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JFK und die hiesigen „Qualitätsmedien“ – Teil 2.

 

Der österreichische STANDARD hatte am 27. Oktober 2017 einen Artikel online abgesetzt, welcher – von der Überschrift und dem ersten Absatz abgesehen – dem ersten Artikel des KURIERS wortwörtlich gleicht. Quelle war in beiden Fällen die Nachrichtenagentur APA.

http://derstandard.at/2000066741233/Trump-laesst-Kennedy-Geheimakten-nur-teilweise-veroeffentlichen

 

Für den zweiten STANDARD-Artikel zeigte sich Frank Herrmann aus Washington verantwortlich, welcher mit dem sog. Zapruder-Film einleitete. Dieses mittlerweile sehr bekante Zeitdokument zeigt die Ermordung des damaligen US-Präsidenten Kennedy.

„Was Abraham Zapruder am 22. November 1963 in Dallas filmte, ist so oft unter allen nur möglichen Blickwinkeln betrachtet worden, dass es eigentlich nichts mehr hinzuzufügen gäbe. Der Besitzer eines Kleiderladens stand auf einem grasbewachsenen Hügel am Rande der Dealey Plaza, eines kleinen Parks im Zentrum der Stadt. Mit seiner Kamera wollte er dokumentieren, wie John F. Kennedy in einer offenen, blank polierten Staatslimousine durch ein Spalier jubelnder Passanten fuhr. Daraus wurde ein Dokument für die Geschichtsbücher. Auf Zapruders Film ist zu sehen, wie Kennedy von Kugeln getroffen wird, abgefeuert von Lee Harvey Oswald, der sich im sechsten Stock des Schulbuchlagers von Dallas verschanzt hatte.“

https://derstandard.at/2000066797726/Akten-zum-Kennedy-Mord-Es-bleiben-viele-Fragezeichen

 

Diese Aussage ist insofern problematisch, weil eben nicht zu sehen ist, wer die Schüsse auf Kennedy abgegeben hatte. Herrmann verknüpfte hier das Bildmaterial mit der propagierten Einzeltäter-These.

 

 

Mittlerweile ist diese ursprünglich 8mm-Filmsequenz digital aufbereitet und in ihren Einzelheiten weitaus deutlicher erkennbar. Dazu gehört auch die Beobachtung bzw. die Wahrnehmung, dass der tödliche Kopfschuss auf Kennedy anscheinend von vorne abgegeben worden war, relativ horizontal und entgegengesetzt dem 6. Stock des Schulbuchlagers. Dieser Eindruck verstärkte sich bei Aussagen wie jener des Motorradpolizisten Bobby Hargis, welcher seitlich hinter der Präsidenten-Limousine gefahren war: „… I was splattered with blood and brain…“

http://www.aarclibrary.org/publib/jfk/wc/wcvols/wh6/pdf/WH6_Hargis.pdf

 

JFK-Schulhaus 2

Screenshot: Blick aus dem besagten Depot für Schulbücher. 

 

Ob diese Wahrnehmungen tatsächlich der Realität entsprechen, soll hier dahin gestellt bleiben. Bobby Hargis fand jedenfalls keinen Eingang in den Warren-Report. Es gab eine Reihe von Untersuchungen und Tests bezüglich Schussrichtungen, Aufprallwinkel, Bewegung der getroffenen Masse bis hin zu Schießübungen mit dem billigen Mannlicher-Carcano-Gewehr, die mehrere auch konträre Möglichkeiten wahrscheinlich machen sollten.

Frank Herrmann berief sich wie (fast) alle anderen Redakteure aus europäischen Medienhäusern auf das Ergebnis der Warren-Kommission, ohne auf deren CIA-Regie unter dem Kennedy-Gegner Allen Dulles, ohne auf die zahlreichen „Fehler“ und Unterschlagungen sowie auf den von vorneherein gewünschten Endbefund mit einem Wort hinzuweisen. Herrmann erzählte die Warren-Geschichte nach, stellte Oswald als vermeintlichen Täter in den Mittelpunkt, um dann auf den Zapruder-Film zurückzukommen.

