Die US-Aggression gegen den Staat Syrien in Form eines nächtlichen Raketenüberfalls auf eine Luftwaffenbasis in der Nacht auf den 7. April 2017 hatte eine westliche Medienmeute in Euphorie versetzt. Völkerrechtsbruch, Kriegsakt, hinterhältiger Mord, Eskalation schien das, was förmlich in den Schreibstuben herbeigesehnt worden war, denn das Verbrechen wurde nicht verurteilt.
Anders HINTRGRUND, eines der wenigen echten und unabhängigen Nachrichten-Magazine, welches spottete, dass US-Präsident Trump nun vor dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag landen würde, würde es sich bei ihm um einen Schwarzafrikaner handeln.
Doch war das Gegenteil der Fall. Trump, der ansonsten von den Massenmedien der Neocons hart bekämpft wurde, bekam einmal von ihnen ein positives Feedback. Hatte er doch die seit Jahren von diesen Massenmedien gewünschte Eskalation endlich angeordnet.
Start eines Marschflugkörpers von einer US-Fregatte. Screenshot/YouTube.
„Vergeltungsschlag: USA greifen syrische Luftwaffenbasis an“, hieß es im KURIER, online erschienen am 7. April 2017.
Vergeltung!
Vergeltung oder Rache ist allerdings nicht das, was innerhalb einer neuzeitlichen Rechtsordnung zu finden ist. Außerdem „Vergeltung“ für was? Waren die USA angegriffen oder in anderer Weise von Syrien geschädigt worden? Nein!
Der KURIER hinterfragte nicht, sondern setzte diese Begrifflichkeit für eine primitive, verbrecherische Handlung, um dieser einen martialischen, durchsetzungsfähigen Anstrich zu geben. Das änderte freilich nichts daran, dass jene, die angeblich „Vergeltung“ übten, nichts zu vergelten hatten, sondern vorgaben, für andere zu vergelten. Das war eine Ignoranz jeglicher Rechtsordnung gegenüber, das war Faust“recht“, Mord und Totschlag, was von den Aggressoren groteskerweise natürlich keiner anderen Partei zugebilligt wurde. Das Monopol des Mordens sollte beim übermächtigen Mörder bleiben, wobei Gegenwehr und Widerstand durchaus erwünscht sein konnte, um weitere „Vergeltung“ zu verkaufen.
Der KURIER belastete sich nicht mit derartigen Dingen und zitierte den US-Präsidenten Trump, welchen den Kriegsakt mit einer Unterstellung begründete, und einen Vertreter der Kriegspartei Türkei, der gleichfalls alles der syrischen Regierung unterstellte. Es wurde auch der US-Außenminister mit der reichlich schwachsinnigen Meinung zitiert, dass Russland bei der Aufsicht der Vernichtungsaktion von syrischen C-Waffen versagt hätte, was gleichfalls eine Unterstellung beinhaltete und nebenbei unterschlug, dass vor allem westliche Staaten daran beteiligt gewesen waren. Abgerundet wurde dies durch eine Vermutung der US-Geheimdienste.
Den Äußerungen der Aggressoren, die zwangsläufig sein mussten, wurden immerhin die Stellungnahmen der syrischen und der syrischen Regierung gegenübergestellt, welche richtig auf den Bruch des Völkerrechts hinwiesen. Der Textbaustein, dass diese beiden Staaten in Syrien zueinander stehen, durfte aber auch hier nicht fehlen.
https://kurier.at/politik/ausland/usa-greifen-syrische-luftwaffenbasis-an/256.876.653
Bei diesem Artikel handelt es sich um die überarbeitete Vision, wobei die angeblich „verständnisvolle Reaktion“ des österreichischen Außenministers auf den US-Terrorangriff gestrichen wurde. Interessanterweise wurde auch die Passage, in welcher die als „Opposition“ verkaufte geheimdienstlich aufgestellte Marionetten-Organisation „Syrische Nationale Koalition“ (SNC) ihrer Freude über den Terrorangriff Ausdruck verliehen hatte. Dafür wurden seinerzeit einige aktualisierte Passagen eingebaut. Zum Beispiel folgende:
„Die NATO war über den US-amerikanischen Angriff auf den Luftwaffenstützpunkt informiert. „Wir können bestätigen, dass der Generalsekretär im Vorfeld vom Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten informiert wurde“, teilte eine Bündnissprecherin am Freitag mit.“
Unter Freunden informiert man sich natürlich. Von einer Kritik aus dem Militärbündnis NATO ist nichts bekannt. Der KURIER tat ebenfalls so, als wäre nichts von Belang geschehen. Aus einem neuen Verbrechen wurde eine „neue Entwicklung“ und die Frage nach einer Beschäftigung mit derselben.
