In der Nacht zum 7. April 2017 kam es bekanntlich zu dem US-Raketenüberfall auf die syrische Luftwaffenbasis Shayrat. Die von den Massenmedien bereits fertig gestellten Artikel wurden online daraufhin mit einer Ergänzung versehen. So auch beim KURIER, wo wir uns allerdings auf die Printausgabe vom 7. April beziehen.
„Trump müsste Krieg mit Russland riskieren“, lautete die Überschrift, welche sich auf ein Zitat des US-Experten James Davis bezog. Konrad Kramar benötigte nur zwei Sätze, um in seinem Artikel eine unbelegte Behauptung als Tatsache zu platzieren.
„Das Säbelrasseln könnte kaum lauter sein. Nach dem Giftgasangriff in der syrischen Stadt Idlib macht die US-Regierung die Armee von Machthaber Assad verantwortlich und droht mit militärischem Eingreifen.“
Es war allerdings nicht erwiesen, dass es zu überhaupt zu einem „Giftgasangriff“ gekommen war. Kramars Behauptung implizierte freilich eine Schuldzuweisung, denn wer sonst sollte angegriffen haben als das Militär des „Machthabers“?
Kramar zitierte daraufhin die Drohungen des US-Präsidenten und auch der US-Botschafterin Haley und stellte dem eine Aussage des syrischen Präsidenten gegenüber.
„Während die Putin-Regierung sich vorerst zurückhält, dreht ihr Verbündeter in Syrien ebenfalls auf Kollisionskurs mit den USA. Es gebe keinen Spielraum mehr für eine Verhandlungslösung in Syrien, erklärte Bashar al-Assad gegenüber der kroatischen Zeitung Vecernji List, die einzige Option sei der militärische Sieg: „Wenn wir den Krieg nicht gewinnen, wird Syrien von der Landkarte verschwinden“.
Davon abgesehen, dass natürlich auch Kramar bzw. der KURIER das Bündnis zwischen Russland und Syrien als gängigen Propaganda-Textbaustein hervorhob, hatte die Aussage von Assad mit dem Vorfall nichts zu tun. Sie wurde aus einem Interview der genannten kroatischen Zeitung entnommen, welches zwar am 6. April über die Nachrichtenagenturen wie REUTERS verbreitet wurde, aber bereits vor dem 4. April stattgefunden haben muss. (Ein Giftgas-Vorfall in Khan Sheikhoun wäre Thema gewesen).
http://de.reuters.com/article/syrien-assad-idDEKBN1780WZ
Kramar benutzte offensichtlich diesen Satz, um so etwas wie das Abbild einer militärischen Entschlossenheit seitens Assad aufzuzeigen und gleichzeitig zu suggerieren, dass diesem Mann – alle Logik außer Acht lassend – einfach alles zuzutrauen wäre. Hier sollten die Leser auf der Gefühlsebene eingefangen und manipuliert werden. Dies wurde bereits überdeutlich mit der Behauptung, dass sich die syrische Regierung angeblich auf Kollision mit den USA „gedreht“ habe.
Kramar verkehrte die Situation somit ins Gegenteil und log die Aggression der USA von der Bildfläche – Angriffspläne gegen Syrien, Drohungen, verdeckter Krieg mit Söldnern in Syrien, Forderung nach einem Regierungswechsel, Unterstützung von Terrororganisationen etc. Nichts davon lässt sich über den syrischen Staat nachweisen, welcher einzig das eigene Land zu verteidigen versuchte – im Gegensatz zu den USA. Es gab und gibt folglich nur eine Macht, welche die erwähnte „Kollision“ herbeiführte und herbeiführt.
Konrad Kramar war hierbei sogar noch dummdreist genug, um dieses Kollisions-Konstrukt mit dem oben genannten winzigen Interview-Fragment zusammenzubasteln, obwohl dieses dazu noch nicht einmal taugte.
Der syrische Präsident hatte einzig und allein nochmals verdeutlicht, die Souveränität des Staates Syrien wieder herstellen und die in seinem Land operierenden Verbände an Söldnern und Terroristen als notwendige Voraussetzung besiegen zu wollen. Das heißt, es war über eine selbstverständliche und auch realistische Absicht gesprochen worden, welche allerdings propagandistisch für die Kriegstreiber nichts hergegeben hatte. Erst mit der Benutzung eines Fragmentes für einen konstruierten Zusammenhang („Kollision“) sollten KURIER-Leser getäuscht werden.
