Der STANDARD brachte am 7. April 2017 auf der Titelseite eine Vorabinfo unter dem Titel „Trump erwägt Luftschläge“. Von dieser kriminellen Überlegung einmal abgesehen, wurde in einer Unterzeile der Konsument mit „Syrien: Giftgas Sarin bei Autopsien gefunden“ gefüttert. Der gegen den Staat Syrien gerichtete Kontext war eindeutig.
Im weiteren Text wurde erzählt, dass die obige Behauptung sich auf die Angabe einer türkischen Behörde stützen würde. Es wurde nicht genannt, um welche türkische Behörde es sich handelte und wie diese zu dieser Erkenntnis gekommen sein will. Es sagte im Übrigen auch nichts über eine Urheberschaft aus.
Die Wertlosigkeit dieser „Information“ steigerte sich durch den Umstand, dass es sich bei der Türkei um einen Staat handelt, welcher in und gegen Syrien Krieg führt, dessen Regierung stürzen möchte und mehrere Al-Kaida-Fraktionen wie „Jabhat al-Nusra“, „Ahrar al-Sham“ und „ISIS“ unterstützt bzw. organisiert. Auf diese wichtige Information wurden die STANDARD-Leser, mit derer diese in der Lage sein würden, eine Meldung richtig einzuordnen, nicht hingewiesen.
Auf Seite 2 folgte der Artikel von Frank Herrmann aus Washington „Von roten Linien, Strategien und Wendungen“, welcher sich zumeist mit der für Hermann rätselhaften Person Donald Trump auseinanderzusetzen versuchte.
Aus seinem Artikel ging allerdings auch hervor, dass sich erst kurz zuvor der Kurs der US-Regierung gegenüber Syrien zumindest rhetorisch geändert hatte: Aufgabe des Zieles, in Syrien die Regierung zu stürzen, und die plötzlich an den Tag gelegte Großzügigkeit der USA, dass die Syrer ihre Regierung sogar selbst bestimmen dürften.
https://www.pressreader.com/austria/der-standard/20170407/281556585679598
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Und genau in diesem Moment einer zu Schau gestellten Entspannung seitens der aggressivsten und mächtigsten Kriegsmacht des Planeten soll Damaskus etwas angezettelt haben, um die Spannung wieder hoch zu treiben und sich selbst maximal zu gefährden. Insofern war es Hermann zu verdanken, dass er zumindest indirekt diese Irrationalität in seinem Artikel aufzeigte und einem aufmerksamen STANDARD-Leser die Gelegenheit geben konnte, sich eine weitergehende Frage zu stellen: wer profitierte von solchen Giftgas-Vorfällen? Und wer konnte unter den derzeitigen Umständen ganz sicher nicht profitieren?
In diese logische Bresche ließ der STANDARD wieder Gudrun Harrer von der Leine, um dieselbige wieder zu schließen. Wie so häufig, führte Harrer einen Eiertanz auf, obwohl oder weil sie wusste, dass die Urheberschaft des Giftgas-Vorfalles in Khan Sheikhoun ungeklärt war.
„Der Vorteil einer solchen Tat für das syrische Regime ist wirklich nicht leicht nachzuvollziehen“, schrieb sie, womit sie die angeordnete Marschrichtung bereits artikuliert hatte: der – von ihr unterstellte – Vorteil für Damaskus und die implizierte Urheberschaft, nur eben schwer nachzuvollziehen anstatt leicht.
„Aber die Frage, wem was nützt, führt bekanntlich nicht zum Täter“, versuchte Harrer ihre hinterhältige Methodik zu stützen. Dieses Gerede sollte einer Spekulation den Raum eröffnen, dass die offensichtlichen Nutznießer des Giftgas-Vorfalles, nämlich Al-Kaida und die ausländischen Drahtzieher, nicht unbedingt automatisch auf deren Täterschaft schließen lassen konnte. Nur war es entlarvend, dass Harrer ihr Spekulationsgebilde ausschließlich in eine Richtung wachsen ließ, um eine von ihr erfundene Möglichkeit eines Vorteiles für die syrische Regierung zu konstruieren. Eine entgegengesetzte Überlegung, logischer und plausibel noch dazu, wurde von ihr erst gar nicht verfolgt.
