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Das arme Würstchen vom KURIER

 

Andreas Schwarz ist in dem österreichischen Boulevard-Blättchen KURIER für die Sparte „Ausland“ zuständig. Doch der vermeintliche Horizont über die Landesgrenze hinaus hat seine Tücken, wie Schwarz für sich hatte feststellen müssen. Mit der seiner Berufssparte abverlangten Geschwätzigkeit war es ihm ein Bedürfnis, seine Überforderung den Konsumenten des KURIER mitzuteilen. In seiner als Leitartikel positionierten Meinung fragte er in der Druckausgabe vom 12. Juni 2020:

„Die neue Welt – und wo ist Europa?.“

https://kurier.at/meinung/die-neue-welt-und-wo-ist-europa/400937318

 

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Quelle: KURIER, Druckausgabe vom 12. Juni 2020. 

 

Andreas Schwarz versteht die Welt nicht mehr, die ihm plötzlich wie neu daherkommt. „Die Welt steht seit Monaten im Banne zweier Führer…“, glaubt er. Die Welt, von der Schwarz redet, ist freilich ausschließlich seine eigene. Und diese ist beängstigend eingeschränkt. Aus diesem Umstand macht Schwarz keinen Hehl, weil er wie die meisten Beschränkten seine eigene Wahrnehmung als Spitze der menschlichen Intelligenz wahrnimmt.

Der eine Führer steht nach Schwarz dem chinesischen „Regime“ vor. Dieser soll das Auftauchen des Coronavirus nicht nur vertuscht, sondern seine Ausbreitung gar befördert haben. Einen Beweis für diese Behauptung benötigt Schwarz dafür nicht, da es sich nur um seine Meinung handelt. Nach dieser wäre China eine „Erziehungsdiktatur“, eine, die sich angeblich im Begriff befand, die Welt, Schwarz seine Welt, zu „kolonialisieren“.

Schwarz präsentierte kenntnisfrei und historisch entkoppelt seine eigene Version einer Kolonialisierung, welche in seiner Gedankenwelt „durch wirtschaftliche Kraft“ und „politischen Druck“ erfolgen würde. Er mag ihn einfach nicht, diesen „chinesischen Drachen“, obwohl dieser entgegen des von Schwarz bevorzugten Gegenspielers aus Übersee, der realen Kolonialmacht, auf weltweite Militärstützpunkte und -operationen verzichtet.

Dort hat Schwarz den zweiten Führer lokalisiert, den er ebenfalls nicht mag. Allerdings nur ihn alleine. Der „erratischen Präsidentschaftsdarsteller Trump“ würde polarisieren, keine Orientierung haben, und nicht nur das, er würde sich gar um seine Wiederwahl bemühen.

Das kann Schwarz keinesfalls gutheißen, auch wenn ihm die Argumente fehlen. Es ist die vermeintlich fehlende Orientierung, die dem KURIER-Mann zu schaffen macht. Jahrelang darauf gedrillt, dem US-Stiefel zu dienen, geht es in Wirklichkeit um die Orientierung von Schwarz, die ihm nun zu fehlen scheint.

Ohne Orientierung kein Verständnis bei Schwarz. Die Meinung, die ihm andere vorgaben und vorgeben, ist nicht mehr deckungsgleich zu bringen. Das Widerkauen von dem, was ihm seine Finanziers auf den Tisch legen, kollidiert bereits seit längerer Zeit. Zwei gegensätzliche Botschaften aus Washington, jene der aktuellen US-Regierung, reduziert auf „Trump“, und jene von dessen Gegnern, das überfordert Schwarz, der bislang nur eine gültige Meinung gewohnt gewesen war.

Die Anweisung der US-Oligarchengruppe „Demokraten“ war bislang einfach gestrickt gewesen, so dass es auch Schwarz hatte verstehen können: Trump schlecht, „Demokraten“ und USA super. Der KURIER-Mann muss auch nicht verheimlichen, wen er als „Ordnungsmacht“ ansieht: das sind für ihn die USA, das schreibt er auch. Die „Ordnungsmacht“ wurde freilich nicht gewählt, die wurde selbsternannt. Und neben dieser „Ordnungsmacht“ kann es keinen Platz für eine weitere geben, erst recht nicht für die Chinesen, obwohl diese extrem ordentlich sein sollen. Schwarz braucht Ordnung, allerdings nur die US-Ordnung. Trump aber steht für „Unordnung“, daher muss er weg.

