Die Anzahl der Menschen, die belagert werden würden, wurde in den Massenmedien mit 40.000 angegeben, ergänzt mit den Zusatz „davon die Hälfte Zivilisten“ (KRONE, KURIER). Der STANDARD schrieb von 40.000 Menschen, während die PRESSE in ihrem Kurzartikel diese Menschen pauschal als „Syrer“ bezeichnete. Der KURIER plapperte diese Angabe auch in ihrem Online-Artikel stumpfsinnig nach und schien stolz darauf zu sein, die Rechenaufgabe gelöst zu haben: 20.000 Rebellen wären es demnach (neben den Zivilisten).
Wäre dem tatsächlich so gewesen, wäre der syrischen Armee ein riesiger Fang gelungen. Während es beispielsweise in Frankreich mit der Gefangennahme von Terroristen und der Aufklärung terroristischer Anschläge leider, leider, leider noch nicht wirklich funktioniert hatte, hätte der syrischen Regierung mit dem Fang von 20.000 Terroristen auf einen Schlag unser aller Respekt gebührt.
Die syrische Armee hatte über den staatlichen Sender SANA und die Hisbollah wiederum über ein verbreitetes Kommuniqué die Anzahl der Terroristen in Madaya allerdings auf rund 600 Mann geschätzt. Dies scheint der Realität zumindest näher zu kommen, auch wenn diese Anzahl etwas niedrig erscheint in Anbetracht von 40.000 Menschen, von den die westlichen Massenmedien redeten. Die wussten allerdings gar nicht Bescheid, wie sie eben gerade demonstriert hatten. Wie viele Menschen dort wirklich in der Falle stecken, ist uns nicht bekannt. Madaya hatte zuvor nur knapp 10.000 Einwohner gehabt, von denen viele zuvor geflohen waren. Andere Flüchtlinge mögen diese mehr als aufgefüllt haben, aber die Angabe von 40.000 Menschen erscheint uns trotz der entsprechenden Angaben der UNO als zu hoch. Auf Wikipedia wurde diese Zahl erst im Januar 2016 eingefügt, als die Madaya-Kampagne begonnen hatte.
Quelle: Facebook.
Auch die Umstände der „Belagerung“ von Madaya verdienen ein wenig Aufmerksamkeit. In der westlichen Propaganda war bislang penetrant immer die Rede davon gewesen, dass „Assad“ angeblich die „eigene Bevölkerung“ bekämpfen und die Städte zerstören würde. Die Madaya-Kampagne wiederum zeigte – sicherlich ungewollt – ein gegenteiliges Bild. Dort war ein Ort von syrischen Truppen und Verbänden der Hisbollah umzingelt bzw. abgeriegelt worden. Die westliche „Berichterstattung“ zielte eindeutig darauf ab, ein Resultat dieser „Belagerung“ anzuzeigen: Hunger sowie Hunger mit Todesfolge. Diese Propaganda erfolgte allerdings auf Kosten der vorherigen Propagandalinie, machte sie doch offensichtlich, dass die syrischen Truppen eben nicht eine Ortschaft samt aller Insassen mit wahllosen Bombardierungen zu bekämpfen gedachte. Das Vorgehen, die Terroristen einzuschließen und ihre Versorgung abzuschneiden, bedeutet nichts anderes, als dass auf einen Sturm auf den Ort verzichtet wurde. Vielleicht wegen dem Mangel an eigenen Kräften, aber sicherlich auch, um hohe Verluste in der Bevölkerung wie auch bei den eigenen Militärs zu vermeiden.
Eine Belagerung: Bewaffnete draußen und Bewaffnete drinnen. (Quelle: Buchmalerei aus der „Chronique d‘Angleterre“ des Jean de Wavrin, 15. Jahrhundert, (AKG/British Library)).
Hier lässt sich feststellen, dass es vollkommen gleichgültig scheint, auf welche Art und Weise die syrische Armee ausländische Söldner und Terroristen bekämpft. Für die Westmedien wurde es immer als ein Verbrechen dargestellt, während deren Regierungen selbst für sich als souveräne Staaten in Anspruch nahmen, den Terror mit allen Mitteln bekämpfen zu dürfen. Gerne auch ungefragt in anderen Ländern. Dieser doppelmoralische Widerspruch konnte medial nur mit der Behauptung kaschiert werden, dass es sich bei den Bewaffneten um „Rebellen“ handeln würde und angeblich um syrische Landleute, die doch nur für „Freiheit“ und „Menschenrechte“ kämpfen würden. Auf Madaya bezogen lässt sich allerdings feststellen, dass die vom Ausland finanzierten Söldner der „Ahrar al-Sham“ und die Al-Kaida-Terroristen nicht dazu gehören.
Durch die Massenmedien wurden weitere Aspekte unterschlagen, um ein Zerrbild der tatsächlichen Situation in Syrien zu produzieren. So wurde verschwiegen, dass die syrische Regierung mehrmals den Söldnern und Terroristen freien Abzug, teilweise auch Amnestie zugesichert hatte, auch in Madaya. Die „moderaten Menschenrechtsaktivisten“ waren dort auf diese Angebote nicht eingegangen.
Die Herausstellung dieses Umstandes hätte natürlich die Wahrnehmung der Medienkonsumenten auf den Schauplatz Madaya verändert. Es würde deutlich machen, dass die relative Sicherheit der eingeschlossenen islamistischen Söldner nur auf gleichfalls mit ihnen eingeschlossenen Zivilbevölkerung fusst. Diese dient den Terroristen, die derzeit in Madaya über das Gewaltmonopol verfügen, als Geisel und als Faustpfand.
In den Artikeln vom 6.-8. Januar 2016 wurde zudem die Tatsache außen vor gelassen, dass eine ganze Reihe von Örtschaften und Städten von terroristischen Söldnerverbänden „belagerte“ wurde. Das beschränkte sich nicht nur auf Verbände der IS wie zum Beispiel bei Deir al Zor. Aber selbst dort waren die hungernden und beschossenen Menschen für die westlichen Medien keine Rede wert gewesen. Die ganze Kampagne hatte sich verräterisch einzig und allein auf den Ort Madaya bezogen, um die syrische Regierung und ihre Verbündeten zu diskreditieren. Das war zu offensichtlich.