Ob sich NATO-Gremien mit der neuen Entwicklung im Syrien-Konflikt beschäftigen werden, blieb zunächst unklar. Man werde sich später zu dieser Frage äußern, sagte die Sprecherin.“
Eile war demnach nicht geboten gewesen, man wurde schließlich in der NATO-Spitze informiert, und dort haben die US-Militärs das Kommando. Wie praktisch.
Nach ihrem ersten und später veränderten Artikel am 7. April 2017 hatte der KURIER am Vormittag online einen kleinen Artikel wegen einer aktuellen Meldung nachgeworfen.
https://kurier.at/politik/ausland/syrien-weiterer-angriff-auf-khan-sheikhoun/256.927.742
Allerdings war bereits die Überschrift falsch, denn es gab keinen Beweis, dass es zuvor zu einem Angriff in Khan Sheikhoun gekommen war. Der Luftangriff gegen Mittagszeit wurde später von syrischen und russischen Militärs bestätigt, fußte hier aber noch einzig auf eine Al-Kaida-Quelle („ein Augenzeuge“) in der Provinz Idlib sowie dem mit denen befreundeten Unternehmen SOHR.
Danach schien man sich in der KURIER-Redaktion gesammelt und auf das letzte Ereignis eingestellt zu haben. Das heißt, in dem am Nachmittag online gestellten Artikel wurde massive Kriegspropaganda betrieben.
„Ein Luftangriff und dann? Assad sitzt in Syrien fest im Sattel“, lautete die Überschrift. Keine Anzeichen, dass dem weitere Bombardements, Raketenangriffe oder sonstwas folgen sollten. Der KURIER schien enttäuscht, dass noch immer kein totaler Krieg ausgerufen worden war. Angeblich wegen „Assad“.
„Der US-Luftangriff gegen die syrischen Regierungskräfte ändert die Lage im Bürgerkrieg. Bashar al-Assad muss wieder mit einer scharfen Reaktion des Westens rechnen.“
Der KURIER zeigte sich nun ein wenig versöhnt, denn immerhin schien der Krieg in und gegen Syrien wenigstens eine Eskalationsstufe hinaufgeklettert zu sein. Das Verbrechen, ein anderes Land mit Raketen anzugreifen, zu töten und zu zerstören, wurde gleichzeitig als freudige „scharfe Reaktion“ heruntergespielt. Dennoch schwang auch Enttäuschendes mit:
„Doch sein Sturz bleibt unwahrscheinlich.“
Was können wir dem KURIER empfehlen, damit dieser Sturz der syrischen Regierung endlich gelingt und den Weg frei macht für die Neuordnung des Nahen Ostens? Eine US-Invasion? Krieg gegen Russland? Grössere Massen an Al-Kaida-Söldner anwerben?
Die selbsternannte „Qualitätszeitung“, deren Herausgeber gerne um eine höhere Presseförderung aus dem Fond der Steuergelder sudert, benötigt sicherlich keine Zuwendung für Stimmungsmache wie folgende:
„Die Stimme des syrischen Generals dröhnt, als er im Staatsfernsehen die Erklärung der Armeeführung verliest. Den Rücken hält er aufrecht wie ein Brett, seine Arme stützt er fest auf das Rednerpult. Auch mit seiner Körperhaltung will der Mann in Uniform deutlich machen: Die Führung in Damaskus ist nach dem US-Angriff auf einen syrischen Militärflugplatz fest entschlossen, dem Gegner die Stirn zu bieten. „Diese Aggression bestätigt, dass die Amerikaner ihre falsche Strategie fortsetzen und die Bekämpfung des Terrorismus vonseiten der syrischen Armee untergraben“, donnert der General.“
Wirkt tatsächlich etwas steif. Quelle: YouTube (Screenshot).
Dröhnen. Aufrecht wie ein Brett. Donnern. Für den KURIER-Autor muss sich das gut angefühlt haben. Inhaltlich hatte der syrische Militär natürlich recht, aber dazu schien dem dümmlichen Lohnschreiber nichts eingefallen zu sein.