Nach den erwähnten zwei Führern fiel Schwarz dann ein, dass er bis drei zählen kann. Fast schien er den dritten Führer vergessen zu haben.

„Und dann gibt es noch Wladimir Putin.“

Oh, Gott, ein Russe, und dann noch ein ehemaliger Geheimdienstler! Generationen von US-Präsidenten (und weiteren Führern aus anderen Ländern), von denen nicht wenige unerwähnterweise aus Militär und Geheimdienst stammten, hatten sich an den Russen abgearbeitet.

Dieser Putin, vielleicht ein zukünftiger „Zar“ auf Lebenszeit, nein, den mag Schwarz natürlich auch nicht. Denn der sei der Chef einer „gelenkten Demokratie“, die es natürlich nur in Russland gibt, einer, der Medien „knebelt“, wo diese viel freier wirken als hierzulande. Auch die NGO’s – Schwarz „vergaß“ deren Finanzierung durch das Ausland – würden geknebelt werden, aber offenbar ganz anders als jene in den USA, die er nicht erwähnte. Und nicht zu vergessen die wenigen „Regimekritiker“ – auch geknebelt. Kurzum, bei den Russen wird alles geknebelt, während ein Mann wie Schwarz die Freiheit hat, den KURIER-Konsumenten frech ins Gesicht zu lügen.

Es ist Schwarz, der den äußeren Feind bemühen muss, diesen aber nicht benennt. Dafür schiebt er die vom „Westen“ geputschte, ausgebeutete und abhängige Ukraine vor. In Syrien hätten die Russen angeblich mit „finsteren Mächten“ zu tun, als würde die russische Regierung die Anwesenheit der illegal operierenden NATO-Truppen und Al-Kaida-Terroristen nicht definieren können. Schwarz scheint noch immer nicht die Niederlage der „Freiheitskämpfer“ von Al-Quaida in Ost-Aleppo verdaut zu haben. Noch ein wenig die schon lange widerlegte Wahlbeeinflussung im „Westen“ durch Russland hinzu lügen, dazu angeblich durch die Russen verbreiteten „Fake News“, deren Überbringer freilich Schwarz selbst ist, und nicht zu vergessen: Cyberwar.

Allein der Vergleich zwischen den harmlosen, ungeschickten USA/Trump und dem wahnsinnig aggressiven, kriegerischen Gespann Russland/Putin zeigt plakativ auf, mit welchen Methoden hier Schwarz zu arbeiten versucht, um die Konsumenten in eine bestimmte Richtung zu lenken. Und mögen diese mit der Suggerierung, der Feind stünde im Osten, noch so primitiv sein.

Für Schwarz ist diese kleine Welt nur noch schrecklich. Er versteht sie nicht, und weil er sie nicht versteht, plagen ihn Minderwertigkeitskomplexe. Denn in dieser kleinen Welt käme „Europa“ nicht mehr vor, befindet er, und ja, Schwarz auch nicht, befindet der Verfasser dieser Zeilen. Und wie kleine unbedeutende Würstchen mit Großmacht-Phantasien zuvor lässt es auch in ihm Aggressionen fühlen.

„Ein paar Sanktionen gegen Putin, aber den Russen nur nicht zu sehr verärgern; Staunen über Trump, aber was soll man tun; und wie das Kaninchen vor der Schlange sitzt man vor China – wer weiß, den Handel mit der Weltmacht Nr. 1 bald wird man noch brauchen.“

Schwarz ist aus einem anderen Holz geschnitzt, wenn auch nur vom sicheren Schreibtisch aus. Er sehnt sich den Ärger mit den Russen förmlich herbei, es ist spürbar, und als Kaninchen vor der chinesischen Schlange zu sitzen, nein, das geht nicht, da muss etwas unternommen werden.

Vielleicht endlich losschlagen?

Am Ende bleibt aber auch bei Schwarz nur die Resignation. Konnten die Vorfahren immerhin zwei Feldzüge organisieren, um eine neue Ordnung im Osten wenigstens zu versuchen, so scheinen die europäischen Staatenlenker nichts zusammenzubringen. Dieser Bedeutungsverlust ist für einen Hetzer und Schreibtischtäter wie Schwarz nur noch bitter. Es ist auch sein eigener.

 

 

Samstag
13
Juni 2020
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