Das Innenministerium hatte zwar den Fall Ka. über die von ihr angewiesene Staatsanwaltschaft abschließen lassen, doch blieb das Thema in den Medien präsent. Dies hatte mehrere Ursachen.
Bereits im Jahr der Entführung, 1998, hatte sich der Detektiv Walter P. um den Vermisstenfall bemüht und seine Ergebnisse 2004 sogar in einem Buch pupliziert. Nach dem Auftauchen von Natascha Ka. brachte er (zusammen mit Ludwig K.) im Oktober 2006 eine Pressemitteilung heraus, in welcher er darlegte, wie schlecht und fahrlässig das Wiener Sicherheitsbüro wie auch die Soko Burgenland seinerzeit „ermittelt“ hatte. Alibi-Handlungen und zwingende Schritte, die unterlassen worden waren, hätten Priklopil als Entführer sofort identifizieren können. Es wäre mglich gewesen, das entführte Kind, Natascha Ka., bereits nach wenigen Wochen zu befreien.
Der Detektiv Walter P. hatte damit voll ins „Schwarze“ getroffen. Er lag auch richtig damit, dass das Umfeld von Ka. wie von Priklopil nicht eingehend untersucht worden war. P. stellte außerdem fragend dar, wie die Entführung durch einen vermeintlichen Einzeltäter alleine bewältigt worden sein soll. Nur mit einer Drohnung, nachdem er das Mädchen in das Fahrzeug gesetzt hatte?
Etwas heikel wurde es allerdings mit seiner Annahme, dass sich Mitwisser oder gar Mittäter im Umfeld der Mutter, Brigitta S., befunden haben könnten. P. verdächtigte Frau S. und fand Zeugen, die eine Bekanntschaft zwischen Frau S. und Priklopil nahelegen könnten.
In diese Kerbe schlug auch Martin W., Familienrichter aus Fürstenfeld, der sich gleichfalls in diesem Fall engagiert und nachgeforscht hatte. Er beschuldigte die Mutter von Natascha Ka. der Mittäterschaft oder Mitwisserschaft. Doch ließen sich aus vermeintlichen Indizien keine Beweise konstruieren, wobei ihm auch Pendelgänger bei der Suche nicht zu helfen vermochten.
Brigitta S. hatte immer angegeben, Wolfgang Priklopil nie gesehen zu haben. Eine Zeugin gab allerdings an, Priklopil einmal in ihrem Geschäft gesehen zu haben. Und ein Nachbar von ihr behauptete, dass Priklopil mehrmals bei ihr ein und aus gegangen wäre. Diese Aussage wurde von dem Zeugen vor Gericht allerdings widerrufen, doch konnte sich jemand anders sehr wohl an diese Aussage erinnern.
Aber auch der ehemalige Leiter des Wiener Sicherheitsbüros, Max E., hatte sich gewundert, dass Ludwig K. sich um die Aufklärung des Falles engagiert habe, die Mutter dagegen sich – seiner Erinnerung nach – nie erkundigt habe. Genährt wurde dieser Verdacht auch von dem Umstand, dass sich Natascha K. damals, an jenem 2. März 1998, zum ersten Male alleine, d.h. ohne Begleitung der Mutter, auf dem Weg zur Schule befunden hatte. Dies auch noch zu einer unplanmäßig verspäteten Zeit. Und es dann prompt zu dieser Entführung kam.
Die Familienverhältisse innerhalb der Familie Ka. wurden ebenfalls mehrmals thematisiert. Der Mutter, Brigitta S., wurde ein loser Umgang mit anderen Männern unterstellt, dem Vater, Ludwig Ko., wiederum zu loser Umgang mit Alkohol. Und von deren Tochter Natascha Ka. wussten Zeugen zu berichten, dass sie mit langen Striemen auf dem Rücken und von Ohrfeigen geröteten Wangen gesehen worden wäre.
Tatsächlich suchte Natascha Ka. nach ihrem Auftauchen wochenlang nicht den Kontakt zu ihren Eltern. Mit ihrer Mutter sollte sie dann nur telefonieren.
Die Eltern besaßen keine rechtliche Handhabe mehr über ihre Tochter, weil diese mittlerweile mit 18 Jahren volljährig geworden war.