http://derstandard.at/2000055514708/Trump-hat-in-Syrien-nur-wenige-Optionen
Harrer ließ ihre schwammigen Fetzen ohne weitere Konsequenz stehen, um mit einem weiteren Wort-Schwamm hinüber zu wischen. „Abgesehen davon, dass die Kausalkette Paradoxien aufweisen kann“, übte sie sich in weiterer Verschleierung, um schließlich zum Kern ihres Eiertanzes zu kommen:
„Auch wenn Israels Verteidigungsminister Avigor Lieberman sich als „hundert Prozent sicher“ bezeichnete, dass Bashar al-Assad den Gasangriff persönlich angeordnet hat.“
Paradox war hier natürlich gar nichts, denn Israel ist an dem Krieg gegen Syrien involviert. Dieser Umstand wurde aber auch von Harrer außen vor gelassen, denn für sie ging es nur um die folgende Spekulation:
„Aber vielleicht weiß Lieberman es ja wirklich.“
Niemand weiß, was Lieberman wusste und weiß, so auch nicht von dem möglichen Gegenteil seines Redeinhaltes, den es zu berücksichtigen galt. Diese Überlegung fand bei Harrer freilich keinen Eingang, sie versuchte das Spekulations-Nichts mit einer weiteren Spekulation plausibel zu machen:
„Wenn, dann wird er nicht deklarieren, woher.“
Doch ist das logisch? Nein? Und das war der Punkt. Auch Lieberman, zumal aktiver Täter in dem Krieg, legte für seine Behauptung keinen Beweis vor, weder am 7. April und noch später.
Das war Propaganda, Kriegspropaganda. Harrer hatte in der Vergangenheit häufig genug bewiesen, dass ihre vorgeblichen „Analysen“ so wenig mit Journalismus und Ausgewogenheit zu tun hatten wie die Donau mit einer Sandwüste. Ihr Artikel war mit der Überschrift „Trump hat in Syrien nur wenige Optionen“ versehen und beschrieb die Geisteshaltung bestens. Denn sie lief der rechtlichen Frage zuwider, warum ein „Trump“ oder wer auch immer in Syrien überhaupt „Optionen“ besitzen sollte. Sah Harrer in diesem Land eine gescheiterte US-Kolonie, welche in den Schoss Washingtons zurückzukehren hatte?
Hat nach Gudrun Harrer nur wenige Optionen in Syrien: Trump.
Hat noch nie Optionen in den USA besessen: Assad.
In ihrer Welt der Ignoranz wurde bei Harrer aus Russland plötzlich der „politische Verlierer“, ein Verbündeter des „Kriegsverbrechers“ Assad und ein hilfloses Häuflein, welches sich nur mit einem Veto im Sicherheitsrat zu helfen wüsste. Verlogener ging es nicht mehr, wie wir bereits in den vorherigen Teilen dargestellt hatten. In ihrem Dilemma, nichts in der Hand zu haben, ließ Harrer Unbekannte etwas meinen.
„Manche meinen, Assad könnte mit dem Angriff den Beginn der Offensive auf die Provinz Idlib, wo sich die Rebellen konzentrieren, eröffnet haben.“
Neben unbekannten Meinungsgebern und der Tatsache, dass es keine Offensive gab, wusste Harrer auch die in Idlib befindlichen „Rebellen“ nicht zu kennen: Al-Kaida. Harrer schien überhaupt keine Ahnung von irgendetwas zu haben, aber ihr war – wenn auch häufig nicht sonderlich kompetent – vertraut, wie Bausteine miteinander kombiniert werden konnten, um eine Stimmung zu erzeugen:
„In einem – schon vor dem Angriff geführten – Interview mit der kroatischen Zeitung „Vecernji List“ erteilte er jedenfalls einer diplomatischen Lösung de facto eine Absage und erklärte, die einzige Option sei ein Sieg.“
Wo Kramar vom KURIER auf das Gefühl militärische Entschlossenheit gesetzt hatte, hatte Harrer das Gewicht auf die angebliche Absage der Diplomatie gelegt. Der Kontext war gleich, der Pegel an Verlogenheit ebenfalls.
Harrer unterschlug mal eben, dass der syrische Staat seit Jahren permanent verhandelte, aber viele Gruppierungen – und ihre ausländischen Auftraggeber – nicht verhandeln wollten und wollen. Zudem waren nach den bisherigen Verhandlungen bei der UNO die Terrorformationen von Al-Kaida und ISIS von Kampfhandlungen ausgenommen – und anderes gibt es in Syrien kaum. In Idlib saß Al-Kaida. Der syrische Staat hatte sogar mit Terrorverbänden verhandelt, ein Umstand, der auch in der Heimat einer Gudrun Harrer undenkbar wäre.
