Bedürftig. Wirklich bedürftig.

Bedürftig: 22. Kandidat: Sebastian K.

 

 

Nein, wir in der Bedürftigen-Redaktion wundern uns nicht mehr. Ausgerechnet der, haben wir uns gesagt. Wir haben sogar gelacht, als der Bedüftige Michael S. seine Rolle als Außenminister mit der Rolle des Finanzministers gewechselt hatte, obwohl er bisher nicht den Nachweis hatte erbringen können, den mathematischen Grundkenntnissen gewachsen zu sein.

 

Die Rolle des Außenministers hat nun ein Jungspund mit Namen Sebastian K. übernommen. Ob nur kurzfristig, wird sich noch zeigen.

 

Unser Bedürftigen-Reporter Bernd Bieglmaier hat ihn innerhalb der hiesigen gleichgeschalteten Mainstreampresse sofort ausfindig machen können. Unser Mann hat einfach den Riecher für Bedürftige, für wirklich Bedürftige.

 

Dieser Sebastian K. hatte sich in seinem jungenhaften Elan sofort an die Arbeit gemacht und den Medienkonsumenten unter anderem verdeutlicht, wie sehr ihm der undemokratische, korrupte, erpresserische Wirtschaftsmoloch EU am Herzen liege. Herr K. ist in kürzester Zeit sogar derartig in seiner Rolle aufgegangen, dass er nicht nur entsprechende Phrasen, sondern – um es kurz und bündig zu formulieren – sogar die Kopien der Phrasen seines Vorgängers der abhängigen Journaille in den Rachen zu werfen sich befähigt gezeigt hat.

 

Sebastian K. (Quelle: Bild).

 

Natürlich sind die Phrasen und die offizielle Meinung abgestimmt mit der Regierungsspitze, in welcher wir ebenfalls Bedürftige vorfanden, die wiederum sehr darum bemüht sind, sich nach anderen zu richten. Doch scheinen sie über das größere diplomatische Geschick zu verfügen, denn sie halten sich bedeckt und schieben ihren Außenminister vor, als fremdgesteuerten Außendarstellungshandlanger. Unerheblich bleibt es allemal, egal welche Null in einer Reihe von Nullen nach vorne geschoben wird, es bleibt eine Null.

 

Herr K. hatte die Gelegenheit ergriffen, um ein wenig herumzureisen. Um sich bei anderen Handlangern bekannt zu machen oder um sich zu blamieren, je nach Sichtweise. Die Reise führten ihn schließlich nicht nur in den rechtsgerichten Arpartheitsstaat Israel, sondern auch in den durch den „Westen“ seit 1979 bekämpften und seit dieser Zeit dennoch souveränen Staates Iran. Erstaunlich genug, oberflächlich betrachtet. Allerdings hatte Herr K. dort nichts anderes zu tun, als sich als dummdreister Großkotzhandlanger nach dem Stand der Menschenrechte und den angeblichen Verstößen gegen dieselben zu erkundigen. Natürlich nur nach den iranischen Menschenrechten, ist ja klar. Das iranische Recht kann die Todesstrafe verhängen, was Herr K. nicht gut findet – und wir auch nicht.

 

Dennoch stieß es uns in der Bedürftigen-Redaktion sauer auf, dass Herr K. in seiner Rolle als Menschenrechtler und Moralapostel nicht mit weiteren Regierungen anderer Länder sprach, in denen die Todesstrafe noch nicht abgeschafft worden ist oder gar hier und da ein bischen Krieg mit Mord und Totschlag führen. Ganz zu schweigen von den Freunden aus Übersee, die tagtäglich unzählige Menschen ganz ohne Gerichtsbeschluß weltweit töten und töten lassen.

 

Das Potenzial einer naiven und fremdgesteuerten Marionette kam aber erst mit den hässlichen Vorfällen in der Ukraine richtig zur Entfaltung, wie unser Reporter Bernd Bieglmaier scharf beobachtet hatte.

Gegenüber Redakteuren des PROFIL hatte sich Sebastian K. zuerst noch ahnungslos gegeben.

„Die EU hat zu Recht nicht weggesehen und von Anfang an versucht zu vermitteln, um eine friedliche Lösung herbeizuführen“, hat er gesagt. Und dabei vollkommen unterschlagen, dass es sich bei der EU um einen der Anstifter der Eskalation handelt. Er fand es auch richtig, dass sich die EU eingemischt hat, um „proeuropäische Kräfte“ zu unterstützen, um gleichzeitig die Schuld der Gewalt unbewiesenermaßen der ukrainischen Regierung zuzuschieben.

 

(Quelle: Österreichisches Aussenministerium).

K. & K. – K. (links) wird finanziert durch die österreichischen, K. (rechts) durch die deutschen und US-amerikanischen Steuerzahler.

 

Herr K. hat sich nicht entblödet, die Meinung anderer als seine eigene auszugeben und sich als aalglatter, verlogener Widerkäuer bei dieser Gelegenheit hinter einem einheitlichen Vorgehen der EU zu verstecken.