„Die fast 60 „Tomahawk“-Marschflugkörper, die die USA am frühen Freitagmorgen abschossen, haben die Lage im syrischen Bürgerkrieg mit einem Schlag geändert.“
Hierbei handelte es sich um Wunschdenken in der KURIER-Redaktion. Geändert hatte sich nichts bzw. etwas, was im April 2017 für die Propagandisten noch nicht greifbar gewesen war. Doch dazu später am Ende dieser Reihe.
„Seit Monaten gab vor allem Russland als wichtigster Unterstützer der Regierung von Präsident Bashar al-Assad den Ton in dem Konflikt an. Den USA – und Europa – blieb nur noch die Rolle als Zaungast, politisch und militärisch mit wenig Einfluss.“
Da war wieder der Textbaustein: Russland als Bündnispartner Syriens, und das verlogene Narritiv, dass die Westmächte angeblich nur „Zaungäste“ wären.
„Russland und Syriens Regierungskräfte, die auch vom schiitischen Iran massiv unterstützt werden, konnten nicht zuletzt deswegen frei schalten und walten, weil sie mit keinerlei militärischer Reaktion der USA rechnen mussten.“
Die Kriegspropaganda des KURIER konnte nicht dumm genug sein: syrische „Regierungskräfte“ im eigenen Land, und das auch noch mit „schalten und walten“. Ungeheuerlich! Und wo waren die ausländischen Spezialkräfte, Militärs und die Armeen von Al-Kaida geblieben, welche Syrien zu zerstören trachteten?
Die gab es für den KURIER gar nicht. Dort hatte man nur „Zivilisten“ entdeckt:
„Seit langem schon greift die syrische Luftwaffe Zivilisten mit international geächteten Fassbomben an. UN-Ermittler bestätigten, dass in Rebellengebieten gezielt Kliniken bombardiert wurden und die Regierung mehrfach Chlorgas einsetzte.“
Fassbomben waren seit Jahren ein Lieblingsthema von durch das US-Außenministerium finanzierte Organisationen. Angebliche Bombardierungen auf versteckte Al-Kaida-Kliniken und Chlorgas, deren Fabrik allerdings die Nusra-Front vor Jahren erobert hatte. Die Bemühungen des KURIER, medial den Krieg zu schüren, hatte aber nicht den gewünschten Erfolg gezeitigt. Das wurde ganz offen gesagt:
„Doch der Westen beschränkte sich bisher auf scharfe Kritik.“
Das war natürlich falsch, denn westliche Staaten waren und sind aktiv am Krieg gegen Syrien beteiligt, nur nicht erfolgreich trotz großer Leichenberge und Trümmerwüsten vor Ort. Aber da war sie wieder, die Hoffnung nach einer enttäuschenden Feststellung:
„Seit dem Angriff am Freitagmorgen ist diese Vorhersehbarkeit der US-Reaktion nicht mehr gegeben, weder für Syriens autokratische Führung noch für Russland. Von jetzt an muss die Regierung in Damaskus mit Angriffen der Amerikaner rechnen, sollte sie nach US-Lesart weitere massive Verstöße begehen.“
Die Aussicht auf einen direkten Krieg mit Russland schien in der gemütlichen Redaktionsstube vernachlässigbar. In deren Propaganda-Welt schien nur noch ein weiterer Anlass zu fehlen, neue Al-Kaida-Materialien, um noch einmal zuschlagen zu können. Allerdings schien man dort zu dumm zu sein, um zu begreifen, dass der US-Raketenüberfall genau das Gegenteil bewirken sollte. Auch dazu später.
Der KURIER suhlte sich in seiner Illusion und freute sich, einen den widerlichsten US-Kriegstreiber zitieren zu dürfen:
„Die Botschaft laute, dass „die Vereinigten Staaten nicht weiter untätig zusehen werden, während Assad, mit tatkräftiger Unterstützung von Putins Russland, mit chemischen Waffen und Fassbomben unschuldige Syrer abschlachtet“, jubelt der US-Republikaner John McCain. Das allerdings setzt voraus, dass US-Präsident Donald Trump auch künftig Vergeltung anordnet, etwa wenn gezielt eine Klinik bombardiert wird.“
Das Lager um Trump stand allerdings in scharfer Gegnerschaft zu den Verbrechern der Kriegs- und Finanzlobby um McCain-Clinton-Bush und anderen. Dieser Machtkampf in den USA wurde in den Massenmedien außen vor gelassen, denn es würde zum Verständnis für innen- und außenpolitische Handlungsweisen der Akteure führen.