Am 29. November 2006, also nur zwei Wochen nach der offiziellen Einstellung der Ermittlungen, erhob nun auch der seit August 2006 pensionierte Max E., der oben bereits erwähnte ehemalige Chef des Wiener Sicherheitsbüros öffentlich schwere Vorwürfe gegenüber den Eltern der Natascha Ka. Den Vater bezeichnete er als Alkoholiker und die Mutter als eine Frau mit mehreren Männerbekanntschaften. Dies war von E. ein unverschämtes Verhalten, welches aber mit einer neuen Information kaschiert wurde. Die Kripo hatte nämlich damals im Zuge ihrer Ermittlungen Familienfotos entdeckt, wo auf zwei Bildern eine so gut wie nackte zehnjährige Natascha Ka. mit Stiefeln und Reitgerte oder nackt mit einer Pelzstola entdeckt. Einige dieser Fotos wären von der Schwester von Brigitta S. gemacht worden, aus Jux, wie versichert worden sei. Die Polizei habe diese „Baby-Doll“-Posen aber als nicht normal eingestuft und einen sexuellen Mißbrauch innerhalb der Familie vermutet. Allerdings konnte nie der Nachweis für diese Vermutung ermittelt werden.
Die Motivation von Max E., über die Medien Anschuldigungen auszusprechen, ohne Beweise in den Händen zu halten, bleibt mysteriös. Hier kann die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass es sich um ein Ablenkungsmanöver gehandelt haben mag, denn es war sein Büro gewesen, welches 1998 so unglaublich geschlampt hatte.
Die Mutter von Natascha Ka, Brigitta S., brachte 2007 ein Buch heraus, in welchem sie mehr schlecht als recht über ihre Zeit zu berichten mühte. Auch der pensionierte Familienrichter Martin W. Legte ein kleines Büchlein auf, in welchem er u.a. Darlegte, warum er nicht nur von wenigstens zwei Tätern ausging, sondern auch die Mutter von Natascha Ka. als Beteiligte in dem Entführungsfall ansah.
Er wurde später von Brigitta S. im November 2008 ein zweites Mal (nach einem ersten Verfahren im Jahre 2000) erfolgreich auf Unterlassung geklagt und verlor dieses Verfahren auch in zweiter Instanz 2009.
Eine andere Ursache, warum dieses Thema und somit dieser Fall in den Medien präsent blieb, war in der Person Natascha Ka. selbst begründet, die sich mit Interviews und öffentlichen Auftritten ins Gedächtnis der Medienkonsumenten verankerte.
Als Medienkonsument stand und steht man den Geschehnissen und den unter das Volk gebrachte Informationen und Desinfornationen ohnehin außen vor. Nichts genaues weiß man nicht.
Was aber in weiten Teilen der österreichischen Bevölkerung aufstieß, war die Außendarstellung der jungen Frau Ka. Sie hatte ihre Geschichte und sie erzählte von dieser. So weit, so gut. Für die Wahrnehmung des Publikums blieb es allerdings auch nur eine Geschichte, weil Natascha Ka. zwar die Erzählerin war, ansonsten aber nichts darauf hindeutete, dass es auch so, wie berichtet, gewesen sein könnte. Weder sah die junge Dame danach aus, als wenn sie inmitten ihrer Wachstumsphase im Alter von 10 Jahren in ein Kellerloch gesteckt worden wäre – für ganze 8 Jahre, noch sprach sie entsprechend. Somit blieb ein ganzer Teil der Gaubwürdigkeit auf der Strecke, obwohl es damals tatsächlich zu einer Entführung gekommen war. Dies war zumindest der Anfang ihrer Geschichte gewesen, aber das Ende vertrug sich damit nicht.
Entsprechend erwartungsfroh wurden durch die Medien kolportierte Informationen aufgenommen, die eine andere Seite dieser Geschichte andeuteten. Seien es nun ein Skiausflug mit dem Entführer, sei es eine Sichtung in dessen Garten durch die Nachbarn, sei es eine gemeinsame Fahrt zum Freund von Priklopil gewesen. Dies wiederum führte zu Spekulationen, inwieweit sich im Verlauf der Jahre zwischen Priklopil und seinem Opfer ein Vertrauensverhältnis entwickelt hatte. Es stellten sich auch Fragen wie jene nach der medizinischen Versorgung des Mädchens. War Natascha Ka. nie beim Zahnarzt gewesen? Viele Fragen blieben offen.