 

Vorher hatte sich Herr K. noch für wichtig genug gehalten, um gegenüber Medien zu behaupten, dass er das öffentliche Interesse an seiner Person als einen Vorteil für Österreich sehe: „Ich will die Aufmerksamkeit nutzen, so dass Österreich in internationalen Medien mehr präsent ist.“

 

Grandios, denn das ist ihm gelungen. Wer sich über die offizielle wie vermeintliche Neutralität seines Landes hinwegsetzt und einen faschistischen und gewaltätigen Umsturz in einem anderen Land gutheißt, kann sich der Aufmerksamkeit gewiß sein.

Denn es gibt auch Leben außerhalb der EU und der NATO und der ihnen angehängten Medienhuren. Manchmal gerät es nur in Vergessenheit – aber nicht bei allen.

 

Da nützt es auch nichts mehr, den Flachhirnen in den Bevölkerung mit den Worten etwas Sand in die Augen zu streuen, dass die Ukraine doch bitte etwas souveräner zwischen den Handelszonen im Westen und Osten agieren könne. Herr K. nannte auch gleich die Organisation, die das entscheiden sollte: die EU.

 

Ein Perspektivpapier des Außenamtes von Anfang April straft dem Gequatsche ohnehin Lügen. Nach Nennung einiger realer wie irrealer Überlegungen wurde auch die Vorbedingung dafür genannt:

Die Regierung in Kiew müsse wieder die volle Kontrolle über das Staatsgebiet haben – also auch inklusive der nun an Russland angeschlossenen Krim. Dies aber scheint derzeit wohl ausgeschlossen, so das Blatt KURIER.

 

Kurz gesagt bedeutet dies auch ohne direkte Erklärung die Gutheißung des gewalttätigen Sturzes einer demokratischen Regierung (,so korrupt sie auch gewesen sein mag) und die Anerkennung einer durch faschistischen Mächte geputschten Junta aus örtlichen Nationalisten, Verbrechern und Mördern.

 

(Quelle: ap /andrew kravchenko).

(K. mit dem Faschisten J., der sich den Titel „Premier“ als Regierer seiner vom Westen installierten Nazi-Junta gegeben hat. J. wird laut seiner eigenen Homepage ausschießlich durch US- und NATO- Organisationen finanziert).

 

Obwohl die unselige und verbrecherische oder auch nur feige Richtlinie der österreichischen Regierung angezeigt wurde, bereite die Person Sebastian K. unserem Bedürftigen-Reporter Bernd Bieglmaier einiges Kopfzerbrechen. Weil dieser junge Mann in seiner neuen Rolle als Außenminister der gewalttätigen Nazi-Junta in Kiew angeboten hatte, sie bei der Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen und Morde zu unterstützen. Ausgerechnet die Täter! Sogar unsere Reinigungskraft fragte uns, ob der Herr K. doch nicht nur dumm wie Brot wäre. Aber es noch nicht bemerkt hätte, wie unser Reporter hinzugefügt hat. Denn das Hilfsangebot für Korruptionsbekämpfung wäre ja ebenfalls dummdreist gewesen, ausgerechnet er, ausgerechnet als Österreicher. Und dann noch die angeblichen Beratungsgespräche über „Neutralität“. Für Bernd Bieglmaier sah das alles nicht nach einem Kurzschluß aus.

 

Ja, es war nicht zu fassen. Dass Herr K. allerdings auch noch unsere Steuergelder für die Stützung der Nazi-Junta nach Kiew transferieren möchte, ging sogar uns zu weit.

 

(Quelle: Österreichisches Aussenministerium).

K. mit P., der sich Dank der USA und anderer „westlicher“ Länder heute vor allem selbst finanziert: als milliardenschwerer Oligarch und Konzernchef, als Waffenproduzent und Medien-Mogul wie auch als ehemaliger Zentralbanker, ehemaliger Minister und ehemaliger Chef des Sicherheitsrates. Er ist der Kandidat der USA, nicht der Ukrainer.

 

Wir wissen nicht, um wessen Geistes flaches Kind es sich bei dem Herrn Sebastian K. handelt, womöglich sogar unterirdisch. Wir wissen auch nicht, ob es sich bei Herrn K. nur um eine gut bezahlte Marionette und einfältiger Handlanger der Faschisten handelt oder doch um einen glitschigen Soziopathen oder gar karrieregeilen Pychopathen. Oder sollte ihm gar niemand erzählt haben, was das ist: Faschismus?

 

Auch dummes Brot würde eines Tages schimmeln, meinte unsere Reinigungsfachkraft. Unglücklicherweise hatte sie nur einen Eimer zur Hand, als wir uns nach dieser Geschichte geschlossen übergeben mussten.

 

Soetwas bleibt haften, davon waren wir alle in der Bedürftigen-Redaktion überzeugt. Nicht nur in den Ritzen des Dielenbodens, sondern auch bei Herrn K. Wir konnten uns kaum vorstellen, dass sich Herr K. die braune Soße wie viele seiner Landsleute nach 1945 einfach so abwaschen könnte.

 

Unsere Reinigungsfachkraft war hier weniger optimistisch. Kotze stinkt, wusste sie, aber auch, dass Aale unglaublich fettig und ölig sind.

 

Sie ist eine kluge Frau. Und sie trug unsere Entscheidung mit, diesen Sebastian K. am weit ausgestrecktem Arm als Bedürftigen der Woche zu küren. Ebenfalls mit der Option auf ein Mehr. Vielleicht in Berlin. Vielleicht auch in Washington.

 

 

Samstag
31
Mai 2014
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