für andere belehrenden Form: „Journalisten, die davon überzeugt sind, Wahrheit und Moral gepachtet zu haben, gleichzeitig gegen Andersdenkende hetzen, sind aber mit Vorsicht zu genießen.“
Wir wünschen an dieser Stelle für die neue Herausgeberin bei aller Vorsicht alles Gute in ihrem weiteren Kampf für die Desinformation.
Für Desinformation werden natürlich keine Journalisten benötigt, im KURIER hetzen, verschleiern, verschweigen, verdrehen etc. darf auch der niedrigste Lohnschreiber. Eine „ausgezeichnete Bildung“ dürfte eher hinderlich sein. Wir haben uns hier ein Beispiel herausgesucht, nur eines von den zahllosen, tagtäglich verbreiteten Beleidigungen des Verstandes. Wir haben es ausgewählt, weil uns das Foto mit den roten Ohren so gut gefallen hat.
Das österreichische Bundesheer unterhält im Zuge eines Partnerschaftsprogramms mit der US-Nationalgarde des Bundesstaates Vermont eine Beziehung in Sachen Erfahrungsaustausch hinsichtlich militärischer Einsätze im Hochgebirge. So weit, so unnötig, denn die US-Amerikaner hatten einen Bedarf, während der Vorteil des Bundesheeres uns unbekannt ist.
Armin Arbeiter, für den KURIER für das Militärische zuständig, sprach mit dem US-General Hokanson, dem Kommandanten der Nationalgarde, und mit Generalmajor Knight, dem Kommandanten der Nationalgarde des Bundesstaates Vermont. Ein abgedrucktes Foto zeigt Arbeiter mit knallroten Ohren, mit einem Notizheft und einem Kugelschreiber in der Hand aufmerksam zuhörend.
(KURIER, Druckausgabe vom 21. Jänner 2024).
Dieser Artikel bekam gleich eine ganze Seite im KURIER und war mit einer unglaublich lächerlichen Behauptung betitelt:
„Wollen Eskalation in Nahost verhindern.“
US-General im KURIER-Interview: „Wollen Eskalation in Nahost verhindern“
Das scheint nett von jener Militärorganisation, welche in den vergangenen 30 Jahren in Nahost ausschließlich eskaliert hat. Armin Arbeiter stellte keine Vertrauensfrage, sondern wollte erst einmal von seinen beiden US-Gesprächspartnern wissen, wie das Partnerschaftsprogramm außerhalb von Österreich, nämlich in der Ukraine funktioniert habe.
Von Hokanson war dann zu erfahren, dass bereits seit 1993 eine staatliche Partnerschaft zwischen der Nationalgarde Kalifornien und der Ukraine existiert. Und weiter:
„Nach der Invasion 2014 traf man sich mit den Ukrainern, um zu beurteilen, was richtig und was falsch gelaufen ist und wie sie sich verbessern können.“
Armin Arbeiter diente hier nur als Stichwortgeber, eine journalistische Tätigkeit findet sich wie immer an keiner Stelle. Als Journalist hätte er hier bereits einhaken müssen, hätte nach der angeblichen „Invasion“ fragen müssen, zumal nicht einmal genannt wurde, wer diese Invasion begangen haben soll. Offensichtlich wurde vorausgesetzt, dass es Russland gewesen sein soll, was falsch ist, und nicht richtigerweise ukrainische Streitkräfte und Nazi-Verbände, die nach dem durch die USA initiierten wie gewalttätigen Putsch in Kiew in den Donbass eingedrungen waren, um die dortige widerspenstige Bevölkerung, von Pedroschenko (Oligarchen-Präsident) pauschal als Terroristen und von Jazenjuk (US-finanzierter Faschist und Premierminister 2014) als Untermenschen bezeichnet, mit Gewalt unter die Herrschaft der neuen Junta zu zwingen.
Auch fragte Arbeiter nicht nach, inwieweit die Ukraine in die NATO-Strukturen eingegliedert worden war. Von seinen Gesprächspartnern vom US-Militär kamen dazu – aus verständlichen Gründen – keine Worte über die Lippen. Stattdessen ließ Arbeiter den General Hokanson nach der Erwähnung, dass sie (USA) die Ukrainer angeblich erst ab 2016 trainiert hätten, Müll reden:
„Russland ging wohl davon aus, dass sie einfach durch die Ukraine durchrollen würden.“
Nichts dergleichen gab es. Stattdessen gab es die Friedensabkommen Minsk I und II, welche gleichfalls unterschlagen werden. Das dumme Zeug entsprach der Blattlinie, welche – natürlich so zufällig deckungsgleich wie bei allen weiteren Blättern – der Linie Washingtons entspricht. Armin Arbeiter musste sich als Angestellter diesen schmutzigen Schuh anziehen. Er blieb stumm und fragte stattdessen nach Meinungen hinsichtlich Waffenlieferungen an die Ukraine, welche nicht von Belang sind.
Von Dummheit geprägt die nachfolgende Frage Arbeiters, ob sie (das US-Militär, Anm.) etwas von den ukrainischen Soldaten gelernt hätten. Offenbar hatte er noch nicht mitbekommen, dass diese von den USA und der NATO ausgebildet wurden und werden. US-General Hokanson nutzte die Gelegenheit, um Propaganda von angeblich wahllosen russischen Raketen und vielen zivilen Opfern zu verbreiten. (Nach derzeitigem Kenntnisstand sind die zivilen Opfer im Vergleich zu vergangenen Konflikten äußerst niedrig. Das Gegenteil wurde in jüngerer Geschichte von den USA in ihren Kriegen und derzeit als Helfer für Israel unter den Palästinensern angerichtet).
Stichwortgeber Armin Arbeiter gab dem US-General Knight noch Gelegenheit, ein wenig Werbung für das Militär zu machen, bevor er zu der Feststellung kam, dass seit den Gaza-Massakern „zahlreiche US-Militärbasen im Irak und in Syrien unter Beschuss“ gerieten. Mit „pro-iranischen Milizen“ wusste Arbeiter auch eine diffuse Urheberschaft des Beschusses zu artikulieren, um anschließend geradezu kriecherisch zu verlautbaren:
„Die USA sind offensichtlich um Deeskalation bemüht und wollen einen größeren Konflikt verhindern.“
Falsch. Die USA sind Eskalation. Ihre illegalen Militärstützpunkte in Syrien sind ein Akt der Aggression gegenüber den Staat Syrien, den sie zuvor über ihre Proxy-Truppen bekriegt hatten. Nebenbei stehlen sie nach wie vor das syrische Öl und finanzieren, bewaffnen und bilden Terroristen und Freischärler aus.
Doch keine Rede von den tatsächlichen Verhältnissen. US-General Hokanson durfte über die Sicherheit seiner Soldaten schwafeln und Sorgen äußern sowie über das angebliche US-Engagement als Deeskalationsinstrument. Bomben statt Brot, das ist die Medizin.
Für ein Blatt wie den KURIER und seiner transatlantischen Vasallentreue machten die beiden US-Generäle eindeutig nur ihren Job, ohne Gefahr zu laufen, auch nur durch eine kritische Frage oder einen Einspruch belästigt zu werden. Dafür sorgte zuverlässig Hilfsarbeiter Armin, der nichts wesentliches zu fragen und erst recht nichts zu sagen hatte. Dieser propagandistische Müll hat zweifellos auch seine Qualität hinsichtlich seiner unverfrorenen Leere und Dümmlichkeit.