Die vom KURIER eingewobene Propaganda setzte sich mit dem Artikel „Giftgas-Vorwürfe: Moskau hält an Assad fest“ am 5. April 2017 fort.
Warum sollte Russland nichts mehr mit der syrischen Regierung zu tun haben wollen, weil von interessierter Seite (nur) ein Vorwurf artikuliert worden war? Das war natürlich Unsinn, denn dieser Vorwurf wurde durch Gegner Syriens ausgesprochen und war zudem unbewiesen. Die Überschrift des KURIER-Artikel, im Grunde inhaltsleer, sollte allerdings suggerieren, dass an dem Vorwurf etwas dran sein könnte, Russland aber dennoch mit zumindest Verdächtigen kooperieren würde.
https://kurier.at/politik/ausland/giftgasangriff-in-syrien-trump-gibt-obama-mitschuld/256.493.018
Zu dieser Stimmungsmache gehörte eine von APA übernommene Grafik über echte oder angebliche Giftgas-Einsätze. Der Autor dieser Grafik hatte auch einen Vorfall aus Ost-Aleppo von Ende 2016 markiert und diesen fälschlicherweise der syrischen Armee untergeschoben. Die Al-Kaida-Terroristen hatten diesen Vorfall allerdings selbst inszeniert, um mit Hilfe einer angeschlossenen Medien-Kampagne ihre dortige Niederlage zu verhindern. Diese Grafik stellt mit falschen Behauptungen ebenfalls einen Bestandteil der Kriegspropaganda dar, wie dort auch die syrische Regierung als „Regime“ und die SAA, die Syrische Arabische Armee, als „Assad-Truppen“ bezeichnet wurden. Käme hier jemand auf die Idee, das österreichische Bundesheer als „Kern-Truppen“ zu benennen? Wohl kaum, doch im Falle Syrien ging es um nichts weiter als eine Personen bezogene Verunglimpfung. Mit einer neutralen Berichterstattung hatte das alles nichts zu tun.
Al-Kaida hier nicht vorhanden. Quelle: KURIER, APA (Screenshot).
Der KURIER nannte in weiterer Folge eine Reihe von „westlichen“ Meinungen und Vorwürfe gegenüber der syrischen Regierung, während gleichzeitig der Giftgasangriff als solcher mit „mutmaßlich“ umschrieben wurde. Die unbewiesenen Vorwürfe wurden, wie oben bereits angemerkt, in erster Linie von westlichen Staaten vorgetragen, welche als Akteure in dem gegen Syrien geführten Krieg agieren: USA, Frankreich, England, Deutschland oder auch durch die Türkei und dem irrelevanten SNC, eine durch den türkischen Geheimdienst gebildete „Opposition“. Die Al-Kaida-Behauptungen wurden von ihnen übernommen, was nicht verwundert, wird Al-Kaida auch von diesen Staaten (sowie den Golf-Diktaturen) unterstützt bzw. unterhalten.
Die WHO stellte eine Ferndiagnose anhand Al-Kaida-Bilder an und Sprecher aus anderen Gremien wie der UNO forderten eine Aufklärung der Verbrechen, die erstaunlicherweise immer dann endete, wenn die Täterschaft zunehmend auf Al-Kaida hindeutete. Wir können uns an keine Empörung und den Ruf einer Strafverfolgung erinnern, wenn Al-Kaida-Truppen mal wieder besonders viele wehrlose Menschen massakriert hatte. Im Gegenteil, Mörder und Terroristen wie Alloush wurden von einer Diktatur wie Saudi-Arabien zu einem Verhandlungsführer auserkoren. Ganz ohne Empörung in westlichen Landen der vermeintlichen Menschenrechtsanhänger.
Das hier im KURIER besonders ausführlich dargestellte heuchlerische Geschrei aus den USA zeigte kein neues und ungewöhnliches Verhalten auf. Die Verantwortung und Beteiligung der EU und einiger ihrer Mitgliedstaaten an der „Krise“ wurde schlichtweg bestritten.
„Der Einfluss des Westens auf die Syrien-Krise ist ohnehin gering, markige Worte hin oder her“, möchte der KURIER seinen Lesern glauben machen. Interessanterweise wurde gleichzeitig ein Wille dieser Kreise vermittelt, der diesen Leuten nicht zusteht: „Die Europäische Union hält bisher weiter an einem Sturz des Machthabers in Damaskus fest. Beim Außenministertreffen am Montag bekräftigten die 28 EU-Staaten noch einmal, dass sie für ihn in einem zukünftigen Syrien keinen Platz mehr sehen. „
Nicht auszudenken, wenn sich jetzt noch Staaten finden würden, welche den Sturz diverser „Machthaber“ in der EU fordern. Und auch einiges dafür veranlassen. Doch scheint man im Westen aus irgendeinem Grund anzunehmen, dass nur bei ihnen gewisse Vorrechte über andere existieren würden.