Ansonsten ließ Kramar einen James Davis als „US-Experten für Sicherheitspolitik“ sprechen, für den völkerrechtliche Regeln keine Rolle spielen und dessen Meinung hier nicht von Belang ist. Die Frage, welche Optionen Verbrecher besitzen würden und könnten, sollten von einer unabhängigen Justiz beantwortet werden.
Nur ein Satz hatte eine gewisse Bedeutung, weil er Kramars Propaganda widersprach:
„Obendrein sind die einzigen Aufständischen gegen Assad, die militärisch heute noch eine Rolle spielen, militante Islamisten.“
Da dem KURIER die Propaganda und Manipulation eines Konrad Kramar offenbar als zu wenig erschien, wurde ein zweiter verlogener, aber sehr direkt kriegstreiberischer Artikel beigefügt. In diesem Artikel von Norbert Jessen durfte der verbrecherische Außenminister des aggressiven Apartheitsstaates Israel, Avigdor Liebermann, über seine unbewiesene Behauptung einer persönlichen Verantwortung Assads schwadronieren. Jessen assistierte diesen Mann demütig in dessen Mastdarm, indem er als Quelle für Liebermanns Behauptung den israelischen Geheimdienst mutmaßte, welcher nirgends erwähnt wurde.
Jessen hatte sogar eine weitere „Quelle“ für Beschuldigungen anzubieten: ungenannte israelische „Experten“, die angegeben hätten, von diesem und jenem auszugehen. Bedauerlich, dass Jessen keinen Raum für die Sichtweise der Verteidiger Syriens gefunden hatte: für die Regierungen Syriens, Russlands und des Irans. Ebenso wenig wurde erwähnt, dass Israel an dem Krieg gegen Syrien beteiligt ist, sei es nun mit Überfällen durch die Luftwaffe, sei es mit logistischer Unterstützung der im Westen Syriens befindlichen Söldner-Verbände, sei es mit der nachweislichen Unterstützung der nahe dem Golan operierenden Al-Kaida-Gruppen. Günstigerweise sollte hier wenigstens von einer von Interessen gesteuerten Partei geredet werden.
Die Erwähnung der Kriegsbeteiligung Israels würde die von Jessen dargelegte Kriegshetze natürlich sofort entwerten. In seiner primitiven Propaganda nahmen „Rebellen“ den Platz für „Al-Kaida ein. Deren Zustrom in der Provinz Idlib wurde mit „Flucht“ erklärt und der selbst gewählte Abtransport nach Verhandlungen mit der um Befriedung bemühten syrischen Regierung verschwiegen. Jessen war sich auch nicht zu blöd, seine eigenen dämlichen Phantastereien einzubringen. Er formte mal eben die Terroristen des Al-Kaida-Labels „Jabhat al-Nusra“, die „Rebellen“, zu Freiheitskämpfern gegen das Al-Kaida-Label „IS“ um, die lustigerweise beide über die Türkei versorgt werden.
„Für die Rebellen ist Idlib wichtig, weil von hier aus die noch vom IS besetzten Gebiete im Nordosten leichter angreifbar sind.“
Wir wissen nicht, ob sich Jessen auf der Lohnliste Israels oder Al-Kaidas befindet, seine dargebotene Kriegstreiberei deckte sich auffallend mit den Interessen der Genannten. Jessen gab auch vor, die Pläne in der syrischen Regierung genau zu kennen:
„Die Gasangriffe sollen die Rebellen zwingen, zum Schutz der bedrohten Zivilisten in der Stadt Stelungen aufzubauen. Sonst könnte sich die Zivilbevölkerung gegen die Rebellen erheben, weil sie ihnen keinen Schutz gebe.“
Der Jessen wusste Bescheid. Die von Al-Kaida, das sind die Guten!
Und weil dies für den KURIER soetwas wie eine umunstößliche Tatsache zu sein schien, wurde als eine Art „Beweis“ eine kleine Liste mit dem Titel „Verbrechen des syrischen Regimes“ angefügt, wo alles zu finden war, was das Mörderherz ganz ohne Al-Kaida begehrte: von Giftgas über Fassbomben und Aushungerungen bis hin zu „Assads Folter-Schergen“.
Keine Frage, da muss ein Typ wie ein Rumsfeld her, könnte man nach der KURIER-Lektüre empfinden, um im syrischen Moloch endlich aufzuräumen, ganz nach seinem damaligen Motto gegenüber den Taliban: entweder sich den US-Bedingungen und deren Oberhoheit beugen oder die Zustellung der strafenden Bombenteppiche. In Syrien aber bitte schön um die Al-Kaida-Truppen drumherum.