Zum 75. Male jährt sich mit dem gestrigen Tage der Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen und der Beginn des 2. Weltkrieges.
Dem vorausgegangen war nach dem 1. Weltkrieg der Versailler Friedensvertrag von 1919, in welchem sich das Deutsche Reich zur Anerkennung Polens verpflichten musste.
Dem vorausgegangen war das Versailler Friedensvertrag (Diktat) von 1919, welches nach dem 1. Weltkrieg die alte deutsche Hansestadt Danzig und ein gewisses Territorium drumherum aus dem damaligen Deutschen Reich herausgelöst und formal dem Völkerbund und unter polnische Verwaltung gestellt hatte.
Die Hafenstadt Danzig wurde aus dem Deutschen Reich ausgegliedert und dem Völkerbund unterstellt. Polen erhielt diverse Gebiete und einen Zugang zur Ostsee, so dass durch diesen geschaffenen Korridor Ostpreußen vom übrigen Reichsgebiet abgetrennt war. Dieses „Diktat“ der Siegermächte sollten in der Folgezeit alle deutschen Regierungen anfechten, wenn auch vergeblich.
Auf die ganzen politischen Manöver, Aktionen, Entwicklungen sowie den gescheiterten Verhandlungen mit Polen soll hier aus Platzgründen nicht eingegangen werden. Tatsache ist, dass Hitler von Anfang an den Plan hatte, gegen die Sowjetunion zu ziehen. Und dieser Weg konnte nur über Polen führen.
Der Konflikt zwischen dem Deutschen Reich und Polen um Danzig und dem polnischen Korridor durch Westpreußen war zwar real, sollte aber für Hitler vor allem als Vorwand dienen, um den Konflikt kriegstreiberisch zu schüren und geplant eskalieren zu lassen.
Hitler selbst erklärte es am 23. Mai 1939 vor seiner militärischen Führungsspitze: „
„Danzig ist nicht das Objekt, um das es geht. Es handelt sich für uns um die Erweiterung des Lebensraumes im Osten und Sicherstellung der Ernährung, sowie der Lösung des Baltikum-Problems.“
Aber auch Verbrecher in der Größenordnung eines Hitlers und seiner Nazi-Spitzen kamen nicht umhin, zusammen mit Militär, Polizei und Geheimdienst, eine Situation vorzutäuschen, die es ihnen leichter machen würde. Denn auch für sie galt es, den geplanten Krieg innenpolitisch als eine Art „Verteidigung“ zu deklarieren, um die Zustimmung der Bevölkerung zu erhalten. Aber auch außenpolitisch wurde versucht, diesen Krieg als eine notwendige Handlung zu verkaufen.
Hitler sollte dies auch genau so seinen Oberbefehlshabern am 22. August 1939 erklären.
„Die Auslösung des Konfliktes wird durch eine geeignete Propaganda erfolgen. Die Glaubwürdigkeit ist dabei gleichgültig, im Sieg liegt das Recht.“
Der Chef des deutschen Sicherheitsdienstes Reinhard Heydrich hatte bereits zuvor erklärt:
„Ein tatsächlicher Beweis für polnische Übergriffe ist für die Auslandspresse und für die deutsche Propaganda nötig.“
Chef der SD: Reinhard Heydrich.
Dazu gehörte, polnische Ausschreitungen gegen die deutschstämmigen Einwohner propagandistisch auszuschlachten. Die Nazi-Medien arbeiteten darauf hin, Polen grundsätzlich als Feindbild aufzubauen. Im August 1939 wurden durch SD- und SS-Angehörige, als polnische Freischärler verkleidet, Zwischenfälle (Schießereien, Beschuss von Gebäuden) an der Grenze und im Korridor inszeniert.
Höhepunkt der vom SD-Chef Heydrich angeordneten Operation „Tannenberg“ waren die am Abend des 31. August 1939 durchgeführten Anschläge auf zwei deutsche Zollstationen und vor allem der Überfall auf die Sendeanlage Gleiwitz. Bei dieser wurde auch eine Leiche zurückgelassen, welche als „Beweis“ für die vermeintliche polnische Aggression dienen sollte.
Sender Gleiwitz in Oberschlesien.
Der Reichsrundfunk sendete bereits am selben späten Abend eine Nachricht über diese Zwischenfälle an seine Hörer. Die gesamte deutsche Presse brachte am folgenden Tag, dem 1. September 1939, die Meldung über die angeblichen Überfälle mit der abgestimmten Schuldzuweisung an die Polen.
Zu diesem Zeitpunkt, ab 4.45 Uhr, wurde freilich bereits „zurückgeschossen“.
In seiner im Rundfunk übertragenden Reichstagsrede vom 1. September 1939 behauptete Hitler: „Polen hat nun heute nacht zum ersten mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen.“
Somit hatte auch das NS-Regime des Deutschen Reiches versucht, sich mit einer „False-Flag“-Operation eine gewisse Legitimität für ihren Krieg zu verschaffen. Im Inland war dazu eine Medienkontrolle notwendig. Neben dem staatlichen Rundfunk und der Versorgung der Kinos mit Propagandafilmen wie „Wochenschau“ und UFA-Tonwoche war die Presse gleichgeschaltet.
Hier der Link zur Deutschen Wochenschau vom 6. September 1939, welche sich durchaus die Mühe gemacht hatte, den Kriegsgrund auch visuell zu untermalen. Inklusiv einem „Interview“ mit einem betroffenen Bewohner.
http://www.youtube.com/watch?v=lu1agpzqzEw
Nüchtern betrachtet hat sich bis zum heutigen Tag nicht viel geändert.