„Schon in der jüngsten und erneut ergebnislosen Runde der Genfer Verhandlungen über ein Ende des Bürgerkriegs zeigte sich sehr deutlich, dass Washington und Europa nur Zaungäste sind, die dem Geschehen mehr oder weniger hilflos zuschauen.“
Ja, schlimm diese Hilflosigkeit. So viele Söldner und Terroristen bewaffnet, bezahlt und politisch unterstützt, und dennoch nur „Zaungast“. Die EU-Außenbeauftragte Mogherini möchte laut KURIER eine „gewichtigere Rolle“ spielen, sprach aber von „Europa“, als würde sie die Meinung der Bevölkerung repräsentieren. Welche Verblendung. Oder doch eher nur ein Alibi?
„Allein, es fehlen Europa die Druckmittel,“ jammert wer? Mogherini oder der KURIER? Die „Druckmittel“ waren gewaltig, weite Teile Syriens sind zerstört, eine halbe Million Menschen tot.
„Als langjähriger Unterstützer der Opposition hat die EU kaum noch Zugang zur Regierung in Damaskus“, stellte der KURIER oder wer auch immer fest. Wie erstaunlich, oder? Davon abgesehen, dass sich die EU aggressiv in die inneren Angelegenheiten eines anderes Staates eingemischt hat, wurden bei dieser Gelegenheit alte Lügen wiederholt. Die EU hatte nie die friedliche Opposition, die es in jedem Land gibt, unterstützt, sondern ausschließlich die Bewaffenten, welche wiederum von Al-Kaida und ähnlichen Gruppen dominiert wird.
„Auch militärisch kann sie keine Drohkulisse aufbauen, da Europas Staaten an der Seite der USA in Syrien allein den IS bekämpfen. Bleiben nur Sanktionen und finanzielle Anreize für Assad als Lockmittel, um Einfluss geltend machen zu können.“
Der KURIER schien entäuscht, dass die EU dem syrischen Staat nicht mit offenen Krieg („Drohkulisse“) drohen kann. Kein Wort davon, dass es sich bei der Anwesenheit ihrer Militärs in Syrien und den dort ausgeführten Kriegshandlungen um Völkerrechtsbruch handelt. Und natürlich kein Wort davon, dass es sich bei dem angeblich bekämpften „IS“ um eine von den USA und Saudi-Arabien unterstützte und durch die Türkei gespeiste salafistische Söldnertruppe handelt. Dennoch sah sich der KURIER in der eigenen Scheinwelt in einem Dilemma: Handelskrieg („Sanktionen“) gegen Syrien, wo doch angeblich nur „geholfen“ werden soll, oder herbeigesponnene „finanzielle Anreize“, nachdem jahrelang nach einem größtmöglichen Schaden getrachtet worden war?
„Bedarf für finanzielle Hilfe besteht, und das nicht zu knapp. Nach mehr als sechs Jahren Bürgerkrieg sind große Teile des Landes völlig zerstört.“
Die Legende vom angeblichen Bürgerkrieg wurde vom KURIER auch nach sechs Jahren behauptet. Der Bedarf nach finanzieller Hilfe erschien dagegen logisch in einem durch Krieg verwüsteten Land, den diverse ausländische Mächte nach Syrien getragen hatten.
„Der Wiederaufbau könnten nach Schätzungen bis zu 200 Milliarden Dollar kosten, die dem wirtschaftlich ausgelaugtem Land fehlen.“
Um den Wiederaufbau hatte sich 2012 frühzeitig eine in Berlin gebildete Gruppe von den Feinden Syriens (Selbstbezeichnung: „Freunde“) kümmern wollen, als der Krieg noch nicht deren Ziele erreicht hatte.
http://www.n-tv.de/politik/Syriens-Opposition-in-Berlin-article7117461.html
http://www.spiegel.de/politik/ausland/syriens-wiederaufbau-wird-in-berlin-geplant-a-836966.html
Hierbei handelt es sich um ein doppeltes Geschäft: zuerst ein Land zerstören, was durch Steuerzahler finanziert wird, dann das Land nach Einsetzung einer Regierungs-Marionette ebenfalls mit Hilfe von Steuerzahlern aufbauen, aber die Gewinne an das Großkapital und ihre politischen Handlanger abführen. Das funktioniert. Dass die syrische Regierung an dieser angeblichen Hilfe und von diesen Leuten kein Interesse hatte, versteht sich von selbst.