„So könnte sogar die Blockade der Genfer Friedensgespräche wieder gelöst werden, bei denen sich die Vertreter der syrischen Regierung bisher wenig geneigt zeigten, ernsthaft zu verhandeln.“
Auch das war eine fette Lüge. Die Genfer-Gespräche waren seitens der Aggressoren (USA, England, Frankreich, Deutschland, Israel, Golf-Staaten sowie die von ihnen unterstützten Al-Kaida-Formationen) immer mit für Syrien nicht annehmbaren Vorbedingungen gekoppelt worden. Dazu ereigneten sich in Syrien immer zu dieser Zeit publikumswirksame Massaker, welche der syrischen Regierung in die Schuhe geschoben wurden. Die Aggressoren hatten nie einen Willen für einen Frieden gezeigt, was auch die Friedensgespräche von Astana bewiesen haben – unter Ausschluss der obgenannten Aggressoren.Hier sei auf den ausgezeichneten Artikel von Peter Frey verwiesen:
https://peds-ansichten.de/2017/05/luegen-vom-auswaertigen-amt-martin-schaefer/
Die Idee, mit Terrorangriffen gegebenfalls einen Verhandlungsweg zu finden, hatte aber schon etwas für sich. Zumindest beim KURIER.
„Schließlich sitzt Assad aufgrund russischer und iranischer Unterstützung und seit wichtigen militärischen Erfolgen derzeit wieder fest im Sattel. Im besten Fall könnte der Militärschlag der Diplomatie den Weg öffnen.“
Wir können froh darüber sein, dass nicht die Al-Kaida-Söldner und deren ausländische Drahtzieher im syrischen Sattel sitzen. Dann schreckte der KURIER plötzlich bei dem Gedanken zurück, dass es zu einer direkten Eskalation mit Russland kommen könnte.
„Doch es zeichnen sich auch gegenteilige Szenarien ab, schließlich spielt Trump mit dem Feuer. Die Militärintervention verschärft die Konfrontation mit Russland, das in Syrien selbst Truppen im Einsatz hat. Hier kann eine Dynamik entstehen, die nicht mehr zu kontrollieren ist. Ein Zusammenstoß mit Moskaus Kräften eingeschlossen.“
Köstlich. Kriegspropaganda auf allen Ebenen, aber sollte es schief gehen, dann würde Trump schuld sein.
Der KURIER stellte noch diverse Überlegungen eines Szenarios an, ohne auch nur den Hauch einer kritischen Betrachtung zu erkennen geben, faselte etwas von angeblich „moderaten Kräften“, die niemand zeigen konnte, und dass nun „radikale Milizen“ das Kommando übernommen hätten. Der KURIER vermied es auch hier, Al-Kaida und Terroristen beim Namen zu nennen, mit denen man angeblich nichts zu tun haben will. Deswegen endete das Gedankenspiel mit folgendem Satz:
„Bliebe eine breite amerikanische Militärintervention am Boden wie 2003 im Irak.“
Genau, ein toller Angriffskrieg unter verlogenem Vorwand mit einer Million Toten am Ende und einer fetten Beute. War aber nur eine Überlegung, und überlegen kann man ja, wenn selbst für das reale Massenmorden die Täter bis zum heutigen Tage nicht vor Gericht gestellt worden sind. Doch so einfach ist es nicht mehr, weil unter anderem Russland dieses Morden zu verhindern versucht. Das weiß man auch beim KURIER:
„Doch die Folgen wären unkalkulierbar.“
Und so bleibt die Sorge:
„Sollten Trumps Drohungen und dem Luftangriff keine weiteren Schritte folgen, laufen die USA sogar Gefahr, wieder als machtlos entlarvt zu werden.“
Und dann schwante dem Autoren offenbar, dass die Geschichte anders verlaufen könnte:
„Russland dürfte sich nach dem Bombardement noch enger an Assad binden, will sich Moskau in dem Konflikt von Washington nicht düpieren lassen und seinen starken Einfluss bewahren. Am Ende könnte Assad sogar profitieren.“