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Der Gesang der US-Marschflugkörper 22.

 

Alexandra Föderl-Schmid hatte am 7. April 2017 einen zweiten Artikel im STANDARD veröffentlicht, welcher online um 18.20 Uhr erschien sowie in der Printausgabe am folgenden Tag. Es handelte sich hierbei um einen Kommentar, welcher die Überschrift „Trump agiert nach Bauchgefühl“ trug.

http://derstandard.at/2000055585350/Trump-agiert-nach-Bauchgefuehl

 

Ihre Meinung begründete Föderl-Schmid mit ihrer persönlichen Eigenart, die US-Politshow tatsächlich ernst zu nehmen, und mit der groben Fehleinschätzung, dass in der US-Regierung irgendetwas spontan und unüberlegt geschehen könnte. Ihre – bestenfalls – Inkompetenz hatte sie bereits eingangs belegt, in dem sie unter anderem die rhetorische Frage gestellt hatte:

„Lassen sich die USA in den Krieg in Syrien weiter hineinziehen?“

Diese Frage war verlogen. Lag dem keine Absicht zugrunde, muss es sich um Unkenntnis und vor allem um eine extreme Dummheit gehandelt haben. Denn niemand wird in einen Krieg „hineingezogen“, wenn hierbei von dem eindeutigen Aggressor die Rede ist. Der Raketenüberfall war eine Aggression wie die USA seit Anfang an als die treibende Kraft hinter der Aggression gegen den Staat Syrien steht. Davon abgesehen, war bereits vor 2011 aus dem Vorhaben kein Geheimnis gemacht worden, unter anderem im Plan „Greater Middle East“ dargelegt. Für die linientreuen Massenmedien war dies natürlich kein Thema.

Der Kommentar von Föderl-Schmid gestaltete sich somit auf eine Weise, als würde sich ihre Leserschaft aus einer hirnlosen Masse formen. So behauptete sie:

„Trump demonstriert mit diesem Militärschlag in Syrien Entschlossenheit und sendet damit ein Signal an Assad, aber auch an die Russen und Iraner aus.“

Das einzige Signal, welches hier allerdings ausgesendet wurde, war die Selbst-Deklaration seitens der USA als verbrecherische Kriegstreiber. Das war eine schlichte Feststellung, zu der sich Föderl-Schmid nicht in der Lage sah bzw. nicht in der Lage sein durfte. Das war kein Versehen, denn sie log anschließend:

„Sechs Jahre lang hat Trumps Vorgänger Barack Obama dem Abschlachten von Syrien zugesehen und auch dann nicht eingegriffen, als die von ihm definierte rote Linie durch einen Giftgasangriff 2013 in Syrien überschritten worden war.“

Natürlich hatte der ehemalige US-Präsident Obama nicht „zugesehen“, denn unter seiner Regierung war der Krieg gegen Syrien mit mehr oder weniger offensichtlichen Proxy-Truppen erst durchgeführt worden. Der Giftgasangriff aus dem Jahre 2013 wurde bei dieser Gelegenheit einmal mehr indirekt der syrischen Regierung angelastet, obwohl es dafür keinen Beweis gab. Es war ein Ereignis, welches durchaus Parallelen zu jenem von Khan Sheikhoun aufwies – einschließlich aller Reaktionen der Kriegstreiber aus dem Westen und den Golf-Dikaturen samt ihrer Medienmeute.

„Mit seinem Befehl setzt sich der Republikaner Trump vom Demokraten Obama ab und stellt sich in eine Tradition von Ronald Reagen und George W. Bush.“

Föderl-Schmid versuchte hier, einen Zusammenhang zwischen einen angeblich „guten“, aber etwas „weichen“ US-Präsidenten Obama und der US-Partei „Demokraten“ herbeizuschreiben, dem sie als Kontrast vermeintlich (noch) kriegerische Präsidenten der Partei „Republikaner“ gegenüberstellte. Sie versuchte, einen Unterschied zwischen den beiden US-Parteien herauszustreichen, den es schlichtweg nicht gab und nicht gibt. (Es handelt sich hier nur um oligarchische Interessengruppen in beiden Parteien). Die Regierung Obama hatte in mehreren Ländern Krieg geführt, Obama selbst ist zudem maßgeblich und persönlich für das Massenmorden per Drohne verantwortlich. Das wissen die Schreibtischtäter natürlich selbst, denn zuvor hatten sie einen George W. Bush bei seinen Kriegen nicht weniger unterstützt.

Für die medialen Dienstleister der kriegerischen Interessengruppen schien es dagegen ein Problem zu sein, dass ausgerechnet mit Trump ein Vertreter einer konkurrierenden Interessengruppe, welche täglich von den ersteren bekämpft wurde, scheinbar eine Eskalation in Gang gesetzt hatte, die von den zuvor etablierten US-Interessengruppen erwünscht gewesen war.

