Die Darstellung der – eigenen – Soldaten als Verteidiger, Befreier, sich aufopfernde Helden etc. ist so alt wie der Krieg selbst. Die zahlreichen Kriege, welche von den USA, der NATO sowie ihren Verbündeten zur Wahrung ihrer politischen, geostrategischen und wirtschaftlichen Interessen allein ab 2001 für das US-Konzept des „Greater Middle East“ losgetreten wurden, hatten abseits der Vernichtung von Kulturen, Gesellschaften, Lebensgrundlagen, Volkswirtschaften und Staatsgebilden bislang geschätzte zwei Millionen ermordete Menschen verursacht.
Bereits vor den gegen Libyen und Syrien geführten Kriegen hatte die Propaganda versucht, ihr nach Afghanistan und in den Irak entsandtes Kriegsvolk auf allen Ebenen in ein möglichst positives Licht zu stellen und gleichzeitig die zahllosen Opfer aus dem selbigen Licht der Wahrnehmung verschwinden zu lassen. Der NATO-Soldat, zumeist aus den USA, wurde massenmedial in den eroberten und besetzten Ländern als Opfer von Hinterhalten, von Nöten und Beschwerden dargestellt, als das Gute inmitten des Bösen und des Fremdartigen, als Vertreter des propagierten „Wertewestens“ mit einem vorgeblich demokratischen Anliegen und Verteidiger von Frauenrechten u. a.
Die Zurschaustellung der Täter als Helfer wie auch als Opfer hatte in den Jahren 2001 bis 2008 seltsame Blüten getragen. Abseits des organisierten Massenmords, welcher häufig aus dem Hinterhalt und auf Zivilisten durchgeführt wurde, und abseits der dafür notwendigen rassistischen Einstellung der Militärs gegenüber der einheimischen Bevölkerung (US-Jargon: „Sandnigger“), erhielten Fotos von Tätern auch verstärkten Eingang in Fotowettbewerbe, ohne diese Täter als solche zu deklarieren. Das Motiv eines erschöpften US-Soldaten in Afghanistan erhielt sogar den ersten Preis des „World Press Photo“.
Quelle: http://www.wdcphotography.com/2012/02/sleeping-soldiers/world-press-winner-2007/
Diese Widerlichkeiten hatten wir 2009 zum Anlass genommen, eine eigene Pressefoto-Veranstaltung als „Fake“ aufzuziehen, um diese als eine verdeckte Antikriegsveranstaltung zu präsentieren. Für das Plakat hatten wir uns für ein Motiv entschieden, welches einen US-Soldaten mit einem weinenden, aber vermeintlich geretteten Kind in Afghanistan zeigt. Hierbei handelte es sich nur um einen Ausschnitt des Fotos, auf welchem die Leichen der erschossenen Mutter und Großmutter weggeschnitten worden waren. Das vollständige Bild war innerhalb der Ausstellung zu sehen gewesen.
Afghanistan ist derzeit wieder stark in den Medien präsent, weil sich die USA und die NATO aus diesem Land zurückziehen. Die Geschichte, die hier auch bildhaft erzählt wird, ist von einer Reihe von Unstimmigkeiten begleitet, welche natürlich nicht hinterfragt werden. Diese wurden auch 2001 beim Überfall auf Afghanistan nicht hinterfragt. Die kursierenden Lügen werden bis heute als Wahrheit verkauft. Die nun in den Massenmedien verbreiteten Fotos wecken Assoziationen an das Ende des Vietnam-Krieges und generieren Mitgefühl für jene, welche das Land schnellstmöglich verlassen wollen, sie sparen aber auch nicht an Motiven des guten Soldaten, welcher sich unter anderen um einheimische Kinder so rührend sorgt. Diese PR macht die anderen allerdings auch nicht wieder lebendig.
US-Propaganda-Foto im KURIER, Printausgabe vom 24. August 2021.
Quelle: Screenshot, APA & US Central Command Public Affairs, Samuel Ruiz.