„Auch Russland und der Iran, Assads wichtigste Verbündete, dürften dafür nach ihren kostspieligen Militärinterventionen kaum Geld geben“, meinte der KURIER, der zwar von nichts weiß, aber fröhlich spekuliert und es möglicherweise erhofft. Darauf deutet auch der folgende Satz hin, in welchem der KURIER eine humanitäre Not vor allem in Territorien ausmachen wollte, welche unter Kontrolle verschiedener Al-Kaida-Gruppen stehen. Diese wurden wie gewohnt zu einer „Opposition“ verharmlost.
„Massiven Hilfsbedarf gibt es vor allem in den Gebieten unter Kontrolle der Opposition.“
Darin steckt natürlich ein Kern an Wahrheit, denn Al-Kaida ist natürlich immer „Opposition“, welche freilich von den Kriegstreibern aus dem Westen und aus der Region am Golf dort aufgebaut worden waren.
„Hier ist die humanitäre Lage oft prekär, wie in der Rebellenenklave Ost-Ghouta an der Grenze zur Hauptstadt Damaskus. Rund 400.000 Menschen leben in dem Gebiet nach UNO-Angaben seit Monaten unter Belagerung, etliche fast täglich Kämpfen und Luftangriffen ausgesetzt. „Es kommen weder Benzin noch Nahrungsmittel hinein“, berichtet ein Aktivist. „Die Lage ist äußerst schlecht.“
Der mit Hilfe von Proxy-Truppen und Terroristen geführte Krieg gegen den Staat Syrien und dessen loyale Bevölkerung kam im KURIER nicht vor. Den gab es in den Redaktionsstuben einfach nicht, dafür eine Belagerung in Ost-Ghouta durch Kräfte der syrische Armee, nachdem die dortige Terrorarmee mit ihren Offensiven gescheitert war. Der KURIER schildert nicht das Grauen der syrischen Bevölkerung durch die Aggressoren und Halsabschneider, schilderte nicht die Bombardements von Wohnvierteln durch die Terroristen, schildert nicht die Not der syrischen Verteidiger, der KURIER ließ stattdessen einen als „Aktivisten“ getarnten Terroristen jammern, die in Ost-Ghouta vor allem durch Saudi-Arabien ausgehalten werden.
„Ohne Zustimmung der Regierung in Damaskus wird solche Gebiete keine Hilfe von außen erreichen“, meinte der KURIER weiter und suggerierte ein unmenschliches Verhalten seitens der syrischen Regierung. „Solche Gebiete“ waren nicht irgendwelche Gebiete, sondern von Al-Kaida besetzte Territorien. Im Großraum Damaskus hatte die syrische Armee in der Vergangenheit deren weitere Ausbreitung zwar abriegeln können, gleichzeitig aber nicht über die Mittel und Kräfte verfügt, die dort verschanzte Söldnerarmee zu zerschlagen.
Andere Al-Kaida-Territorien, welche an ausländische Grenzen wie jene der Türkei oder auch Jordanien mündeten, wurden sehr wohl versorgt. Auch von der EU. Für diese Informationen hatte der KURIER allerdings nichts übrig gehabt.
Immerhin hatte auch eine russische Stellungnahme Eingang in dem Artikel gefunden. Der Sprecher Peskow habe den Angaben des russischen Verteidigungsministeriums nach gesagt, dass syrische Kampfjets eine Werkstatt angegriffen hätten, in welcher Giftgas hergestellt worden wäre.
Am 5. April hatte es für diese Aussage allerdings ebenfalls keinen Beleg gegeben, und die Al-Kaida-Videos hatten dazu auch nichts beitragen können. Wo sich diese Werkstatt befunden haben soll, wurde mit „östlich von Khan Sheikhoun“ nicht sehr konkret genannt.
Ein russisches Video vom 5. April 2017 versuchte einige Auskünfte zu geben:
Quelle: YouTube.
Interessant ist hier die Angabe, dass die Luftangriffe durch syrische Flugzeuge zwischen 11.30 und 12.30 Uhr Ortszeit geflogen worden sein sollen. Sämtliche über die Massenmedien verbreiteten Al-Kaida-Quellen hatten die Luftangriffe allerdings auf vor 7 Uhr morgens erzählt. Der angeblich trauernde Abdel Hameed A-Yousef hatte sogar mit 6.40 Uhr eine ganz konkrete Uhrzeit genannt.
Dieser Widerspruch bezog sich nun auf eine ganz konkrete und auch überprüfbare Situation, gehört der syrische Luftraum mittlerweile zu den best überwachten Lufträumen weltweit. Wir werden an anderer Stelle darauf zurückkommen.