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Neues Jahr – alte Terrorkampagne. Teil 1.

 

Zu Silvester und Neujahr sind Unfälle und Brände etabliert. Absicht steckt selten dahinter. Seit Jahren wird daran gearbeitet, zusätzlich eine Terrorgefahr in den Köpfen der Bürger zu verankern. Neues Jahr, neues Glück, neue Terrorgefahr. Absicht?

Die Wahrscheinlichkeit, einem von wem auch immer ausgeübten Terroranschlag zum Opfer zu fallen, ist denkbar minimal, die Wahrscheinlickeit, bei einem Autounfall ums Leben zu kommen, bedeutend höher. Die letztgenannte Unfallgefahr ist aber eher nur am Rande der bewußten Gedanken deponiert.

Terror fußt in erster Linie auf der psychologischen Wirkung. Das Sehen einer Terrorgefahr ist wie das Sehen eines Autounfalls, bestenfalls mit dem eigenen Wagen. In Europa sind reale Terroranschläge selten, so grausam und verachtenswert diese wenigen auch sind. Terror lebt aufgrund dieses Faktums vor allem durch eine mediale Erinnerungsschleife und dem Hochhalten einer Terror-Spannung mittels einer unendlich platzierten angeblichen Terror-Gefahr. Die Massenmedien wiederum sind deren Boten.

 

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Hauptbahnhof von München, Silvester 2015. (Quelle: Tagesschau, YouTube, Screenshot).

 

Der KURIER brachte in seiner Print-Ausgabe vom 1. Januar 2016 folglich einen Artikel von Walter Friedl mit dem pathetischen Titel „Im Bann der Terror-Gefahr“, was eher nach einem Film klingen mag. Im Grunde ist es auch einer. Sicherheitsmaßnahmen werden als „rigoros“ beschrieben, der Jahreswechsel habe „im Zeichen der Terror-Gefahr“ gestanden. In Wien sei diese Terror-Gefahr gar „aufrecht“ gewesen, was nichts über einen realen Zustand besagt als vielmehr auf eine Einsatzbereitschaft der Behörden hindeutet.

http://www.pressreader.com/austria/kurier/20160101/281565174736268/TextView

 

Auch am 2. Januar war im KURIER von „Terrordrohungen“ die Rede gewesen, „Lage bleibt ernst“, wie die Redakteurin Alexandra Uccosic ihren Artikel eingeleitet hatte.

http://kurier.at/politik/ausland/minister-terror-gefahr-auch-nach-entwarnung-in-muenchen/172.672.012

 

Die PRESSE titelte am selben Tag mit „Wie man mit der Terror-Gefahr umgehen kann“, nachdem wieder einmal eine „Bedrohung“ durch „konkrete Warnungen“ ausgelöst worden war.

„Der Jahreswechsel ist ohne einen islamistischen Terroranschlag in einer europäischen Stadt über die Bühne gegangen. Allein, dass dieser Umstand betont werden muss, sagt viel aus.“

Es sagt viel über den Zustand und die Agenda der PRESSE aus, die in einem weiteren Artikel darzulegen versuchte, „wie der Terror die Justiz beschäftigt„. Ein dritter Artikel befasste sich mit einer Lösungsmöglichkeit: „Aufrüsten – Mehr Polizei für den Staat„. Volle Kraft voraus mit der PRESSE.

http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/4897046/Wie-man-mit-der-Terrorgefahr-umgehen-kann?_vl_backlink=/home/index.do

 

Im STANDARD vom selben Tag hatte die Redaktion mit der „Sorge wegen Terrors weltweit“ ein Schwerpunkt gebildet, bot aber mit dem Artikel „Ermittlungen nach Terroralarm in München“ mehr Informationen als beispielsweise der schlicht gestrickte KURIER, was aber nichts an der Inhaltleere änderte.

http://derstandard.at/2000028328108/Muenchner-Polizei-warnt-vor-Terroranschlag

 

Auf der Kommentarseite war im STANDARD von Gianluca Wallisch unter dem Titel „Angst vor Terror in Europa – Relationen zurechtrücken“ ein Hinweis auf die Verhältnismäßigkeit zu finden. Dies wäre seiner Ansicht nach eine Aufgabe von Politik und Medien, die dem nicht so recht nachzukommen scheinen und somit ihren Gegnern direkt in die Hände spielen, wie Wallisch feststellte.

