Was hatten die österreichischen Qualitätsmedien an dem Tag der Heuchler (13. September 2015, stellvertretend für alle anderen Sonntage) anzubieten?
Wir möchten allerdings nur einen Ausschnitt zeigen und beginnen mit der Ausgabe des KURIERS vom Sonntag, 13. September 2015.
Gleich zu Beginn möchte der Chefredakteur Helmut Brandstätter in seinem Leitartikel erklären, „wozu Menschen auf einmal fähig sind.“ Gleichzeitig weiß er, dass der KURIER weiß, wo er hingehört.
Wir wissen wiederum, dass wir es schon lange wissen, zumal der KURIER täglich den Nachweis dafür abliefert.
http://kurier.at/meinung/kommentare/innenpolitik/wozu-menschen-auf-einmal-faehig-sind/152.340.272
Brandstätter ist es erst einmal wichtig, den KURIER in ein strahlend helles Licht zu rücken.
„Da kommt viel Zustimmung von Organisationen und Menschen (an die Readktion, Anm. d. Verfassers), die sich großartig um die Flüchtlinge kümmern, weil wir das Leid dieser Schutzlosen zeigen und von Anfang an geschrieben haben, dass wir helfen müssen.“
Oh, ist das schön! Unsere Augen waren beim Lesen dieser Worte feucht vor tiefer Rührung. Dann allerdings erinnerten wir uns daran, dass der KURIER die Kriege, welche die genannten Schutzlosen entstehen ließen und nach wie vor lassen, medial immer unterstützt hatte. Auch erinnerten wir uns daran, dass all die anderen Schutzlosen, die sich seit Jahren auf der Flucht befinden, aber in andere Länder untergekommen sind, nie ein Problem für den KURIER dargestellt hatten. Ganz zu schweigen von all jenen Menschen, die ihre Flucht und Vertreibung nicht überlebt haben.
Quelle: Screenshot, Puls 4, YouTube.
Helmut Brandstätter, Chefredakteur und nun auch Herausgeber des KURIER.
Das lässt die plötzliche Nächstenliebe recht aufgesetzt erscheinen. Brandstätter, diese gute Seele, und seine Redaktion wollen mit dem Schreiben helfen. Damit sind wir gemeint, wir sollen helfen. Das machen wir auch, haben allerdings keine Kenntnis davon, dass die KURIER-Redaktion ebenfalls hilft.
Natürlich darf trotz des Appells nicht der warnende Zeigefinger fehlen. Die Kosten! Die Kosten! 80.000 Flüchtlinge würden viel Geld kosten, trotz aller Nächstenliebe, unserer Nächstenliebe außerhalb der massenmedialen Schreibstuben, welche diese Menschen kostenlos zu versorgen trachten. Brandstätter nennt diesen Hinweis – mehr ist es nicht – einen „glaubwürdigen Journalismus“ und macht sich dann Sorgen um gefühlte Belastbarkeit der Kommunen, die sich an neue Gesichter gewöhnen müssten.
Der Chefredakteur des KURIER plagt seine Leser mit einem weiteren Hinweis.
„Und es ist einfach notwendig, darauf hinzuweisen, dass auch im nächsten Jahr Flüchtlinge nach Europa streben werden.“
Brandstätter hat es selbst notwendig, mit dieser Zukunftsprognose seine Leser zu erschrecken und die Hilfsbereitschaft möglicherweise wieder einzudämmen. Denn die soll ja auch für nächstes Jahr noch reichen. Der Chefredakteur nennt allerdings nicht Insiderwissen über weitere Kriegshandlungen, nein, aus den Elendslagern will er es erfahren haben. Dort wird offenbar bereits für das kommende Jahr geplant.
Brandstätter hat auch eine Ursache parat. Es liege an der „Unfähigkeit“ einer ominösen „internationalen Gemeinschaft“, mit welcher bislang in den massenmedialen Welten ausschließlich der „Westen“ gemeint war. Eine unfähige Bande scheint das zu sein, sitzen nur herum, können sich nicht einigen und setzen einfach ihre Kriege fort… hoppla, das passt nicht hierher, Entschuldigung.
Der Chefredakteur stellt lieber Sorgen über das Durcheinander unserer Ordnung wegen den Flüchtlingen in den Raum, wobei er eine „dünne Decke u n s e r e r Zivilisation“ festzustellen versucht. Den Zerfall dieser Zivilisation bemerkt er nicht bei uns, sondern bei den ungarischen Grenzern. Theatralisch fragt er, wozu diese Menschen noch fähig sein könnten und weiß es offenbar nicht besser, dass die Österreicher, zu den auch Brandstätter gehört, in der Vergangenheit diese Fähigkeiten bereits zur Genüge gezeigt haben. Schreibtischtäter inklusive.