Darum ging es natürlich nicht, es ging wie immer einzig und allein um Verzerrung, Unterschlagung und verlogene Manipulation, um mit einer Stimmungsmache den Krieg gegen Syrien in der hiesigen Bevölkerung zu einer unnachgiebigen Akzeptanz zu führen. In diesem Stil hatte sie ihre weitere bezahlte Arbeitszeit ausgefüllt.
„Ist Assad der Täter, dann hat er die Wirkung der schrecklichen Bilder aus Khan Sheikhun unterschätzt.“
Auch hierbei handelte es sich um eine rein spekulative Frage, die keine Relevanz besaß. Harrers Absicht, die Kriegstrommel mit einer Schuldzuweisung in Richtung Damaskus zu rühren, verdeutlichte sich durch den Umstand, dass die gegensätzlich spekulative Frage „Ist die Nusra-Front der Täter…“ einmal mehr nicht gestellt wurde. Das würde ganz anderen Überlegungen den Raum eröffnen, die sehr, sehr unangenehm sein mussten.
Harrer spekulierte anschließend, was die USA tun könnten, als hätten diese eine Berechtigung für ein Tun außerhalb ihres eigenen Staates, sie redete von „Optionen“, „Interventionen“ und möglichen „Konfrontationen“. Hätte, wäre, könnte, nur was war und ist, kam nicht auf das Tablett.
Auf der Kommentar-Seite durfte schließlich mal wieder Eric Frey auftreten, um in seiner Meinung „Weltpolitik eines Maulhelden“ den aktuellen US-Präsidenten Trump aufs Korn zu nehmen. Das war das Tagesgeschäft der den US-„Demokraten“ nahe stehenden Konzernmedien.
Frey stellte das für ihn widersprüchliche Gebaren der US-Regierung dar, deren Anhänger er nun nicht mehr ist. Er entdeckte wie die Clinton-Partei daselbst Chaos, fehlende Strategie, Sprachlosigkeit, Belanglosigkeit, keine Zuständigkeiten, Verständnislosigkeit etc. Einzig in der Kriegshetzerin Nikki Haley, der US-Botschafterin bei der UN, sah er „die einzige halbwegs kohärente Stimme“, was bei Frey nicht weiter überrascht. Überraschend war dagegen, dass dieser Mann seine Lobby-Arbeit selbst nicht mehr ernst zu nehmen schien, denn zu dumm war seine Ergänzung:
„Für wen sie (Anm.: Nikki Haley) eigentlich spricht, weiß niemand.“
Nicht viel anders verhielt es sich mit dem folgenden Satz:
„Wenn das US-Militär in Syrien, im Irak und im Jemen offensiver auftritt – oft mit tödlichen Folgen – dann liegt das daran, dass Trump es gewähren lässt.“
Frey ist ein lustiges Kerlchen. US-Verbrechen – nämlich der Krieg in anderen Ländern – werden hier als „offensiv“ verharmlost, deren „tödliche Folgen“ aber Trump angelastet. Also das, was unter Obama noch in Ordnung gewesen war. Dieser hatte ja Todesurteile per Drohne noch persönlich angeordnet, aber dieser schlimme Trump, der ließ die Militärs (angeblich) gewähren!
„Im Einzelfall mag das sinnvoll sein, aber die zivile Kontrolle über die Generäle ist eine Säule des Rechtsstaates, um die sich Trump nicht schert.“
Haben Sie es verstanden? Im Einzelfall sinnvoll, das Militär abseits jeglicher Rechtsstaatlichkeit losschlagen zu lassen, aber bei Trump nicht. Wegen der – von uns nicht – entdeckten „zivilen Kontrolle“ und dieser „Säule“.
Frey schien enttäuscht. In der US-Regierung wurde mal so und dann wieder anders geredet, aber es wurde nichts getan. Was, verriet Frey allerdings nicht. Offensichtlich wegen dieser „Rechtsstaatlichkeit“, die in Zukunft auch auf seine Person angewendet werden könnte. Frey ist ein vorsichtiger Mann, und weil er es nicht direkt sagen wollte, ließ er Trump gegenüber Russland und China als einen „Maulhelden“ dastehen und sich selbst über die auch ihm entglittene „globale Ordnung“ weinen.
Welche „Ordnung“ Frey gemeint hatte, wissen wir.
http://derstandard.at/2000055516489/Weltpolitik-eines-Maulhelden
(Dieser Artikel wurde online nach dem Raketenangriff der Aktualität angepasst und massiv abgeändert. Der von ihm als „Maulheld“ bezeichnete Trump hatte Gewalt sprechen lassen, weswegen Frey nun nach anderen Defiziten gesucht hatte).