Dies lässt die nicht gestellte Frage im Raum stehen, warum dem so sein könnte.

http://derstandard.at/2000028355476/Angst-vor-Terror-in-Europa-Relationen-zurechtruecken

 

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München, Silvester 2015. (Quelle: YouTube, Screenshot). 

 

Die „konkrete“ Terror-Warnung bzw. Terror-Gefahr hatte sich jedenfalls schnell in Luft aufgelöst. Übrig blieben erhöhte und vor allem sichtbare Sicherheitsvorkehrungen sowie die Tatsache, dass über die Angelegenheit geredet und geschrieben wurde. Vielleicht könnte hier auch der Sinn der Aktion zu suchen sein: schnöde Öffentlichkeitsarbeit.

Bereits Ende Dezember 2015 hatte es angeblich Terror-Warnungen gegeben, von einem „befreundeten“ Geheimdienst, wie es zuerst geheißen hatte. Offenbar war dieser „befreundete“ Geheimdienst so peinlich gewesen, dass er nicht genannt werden sollte. Erst Tage später wurde daraus noch immer etwas vage ein US-amerikanischer Geheimdienst. Der Umstand, dass ausgerechnet US-Dienste, welche weltweit die mit Abstand meisten Terroristen auf ihrer Gehaltsliste stehen haben, vor Terror-Gefahr warnen, kommt tatsächlich äußerst wenig vertrauenserweckend daher.

Die Terrorwarnung von Silvester mit den konkret genannten angeblichen Anschlagszielen Hauptbahnhof von München und dem Bahnhof München-Pasing sollten „wohl“ (STANDARD) einer Information des französischen Geheimdienstes zugrunde liegen. Wie dieser zu der genannten „Information“ gelangt war, wurde nirgends erwähnt. Und es wurde auch nirgends danach gefragt, jedenfalls nicht in den Massenmedien.

Die von den Behörden verbreitete Botschaft war jenem Kontext angepasst, wie er ab dem Sommer 2014 politisch und medial propagiert wurde und in welchem auch die beiden Anschläge von Paris im Januar bzw. im November 2015 wenig stimmig eingefügt worden waren.

Das heißt, dass der angebliche Anschlagsplan mal eben dem „IS“ zugeteilt wurde und keiner anderen Terrororganisation. Was allerdings keine Rolle spielt, wenn weder für das eine noch das andere auch nur der Fetzen eines Beweises existiert. Ganz abgesehen von der Problematik, dass es sich bei diesen Organisationen um Gruppierungen handelt, welche die westlichen Geheimdienste mit gewissen Partnern am Golf erst geschaffen haben.

 

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Die „anderen“ sollen Ängste schüren, nicht etwa die Präsenz dieses Spezialkommandos der Polizei in München. (Quelle: ARD, YouTube, Screenshot). 

 

 

Der „IS“ sollte es also sein, der angeblich „offenbar“ etwas geplant habe. Mit fünf bis sieben Terroristen, darunter auch Selbstmördern. Die Nationalitäten dieser Männer wurden auch platziert: neben Irakern würde es sich auch um Syrer handeln. Das war zwar innerhalb dieser multinationalen Söldnertruppe eher unwahrscheinlich, wurde aber in den vergangenen 12 Monaten immer gerne so erzählt. Weil Syrer aus Syrien kommen, und gegen Syrien und der dortigen bösen Regierung wird Krieg geführt, das passt einfach zu gut. Attentäter aus Frankreich und Belgien mit aus den USA importierten Waffen und „Bekenntnissen“ sind schlechter zu verkaufen. Das ist ein unangenehmer Makel vergangener Ereignisse.

Der angeblich aktuelle Plan in München wurde zwar zu keinem Zeitpunkt sichtbar, doch sei der Verdacht „konkret“ gewesen. So konkret wie die geheimdienstlich vermittelten Namen von Terroristen, die konkret von den Behörden nicht „lokalisiert“ werden konnten. Konkret bedeutete dies: deren Existenz konnte erst gar nicht ermittelt werden. Vielleicht wurden diese Namen deswegen erst gar nicht veröffentlicht. Die Bürger sollten sich keine Sorgen machen über das angeblich Konkrete.

 

Mittwoch
06
Januar 2016
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