„Nur hatten Augenzeugen damals den Eindruck, als sei zumindest die letzte, die tödliche Kugel nicht von hinten gekommen, sondern schräg von vorn – also von einem zweiten Schützen.“

Von Augenzeugen kann allerdings keine Rede sein, da der tödliche Schuss in den Kopf nie synchron mit einer Geschoss-Richtung beobachtet worden war. Diese Wahrnehmung entstand erst im Nachhinein, allerdings nicht bei irgendwelchen Leuten vor Bildschirmen, sondern bereits am 22. November 1963 bei dem medizinischen Personal der ersten Autopsie in Dallas, sprich: bei Spezialisten.

Das allein macht deutlich, dass Herrmann dummes Zeug redete. Statt konkret zu werden, unterschlug er sämtliche gegensätzliche Aspekte zu seiner dargebotenen Einzeltäter-Theorie und führte lieber die Meinung eines Autoren an, um angeblich nicht vorhandene Akzeptanzen in den Raum zu stellen. Er lenkte ab.

„Es liegt nicht zuletzt an diesen Schilderungen, dass die Verschwörungstheorien bis heute blühen. Zumal es, so sagt es der Kennedy-Biograf Robert Dallek, schwer zu akzeptieren ist, dass ein so unbedeutender Mensch einen derart mächtigen Mann töten konnte, ohne Komplizen zu haben – Komplizen beim Militär, bei der CIA, der Mafia.“

Persönlich mag Frank Herrmann an seinem Thema nicht interessiert zu sein. Er muß es auch nicht, er schreibt ja nur – für jene, die ihn dafür bezahlen.

„Handelte Oswald wirklich allein?“ fragte Herrmann in die Runde der STANDARD-Konsumenten. Das war nur Rhetorik, denn er selbst gab sich nicht die geringste Mühe, auch nur einen Aspekt unter die Lupe zu nehmen, um sich einer möglichen Antwort anzunähern.

So hätte er den damaligen Bürgermeister von Dallas, Earle Cabell, in den Diskurs einbringen können. Seit dem vergangenen Sommer ist nach Veröffentlichung einiger Akten bekannt, dass dieser Bürgermeister auf der Soldliste der CIA gestanden hatte und überhaupt stark (u. a. familiär) mit den geheimdienstlichen Strukturen verquickt gewesen war. Das wäre nicht weiter von Belang gewesen, doch war es Cabell gewesen, auf dessen Veranlassung die Route des Präsidenten-Konvois kurzfristig geändert wurde:  über die ungesicherte Dealey Plaza. 

Oswald hatte seine neue Arbeit im dort befindlichen Schulbuchlager am 15. Oktober 1963 begonnen, was keine Bedeutung gehabt hätte, wäre nicht knapp einen Monat später Kennedy genau in seine Richtung von Cabell geleitet worden. Da sollen spontane Menschen am Werken gewesen. Der eine mit der spontanen Idee, den US-Präsidenten aus dem Hinterhalt zu ermorden, und der andere, spontan den Präsidenten-Konvoi in den ungesicherten Bereich zum ersten Spontanen umzuleiten. Passt!

https://whowhatwhy.org/2017/08/02/dallas-mayor-jfk-assassination-cia-asset/

https://www.heise.de/tp/news/Erste-der-letzten-Kennedy-Akten-freigegeben-3792960.html

 

Für Herrmann war es aber wichtiger, Glauben und Zweifel von US-Amerikanern zu erwähnen.

„Laut einer Gallup-Umfrage haben 61 Prozent der Amerikaner ihre Zweifel – weshalb es umso dringlicher geboten schien, auch das Letzte unter dem Teppich hervorzukehren.“

Allerdings nicht mit Herrmann, bei dem alles schön unter dem Teppich zu bleiben hatte. So wiederholten er letztlich nur noch „Meldungen“, die von US-Nachrichtenagenturen in den Umlauf gebracht worden waren: Notizen, Meinungen, Protokollreste – alles ohne einen Beleg, doch immerhin mit ganz viel CIA und FBI drumherum. Und mittendrin, in dichtester Umgebung, ein kleiner einsamer Wolf mit dem Namen Lee Harvey Oswald.

 

Montag
30
Oktober 2017
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