So kam Föderl-Schmid doch nicht um die Feststellung herum, dass es sich bei dem US-Raketenangriff um einen Völkerrechtsbruch handelte. Und dass dieser von der EU und europäischen Regierungen auch noch positiv bewertet wurde. Das gab einen Blick auf Personen in europäischen Entscheidungs-Positionen frei, die mit den von ihnen propagierten Werten plötzlich absolut nichts mehr zu tun hatten. Es wurde ein Verbrechen beklatscht.

Die auch von Föderl-Schmid erwähnte Reaktion Russlands war dagegen für den angeblichen „Werte-Westen“ eher peinlich. Es wurde ein Abkommen ausgesetzt, gleichzeitig aber sämtliche Kanäle offen gelassen, um deeskalierend wirken zu können. Die Russen, bei jeder Gelegenheit als böse und aggressiv hingestellt, schienen tatsächlich noch einer Hoffnung auf eine gute Beziehung mit den USA nachzugehen, wie auch von Föderl-Schmid angemerkt wurde.

Es war im Gegensatz zur Regierung Obama die Regierung Trump gewesen, die bezüglich Syrien von US-amerikanischer Seite einen ersten Schritt zu einer Deeskalation markiert hatte. Das Fallenlassen des Ziels, in Syrien einen Regierungswechsel zu erreichen, soll ja angeblich ausgerechnet von der syrischen Regierung sabotiert worden sein, sollte man den im Krieg gegen Syrien involvierten Politikern und den Massenmedien Glauben schenken.

Die Irritation einer Föderl-Schmid war jedenfalls offensichtlich. Sie hatte nicht den blassesten Schimmer über das, was sich in Syrien ereignet hatte. Sie schrieb dann von ihrem Glauben, dass „Assad“ – als würde es um „Assad“ gehen – aus US-amerikanischer Sicht nicht mehr das „geduldete kleinere Übel“ im Vergleich zur „IS“ sein dürfte. Das war Glaube und möglicherweise auch Hoffnung zugleich.

Frank Herrmann berichtete aus Washington (online am 7., gedruckt am 8. April) davon, wie sich die US-Regierung nach dem befohlenen Raketenangriff präsentierte: „Donald Trumps Wandel zum Kriegsführer.“ Das soll uns hier aber weiter nicht interessieren.

http://derstandard.at/2000055584968/Donald-Trumps-Wandel-zum-Kriegsfuehrer

 

Bei der letzten Autorin des Tages im STANDARD handelte es sich um Gudrun Harrer, deren Beitrag „Trump steigt ins syrische Spiel ein“ am folgenden Tag ebenfalls abgedruckt werden sollte. Obwohl erst um 20.56 Uhr online gestellt, schient Harrer nicht mehr aktuell gewesen zu sein. Sie redete davon, dass die durch den US-Raketenangriff angerichteten Schäden auf der syrischen Luftwaffenbasis beträchtlich gewesen sein dürften, und mutmaßte aufgrund zu weniger – angeblicher – Opfer, dass es offenbar eine Verständigung zwischen den USA und Russland/Syrien gegeben haben könnte.

Frau Harrer waren anscheinend sämtliche Presseerklärungen aller Seiten mindestens 12 Stunden zuvor abhanden gekommen, doch wusste sie von der US-Erklärung aus genau diesen Quellen, dass eine (offizielle) „Militärintervention“ nicht geplant gewesen sein soll. Harrer nutzte jedenfalls die Gelegenheit, um in diesem Zusammenhang ein verlogenes Narrativ der Kriegstreiber anzubringen:

„Ein amerikanisches militärisches Engagement in Syrien gibt es ja bereits, auch mit Bodentruppen, aber gegen den „Islamischen Staat“.

Den gegen den syrischen Staat und dessen Bevölkerung geführten Krieg durch die USA und seinen Verbündeten verleugnend, fügte Harrer eine Behauptung der Kriegstreiber und seiner Bodentruppen vor Ort an, als könnte an dieser Geschichte etwas dran sein:

„Die Operation gegen den Ort, von dem die mutmaßlichen Giftgasbomber am Dienstag gegen die Stadt Khan Sheikhun in Bewegung gesetzt wurden, hatte demnach vor allem symbolischen Charakter.“

Symbolisch war es auch, anlässlich eines unbewiesenen Ereignisses über eine gleichfalls unbelegte Behauptung bezüglich einer vermeintlich urheberschaftlichen Örtlichkeit zu schwadronieren, als würde irgendwo ein gesicherter Parameter zur Verfügung stehen. Hier wurde nur über den oberflächlichen Charakter des Aggressors spekuliert, welcher gleichzeitig – welch „journalistische“ Offenbarung – als einzige Quelle benutzt wurde. Mit anderen Worten: was Harrer hier ablieferte, war wie so oft nichts weiter als dummes Gerede.

