Nach der hier nicht herausgestellten Teilnahme an der Marchfeld-Schlösser-Tagung Mitte September in Marchegg wurde vergangene Woche der Forschung im Felde ein weiteres Kapitel hinzugefügt, um das Thema „Spätmittelalterliche Fortifikationen im 15. Jahrhundert“ zu vertiefen.
Bei sog. Kaiserwetter wurden wir anfänglich mit einigen Widrigkeiten konfrontiert, zu denen ein übel gelaunter Amtsleiter der örtlichen Gemeinde ebenso zählte wie nicht abgedroschene Felder, die den Einsatz von Vermessungsgerät in den ersten beiden Tagen verunmöglichte. Ein offenbar regionaler Anlieger, der sich nicht vorstellte, beschwerte sich über das Abstellen der Fahrzeuge auf einem (nicht deklarierten) Privatgrund. Der Mann zeigte sich sehr aufgewühlt, zumal er eingestehen musste, dass es sich bei seiner Person weder um den Besitzer noch um den Pächter handelte. Als schließlich die Felder angedroschen und umgeackert wurden, versanken wir inmitten des Motorenlärms in Staub und Dreck, bevor am Ende der Woche der Regen einsetzte und der Ackerboden an den Stiefeln kleben blieb.
Im Mai 1441 wurde im Umfeld des Schlosses Jedenspeigen geschossen. Kaspar von Jedenspeigen und seine beiden jüngeren Brüder treten in den Quellen 1439 als Fehdehelfer von Christoph II. von Liechtenstein in dessen Fehde gegen Elisabeth von Luxemburg, Königin von Ungarn, und den ungarischen Ständen in Erscheinung. Im Zuge dieser Ereignisse wurde allerdings bei einem Vergeltungsschlag das Dorf Jedenspeigen durch eine Truppe des oberungarischen Land- und Kriegsherren Pankraz von Szent Miklos ausgeraubt und verwüstet. Eine 1440 vom Zaune gebrochene Fehde gegen die Pottendorfer, die Verquickung und Unterstützung mit Gönnern, welche aufgrund unbezahlter Militärdienstleistungen gegen das Herzogtum Fehde führten und letztlich die übermütig wirkende „Absage“ an den Landesfürsten, sollte für Kaspar von Jedenspeigen schlußendlich zu seinem Ende führen. Von seinen Unterstützern fallen gelassen und somit isoliert sahen sich die Brüder von Jedenspeigen in ihrer Burg im Mai 1441 mit einer Belagerung konfrontiert, welche durch ein massives Aufgebot an ständischen Truppen durchgeführt wurde. Deren oberster Feldhauptmann war übrigens der oben erwähnte Christoph von Liechtenstein.
Von Interesse ist hier der belegbare und gleichzeitig nachdrückliche Einsatz von Kanonen. Auf seiten der Belagerer gab es mauerbrechende „große Büchsen“ sowie wenigstens einen Mörser, während die Burg von Jedenspeigen größere „Steinbüchsen“ und mindestens eine sog. Tarrasbüchse (mittleres Kaliber) zur Verteidigung aufgeboten hatte. Deren Plattformen als Elemente fortifikatorischer Baulichkeiten sind allerdings heute abgekommen und lassen sich derzeit (noch) nicht nachweisen. Neuzeitliche Zerstörungen, Überformungen beispielsweise durch Wegführungen über mutmaßliche Bastionsreste oder grubenähnliche Einbauten wie die Errichtung von Auffangbecken erleichtern eine Belegbarkeit spätmittelalterlicher Fortifikationen kaum.