http://derstandard.at/2000055578714/Trump-steigt-ins-syrische-Spiel-ein

 

Den US-Kriegsakt wollte auch Harrer als „Bestrafung“ verstanden wissen. Der rechtliche Aspekt wurde von ihr nicht tangiert. Stattdessen befand sie:

„Die einzelne Militäraktion macht längerfristig jedoch nur Sinn, wenn sie politisch begleitet wird.“

Verbrechen machen demnach Sinn, wenn sie politisch begleitet werden. Von Frau Harrer offenbar nicht bemerkt, wurden bereits sämtliche Verbrechen politisch begleitet. Und ja, würde es „politisch“ nicht so laufen wie gewünscht, würde ja noch das Mittel Verbrechen… ähm… „Militäraktion“ zur Verfügung stehen, als „Strafe“. Das könnte dann auch politisch begleitet werden – und Sinn machen.

Das weitere Gerede zeigte auf, dass Harrer anscheinend Proleme damit hatte, den Sinn von Handlungen zu erfassen. Weder erwähnte sie, dass die Friedensgespräche in Astana zwischen Russland, der Türkei und dem Iran erste Früchte getragen hatten, noch stellte sie fest, dass diese möglich geworden waren, weil diese unter Ausschluß der Kriegstreiber wie die USA und ihre Verbündeten erfolgten (Ausnahme: Türkei). Spekulativ war der Gedanke, dass Russland nun bezüglich den USA eine Vorstellung revidieren müsse.

Harrer berichtete von der russischen Feststellung, dass es über den Giftgasvorfall in Khan Sheikhoun keine gesicherten Erkenntnisse über die Urheberschaft geben würde, dies aber für die USA „irrelevant“ sei. Das war freilich nichts neues, das war ein Phänomen seit der Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika. Und Harrer weiter mit einem gewissen Vorausblick:

„…ebenso, dass die Aktion von den meisten Völkerrechtlern als illegal bezeichnet werden wird.“

Hier wurde etwas auf die Meinung von Völkerrechtlern reduziert, obwohl es an der auch in der UN-Charta beschriebenen Definition keinen Zweifel gibt. Harrer hatte offensichtlich ein Problem damit, ein Verbrechen als das zu bezeichnen, was es war. Sie hantierte mit „Signalen“ an die US-Verbündeten in der Golf-Region, registrierte eine Enttäuschung bei der Diktatur Saudi-Arabien, weil keine Aggression („Eindämmung“) gegen den Iran im Raume stand und anderes. Auch phantasierte sie „Signale“ an Russland herbei.

„Denn das politische Signal an Russland ist, dass es im innersyrischen Konflikt eben keine freie Hand hat: auch – und vor allem – nicht, was die iranische Rolle oder jene der schiitischen Milizen, allen voran der libanesischen Hisbollah, in einer zukünftigen syrischen Ordnung betrifft.“

Davon abgesehen, dass Harrer die von ihr wahrgenommenen „Signale“ rein spekulativ waren, sollte hier zum wiederholten Male festgestellt werden, dass sich russische und iranische Militärs legal in Syrien aufhielten, aber nicht jene der USA und ihrer Verbündeten. Die Vorstellung der USA von der „Neuordnung“ in diesem Raum war, wie erwähnt, bereits vor dem Krieg publiziert worden. Was Harrer zum besten gab, war belangloses Gequatsche über eine eindeutige Situation. An dieser wurde aber fleißig manipuliert:

„Hier ist auch Israel betroffen.“

Nur ist Israel nicht „betroffen“, sondern einer der aggressven Akteure in dem Krieg gegen Syrien, sei es mit Luftangriffen, sei es mit Unterstützung der Al-Kaida-Söldner im Südwesten des Landes. Groteskerweise hatte der auch von Israel geführte Krieg erst die iranischen und libanesischen Hilfstruppen nach Syrien rufen lassen. Die Aggressoren hatten anfangs nicht geahnt, dass sich der syrische Staat tatsächlich so lange halten würde, und natürlich hatte Israel den US-Kriegsakt begrüßt, also das, was von ihnen selbst immer wieder praktiziert wurde – ohne vom angeblichen „Wertewesten“ dafür angeklagt zu werden.

Harrer rätselte weiter, wer was denken und empfinden oder was geschehen könnte. Das Bestreben der syrischen Regierung („Assad“), das eigene Staatsgebiet von den jihadistischen Söldnern und Terroristen zu befreien, wurde von ihr als „großspurig“ lächerlich gemacht.

Ihr Standpunkt blieb der gleiche: hier das „Regime“, dort die „Opposition“. Wie zum Beispiel in der Provinz Idlib, wo sich „Rebellen“ verschanzt hätten. Al-Kaida gibt es nicht. Sagt schließlich auch Al-Kaida nach ihrer Umbenennung.

 

 

Freitag
29
Dezember 2017
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